Beiträge von anselm

    Guten Abend, Jansens,
    Deine Freude kann ich gut nachvollziehen, denn auch bei unserer Circe erlebte ich nach scheinbaren Fortschritten immer wieder Rückschläge erschreckender Art.
    Getreu der Devise der Bläck Föss: "Mädche dürfe kriesche, Indianer dürfe das nit," habe ich dann zwar nicht direkt geweint, habe mich aber nach unserem Rundgang vor dem Schlafengehen mit ihr an den Teichgesetzt, ihr zwischen meinen Beinen die Ohren gekrault und sie beschworen: "Bitte lass mich nicht im Stich".
    Ob das geholfen hat, weiß ich nicht so recht, aber über die gewaltigen Fortschritte seither bis nun, wo es keine Probleme mehr gibt, habe ich immer wieder nachgedacht. Deshalb meine ich, Dir sagen zu können: "Eure Fortschritte gründen eben darin, dass er Menschen nicht mehr doof findet". Natürlich findet ein Herdie die Menschen um sich herum "doof", die nicht in der Lage sind, eine Gefahr abzuwehren und ihn mit dieser angeborenen Aufgabe allein lassen.
    Da hat sich weder durch erwachsen werden, durch Kastration oder Training seine Meinung geändert, sondern Ihr habt ihm offensichtlich Erfahrungen verschafft, in denen er sich auf Euch verlassen konnte, in denen er Euch als stark empfunden hat. Das heißt: Ihr habt Fortschritte gemacht. Da geht er gerne mit und fühlt sich immer wohler.
    Darauf weisen insbesondere die Schilderungen von der Ruhe hin, die nun zunehmend einkehrt. Er hat einfach weniger Angst davor, ohne verlässliches Rudel alles selber regeln zu müssen. Denkt doch einfach einmal über kleine gemeinsame Ereignisse nach, bei denen Ihr selbst keine Angst hattet, es könne wieder etwas schief gehen, sondern ihm Sicherheit vermittelt habt. Da lässt sich ein roter Faden finden, der sich konstruktiv weiter fortspinnen lässt.
    Selbstverständlich kann man sich nach stressigen Erfahrung nicht so leicht von Ängstlichkeiten frei machen, die ihrerseits den Hund verunsichern und so die Garantie für die nächste Pleite sind. Aber im Gegensatz zum Hund haben wir die Möglichkeit, diesen Teufelskreis zu erkennen und durch Arbeit an uns selbst zu durchbrechen.
    Einen schönen Abend noch.
    Anselm

    Guten Tag an die fragwürdigen Herdenschutzhundhalter!


    Die Begrüßung soll schon meine Frage andeuten.
    Weshalb heißt das Forum "Herdenschutzhundehalter hier im Forum?" mit Fragezeichen? Sollen dadurch Zweifel ausgedrückt werden, ob "die da" überhaupt zu den anständigen Hundehaltern gehören, denen man Gastrecht gewähren darf?
    Mit freundlichen Grüßen.
    Anselm
    :hilfe:

    Noch einmal einen schönen guten Abend.
    Theo hat uns viele Jahre begleitet, und er war so, wie er aussieht. Berner sind wirklich einfach zu halten und Familienhunde aus dem Bilderbuch. Natürlich muss man auch bei ihnen den Leithund markieren, sonst machen sie mit einem Hugeles, was bei ihrer Größe und unbändigen Kraft nicht immer spaßig verläuft.



    Aber nach einigen Kraftspielen, beispielsweise Stöckchenwerfen in der gezeigten Größenordnung und anschließend so lange daran ziehen, bis einer nachgibt, sind die Verhältnisse klar, zumindest wenn man selbst nicht nachgegeben hat. Das Zuchtkriterium für diese Arbeitshunde war ja immer der Anschluss an den Menschen.



    Wenige Wochen nach der Aufnahme der Bilder im gestrigen Beitrag brachte ich Theo in die Lesia-Klinik nach Düsseldorf zu Untersuchung, weil er das Futter verweigerte und ein völlig stumpfes Fell bekam. Nach ausgiebiger Untersuchung zeigte sich glücklicherweise "nur" eine Darmentzündung, die sich medikamentös beheben ließ. Danach war er wieder ganz der Theo. Nach einigen weiteren Wochen setzte wieder ein Verfall ein, begleitet von Atmungsproblemen und einem ungesunden Riechen. In der Klinik stellt sich heraus, dass der gesamte Brustkorb mit riesigen schaumigen Krebswucherungen ausgefüllt war, die alle Organe auf die Seite drückten. Ich war nicht nur zutiefst entsetzt, sondern auch verärgert, da man einige Zeit früher doch noch hätte etwas unternehmen können. Aber die Durchsicht der Bilder von den vorangegangenen Untersuchungen ließen nichts erkennen. Es handelte sich um ein sehr seltenes krankhaftes Zellwachstum, das gelegentlich auch bei Menschen vorkommt. Es läuft fast so schnell ab, wie das Aufgehen von Hefe. So blieb nur noch eine palliativmedizinische Behandlung, die Theo sogar noch für einige Tage sein gewohntes Wesen, seine Heiterkeit und Lebensfreude zurückgab, bis er mit dem Kopf zwischen meinen Beinen ganz ruhig einschlief. Immerhin war er 16 Jahre alt geworden, ein würdiges Berneralter!
    Vor dem Begraben nahmen meine Frau und ich, ganz wichtig aber auch Circe Abschied. Es war ergreifend, wie umfassend Circe in den folgenden Wochen - wir nennen es Trauerarbeit - leistete. Diese hochsensible Zeit erwies sich aber auch als fruchtbare Voraussetzung, die unerlässlichen Bindungen an das nun veränderte Rudel konstruktiv zu festigen.



