Beiträge von amara2025

    Vielen Dank zuerst für die angeregte Diskussion und die vielen Beiträge. Sie haben mir sehr geholfen, vieles einzuordnen und neu zu denken.

    Wir hatten heute einen der besten Abende mit Amara seit ihrer Ankunft. Und das Verrückte daran ist: Wir haben nichts Besonderes gemacht. Vielleicht war genau das der Schlüssel.

    Nach einem strukturierten Tag mit klarer Führung und einem 30-minütigen Abendspaziergang, den wir diesmal bewusst durchgezogen haben, kamen wir wieder nach Hause. Müde war Amara definitiv. Aber wie so oft kam nach der Erschöpfung der Umschwung: plötzlich wieder aufdrehen, alles anknabbern, auch uns, Unruhe. Der typische Ablauf.

    Bisher haben wir in solchen Situationen immer wieder eingegriffen. "Nein", wegschieben, zurückführen, ablenken, Schleckmatte, Kommando, Korrektur. Diesmal haben wir es anders gemacht.

    Wir haben einfach kurz unseren Glastisch anknabbern lassen (das war jeweils das Startzeichen), sind dann in unser einziges abschliessbares Zimmer (aber mit offener Tür) und haben uns dort auf das Bett gesetzt und uns über unseren Tagesverlauf unterhalten. Kein "Platz", kein "Aus", keine Diskussion übers Kauen. Wir haben das Mobiliar ignoriert. Und sie automatisch auch.
    Und siehe da: Nach etwa zehn Minuten hat sie sich hingelegt. Und ist eingeschlafen. Ohne Schleckmatte. Ohne Futter. Ohne Kommando. Ohne Kampf.
    Meine Erkenntnis: Vielleicht war ich das Problem. Nicht im Sinne von "schuld", sondern weil ich ständig eingegriffen habe

    Ich habe keine Tipps, aber, was für ein hübscher Hund!!

    Herzlichen Dank! Es ist zwar nicht unser Verdienst, aber wir erleben Amara tatsächlich wie einen kleinen Magneten. Vielleicht geht es mit vielen Hunden so, doch wir sind immer wieder überrascht, wie oft uns die Leute plötzlich anlächeln oder ansprechen. Ohne Amara ist uns das komischerweise nie passiert :-)

    Danke auch Dir für die Rückfragen.

    Was für Rassen werden in eurem Hund vermutet? Richtung Herdenschutz oder Hütehund? Jagdhund?
    Man schätzt aufgrund der Musterung auf Border Collie, allerdings sind die Pfoten zu gross dafür. Daher geht man zusätzlich von Hütehund-Anteilen aus, wie sie in Griechenland offenbar oft mit drin sind. Genauer wissen wir es nicht.

    Vielleicht hast du ein Bild, wo man das ein bisschen einordnen kann?
    Ja, hier die Bilder, gerne zur Einschätzung:
    https://up.picr.de/49911012bq.jpg
    https://up.picr.de/49911011rc.jpg
    https://up.picr.de/49911010yp.jpg

    Allgemein scheint euer Hund scheinbar doch zu viel Input über den Tag zu haben, wenn er abends nicht zur Ruhe kommt.
    Das sehen wir ähnlich. Wir haben viel ausprobiert, um die Reizmenge gering zu halten, aber die Abende sind dennoch sehr unruhig. Der Tag wirkt nicht überladen, aber offenbar reichen einzelne Impulse schon, um sie hochzufahren. Die Selbstregulation fällt ihr schwer.

    Das sehr auf euch bezogen sein kann Kontrolle sein, was eher nicht erwünscht ist und den Hund stresst, weil er damit Aufgaben übernimmt, die ihn überfordern.
    Das ist ein Aspekt, den wir ernst nehmen. Sie sucht stark unsere Nähe, liegt fast immer in Sichtweite. Gleichzeitig scheint es sie innerlich stark zu binden, wenn wir uns entfernen. Auch das könnte mitspielen, warum sie abends so aufdreht.

    Was hast du gemacht, als der Hund dich angeknurrt hat?
    Es war in einer sehr angespannten Situation. Sie hatte sich in einer Wand verbissen und ich wollte sie am Halsband davon abhalten. Dabei hat sie mich angebellt, angeknurrt und mir die Zähne gezeigt. Das hat mich erschrocken. Ich bin nicht an solche Reaktionen gewöhnt und zucke ehrlich gesagt bei jedem Bellen noch zusammen. Vermutlich bin ich in dem Moment etwas zurückgeschreckt. Jedenfalls hat meine Partnerin mir danach gesagt, dass ich nicht hätte zurücktreten sollen. Wir haben definitiv schon zu viele Hundetheorie gelesen, aber jetzt in der Praxis passiert etwas und alle Theorie ist weit weg. Amara war nach der Situation ruhiger. Vielleicht war es einfach Erschöpfung nach über einer Stunde Anspannung oder es war der Gefühlsausbruch, der sich lange angestaut hatte und endlich ein Ventil gefunden hat.

