Hallo ihr Lieben,
ich schleiche schon seit einer gefühlten Ewigkeit um das Thema "Zeigen & Benennen" herum. Ich habe mir schon mehrere Artikel zu dem Thema durchgelesen und hier im Forum geschaut, aber so richtig *Klick* hat es bei mir einfach noch nicht gemacht.
Ich verstehe das Konzept von Z&B zwar - denke ich zumindest - aber ich bin in Hinblick auf Majas Gesundheitszustand einfach so unsicher und habe Angst es falsch und damit nur noch schlimmer zu machen, dass ich mich bisher nicht getraut habe damit anzufangen.
Zunächst möchte ich euch einmal schildern, was unser Problem ist. Kurz gesagt: Ich habe einen sehr reizempfindlichen Hund (vor allem wenn es um andere Hunde geht), der sich möglichst nicht aufregen darf und schon gar keinen Stress haben sollte.
Bei Maja wurde im Sommer letzten Jahres Myasthenia gravis diagnostiziert. Eine Autoimmunerkrankung, für die Stress in jeglicher Form Gift ist. Maja's Gesundheitszustand verschlimmert sich nach Stressschüben jedes mal enorm. Zuletzt hatte sie so ein langes Down das ich wirklich an mir gezweifelt habe und die Gedanken da waren, sie zu erlösen, wenn es noch länger anhält. Wir haben in Folge dessen - natürlich nach Absprache mit der behandelnden Tierärztin - ihre Mediakeme (Mestinon) erhöht. Seitdem geht es ihr wieder besser, aber jeder neue Stressschub nimmt direkten, negativen Einfluss auf ihr Allgemeinbefinden.
Es ist mir - wie ihr sicherlich versteht - nicht möglich, sie völlig stressfrei zu halten. Natürlich richtet sich vieles in unserem Leben nach ihr, wir versuchen ihr keinen Stress zuzumuten, aber es lässt sich einfach nicht verhindern und ich kann sie ja auch nicht einsperren, nur damit sie keine - für sie stressigen - Umweltreize mehr wahrnehmen kann. Das ist weder artgerecht noch irgendwie machbar.
Maja war schon von Anfang an so. Sie war sehr reizempfindlich, sprang früher auf sehr viele Reize extrem an (wurde hibbelig, fiepte etc.). Inzwischen hat sich vieles gebessert. Menschen, Kaninchen, Bewegungsreize - alles kein Problem mehr. Sie ist zwar neugierig, bleibt aber entspannt und regt sich nicht mehr auf... außer bei Hundesichtung. Und genau hier liegt unser akutes Problem.
Sie ist kein Leinenpöbler, will sich die Hunde nicht vom Hals halten sondern will unbedingt zu ihnen hin.
Leinenkontakt gab es hier noch nie und eigentlich waren wir auch bereits so weit, das Hunde an der Leine für sie weitestgehend uninteressant waren (was Arbeit und Training von gut 2 Jahren bedeutete). Sie hat sich super an ihnen vorbei führen lassen und sogar kaum noch gefiept. Nur in seltensten Fällen mal. Leider ist das jetzt nicht mehr so...
Sobald sie einen Hund sieht, verfällt sie wieder in ihr ursprüngliches Verhalten. Sie fängt sofort an zu jammern und teilweise sogar fast hysterisch zu kreischen, starrt sich dabei am Hund fest und will mit aller Macht dort hin.
Wende ich mich ab und gehe mit ihr weg, beruhigt sie sich schnell. Bleibe ich stehen, dreht sie immer weiter hoch, selbst wenn der Hund schon lange um die Ecke verschwunden ist.
Wir haben alle anderen Reize mit Training gut desensibilisieren können. Im Prinzip haben wir es ganz ähnlich aufgebaut wie Z&B. Ich habe sie angesprochen, sie hat sich zu mir umorientiert -> Click&Leckerlie und dann habe ich sie aus der Situation geführt.
Wenn ich es richtig verstanden habe, geht es ja beim Zeigen & Benennen um genau diese Umorientierung und ein (oder mehrere) Alternativverhalten, die der Hund stattdessen spielerisch erlernen soll. Für mich klingt das toll und es würde Majas Leben nicht nur erleichtern, wenn wir mit dieser Methode Erfolg haben, sondern mit Sicherheit sogar verlängern... denn so ein enormer Stressschub kann sie im schlimmsten Fall wortwörtlich umbringen, wenn es ganz schlecht läuft.
Und genau davor habe ich Angst. Ich habe einfach Angst, einen Fehler in diesem Spiel zu machen und ihren Stress damit nur noch zu verschlimmern.
Es geht nicht darum, dass mich das Gejammer nervt oder es mir peinlich wäre, sondern lediglich darum, dass sie vielleicht ein längeres, entspannteres Leben haben kann, wenn wir mit Z&B Erfolg haben.
Mein Plan wäre:
Anfangen würde ich natürlich mit einem neutralen Gegenstand, der sie nicht aufregt. Z.B. eine Flasche, ein Stift oder so.
Wenn das sicher sitzt (also sie sich auf "Wo ist...?" zu dem Gegenstand wendet oder ihn sogar sucht) habe ich den riesigen Vorteil, einen Zweithund zu haben, auf den sie natürlich nicht mit Stress reagiert.
Ich würde im nächsten Schritt also Carlie nutzen, um "Wo ist der Hund?" zu beginnen. (Macht das Sinn?)
Anfangs natürlich ganz kleinschrittig clickern. Also: Hund guckt zum Gegenstand -> Sofort Click&Leckerchen.
Ich möchte lieber ganz kleinschrittig arbeiten um sicher zu sein, dass sie wirklich entspannt dabei ist. Es gäbe nichts Schlimmeres in unserer Situation, als dass ich sie noch mehr stresse.
Habt ihr Tipps für mich? Sollte ich dieses Projekt wirklich wagen oder es den Rest ihres Lebens mit Glück und Management versuchen? Meint ihr es gibt eine gute Chance, dass Z&B ihr hilft?
Grundsätzlich arbeitet Maja sehr gerne mit mir und ich kann mir vorstellen, dass sie viel Spaß daran haben wird. Aber - wie gesagt - ich hab totale Angst das zu verbocken und ihren Stress zu verschlimmern.