    Ein Kaukase ist wie jeder echte Herdenschutzhund über Jahrhunderte nach ganz anderen Maßstäben gezüchtet worden. Die Nähe zum Menschen spielt keine Große Rolle, wichtig ist seine Fähigkeit, im Rudel Gefahren durch Raubtiere (auch menschliche) von der Herde und den sie hütenden Menschen abzuwehren. Je selbständiger und effektiver sie das erledigten, desto besser. Deshalb kann man die Umgangsformen, die bei den üblichen Hunderassen erfolgreich sind, vergessen. Ein wichtiger Ansatzpunkt ist, dass er aggressiv, lautstark und Furcht einflößend das Grundstück verteidigt. Dann sind in der Anfangszeit auch einige Vorsichtsmaßnahmen erforderlich, wenn Besuch kommt. Der Hund folgt damit seinem tief sitzenden Instinkt, alles kompromisslos abzuwehren, was er für bedrohlich hält, wenn es in die Nähe des Rudels und des Reviers kommt.
    Das wird weitergehen und sich verstärken, wenn man dem Hund nicht die Gewissheit vermittelt, dass da ein Leithund ist, der die Verteidigung organisiert. Hat man dies geschafft, kehrt plötzlich Ruhe ein, der Anschluss wird unzerbrechlich, und der Hund hat seinen sicheren Platz gefunden. Kurz: er fühlt sich nun sicher wie im Rudel.
    Das schreibt sich einfacher, als es zu praktizieren ist. Insbesondere bedarf es dazu erst einmal gründlichen Einsatzes des Menschen, geduldiger Beobachtung und Verstehens der Verhaltensweisen vor dem skizzierten Hintergrund des Instinkts. Auch das Verstehen nuancierter Körperhaltungen und der Mimik muss man erst einmal im notwenigen Umfang erlernen.
    Anstatt ihn abrupt aus seinen natürlichen Zusammenhängen herauszureißen, hilft man ihm, wenn er Gelegenheit bekommt, seine Instinkte mit anderen geeigneten Hunden in Spiel zu "entschärfen". Das ist erst einmal das ruhige Beieinandersein:



    Oder auch das Toben mit dem Einüben von Dominieren und Unterwerfung als wechselsetiges Spiel.



    Absolut unerlässlich aber ist Zeit, Zeit die man täglich mehrere Stunden mit dem Tier in guter Laune und ausgeglichner Ruhe verbringt. Wer gerne häufig irgendwohin fährt, um Abwechslung und Ablenkung zu haben, sollte sich auf keinen Fall einen Herdie zulegen. Auch Reisen unternehmen wir nur noch in einer Form, bei der wir sie mitnehmen und viel Zeit in freier Landschaft mit ihr verbringen können. Selbst wenn nur einer von uns für Besorgungen oder Termine einige Stunden wegfährt, ist das für Circe eine unübersehbare Qual. Also man muss schon etwas an sich tun für einen Herdie.
    Grüße an alle.
    Anselm

    Ist ja schon Abend, also einen guten solchen.
    Nun hoffe ich einmal, dass es mit den Bildern funktioniert. Das erste zeigt Circe wenige Tage nach ihrer Ankunft hier. Sie war gerade einmal ein Jahr alt und völlig verfilzt. Das Kämmen bzw. Bürsten ist bis heute ein eigenes Thema geblieben. Doch so langsam habe ich die gesammelten Jahrgänge an Unterwollfilz herausbekommen.



    Im ersten Jahr hielt sie nicht allzuviel davon, im Haus zu sein. Draußen im Schnee zeigte sie sich glücklich und ließ sich manchmal völlig einschneien. Das Fell bleibt dabei ganz trocken und isoliert hervorragend vor Kälte, da im Winterfell wie ein Rasen lange Haare über die anderen hinauswachsen. Auf diesen bleiben die Schneeflocken mit Abstand zum Fell liegen.



    Im folgenden Frühjahr legte Circe im Verhaltensrepertoire gewaltig zu. Wunderschön zu sehen, wie elegant und kraftvoll sie eine Kurve dreht.



    Zu dieser Zeit war sie noch ein Backfisch, etwa 13 bis 14 Monate alt. Unser Bernerrüde Theo zeigte sich nicht immer begeistert von ihren Temperamentsorgien, desto besser, wenn er dann auf mich zukommen konnte, um sich neben mir in Sicherheit zu setzen.



