Birgit, ein wichtiges aber auch unendlich trauriges Thema.
Zitat
Was berührt Euch, in welcher Situation könnt Ihr es nachvollziehen und wo packt Euch die Wut?
Mir ist in den letzten Jahren oft der Gedanke gekommen, dass ich die Art und Weise der Abgabe oft viel entscheidender finde als den Grund.
Ein Beispiel ist eine Frau, die ihre drei Katzen aus Allergiegründen abgab - sie hatte ihre beiden Kinder und eine Bescheinung über deren Allergietest dabei. Die Frau weinte, die Kinder weinten noch mehr. Eine Abgabe, die hart aber nicht unverständlich sein mag. Unverständlich hingegen ist, warum sie die drei Katzen die komplette Wartezeit von einer Stunde bei über 30° im Auto gelassen hatte. Sie brachte schließlich die Katzen herein - eingepinkelt, in einer feuchten Pappbox. Die Katzen mussten sofort tierärztlich versorgt werden, ein Tier überlebte den Tag nicht.
Auch werde ich nie den alten Rottweiler-Rüden vergessen, der eigentlich kein schlechtes Leben bei seinem Besitzer verbracht hatte. Als der Hund alt und krank wurde, konnte der Besitzer mit der Situation zunehmend schlechter umgehen und brachte schließlich einen gramgebeugten, gesundheitlich verwahrlosten Hundeopa ins Tierheim - er könne ihm nicht weiter beistehen. Der Hund musste am Folgetag erlöst werden - allerdings auf einem warmen Sofa, umringt von streichelnden Händen. Nur waren es - aus seiner Sicht - sicherlich die falschen Hände.
Gut erinnere ich mich auch an den großen schwarzen Hund, der zugebissen hatte - mehrfach. Der Besitzer musste kapitulieren, denn das Mensch-Hund-Team war einfach gescheitert. Wir alle hatten Verständnis. Warum der Hund allerdings nicht noch eine weitere Nacht bleiben durfte (schließlich tyrannisierte er seine Familie seit Jahren, weil die ihm einfach keinen anderen Weg zeigen konnten) und in einer eiskalten Nacht fast am Tierheimzaun erfror ... ich weiß es nicht. Auch hätte man die Polizei oder die Notfallnummer des Tierschutzes wählen können? Es gab ein knappes Happy End.
Es wurde einmal eine kleine Hündin abgegeben - sie war wohlgenährt, gepflegt und die Kinder der Familie schienen sich gut mit ihr zu verstehen. Die Familie habe keine Zeit für die Hündin. Sie zahlten etwas Geld extra, brachten Körbchen und Futter mit - nicht unbedingt wünschenswert, aber im Notfall noch wunderbar. Als dann der Fragebogen kam, brachen Welten zusammen - ob sie sich mit Hunden verstünde? Wisse man nicht. Ob sie Gehorsam gelernt habe? Sie könne nix. Ob sie schwimmen mag? Wisse man nicht. Kurz: Man wusste NICHTS über einen Hund der SIEBEN JAHRE in der Familie lebte.
Überhaupt ist die Quote der Hunde, die am Tierheimzaun angebunden werden, erschütternd hoch.
Am Häufigsten sind es ja Umzüge.
Zugleich auch einer der Punkte, wo ich am wenigsten Verständnis für habe.
Klar ist Wohnungssuche mit Hund oder Katze scheisse.
Allerdings weiß ich das, wenn ich mir das Tier anschaffe und muss das eben einkalkulieren. Man kann nicht beim kleinsten Problem die Flinte ins Korn schmeißen. Notfalls ist es eben nicht die tolle Wohnung und mensch muss Abstriche machen.
Verständlich finde ich Abgaben aus Überforderung - hier würde ich mir wünschen, mehr Menschen wären in der Lage, zugunsten Ihres Tieres zu handeln. Noch besser wäre es jedoch, man würde sich von vorn herein informieren un den Hund nach anderen Rahmenbedingungen als der bloßen Optik auswählen - dann würden diese Abgaben sicher sehr schnell sinken.
Aber generell ärgern mich die Leute am Meisten, die sich nicht die Mühe einer "anständigen" Abgabe machen - je mehr Infos, desto schneller ein neues zu Hause und je mehr Geld und Material, desto besser hats der Hund bzw. haben es alle Hunde.