Ich denke, bei der Impf-Entscheidung des Einzelnen haben wir das Grunddilemma, dass es keine absolute Sicherheit im medizinischen Bereich gibt und geben kann. Es gibt kaum unumstößliche, für jeden geltende Vorgehensweisen.
Auf ähnliche Konflikte stoßen wir z.B.:
bei Screening-Untersuchungen: die Mehrheit profitiert, für einige ist es aber von Nachteil. Weil sie, z.B. durch falsch-positive Befunde in Panik versetzt werden, weitere (eventuell unnötige) Eingriffe erleiden müssen. Mit Ungewissheiten leben müssen. So würde ich z.B. jeder zum Mammographie-Screening eingeladenen Frau raten, sich aktiv damit auseinanderzusetzen, welche Konsequenzen entstehen können und nicht ohne eigene Entscheidung loszurennen. Ich befürworte die Möglichkeit zum Screening: aber ohne Druck und mit aufgeklärten Patienten.
bei einigen anderen Untersuchungen:
als Beispiel: Herzkatheter. Eigentlich wirklich segensreich. Aber nur, wenn er zielgerichtet bei Patienten mit deutlichem Verdacht eingesetzt wird, nicht als allgemeine Prozedur. Denn: auch hier gibt es das (allerdings geringe) Risiko, durch die Untersuchung Schaden zu erleiden.
Medikamenteneinnahme:
Berühmt als Konfliktquelle: ASS 100 als Thrombosevorsorge.... als Betroffener einnehmen oder wegen der Nebenwirkungen lieber nicht?
So ließe sich die Liste fortsetzen. Und eigentlich kann uns niemand diese Entscheidungen abnehmen, wir kommen weder voran, wenn wir uninformiert allein den Mediziner entscheiden lassen, aber auch nicht, indem wir "nachbabbeln", was uns "Wahrheitsfinder" vorkauen.
Emotionen halte ich in keinem Fall für eine günstige Entscheidungshilfe. Angst ist niemals ein guter Ratgeber.
Beim Impfen kommt halt noch die Komponente dazu, dass die große Anzahl der Entscheidungen uns wiederum irgendwie alle angehen. Vermutlich heizt dies die Debatte noch zusätzlich an.