Dazu stellt sich erstmal die Frage, wie man den Wehrtrieb definiert.
Die meisten stellen sich unter einem Hund im Wehrtrieb einen Hund vor, der aus Angst um sein Leben, weil er wirklich massiv bedroht/bedrängt wird, um sich beißt.
Diese Art der Arbeit hat im Sport sicherlich nichts zu suchen und ist - wenn überhaupt - nur etwas für wirkliche Experten. Hier hat man einen reaktiven Wehrtrieb, der Hund reagiert auf Bedrohung.
Aber zum Wehrtrieb gehört auch ein Verhaltenskreis, den jeder Hund im Verhaltensrepertoire hat und der beim jeweiligen Gegner Meideverhalten auslösen soll. Als Verhaltensweisen hat man hier beim Hund dann Fixieren, Drohen, deutlich aggressives Abwehren und letztendlich auch Beißen. Hier hat der Hund keine Angst, er möchte lediglich sein gegenüber aktiv an einer Handlung hindern. Das zeigen alle Hunde mehr oder weniger, man sieht es bei der Ressorcenverteidigung gegen Artgenossen, bei Rangordnungsstreitigkeiten und ähnlichen Situationen. Dieser Teil des Wehrtriebes ist ein aktives Verhalten. Diese Verhaltensweisen findet man auch bei Zerrspielen mit dem Hund. Im Schutzdienst ist es ein brauchbares Verhalten bei Belastung des Hundes, er greift in diesem Moment fester zu und kontert. Auch in den Bewachungsphasen kann man diesen Trieb ansprechen.
Hier ist natürlich auch Fingerspitzengefühl gefragt, weil der Hund ins Meiden verfallen kann. Das ist ja auch im richtigen Leben so, Hund A möchte den Knochen von Hund B, Hund B verteidigt eindrucksvoll und Hund A zeigt Meideverhalten. Zeigt Hund B aber Unsicherheiten, wird Hund A seine Aktionen steigern bis er den Knochen hat. Hier ist viel Fingerspitzengefühl vom Helfer gefragt.
Im Laufe der Ausbildung kommen bei einem Hund andere Triebe als der reine Beutetrieb zum Tragen. Der Hund wird geistig nunmal erwachsen, er macht während der Ausbildung Erfahrungen und lernt daraus. Der Beutetrieb wird immer einen sehr hohen Stellenwert haben, aber Wehrtrieb, Kampftrieb (sofern es ihn gibt, die Experten streiten
), der Trieb Beute zu tragen (als Teil des Jagdverhaltens) und durchaus eine Form von Geltungstrieb spielen eine Rolle.
Und all diese Dinge treten auf, ohne dass ein Hund je geschlagen wurde
.
LG
das Schnauzermädel