Beiträge von MayaMütze

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    Solche Sprüche sind schlimm, aber sie entlarven den "Sender" auch relativ schnell - in dem Fall als schlichtweg dumm. Daher sind sie mir noch lieber als die unausgesprochenen Vorurteile, oder die, die schon fast als salonfähig gelten. Gegen die kann man sich schlechter wehren.
    Was ich in den letzten Wochen und Monaten als sehr deprimierend empfunden habe, war die ablehnende Reaktion vieler Anwohner eines Flüchtlingsheimes hier in Berlin. Die Krönung war eine junge Frau, die von einem Reporter gefragt wurde, weshalb sie gegen dieses Flüchtlingsheim sei. Ihre Antwort: "Wir haben doch selbst nichts!".
    Hä??
    Dieses "leicht" verschobene Selbstbild begegnet einem leider erschreckend häufig. Da stimmt doch was nicht!
    "Wir haben doch selbst nichts"... Unglaublich, ich komm´ immer noch nicht über dieses Statement hinweg. :fear:

    Aber insgesamt finde ich, dass es doch recht viele wirklich weltoffene Menschen gibt, oder? Die anderen fallen einem eben besonders auf. Aber vielleicht denke ich das auch nur, weil ich mich bevorzugt mit ersteren abgebe.

    Häh??? :???: Denkt sie, sie muss den Flüchtlingen etwas abgegeben?

    Bei uns eine Straße weiter ist auch ein Asylantenheim. Viele Einwohner (meist nur die, die nicht in der Nähe wohnen) waren empört und dagegen. Sie hatten Angst, dass die Kriminalitätsrate steigt.
    Naja, wir wohnen in unmittelbarer Nähe und die armen sitzen einfach nur den ganzen Tag rum und warten darauf, was mit ihrem Leben passiert.

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    Hm.. ich bin Asiatin, habe bis vor kurzem 22Jahre lang deutsche Schäferhunde gehabt, und bisher sehr(!) selten Ziel von rassistisch motivierten Angriffen gewesen. Im Zusammenhang als Hundehalterin gar nicht und als Privatperson auch nur einige wenige Male. Da waren die Frauen-diskriminierenden Situationen deutlich häufiger.

    Wenn, dann jedoch von sehr jungen Menschen (Jungendliche, junge Erwachsene) oder sehr alten Menschen (> 70).

    Das schlimmste Erlebnis war vor ca. 15Jahren, als ich meinen Wagen rückwärts von einem Privatstellplatz ausparken wollte. Auf diesem stand ich weil ich auf jemanden gewartet habe - aber im Auto sitzend um jederzeit wegzufahren wenn der Stellplatzinhaber kommt. Er kam - ein alter Mann (ca. 70) der sich dann direkt hinter mich gestellt hat mit seinem Wagen, obwohl ich schon Motor an und Rückfahrgang drin hatte um ihm Platz zu machen. Er ist ausgestiegen und hat mit einem Spazierstock gegen meinen Wagen und Scheibe geschlagen, und dabei gebrüllt ich solle aussteigen damit er mich scheiß Ausländerpack totschlagen kann. Dabei hat er gebrüllt "wir" gehören alle getötet, erschlagen, ersäuft, vergast. Die Situation war unbeschreiblich. Ich habe vor Schock und Schreck geweint (obwohl ich wusste er ist praktisch gebrechlich und im echten Notfall könnte ich mich schon verteidigen) und noch im Auto die Polizei angerufen. Die haben das alles live am Telefon mitbekommen und haben sofort eine Streife geschickt. Als die Streife da war, sass der alte Mann seelenruhig in seinem Auto und mich am "flüchten" gehindert. Er war ernsthaft verwirrt und dachte die Polizei ist jetzt da um ihn zu unterstützen mich umzubringen um Deutschland zu säubern - er hätte mich "gestellt".
    Ich weiß nicht was schlussendlich mit diesem Mann passiert ist. Er war geistig eindeutig verwirrt. Seine Kinder (Nachbarn) wurden geholt, welche einfach nur schockiert und entsetzt waren von seinem Verhalten. Sie haben mit mir geweint, sich 1.000 entschuldigt, mir noch Blumen und Schokolade vorbei gebracht, etc. Ich habe keine Anzeige erstattet weil der alte Mann krank war - ich weiss aber nicht ob es ein Verfahren seitens der Staatsanwaltschaft gab. Es gab ja zahlreiche Zeugen. Praktisch der halbe Strassenzug.

