Hallo liebe Leni,
ZitatAch, ich kann nicht mehr!
Ich bin total fertig, alles fühlt sich grad irgendwie gar nicht real an! Träum ich? Bitte! Bitte lass es ein Alptraum sein!
Mit Betroffenheit hab ich Deinen Bericht gelesen und mich angemeldet, um Dich vielleicht etwas aufbauen zu können...
Die Thematik Perikarderguss, Aszites, Herztumor ist mir nicht fremd, schlagen wir uns doch seit eineinhalb Jahren mehr oder weniger erfolgreich mit dieser Diagnose bei unserer geliebten Hündin herum. Ein Wechselbad der Gefühle, Angst, Hoffnungslosigkeit und längere Phasen von Glückseligkeit, gefühlter Gesundheit und Lebensfreude, sich nur nicht unterkriegen zu lassen...
Bei unserer bezaubernden Jeannie (Jahrgang 2003) hatten die Probleme nach einer kurzen Darmgrippe mit Appetitlosigkeit, einem prallen Bauch und zunehmend gepresstem Atem angefangen. Bei der notfallmäßigen Ultraschalluntersuchung in einer Tierklinik wurde nichts gefunden außer einem beachtlichen Herzbeutelerguss. Erst nach erfolgreicher Perikarderguss-Punktion (wegen Lebensgefahr ohne Sedierung) entdeckte die Notärztin einen Herztumor als Ursache, und gab uns eine erschreckend kurze Prognose von wenigen Tagen oder Wochen. Nach einem Telefonat mit der Klinik bot uns der Haustierarzt kurz vor Weihnachten 2009 seinen letzten Dienst an. Wir waren nervlich am Ende, eine baldige Trennung von unserer Hündin war unvorstellbar. Wir wollten uns wenigstens in Ruhe von ihr verabschieden, es war unser Herzenswunsch, dass sie die Feiertage noch durchhält. Am Morgen nach der Herzbeutelpunktion durften wir sie aus der Klinik abholen, welch unbeschreibliche Wiedersehensfreude, sie kam uns munter - und um ein paar Pfund Wasser erleichtert - entgegengelaufen. Für daheim bekam sie noch ein paar Tage Diuretika, Antibiotika, Cortison verordnet, dazu gab`s leichtverdauliche Frischfleischkost und täglich ihren geliebten Hüttenkäse. Anfang Januar 2010 kam die Nachuntersuchung, kein Erguss mehr vorhanden, und ein Herztumor, der anscheinend eher kleiner als größer geworden ist. Von da an wurden wir wieder zuversichtlich, gingen wie früher viel spazieren und unsere Hündin wurde wieder kräftiger, hatte guten Appetit, und der Schalk saß ihr im Nacken. Sie forderte unsere zweite jüngere Hündin wie in alten Zeiten zum Spielen auf, und sie sausten gemeinsam durch den tiefen Neuschnee oder über zugefrorene Seen. Bewegung und "verordnete" Schonungsphasen wechselten sich ab....
Doch hin und wieder gab es Rückschläge mit zunehmendem Bauch und Gewichtszunahme, was ein Indiz für erneuten Perikarderguss war. Wir baten den behandelnden Kardiologen es alternativ zur Punktion erstmal mit Entwässerungstabletten zu versuchen und er willigte zögerlich ein. Nach nur drei Tagen mit Dimazonbehandlung (Furosemid) waren bei der Ultraschallkontrolle sowohl der Aszites (Bauchwasser) als auch der Perikarderguss verschwunden! Fortan beoabachteten wir den Bauchumfang genau und wogen den Hund täglich um kurzfristige Wassereinlagerungen mit dem Diuretikum auszuleiten. Wir sollten mit dem Einsatz des Medikamentes "spielen", da wir so ein gutes Gefühl für unseren Hund hätten.
Als wir unsere Hündin im Sommer wegen eines vereiterten Zeckenbisses zur Untersuchung brachten, meinte ein anderer Arzt wir sollten das Diuretikum und ACE-Hemmer täglich geben, um das Leben unseres herzkranken Hundes zu verlängern. Rückwirkend gesehen war das keine gute Idee, denn die entwässernde Wirkung ließ nach, die Nebenwirkungen (unstillbarer Durst) wurden heftiger, nach Absetzen gibt es einen Reboundeffekt, der die Wirkung ins Gegenteil verkehrt.
Im November 2010 bekam unsere Hündin wieder einen heftigen Aszites und Perikarderguss, so dass eine zweite Herzerguss-Punktion innerhalb eines Jahres notwendig wurde, diesmal in unserem Beisein. Der Eingriff war viel leichter als wir uns das vorgestellt hatten, und sie hat stehend kaum was davon mitbekommen. Nach Ausleitung eines viertel Liters rötlicher Flüssigkeit (blutig jedoch kein Blut) ging es ihr rasch besser, und durch die Dimazonspritze und Tabletten pieselte sie innerhalb von drei Tagen das Bauchwasser heraus....