    Wie oft genau geht ihr raus und wie / wo? Wie ist euer Tagesablauf?
    Wir gehen aktuell etwa vier bis fünf Mal täglich raus. Morgens direkt nach dem Aufstehen, dann am späteren Vormittag nochmals kurz oder je nach Lage auch etwas ausgedehnter. Am Nachmittag eine weitere Runde und abends nochmals, bevor es ins Bett geht. In der Nacht kommt es gelegentlich auch noch zu einem kurzen Gang, wenn sie sich meldet.
    Wir wohnen in einer Mietwohnung ohne Garten. Spazieren gehen wir meist in einer eher ruhigen Wohngegend oder auf einer nahegelegenen Wiese. Je nach Tagesform ist sie dabei mit der 3-Meter-Führleine oder mit Schleppleine unterwegs. Sie zeigt draussen viel Interesse an der Umwelt und ist dabei schnell hochgefahren.
    Der Tagesablauf ist durch feste Fütterungszeiten strukturiert, auch Ruhephasen sind uns wichtig. Morgens nach dem ersten Spaziergang gibt es Futter, danach möglichst Ruhe. Dasselbe am Mittag und frühen Abend. Dazwischen bauen wir punktuell etwas Beschäftigung ein wie z. B. Schleckmatte oder Kauartikel.

    Hat sie die Möglichkeit einfach mal zu rennen oder mit anderen Hunden zu interagieren?
    Im Moment noch nicht. Wir haben anfangs viel Zeit gebraucht, um das Vertrauen zu ihr aufzubauen, und sind auch im Alltag noch stark am Einpendeln. Normale Spaziergänge wühlen sie oft schon sehr auf, daher trauen wir uns noch nicht, sie frei laufen zu lassen oder sie mit anderen Hunden spielen zu lassen.
    Wir sind uns unsicher, ob es besser wäre, sie körperlich mehr auszulasten oder sie eher in der Reizverarbeitung zu unterstützen. Online findet man dazu sehr gegensätzliche Meinungen. Wir suchen gerade unseren Weg.

    Wie lange ist sie jetzt bei euch?
    Heute ist der neunte Tag.

    Wenn ihr grob die Uhrzeit wisst würde ich den Hund dann kurz vorher räumlich begrenzen in nem Auslauf o. ä. um ihr das zu nehmen.
    Vielen Dank für diesen Hinweis. Das ist ein sehr guter Gedanke. Wir hatten das punktuell mit dem Büro (einziger Raum mit Tür) probiert. Das hilft bedingt, weil sie sich dabei schnell hochfährt oder an der Tür bellt. Aber vielleicht war der Zeitpunkt jeweils ungünstig gewählt. Wir probieren das nochmals gezielter aus.

    Hallo liebe Forumsmitglieder:innen

    Seit knapp zwei Wochen lebt eine etwa fünf Monate alte Hündin aus dem Tierschutz bei uns. Sie wurde mit ihren Geschwistern ohne Mutter in Griechenland gefunden und ist vermutlich zu früh von ihr getrennt worden. Wir sind Ersthundehalter und haben uns sehr intensiv vorbereitet, aber im Moment fühlen wir uns oft hilflos.

    Amara lebt mit uns in einer Mietwohnung ohne Garten. Wir gehen mehrmals täglich mit ihr raus, erkunden die Umgebung und achten dabei auf Ruhe, sichere Begegnungen und ausreichend Zeit zum Schnüffeln. Im Haus hat sie Zugang zu mehreren Räumen und ruht tagsüber häufig in Sichtnähe von uns. Sie ist sehr auf uns bezogen, sucht unsere Nähe, lernt schnell, reagiert gut auf unsere Stimme und liebt gemeinsame Übungen. Auch die Ruhephasen klappen meist gut.

    Abends aber kippt es. Fast täglich steigert sie sich ab etwa 18:30 oder 19:00 Uhr in einen Zustand hinein, in dem sie kaum noch ansprechbar ist. Sie rennt hektisch durch die Wohnung, knabbert an Möbeln oder Wänden, schnappt nach Kleidung, springt an uns hoch und kommt kaum zur Ruhe. Es ist ein Wechselspiel aus Aufdrehen, kurzem Ablegen, wieder Aufspringen. Sie zeigt dann kaum noch Impulskontrolle. Ruhiges Stoppen oder Umleiten hilft nur kurz. Kauartikel oder Schleckmatten werden manchmal angenommen, oft aber im Stehen oder in hektischem Zustand.

    Gestern hat sie sich in einer Wand verbissen. Als ich sie ruhig am Halsband zurückhalten wollte, hat sie geknurrt und die Zähne gezeigt. Das war das erste Mal und hat mich ehrlich gesagt sehr erschreckt. Wir bestrafen sie nie, sprechen meistens ruhig (was mitunter schwierig fällt), aber diese Eskalation macht uns Sorgen.

    Wir haben bald einen Termin mit einer Hundetrainerin, was uns etwas Hoffnung gibt. Trotzdem wären wir sehr dankbar für konkrete Erfahrungswerte oder Tipps, wie wir sie abends besser regulieren können. Kennt jemand solches Verhalten bei Junghunden mit unsicherem Start? Was hilft langfristig, was kann man sofort tun?

    Herzlichen Dank für Eure Zeit und Antworten im Voraus
    Philippe mit Amara