Richtig Niani.
Jeder Hund aus diesem Forum ist doch mehr oder weniger von seinen Haltern erzogen worden, nehme ich an. Das ist in allen Fällen eine Form der Machtausübung. Selbst das angeblich so sanfte "mit Leckerlie/Spielzeug/Clicker/Streicheleinheit für jede richtige Tat"-belohnende Verhalten. Bei falschen Verhalten erhält der Hund es nicht. Das ist auch schon eine Form der Machtausübung. Der Hund der in Deutschland lebt, an dem keinerlei Machtausübung statt findet gibt es nicht. Und wenn, ist es ein Hund der eh unter erbärmlichen Verhältnissen lebt, weil er gar keine Familie hat und irgendwo draußen rumstreunt.
Niemand kann mir erzählen, dass ein Rückruf zum Beispiel eine urfreiwillige Sache für einen Hund ist. Er ist irgendwo unterwegs, sieht/hört/riecht etwas interessantes und wird von seinem Halter abgerufen. Er geht nicht weil er eh gerade gehen wollte, sondern weil er weiß, dass er in der Regel was dafür bekommt (Leckerlie/Lob was auch immer). Da beginnt schon eine Machtausübung am Hund, die wir aber kollektiv als notwendig erachten. Denn man liest es ja immer wieder: Der Rückruf ist das wichtigste. WIR wissen warum. Das es sich dabei auch um die Gesundheit und zeitweise das Leben des Hundes dreht, aber der Hund weiß es nicht. Er weiß nur, dass er beim Rückruf beim Menschen zu sein hat und fertig. Und mit welcher Erwartung er hinläuft ist schnurz.
Viele hier laufen die Begleithundprüfung. Auch hier ist es genau genommen die ganze Zeit über eine Ausübung von Macht gegenüber ihrem Hund. Es wird ihnen beigebracht mit den verschiedensten Methoden bestimmte Abläufe abzuarbeiten. Egal ob der Hund an dem Tag wirklich Lust drauf hat oder nicht. Aber trotzdem handelt es sich nicht um Tierquälerei, denn der Hund hat was von seiner Mitarbeit. Sein Lieblingsleckerlie, sein Liebingsspielzeug, das Lob und Zuneigung seines Halters. Alle diese Dinge sind ein Werkzeug von Macht. Wirklich brauchen tut man die Begleithundeprüfung doch nur für den Menschen. Man könnte vielleicht noch anführen, dass der Hund dadurch Beschäftigung hat. Klar, aber die hätte er auch draußen ganz ohne Machteinwirkung durch den Menschen. Nur halt bekommt er dafür keine Leckerlies/Spielzeuge/Lob und Zuneigung.
Und macht das jetzt alles schlecht? Die gesamte Erziehung? Die meist ein Lebenlang dauert und ein Leben lang ausgeübt wird? Ist Sitz/Platz/Fuß/Apport/Such etc nicht alles eine Machtausübung des Menschen? Immerhin macht es der Hund weil es sein Mensch von ihm "verlangt". Geht es ihm schlecht dabei? Ich glaube nicht, wenn es denn unter vernünftigen Gesichtspunkten betrieben wird.
Und da soll ein kleines Verlängertes Sitz bevor er sich auf seine Nahrung stürzen darf den Hund quälen, bzw mir einen Kick verpassen in Sachen Macht? Zuhause, wo es keiner sieht? Da würde ich es doch lieber draußen auf dem Platz, im Park oder wo auch immer ausüben. Dort wo möglichst viele Leute sehen, wieviel Macht ich über meinen Hund habe.
Mittlerweile neigt das DF dazu alles zu dramatisieren und zu stilisieren. Da wird sich seitenlang um, mit Verlaub gesagt, Scheiss diskutiert, ob nun ein Hund 2 Sekunden warten muss bis er eine Freigabe zum Fressen erhält oder nicht, wo es wirklich interessantere Themen gibt, die eine große Bandbreite von Usern ansprechen. Wie zB das Antijagdtraining, Wühltischwelpen, Vermehrer, die Suche nach dem richtigen Hund und was nach dem Finden des richtigen Hundes passieren soll. Die ganzen Fragen die Neuhundehalter stellen etc. Ich bin echt gespannt, welche Nichtigkeit als nächstes zerrissen wird. Vielleicht die Frage ob es für den Hund gesünder ist auf der rechten oder linken Seite zu schlafen? Ob er mit der rechten oder linken Vorderpfote das Haus verläßt?
Unterm Strich: Ist es nicht scheissegal ob der Hund sofort an den Napf darf, oder eben 2 Sekunden lang warten muss bis der Mensch aus der Schusslinie ist, solange der Hund überhaupt vernünftig und ausreichend gefüttert wird? So mancher Hund auf dieser Welt würde lieber 2 Sekunden warten, wenn er das Glück hätte jeden Tag einen gefüllten Napf vorzufinden. 