Hallo,
zur Ausgangsfrage:
ja, kann ich verstehen. Ist mir früher auch passiert, heute hab ich mich da zu sehr unter Kontrolle, beziehungsweise würde mich nur körperlich wehren wenn der Hund mich wirklich angreift!
Wegen Deines Problemes mit Sachen abgeben:
hast Du mal versucht den Hund zu Dir zu rufen?
Ihn dann das Gestohlene apportieren zu lassen? Also es mehrmals wieder wegwerfen und bringen lassen?
Ich habe auch einen Hund mit Vergangenheit und hatte das selbe Problem. Filou hat früher auch Hunger gelitten und wurde in einer Kiste in Spanien gefunden, in der er wohl schon mehrere Tage drin war. Was er sonst noch erlebt hat möchte ich gar nicht wissen.
Ich habe keine Rangordnungs-oder Respektprobleme mit ihm, dennoch hatte er ein Problem mit Sachen abgeben und auch mit dem Füttern. Füttern hab ich so gelöst, dass er nur noch aus der Hand bekommt, da er den Napf verteidigt und auch Brocken verteilt, die er bewacht.
Ich habe es mit Ignorieren versucht, also ihm dadurch gezeigt, dass ich absolut nichts von seinem Futter möchte. Dennoch griff er an wenn man im Abstand von 10 Metern an ihm vorbeilief. Er kam von Hinten, hatte furchtbare Angst dabei, konnte es aber nicht lassen (zwanghaft).
Auch bei der Handfütterung schnappte er meiner Freundin ins Gesicht. Viele meinten ich solle ihn einschläfern, doch das war mein einziges Problem mit ihm, ansonsten gab es nichts auszusetzen. Trainer (auch bekannte Trainer aus dem TV) konnten mir nicht helfen und meinten: einschläfern!
Als dieses Urteil stand, habe ich mir gedacht: Verkehrt machen kann ich nichts mehr und hab auf mein Bauchgefühl vertraut!
Zuerst habe ich alle Spielsachen im Wohnzimmer verteilt. Es waren wirklich viele! Filou begann sofort diese zu horten und bewachen zu wollen, aber er kam mit dem Horten nicht hinterher, denn jedes Mal wenn er wieder lostrabte, holte ich die Sachen aus dem Korb und verteilte sie wieder.
Nach zwei Stunden war er fix und alle und hat es aufgeben.
Die Spielsachen blieben einige Wochen so verteilt und er bewachte und hortete sie nicht mehr. Es gab sie ja im Überfluss, also waren sie nicht verteidigungswürdig.
Das selbe machte ich mit Kausachen. Er wollte immer das haben welches ich hatte und kam in einen Konflikt. Wenn er meines haben wollte, forderte ich ihn auf mir seines zu bringen. Das wollte er partout nicht und spielte ich mit meinem Schweinohr weiter rum. Irgendwann konnte er nicht anders und brachte mir sein angelutschtes Ohr, welches ich ihm ohne Probleme aus dem Maul nahm und ihm das andere gab.
Schließlich wollte er dann doch wieder seines zurück.
Als er mir das Meinige brachte, hab ich dieses weg und das andere zum Apportieren geworfen.
Wir machten ein Spiel daraus.
Am Ende hat er es immer wieder bekommen und durfte es fressen.
Er lernte das Apportieren dadurch und, dass es nicht schlimm war MIR etwas zu geben (andere sollten das tunlichst lassen).
Dann brachte ich ihm bei, dass er immer zu kommen hat wenn ich ihn rufe, entweder er brachte das Spielzeug mit, oder er kam ohne Spielzeug. Kam er ohne, dann musste er sitzen und bleiben, während ich das begehrte Spielzeug holte.
Als das saß, ging ich dazu über mir auch Sachen bringen zu lassen, die er klaute.
Er hatte gelernt, dass es keinen Ausweg gab (entweder ohne kommen oder mit). Kam er mit, dann hab ich das Teil genommen und geworfen. Er musste es immer wieder bringen. Irgendwann hab ich es dann gegen ein Spielzeug ausgetauscht und das geworfen.
Da es mit Spielzeugen kein Problem mehr gab, hab ich das Spiel dann immer positiv beendet indem er ein Leckerli bekam, oder ich ihn in den Garten gelassen habe.
So hab ich nach und nach die Gefühle die Filou hatte (verteidigen müssen, aus Angst) abgebaut und in eine freudige Erwartung umgelenkt.
Das ganze hat Monate gedauert, aber es hat sich gelohnt.
Ganz weg ist seine Unsicherheit noch nicht, aber wir können im Abstand von zwei Metern vorbeilaufen ohne dass er uns anfällt und tillt!
Kommen wir zu Nahe und er knurrt, dann schick ich ihn einfach weg und sag locker: Nimms mit!
Ganz wichtig war und ist:
niemals auf den Hund zugehen, sondern den Hund immer Kommen lassen!!!
Filou reagiert heute noch unsicher wenn wir auf ihn zulaufen und er was zum Kauen hat. Daher schicke ich ihn, wenn ich wirklich da hin muss wo er liegt, vorher schon weg.
Seit letztes Jahr im Juli ist nichts mehr in Sachen beissen vorgefallen und ich hoffe es bleibt so!
Wie gesagt: es dauert sehr lange und ob man es ganz wegbekommt bezweifel ich, gerade wenn es tief verankert im Hund ist durch schlechte Erlebnisse in der Prägephase, aber man kann es handelbar machen.
Liebe Grüße
Steffi