Hallo,
ich schreibe dies, da ich nächtelang im Internet unterwegs war, um mich bezüglich Katis möglicher oder dann diagnostizierter Erkrankung des Bewegungsapparates zu informieren. Vielleicht ist Katis leidvolle Krankengeschichte für irgendjemanden von Nutzen.
Kurzfassung:
Trotz einer durchgeführten operativen Behandlung der Patella-Luxation blieb das Hinken meiner Irish Terrier Hündin unverändert. Dann wurde eine beidseitige Gracilis Kontraktur festgestellt. Entgegen aller negativen Prognosen konnte dank einer speziellen Dehnübung eine deutliche Verbesserung erzielt werden.
Und hier die ausführliche Geschichte:
Meine Irish Terrier Hündin Kati litt beidseitig an Patella Luxation Grad 2. Als ihr Gangbild kurz nach ihrem 5. Geburtstag schlechter wurde, habe ich mich nach Konsultation mehrerer Ärzte (die alle die gleiche Diagnose stellten) zu einer Operation entschlossen. Die Operation am linken Hinterlauf war erfolgreich, die Patella war und blieb da, wie es sein soll - aber das Gangbild veränderte sich überhaupt nicht. Auch nicht mit Physiotherapie.
Im Trab zog sie den linken Hinterlauf immer nach oben. Es war eine Art Hüpfen, so als würde sie einen Schritt aussetzten.
Ein wahrer Marathon bei vielen voneinander unabhängigen Ärzten und Physiotherapeuten mit vielen Untersuchungen, Behandlungen, Akupunktur, Physiotherapie usw. begann. Alles erfolglos, obwohl ich auch bei empfohlenen Spezialisten war.
Die vielen Erklärungsversuche, warum meine Hündin nach der Operation das exakt gleiche Gangbild wie vor der Operation zeigt, überzeugten mich alle nicht. Sie hätte sich an das Gangbild gewöhnt, es bräuchte alles seine Zeit, 10% aller Hunden hinken auch nach einer erfolgreichen Patella-Op usw.
Dann geriet ich endlich an einen Arzt, der nach einer kurzen Untersuchung die richtige Diagnose stellte: Gracilis Kontraktur, beidseitig. Die Diagnose wurde mittels Tasten in der Innenseite den Schenkels gestellt und durch eine Ultraschalluntersuchung überprüft.
Der Kommentar der anderen Tierärzte, die meine Hündin bislang erfolglos untersucht und behandelt hatten und nun die Diagnose ihrerseits bestätigten: Diese Krankheit sei extrem selten und bei Irish Terriern gar nicht bekannt.
Mein Kommentar: Woher wollen die Tierärzte das denn wissen? Ich war bei ca. 8 TA und keiner kam auf die Idee, mal nach einem kranken Gracilis Muskel zu tasten. Und was man nicht sucht, kann man auch nicht finden.
Die Gracilis Kontraktur wird als unheilbar und fortschreitend, aber schmerzfrei beschrieben. Da bei Kati auch mit starken Schmerzmitteln keine Veränderung des Gangbildes erzielt worden war, konnte ich von einer Schmerzfreiheit ausgehen. Für die betroffenen Hunde würde es laut Literatur aber bedeuten, dass sie über kurz oder lang die Hinterläufe gar nicht mehr benutzten können und eingeschläfert werden müssen.
Früher hat man den zusammengezogenen und verhärteten Gracilis-Muskel heraus operiert. Da dies aber keine langfristigen Erfolge aufweisen konnte, macht man das heute nicht mehr.
Okay, dachte ich mir, wenn man diesen Muskel heraus operiert hat und die Hunde danach (eine Zeit lang) recht normal laufen können, dann geht es also auch ohne Gracilis Muskel. Der Muskel wird durch die Krankheit kurz und hart, und damit ist das Hinken rein mechanisch bedingt. Mein Ziel war es, den Muskel mittels Dehnungsübungen wieder lang zu bekommen. Oder zu mindestens eine weitere Verkürzung zu verhindern.
Wenn diese Dreckskrankheit in die eine Richtung zieht, dann wollte ich einfach in die andere Richtung ziehen. Ich war davon überzeugt, dass die Dehnungsübungen täglich stattfinden müssen. Je öfter, desto besser.
Daher dachte ich mir folgende Übung mithilfe eines Tritthockers und einer Futterschale namens “Green Feederer“ aus:
Das Futter verteilte ich auf der ganzen Futterschale zwischen den Noppen und stellte sie ganz oben (zweite Stufe) auf den Tritthocker. Kati stand, um an das Futter zu kommen, mit den Vorderbeinen auf der ersten Stufe. Die Hinterläufe, mit denen sie auf dem Boden stand, musste sie durchstrecken und ihr Gewicht ausbalancieren.
Ich besprach das Ganze mit der Physiotherapeutin und sie fand die Idee gut und sinnvoll.
Also gab es nun vor jedem Spaziergang eine kleine Dehneinheit am Tritthocker mit bisschen Futter und zwei Mal am Tag nach den längeren Spaziergängen längere Dehneinheiten mit den Hauptmahlzeiten. Zudem schmierte jeden Tag zwischendurch Jogurt, Frischkäse oder Nassfutter zwischen die Noppen.
Gegen alle Prognosen wurde Katis Gangbild langsam besser.
Ich kann nun nicht sagen, dass ist DIE Lösung für alle betroffenen Hunde. Ich bin weder TA noch Physiotherapeut und habe oben beschriebene Erfahrung nur mit einem Hund gemacht. Und ich kann nichts darüber sagen, wie sich die ganze Sache langfristig entwickelt hätte. Kati und ich hatten leider nicht mehr viel Zeit zusammen. Sie starb kurz nach Ihrem 6. Geburtstag an Bauchspeicheldrüsenkrebs.
Aber bis zu ihrem Krebstod habe ich diese Tritthockersache beibehalten und sie hinkte am Ende kaum noch.
Mit herzlichen Grüßen