Ich denke, dass die Herkunft eine Riesenrolle spielt, da der Hund ja schon vorbelastet ist.
Die Setter in Spanien werden selten von Privatpersonen gehalten, sondern dienen einzig und allein der jagdlichen Verwendung - und zwar ohne jegliche Ausbildung. Die werden laufen gelassen, sollen Vögel hoch machen und der Jäger kann schießen.
Wer von der Jagd nicht zurück kommt, egal. Wer nichts taugt, wird erhängt/erschlagen/im nettesten Fall ausgesetzt oder in der Tötung abgegeben. Nachschub gibt es ja genug.
Wenn der Hund in seinem ersten Jahr gelernt hat, selbstständig zu jagen, hat er ein Verhaltensmuster etabliert, gegen das man aus meiner Sicht schwer ankommt. Jagdlich gesehen befindet sich der Hund auf einer Autobahn, er kennt keine Abzweigungen oder langsames und genussvolles Fahren durch schöne Gegenden.
Der Hormoncocktail im Körper wird entsprechend angesprochen und da das Jagen selbstbelohnend ist und nicht viel anderes da mit halten kann, sucht er das Gefühl immer wieder.
Ich finde es schwierig, aus so einem Hund einen "normalen" machen zu wollen. Jagdlich gesehen, gibt es für diese Art von Hund wenig Möglichkeiten. Vögel zu suchen und hoch zu machen - da gibt es wenig Alternativen dazu.
Und wenn der Hund längere Zeit in seinem Leben SELBSTSTÄNDIG und ohne Anleitung des Menschen jagdliche Erfolge hatte - was soll da gegen anstinken können? Der Hund lacht sich doch kaputt, wenn er Dummys holen soll. Das liegt gar nicht in seinem Naturell.
Viele Trainer, viele Meinungen. Sich da nur das raus zu picken, was einem gefällt und das bunt zusammen zu würfeln, wird sicherlich keinen langfristigen Erfolg bringen.
ZOS als Alternative finde ich ganz gut. Setter arbeiten ja mit hohem Kopf und auch über Sicht. Von daher ist das ruhige und konzentrierte Arbeiten mit der Nase und das Anzeigen von Gegenständen aus meiner Sicht schon der richtige Weg. Dadurch könnte eventuell langfristig eine "Umprogrammierung" des Gehirns stattfinden, auch wenn ich bezweifel, dass man jemals in wildreichen Gebiet mit dem Hund diese Arbeit machen kann.
Dann müsste der Suchtfaktor nach ZOS größer sein, als der Suchtfaktor, Wild zu suchen.
Die Erwartungshaltung des Hundes nach jagdlichem Erfolg wird sicherlich schon ab der Haustür anfangen. Da könnte man vielleicht ansetzen, das umzustrukturieren.
Ich persönlich würde den Hund einfach nicht ableinen, wildreiche Gegenden meiden, weiter ein bisschen Schleppleinentraining machen, gucken, dass ich ihm wenigstens eine jagdliche Alternative arbeiten lasse (ZOS) und versuchen, diese irgendwann auch nach draußen zu verlagern und unter Ablenkung durchführen zu können.
Also körperliche und geistige Betätigung anbieten und ansonsten dann eher Spaziergang an der Leine und sich damit abfinden, dass der Hund eher nicht mehr ableinbar und lenkbar wird, zumindest nicht in wildreichen Gebieten.
Aus einem Jagdhund, der das selbstständige Jagen sehr früh gelernt hat (und wahrscheinlich nicht viel anderes) und der nicht gelernt hat, mit dem Halter zu kooperieren (die Hunde in Spanien haben ja eher wenig Menschenkontakt) wird man keinen netten Begleithund mehr machen, der einfach nur mit einem lustig spazieren geht.
Trotzdem würde ich weiter an einem Abbruchsignal, Impulskontrolle und Ansprechbarkeit des Hundes arbeiten.
Ich würde aber nicht davon ausgehen, dass ich damit langfristig Erfolg habe und den Hund bekomme, den ich mir eigentlich gewünscht habe.