Allerdings sollte man bedenken, dass die Waschbären auch in ihrer Heimat Amerika kaum "natürliche Fressfeinde" haben, bzw. diese kaum relevant im Sinne der Regulation der Population sind. Viel höher im Kurs stehen da schon Krankheiten und Unfälle. Wo ist also der Unterschied zu Europa? Zumal sich bereits in Amerika herausgestellt hat, dass die Jagd auf die Waschbären nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist, was die Regulierung ihrer Population angeht, da sich der Bestand schnell erholt.
Was die Verdrängung angeht, ist der Waschbär dem Fuchs noch am nächsten, allerdings mit völlig anderem Habitat und Ernährung. Auch wurden übrigens nur verhältnismäßig wenig Reste von Eiern oder Jungvögeln im Kot gefunden. Was nicht heißen soll, dass der Waschbär kein Problem darstellt, siehe Wildkatze oder Bodenbrüter.
Entsprechend: klar ist das Einschleppen neuer Arten in bestehende Ökosysteme immer Mist, aber inwiefern gibt es denn überhaupt noch völlig "natürliche", völlig intakte Ökosysteme? Äußert sich der "Eingriff" des Menschen in die "natürliche Ordnung" nicht viel drastischer in anderen Bereichen?
Ich finde es manchmal erschreckend, wie wohlwollend den oft sehr aufgebauschten Argumenten der Jägerschaft in solchen Sachen zugestimmt wird. Diese Argumente haben oft nicht ganz so idealistische Hintergründe, wie sich das anhört, geht es doch den Jägern hauptsächlich um ihre ebenso "künstlich" angelegten Fasanenbestände oder ähnliches.
Jedenfalls konnten bis heute keine wirklichen "Schäden" in Mitteleuropa durch den Waschbären ausgemacht werden, die über die Probleme des gemeinen "Häuslesbauers" hinausgehen.
Mir scheint es, als wäre die Verfälschung der heimischen Fauna wieder nur ein vorgeschobenes Argument, um aus marktstrategischer Sicht das Vorkommen eines weiteren Raubtieres im Keim zu ersticken... ebenso wie beim Wolf und beim Luchs.
Umso unsinniger ist es, Jagd auf einen einzelnen Waschbären, wie in diesem Fall, zu machen... da die lokale Bestandsdichte dadurch sowieso so gut wie null beeinflusst wird.
Es ist schon erschreckend, wie es "der Mensch" vermag, sich die Argumente immer nach seinem Vorteil zusammen zu schustern, und sie dabei auch noch so "vernünftig" klingen zu lassen.
Nicht, dass der Waschbär so unproblematisch wäre, aber ich hab das Gefühl, da wird aus einer Mücke ein Elefant gemacht... im Vergleich zu viel dringlicheren Problemen in Sachen Umwelt-und Klimaschutz.