Zu früh gefreut, nach einer Woche war der dicke Bauch wieder da, anstatt 16,5 kg Normalgewicht wog sie 19,5 kg durch Wasseransammlungen mit weiterer Tendenz nach oben. Also gab`s zehn Tage später eine weitere Herzpunktion, deren Ergebnis ebenfalls von kurzer Dauer war.
Was tun? Nochmal absaugen, das konnte es nicht sein. Es geht ja nicht nur Wasser weg, sondern wertvolle Proteine und Elektrolyte, die überaus wichtig zur Abdichtung für die Gefässe sind. Im Grunde war unser Hund austherapiert, und der Arzt deutete bereits an, "lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende". Nun waren wir völlig auf uns alleine gestellt, und wieder war es kurz vor Weihnachten. Not macht erfinderisch und wir hatten nichts zu verlieren. Also schränkten wir den Wasserkonsum unserer Hündin ein und gaben etwas mehr Salz ins Futter (Frischfleisch mit Flocken und Gemüse), denn es kann nur Wasser ausgeschieden werden, das an Salz gebunden ist. (Gestosefrauen behandeln Ödeme erfolgreich mit Salz). Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten, das Gewicht (Wasser) ging schrittweise nach unten, der dicke Bauch verschwand innerhalb von drei Wochen, der Appetit stieg, die Augen begannen wieder zu funkeln und wir hatten wieder einen - bzw. zwei - junge fröhliche Hunde. Das Entwässerungsmedikament konnten wir weitgehend ausschleichen, kamen mit einer halben Morgentablette (20 mg) aus. Im April waren wir mit den Hunden in Südtirol wandern, Jeannie konnte "Bäume ausreißen" und zeigte keinerlei Müdigkeit. Durch die vielen Brunnen und Bäche trank sie leider etwas über den Durst und wir mussten daheim das Trinkwasser wieder reduzieren. Ende Mai 2011 waren wir zur Kontrolle in der Klinik, es war im Ultraschall KEIN Perikarderguss vorhanden, die Atmung war unauffällig und das EKG einwandfrei! Der Herztumor ist in den anderhalb Jahren kaum gewachsen. Wir sind so froh!
Nur ein Aszites war feststellbar, wovon 250 ml punktiert wurde. Da der Körper zum Gegensteuern neigt hat der Aszites durch die Punktion weiter zugelegt. Also machen wir wieder nach unserer Methode weiter, Flüssigkeit (besonders abends) einschränken, gute Ernährung, kein Fertigfutter und viele Spaziergänge zur Nierenanregung. Diuretika nur sowenig wie unbedingt nötig und nach Möglichkeit weiter ausschleichen oder bestenfalls absetzen.
Ödeme sind übrigens eine bekannte Nebenwirkung von Langzeit-Diuretika, denn nach wenigen Tagen kommt es zur Aktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems und Dursthormons ADH und der Körper lagert vermehrt Wasser ein.
Solange es dem Hund einigermaßen gut geht, würde ich mich durch keine Prognosen verunsichern lassen. Auch ich hab vor anderhalb Jahren das Internet zum Erkrankungsbild durchforstet und auf der genannten Infoseite gelesen, dass Punktionen bei "behandlungsbedürftigen Perikardergüssen" die einzige wirkungsvolle Behandlungsmöglichkeit darstellen. Aus meiner jetzigen Erfahrung heraus würde ich der medikamentösen Entwässerung den Vorzug geben, doch das sollte jeder für sich und seinen Hund entscheiden. Bei wiederholten Ergüssen ist das Perikard dehnbarer als bei akuten Erkrankungen. Wichtig ist die Beobachtung des Atems, bei Gefahr einer Herztamponade klingt die Atmung stöhnend gepresst. Sollte eine Punktion erforderlich sein, dann ist das in einer erfahrenen Klinik ohne Narkosemittel möglich, und ein schmerzloser Eingriff unter Ultraschallüberwachung von 5 Minuten. Wir konnten unseren Hund während der Behandlung halten, sonst hätte ich es kaum geglaubt...
Eigentlich wollte ich mit der Schilderung unserer Erfahrungen Mut machen, die Hoffnung stirbt zuetzt...
Zum Milztumor kann ich nichts beitragen, vielleicht ist er ja gutartig und operabel?
Die Schilderung, dass es Deinem Rüden nach der Entwässerung so gut ging, kommt mir nur zu bekannt vor!
Ein Herzbeutelerguss muß keinesfalls das Ende bedeuten...
Drück Euch die Daumen, dass sich noch ein Lichtblick auftut!