    Für mich war das ein schockierendes Negativ-Erlebnis, welches mich lange begleitet hat.

    :sad2:
    Das tut mir so Leid für dich, dass du so etwas erleben musstest.

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    Hej Gabi,

    ja, die Generation 70+ war damals noch klein, aber sie wurde von wem erzogen? Und welches Weltbild wurde ihr gelehrt? Und was haben die Menschen geglaubt? Das ist nicht weg.... ich erinnere mich an eine Begebenheit. Ich war noch klein - so zwishcen 6 und 8 und war mit meiner Oma in einer kleinen Stadt unterwegs. Uns kam eine Behindertengruppe entgegen, Sxchwerbehinderte im Rollstuhl und ich war fasziniert.... und neugierig und konnte gar nicht anders als hinsehen. Und meine Oma sagte empört "wo was hat es früher nicht gegeben, die wurden weg gemacht!" Ich wusste nicht, was sie meinte, aber ich spürte, tief in mir, das sie etwas ganz Schlimmes gesagt hatte.... auf meine entsetztes "aber Omi, was sagst Du denn da" folgte nur Schweigen und der, in meiner Kindheit prägende Satz "das verstehst Du eh nicht, warte, bis groß bist". Aber für mich war diese Begebenheit sehr prägend.

    Und mein Prof, ich hab sehr spät studiert, erst vor ein paar Jahren, sagte, "diese Zeit hat etwas mit uns Menschen gemacht, etwas, dem wir uns nicht entziehen können, es lebt in uns und wir haben schwer damit zu tun, dagegen zu steuern. Menschlichkeit und Güte muss man sich heute schwer erarbeiten und sich fragen, was Menschlichkeit überhaupt -nach so einer Zeit - ist?" Da denke ich heut enoch ab und an drüber nach.

    Heute, wo meine Töchter erwachsen sind und werden (die Jüngste ist 17) da sehe ich um mich herum so viele Vorurteile und scharze Gedanken, dasich mich manchmal frage, wo ich lebe. In Kleinigkeiten, nicht in großen Dingen. Ich werde dies Jahr 50 - ich bin die Generation der 60er - da war das alles noch sehr lebendig.... und meine Familie war Flüchtlingsfamilie - die haben alle Dinge erlebt, von denen man sich heute nicht mehr vorstellen kann, das man so etwas überlebt ohne Therapie und Zusammenbruch.

    Sundri *nachdenklich*

    Danke, Sundri.


    Gaby, ich habe sehr wohl in meinem nächsten Satz geschrieben, dass es genau so viele gibt, die anders sind.
    Also, bitte alles lesen und nicht aus dem Zusammenhang reißen.

    Dann hoffe ich, dass ich die Dame nicht allzu gekränkt habe.
    Ich habe auf einer Ausstellung mal viele auf einem Haufen gesehen und das waren alles solche Klopper. Wahrscheinlich haben sie mein Bild eines Bullmastiffs etwas verzerrt.

    Viele der Generation 70+ leben noch nach ihrem in der Jugend gelehrten Bild. Natürlich gibt es auch genau so viele, die weltoffen sind und keine Scheu vor neuen Kulturen oder anderen Denkweisen haben. Meine Schwester hat jahrelang als Altenpflegerin gearbeitet, heißt Rebecca und hat schwarze Haare. Drei Mal darfst du raten, was sie so für Sprüche bekommen hat.

    Die Leute auf den Bildern trauen sich gar nicht ihren Rassismus kundzutun, wenn sie nicht vermummt und in einer Gruppe sind.
    Das ist wieder ein ganz anderer Rassismus, als der Alltagsrassismus der täglich stattfindet. Egal ob in Deutschland oder in einem anderem Land.