Hunde sind meiner Meinung nach kaum mehr wirkliche „Wildtiere“, die völlig auf sich allein gestellt gut überleben können. Es mag Ausnahmen geben, die wirklich zielgerichtet jagen können (inklusive der Erkenntnis, was sich zu jagen lohnt und wann es nur Energie kostet), aber die meisten Hunde würden ganz ohne Mensch verhungern, denke ich. Bei Streunern in Asien, Ägypten… ist es ja auch so: gut aussehen tun die, die sich fest an eine Behausung, ein Tauchcenter, ein Hotel etc. angeschlossen haben, überleben tun außerdem eine Weile die, die extrem freundlich und unterwürfig zu fremden Menschen sind. Mobbing unter den Hunden ist da allgegenwärtig. Es gibt immer ein paar, die leben zusammen, fremde und schwache Hunde haben Pech gehabt. Ich denke, der Hauptunterschied zum Wolf ist da, dass Hunde weniger gut als Hundegruppe funktionieren, als Wölfe dies tun. Was eben Aufzucht der Jungtiere angeht oder auch gemeinsames jagen oder ganz allgemein die Ernsthaftigkeit, die es zum überleben braucht.
Natürlich agiert der ein oder andere Ex-Streuner sehr selbständig. Aber er wandert dabei im Normalfall nicht in die Wildnis aus und meidet alle Menschen, sondern hat vielleicht gelernt, welche eigenen Strategien zu Sozialkontakten/Futterbeschaffung etc. er anwenden kann, die ein Hund, der ganz behütet aufwuchs, nie entwickeln musste. Dass ein „freier Hofhund früherer Jahre“ auch mal ohne seine Menschen durch die Gegend streift, ist für mich eher kein Indiz. dass der Hund auch gut ohne Mensch kann. Er hat ja seinen festen Sozialverband, zu dem auch der Mensch gehört, nur einen größeren „Wirkungskreis“.
Es gibt ja schon einige Untersuchungen: z.B. mit dem Ergebnis, dass Hundewelpen, die die ersten Wochen isoliert von Menschen aufwuchsen, sich binnen Stunden so an einen Menschen binden, dass sie diesen fremden Hunden, die sie ebenso lange kennen lernen durften, vorziehen. Und dass Wölfe, die in Menschenobhut aufwachsen, auch Handaufzuchten, Artgenossen trotzdem immer vorziehen und es ihnen schnurz ist, ob die Ersatzmama „verschwindet“. Oder die Untersuchungen, wie gut Hunde Menschen lesen können. Dass auch Welpen, die kaum Kontakt zu Menschen hatten, auf menschliche Gesten und Mimiken reagieren. Wie das Experiment mit dem Bewegen der Augen zum anzeigen, wo Futter ist. Und dass Hunde tatsächlich wissen, wo beim Menschen „vorne“ ist und was der Mensch gerade sieht. Oder dass Hunde- und Wolfswelpen, die gleich aufgezogen wurden, völlig anders mit Menschen kooperieren. Hunde suchen „Hilfe“ und nehmen jeden Hinweis zur Problemlösung wahr. Wölfe machen ihr Ding, egal wie der Mensch versucht, zu helfen.