Gibt es denn wirklich so viele Katzen, die mit einer abwechslungsreich gestalteten Wohnung, gesichertem Aufenthalt im Freien (egal ob jetzt Gehege im Garten oder angeleint Spazierengehen) und adäquater Beschäftigung durch den Halter eine so schlechte Lebensqualität haben, dass das wirklich absolut nicht zumutbar ist? Also nicht nur möchte gern (so wie auch jeder Hund lieber leinenlos durch die Gegend toben und seinem Jagdtrieb nachgehen möchte, als an der Leine zu hängen), sondern geht ohne Freilauf quasi ein?
Weil ich kenne zwar diese Aussagen zur Genüge, dass Katzen nicht ohne Freilauf gehalten werden können, aber halt größtenteils von Leuten, die Katzen als praktische Haustiere wollen, die wenig Arbeit machen. Und wenn dann die Miez den ganzen Tag allein im Wohnzimmer hockt, wo vielleicht ein einzelner Kratzbaum in der Ecke lehnt, es sonst aber absolut nichts für die Katze zu tun gibt und auch keiner Lust hat, sich mit dem Tier zu beschäftigen, zu spielen etc. Nun ja, da wundert es mich nicht, dass die Katze unbedingt raus will. Aber mehr Aufwand ist von den meisten Haltern halt gar nicht erwünscht, also nimmt man eben die einfache Variante "Tür auf" und redet sich das dann selber damit schön, dass alles andere ja Tierquälerei wäre...
Nur meine Erfahrung: Ich hatte zuletzt eine Gruppe von mehreren Katzen. Eine ist mir trächtig zugelaufen, kam also von draußen. Die hat zeitlebens (und das war noch lange) nicht ein einziges Mal versucht, nach draußen zu gehen. Nicht einmal. Die hat drinnen geklettert, gespielt und war glücklich. Ich hab zwei der Jungen behalten: Eine hatte nie den geringsten Funken von "Ich will raus". Die andere hat mir die Bude abtapeziert. War nie draußen, musste aber unbedingt. An der Leine hat sie sich auch nach Monaten lieber erwürgt als dran zu laufen, sobald irgendwo ein Geräusch war.
Kater: Kam mit 6 Wochen als Findelkind. Ersten zwei Jahre war nur drinnen gar kein Problem. Dann war es ein Problem. Ein großes. Da ging aber Leine. Also Problem gelöst.
Die nächsten drei Kater: Findelkind unterversorgt - der wollte von draußen nichts wissen. Am Fenster schauen reicht. Misshandelter Kater: Geh mir bloß weg mit draußen. Kater Nummer 3: Lag im Garten in der Sonne, reichte ihm an draußen.
Das ist ganz unterschiedlich, ob es funktioniert oder nicht. Und natürlich sollte man alles versuchen oder dann abgeben. Finde ich. Weil man das aber nicht immer vorhersehen kann, hab ich mich bei meiner aktuellen Wohnsituation trotz Garten nach dem Letzten einfach komplett gegen Katzen entschieden.
Bei mir gab es übrigens nicht nur den Kratzbaum und die existieren so vor sich hin. Die konnten auch Tricks, es gab Abwechslung und einen Freiluftbereich. Bei manchen reicht auch das nicht und dazu müssen sie noch nicht einmal von draußen kommen. Dass das die Überzahl ist, glaube ich aber nicht. Ich glaube, die Überzahl ist: Ich habe eine Katze, weil ich da die Tür aufmachen kann.