Schöner Thread, er bestätigt mich darin, dass ich zu meinem durchgeknallten 'Notfellchen' gestanden habe und stehe.
Als meine Luna kam hieß sie noch anders. Sie war erst ein paar Monate alt - was im Nachgang betrachtet Glück war - und hatte bereits mehrere Besitzerwechsel hinter sich.
Die Kleine war unsicher, hibbelig, immer oben raus. Ihre Nerven lagen eigentlich ständig blank, sie kannte nicht viel - das was sie kannte war dafür umso schlimmer. Ihr Fell war in einem miserablen Zustand, die Nieren hatten durch Austrocknung einen Schlag abbekommen, sie hatte Ungeziefer und vorsichtig gesagt 'kein Benehmen'.
Sie ließ sich nur unter ihren Bedingungen überhaupt berühren und das nur von wenigen Leuten. Nach drei Tagen zeigte sich, dass ihre Welpenzähne ziemlich hässliche Wunden hinterlassen können. Sie biss oft ohne erkennbaren Grund zu - in Arme, Beine, den Bauch, das Gesicht. Schnell zeigte sich, dass sie das u.A. auf Ruf ihres Namens hin tat.
Wir benannten sie noch an dem Tag um, als es uns klar wurde. Mein Mann ging zu diesem Zeitpunkt keinen Meter mehr mit dem Hund - er hatte keine Lust mehr von ihr gebissen zu werden. Wer kann es ihm verübeln.
Ich ging mit Luna nur noch in Handtücher gewickelt unter mehreren Dicken Pullovern raus und wir zogen einen Trainer zu Rate. Das brachte zumindest eine erste Entspannung, weil wir nicht mehr so allein mit dem Problem dastanden. Der Trainer drückte es vorsichtig aus :"ein bisschen durchgeknallt".
Wir bekamen viele gute Hilfestellungen, wie den das Körbchen umzustellen. Vieles mache ich heute aber auch ganz bewusst anders, weil es bei Luna nicht funktioniert hat - teilweise sogar Rückschritte brachte und ich schließlich nicht mehr dahinter stand.
Nach nur wenigen Stunden stellten wir das Training (vorübergehend) ein, weil Luna zusammenbrach. Diagnose HD. Noch heute ärgere ich mich maßlos über unseren ersten Tierarzt, den ich bereits drei Tage nachdem wir den Hund bekamen zum Thema HD befrug, der den Hund im Wachstum auf Phosphathemmer setzte, ihn trotz Allergien immer wieder mit Hi***-Futter 'behandelte', zahlreiche unnötige und überteuerte Medikamente verabreichte und im Ganzen bei Luna versagt hat. Als Reaktion darauf bekam ich doch tatsächlich zu hören: "Bei ihrem Hund ist halt alles anders". Wir haben dort für Tierärztliche Behandlungen allein in den ersten 3 Wochen 1600 € gelassen.
Durch die Reha sind wir noch nicht durch, also haben wir das Training bislang nicht wieder aufgenommen ... mal abwarten.
Insgesamt steckt mitlerweile Geld für TA-Behandlungen im Wert eines 3/4 Kleinwagen in Luna; wir haben ihr einen zweiten Hund aus dem Tierschutz hinzugesellt, weil sie nach der OP einfach nicht mehr wollte.
Ich verbringe jeden Tag viel Zeit mit ihr und ihren Problem. Einige hat sie schon gut im Griff:
- ich kann sie ableinen
- sie beißt nicht mehr, sondern knurrt
- sie ist tatsächlich kindersicher (aber da bleibe ich vorsichtig)
- die OP war soweit man es schon sagen kann erfolgreich
- die EPI bedarf keiner medikamentösen Behandlung mehr
- im Umgang mit anderen Hunden ist sie super
- sie ist insgesamt ruhiger und entspannt
kurzum: sie ist angekommen.
Sie hat mich viele Nerven und Tränen und noch mehr Nerven gekostet, aber sie abzugeben kam mir nie mehr in den Sinn, nachdem ich mich für sie entschieden hatte (ursprünglich war sie zur Vermittlung bei mir ... ganze 3 Tage).
Sie ist mein absoluter Traumhund. Nachdem mein erster Hund starb, konnte ich mir nicht vorstellen nochmal einen zu bekommen und dann - so viele Jahre später - kam Luna. Dieser Hund hat in meinem Leben wieder die wichtigen Dinge in den Fokus meiner Wahrnehmung gerückt.
Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, aber nicht allein, sondern gemeinsam.