    Damit wurden zunächst aber auch eine Reihe von Problemen aufgeworfen. Für Theo fungierte ich von Anfang an als Leithund. Aber was macht ein Leithund, wenn ein allerliebstes Hundemädchen einfach nicht aufhören will, Theo zum Raufen zu animieren? Erst einmal war ich schon froh, selbst senkrecht stehen zu bleiben. Ich konnte Circe ja nicht barsch zur Ruhe verdonnern. Da waren viele gemeinsame Übungen und besonders viel gemeinsame Ruhesituationen gefragt.



    Auf die Kaukasin bin ich gekommen, wie die Jungfrau zum Kind. Wir suchten für Theo eine Gefährtin, hatte auch schon eine wunderschöne Bernerin ausgesucht, aber der Verein stellte sich so dämlich an, dass wir anderswo zu suchen begannen. Ein weiteres Bernermädchen wurde gefunden, aber am Telefon erfuhr ich, sie sei gerade schon vergebe. Aber sie hätten da etwas anderes für uns, ein noch junges Kaukasenmädchen. Ich war ratlos und konnte mir darunter nichts vorstellen. Zwei Tage später kam die Dame, bei der Circe in Betreuung weilte, mit ihr bei uns vorbei. Sowohl Theo als auch wir waren begeistert, und so blieb sie gleich hier.
    Das mal so in aller Kürze.
    Über "Ordnungsämter" (mir wird schon wieder schlecht), Hundetrainer u.a. schreibe ich erst mal besser nichts. Aber es gibt auch ganz wenige, die wirklich etwas von Hunden verstehen. Mit denen macht nicht nur das Training, sondern auch der menschliche und fachliche Umgang richtig Freude - Circe und mir.


    Einen schönen Gute Abend noch.

    Vielen Dank für das schöne Blumenbouquette,fannybanny,
    über Circe wäre eniges zu erzählen, denn sie ist der Traum von einem Hund - sowohl für die Augen als auch für due Seele.
    Leider habe ich bei diesem Forum hier noch nicht herausbekommen, wie man einige Bilder hochladen könnte, aber vielleicht kann mir da ja jemand weiter helfen.
    Mit herzlichen Grüßen
    Anselm.

    Guten Abend,
    freue mich, die Begeisterung für den neuen Herdie herauszulesen. Das kann ich sehr gut nachvollziehen, denn wir sind nun seit zwei Jahren ebenfalls mit einer Kaukasischen Owcharkadame namens Circe beglückt.
    Ursprünglich war sie eigentlich als Spielkameradin für unseren schon betagten Bernerrüden Theo gedacht, aber sie entwickelte schnell eine solche Eigendynamik, dass ich nach bald sechzig Jahren Erfahrung mit Hunden schon seit der Kindheit erst einmal mit meinem Latein am Ende war, mich gründlich informieren und so umfassend mit ihr beschäftigen musste, wie ich das bis dahin nicht kannte.
    Unübersehbar habe ich mich dabei auch selbst noch beträchtlich entwickelt, denn mit einem Owcharka kann man nur gemeinsam etwas erreichen. Das ist ihre Natur, und es macht ihre Faszination aus.


    Mit den Wünschen für ein schönes Wochenende einen Guten Abend an alle.
    Anselm

    Wenn man schon weiß, was man genau von einem Hund erwartet, dann sollte man sich erst mal die Mühe machen, einen auszusuchen, zu dem das auch passt. Wie das mit eigenen Kindern gehen soll, dazu fällt mir nichts ein.
    Ein BC ist mir so sympathisch, weil er sportliche Betätigung nur um der Bewegung willen so öde findet wie ich selbst. Im Unterschied zu Sportskanonen muss sein Kopf gefordert sein, wenn er Freude an „action“ haben soll. Das gilt meiner Beobachtung nach für alle psychisch gesunden Hunde.
    Sind die Spiele mit mentalen und vor allem gemeinschaftlichen Aufgaben verbunden, zeigt sich ein BC körperlich unermüdlich, eher machen Herrchen oder Frauchen schlapp.
    Die beschriebenen Reaktionsweisen lassen auch weniger auf die falsche Betätigung schließen als vielmehr darauf, dass sie wenig Spaß daran hat, sich mit irgendeiner Agility zu beschäftigen, die ihr keinen Kontakt mit Menschen bringt. Sie hechelt, weil sie Angst hat in der Situation, allein gelassen zu sein.
    Der Gedanke im Hinterkopf, sie doch besser abzugeben, verschärft diese Angst zusätzlich, so etwas spürt jeder gesunde Hund.
    So gibt es nur zwei Möglichkeiten: entweder ein zuhause für sie finden, wo sie wirklich geliebt und angenommen wird – so wie sie ist und werden kann. Oder aber, wenn man charakterlich dazu in der Lage ist, sie behalten, sie anzunehmen und sich für ihre Bedürfnisse zu öffnen.
    Die geeigneten Beschäftigungen für Hund und Mensch und beide zusammen finden sich dann von selbst.
    Gruß
    Christian