Beiträge von terriers4me

    Die Besitzerin "unseres" Jagdterriers wurde öfter mal gefragt, ob es modische Gründe hätte, dass an in ihren Mänteln unten oft so komische Stückchen fehlten...

    Sie war aber auch selbst schuld, sie entschuldigte die Terrier-Aussetzer regelmäßig mit einem lächelnden "Er kann nichts dafür, ist eben ein bißchen jähzornig!" Meine Freundin und ich, obwohl beide erst 14, waren die einzigen, bei denen er sich diese Nummer nur einmal geleistet hatte. Lag wohl daran, dass wir noch nicht erwachsen waren, also keine zivilisatorischen Hemmungen hatten, spontan ebenso jähzornig zu reagieren wie der Terrier.

    Das fand er dann doch doof, und dann wurde es wirklich komisch: Wenn eine von uns ihn daran hindern mußte, sich zu greifen, was/wen er gerade greifen wollte, fuhr er zwar auch kobramäßig und vor Wut regelrecht fauchend rum, aber dann sah man in Sekundenbruchteilen dieses "Oh shit - die besser nicht!" in seinen Augen aufblitzen, und er schwenkte blitzschnell darauf um, die Leine zu packen und totzuschütteln, als hätte er nie irgendwas anderes vorgehabt. Wofür wir ihn dann natürlich kräftig lobten und bewunderten - er war ja nun mal unser Superman!

    Diese Kombination aus totalem Irrsinn, ebenso totaler Schlauheit und Umschalten-Können in Nanosekunden- dafür mußte man den Kerle einfach nur liebhaben. Was wir auch alle taten.

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    Ich möchte nicht das sie ihr Futter oder generell Dinge vor mir verteidigt, daher übe ich das wegnehmen sehr konsequent.

    Auch hier wieder: Reizüberflutung - Stress - und wahrscheinlich irgendwann eine Kurzschlussreaktion, zum Beispiel hastiges Runterschlucken von allem ,was sie gerade im Maul hat = Gegenteil von dem erreicht, was du möchtest. Du machst es euch wirklich unnötig schwer.

    Stimmt ja auch im Grundsatz, aber du tust gerade in bester Absicht genau das. Du reizüberflutest den kleinen Hund, indem du ihn ständig kurz hochfährst, er aber nie die Gelegenheit bekommt, die Energie auch zu verbrennen und sich anschließend zu entspannen. Das ist Stress hoch zehn.

    Zum Beispiel: für so einen Zwerg ist der Spaziergang das Highlight des Tages, entsprechend fließt das Adrenalin beim Losgehen -aber draußen stoppt ihn ständig die blöde Leine, Energie richtig rauslassen kann er nicht, und nach 15 Minuten ist alles schon wieder vorbei, und Klein Airedale sitzt mit all seinem aktionsbereiten Terrier-Temperament aufgedreht in der Wohnung, schlimmstenfalls sogar noch im Käfig. Da würde ich vor Frust auch fiepen, zappeln und knabbern!

    Kannst du nicht, zum Beispiel, für diese 15 Minuten wenigstens irgendwo hingehen, wo die Kleine frei rumrennen, Welt entdecken und ihr Welpen-Ding machen kann? Wie steht es denn überhaupt mit Freilauf - den würde sie jetzt dringend brauchen, damit sie lernt, sich an dir zu orientieren und dir zu folgen ,solange sie das eh noch von Natur aus tut?

    Bei so einem Programm wäre mein Airedalewelpe, eigentlich ein sehr in sich ruhendes Tier, auch irgendwann nervös und unleidlich, weil schwer gestreßt, geworden. Mit der kleinen Hündin haben wir von Anfang eine gute, einstündige Freilauf-Runde gedreht, auf der sie nach Belieben toben, rennen oder auch nur schnüffeln und nachtrotten konnte. Den Rest des Tages hat sie friedlich und entspannt im Haus verdöst und verdaddelt, hier gespielt, da zugeguckt, dort gekaut, und was sie so lernen mußte, kam im Alltag peu a peu dazu.

    Ich weiß nicht, wozu du gerade einen Airedale wolltest - ich wollte meinen unter anderen als Reitbegleithund - aber du mußt dir schon klar machen, dass das ein sehr energischer, intelligenter und bewegungsfreudiger Hundetyp ist. Mit 15 Minuten Leine täglich und dann auch noch Käfig zum "Ruhe lernen" geht der dir irgendwann die Wände hoch. Mit Recht.

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    Die Kombination aus "Irgendwas stimmt hier nicht" und "Ich werde davon weggezerrt" führt oft zur Explosion. Es ist nur halt keine Alternative, ihn machen zu lassen, da ich nicht testen will, inwieweit er dann von sich aus explodiert.

    So ähnlich stelle ich mir das inzwischen auch vor, frage mich dann allerdings um so mehr, weshalb die Phantasie der Halterin nicht soweit reicht, solche Momente zu vermeiden. Aber das ist wohl ein anderes Thema....

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    Für die Zukunft: Es gibt absolut keine, keine einzige Rasse, die nicht beschädigend beißen kann, außer es ist anatomisch oder drucktechnisch nicht möglich (zahnloser Nackthund oder Teacup Chihuahua)

    Gut zu wissen, aber uns ging es hier vorrangig um die Frage: Wie weit "oben" in der Genetik ist Aggressivität gegen Menschen bei einem Hütehund, der ursprünglich ja sogar mit verschiedenen farmhands arbeiten sollte? Hat dieses Tier also eine rasseuntypische Macke, oder passiert sowas bei BC generell öfter?

    Eine Frage noch: Warum wohl erst so spät? Dass das Wegreißen der letzte Auslöser war, glaube ich auch, aber nochmal: der Hund hat schon eine Latte an heftigen Attacken aus verschiedenen Situationen, und durch den Wesenstest ist er auch krachend gefallen.

    Warum aber war die Begrüßung dann erstmal komplett unauffällig? Die beiden Frauen, eine mit, eine ohne Hund, trafen sich auf einem Spaziergang im Feld, begrüßten sich und wollten noch ein Stück zusammen gehen. Sowohl beim Ankommen der für ihn Fremden als auch beim Weitergehen war der Hund zunächst komplett desinteressiert und schnüffelte an langer Leine am Wegrand vor sich hin. Meine Freundin ist, wie gesagt, kein Hundemensch - hätte sie auch nur geahnt, dass da Vorsicht geboten ist, hätte sie die Besitzerin natürlich gebeten ,den Hund kurz zu führen und weiten Abstand gehalten. Vielmehr: Sie wäre gar nicht mitgegangen.

    Aber da ist jetzt wieder etwas, das ich nicht ganz verstehe: Wenn der Hund z.B. übertrieben beschützt hätte, hätten ihn doch eher die Annäherung oder die Begrüßung triggern müssen? Oder hat er sein Ziel erstmal unauffällig beobachtet/eingeordnet?

    Wahrscheinlich viel zu viele Spekulationen für einen einfach komplett versauten Hund, aber es ist schon auf gruselige Weise faszinierend, und meine Freundin beschäftigt das Warum natürlich sehr. Sie hat ja auch genug Zeit, zuhause zu sitzen und drüber nachzudenken - vieles geht selbst jetzt noch nicht wieder, so heftig waren die Bisse.

    Ich danke euch allen sehr, es hilft doch ein bißchen weiter, zu lernen, dass sowas bei einem BC durchaus mal vorkommen kann - vorausgesetzt natürlich, da ist genetisch und erzieherisch eine Menge schiefgegangen. Ich hätte das als BC-Laie wirklich für ziemlich ausgeschlossen gehalten. Zwicken ja, aber immer wieder derart beschädigend beißen?

    Schiefgegangen muß hier ja eindeutig der Fall sein: Wanderpokal aus dem TS mit derart vielen ,derart massiven Beißvorfällen bei der jetzigen Besitzerin ,dass es selbst in dieser abgelegenen Ecke für dicke Auflagen gereicht hat. Das will echt was heißen. Die dann aber auch noch, trotz verletzten Kindes, von der Besitzerin ignoriert werden, weil: eigentlich ist Fluffy ja gaaanz lieb. Das ist so klischeehaft - hätte ich nicht die Verletzungen meiner Freundin gesehen, hätte ich das glatt für extra fürs DF erfunden halten können....

    Was dabei auch sehr interessant ist, ist die Mischlings-Idee. Meine Freundin fand den Hund nämlich irgendwie kräftiger und plüschiger, als sie Bordercollies in Erinnerung hatte. Nun ist sie aber keine Hundefrau, und das Tier hat eine unbekannte Vorgeschichte - das werden wir also wohl nie erfahren.

    Trotzdem: Ganz herzlichen Dank an alle, die sich die Mühe gemacht haben!