Beiträge von ManoManu

    Hallo zusammen. Ich überlege jetzt schon seit Tagen, wie ich mir das Thema mal von der Seele reden kann, weil ich in meinem direkten Umfeld wenig Zuspruch erhalte – da heißt es meist nur „Es ist doch nur ein Hund“ und „Das kann doch nicht so schwer sein“. Mein Thema gehört vielleicht auch teilweise in die Kategorie „Probleme mit dem Halter“ statt „Probleme mit Euren Hunden“. Letztlich dachte ich mir auf jeden Fall, dass ich in einer Hunde-Community vielleicht mehr als eben diese beiden genannten Sätze zu hören bekomme. Bitte entschuldigt außerdem, dass es etwas länger wird.


    Zur Story: Ich bin als Kind mit einem Hund aufgewachsen und für mich stand schon immer fest, dass ich mir früher oder später selber einen Hund zulege. Früher oder später kam dann doch recht früh. 2020 bin ich mit dem Studium fertig geworden, habe meinen ersten Job angenommen und bin da erstmal reingekommen. Nach etwa einem Jahr habe ich Anfang 2021 dann mit viel Überlegung und allen erdenklichen Vorkehrungen beschlossen, mir einen Hund zu holen. Ich habe geklärt, dass meine Eltern auf den Hund aufpassen würden, wenn ich mal in den Urlaub möchte. Ich habe mit dem Arbeitgeber geklärt, dass ich entweder Home Office machen kann oder den Hund mit in die Arbeit nehmen darf. Ich habe mit dem Vermieter gesprochen und auch finanziell einen Plan aufgestellt.


    Nach all den Vorkehrungen und viel Literatur inhalieren fiel die Entscheidung, es nun so richtig anzupacken, im Mai 2021 und ich machte mich auf die Suche. Ich wollte bewusst keinen Hund vom Züchter sondern einen Hund aus dem Tierheim oder Ausland, weil unser erster Hund auch dort her war und ich die Idee schön fand. Eine gute Freundin hat mir dann eine hier ansässige, seriöse Organisation empfohlen und so habe ich zwar nicht auf Anhieb einen für mich passenden Hund entdeckt, aber ich hatte immer wieder auf der Webseite geschaut bzw. auch den Instagram-Kanal abonniert. Letztlich war da eine kleine Maus dabei, die mir von der Beschreibung und dem Aussehen her Recht gut zugesagt hat. Ruby, wie sie heißt, ist aus Rumänien, war damals 1 Jahr alt und wurde dort mit drei weiteren Hunden von der Straße geholt. Sie wurde als sehr zutraulich und Menschenbezogen beschrieben und auch im Umgang mit anderen Hunden war sie super. Es gab sogar mehrere Videos, die dieses Verhalten bestätigten. Man vermutete in ihr einen Terrier-Mix. Ich habe mit der Organisation telefoniert, das entsprechende Formular ausgefüllt, es ist jemand vorbei gekommen und hat sich meine Wohn-/Arbeitssituation angeschaut. Ja und dann kam Ende Mai die frohe Botschaft, dass Ruby mit dem nächsten Transport nach Deutschland kommen würde.


    Anfang Juni ist sie eingezogen. Ich hatte mir direkt drei Wochen freigenommen und habe sie langsam ankommen lassen. Anfangs war alles super, sie war wie beschrieben und ich hatte mein Glück nicht fassen können. Ich hatte nicht einmal an meiner Entscheidung gezweifelt. In den ersten Wochen haben sich ein paar Themen ergeben, an denen man definitiv arbeiten musste, aber auch nichts, was ich nicht für machbar hielt. So war sie kein Fan vom Autofahren oder Straßenbahn fahren (war immer sehr gestresst, hat viel gespeichelt und in 50% der Fälle auch gekotzt). Sie hat (welch Wunder für einen Straßenhund, der die Leine nicht kannte) an der Leine gezogen und wollte vor allem Joggern und Fahrradfahrern hinterher. Anderen Hunden gegenüber war sie eher misstrauisch und hat immer gebellt. Und alleine bleiben konnte sie natürlich auch nicht – aber wieso sollte sie auch, das kannte sie ja nicht. Aber mein positives Mindset war immer: Das kriegen wir schon hin. Dafür war sie von Tag 1 an stubenrein, ist immer schön zur Ruhe gekommen (auch im Büro) und ist allgemein innerhalb der Wohnung ein entspannter Zeitgenosse (macht nichts kaputt, bellt nicht, beißt nicht).


    Ich habe mir dann einen Trainer gesucht und wir haben aktiv im Einzeltraining an all den Themen gearbeitet, die mir wichtig waren. Mal mehr mal weniger erfolgreich. Während sie nach 2 Wochen problemlos Straßenbahn gefahren ist (was wegen Anbindung zu meiner Arbeit super ist), so hatten wir bei den anderen Themen nach 2 Monaten keinerlei Verbesserung. Sitz, Platz und Rückruf konnten wir gut üben, aber die Leinenführigkeit haben wir nicht hinbekommen, genauso wenig wollte sie von den Fahrradfahrern und Joggern wegkommen und Hundebegegnungen wurden immer schlimmer. Ich habe mir dann noch einen zweiten Trainer rangeholt, aber auch da gab es nach 2 Monaten keine Besserung, sodass ich mittlerweile bei Trainer Nummer 3 bin.


    Die Spaziergänge (täglich 1 großer, etwas zwischen 30-60 Minuten und 2x raus zum Lösen) machen kaum Spaß und sind eher anstrengend. Es tut mir außerdem jedes Mal wieder in der Seele weh, wenn ich sie zum Einkaufen alleine lassen muss, weil das einfach überhaupt gar nicht klappt, und das, obwohl ich es über Monate sehr kleinschrittig (auch teils mithilfe der Trainer) geübt habe. Auch habe ich sie neulich mal zu meinen Eltern gebracht (wo sie mittlerweile schon sehr oft war, aber bisher nie ohne mich), weil ich mir mal einen Abend mit Freundinnen gönnen wollte und auch dort war sie einfach nur gestresst, hat gefiept und ist nicht zur Ruhe gekommen. Wenn ich daran denke, dass ich diesen Sommer vielleicht mal für eine Woche eine Freundin in Schottland besuchen möchte, wird mir schon ganz flau im Magen. Noch dazu bin ich gezwungen, mir einen neuen Job zu suchen, da bei uns Stellen abgebaut werden. Wenn ich auch wahrscheinlich kein Problem habe, allgemein einen neuen Job zu finden, so ist es mit Ruby meist kritisch. Die einen sagen maximal 3 Tage HO, die anderen erlauben keinen Hund im Büro, etc. Ich verdiene zwar nicht schlecht, aber definitiv nicht gut genug, dass ich sie tagsüber in eine Huta bringen kann. Sie an entsprechenden Tagen zu meinen Eltern bringen wäre jedes Mal mit 45 Minuten Autofahrt einfach verbunden – das geht vom Zeit- und Kostenfaktor her einfach nicht. Ich hatte noch einen Gassi-Geh-Dienst überlegt für die Tage, an denen ich kein HO machen kann – aber das würde bedeuten, dass sie alleine bleiben müsste und dass jemand Fremdes mit ihr raus müsste – mit all ihren aktuellen Macken beim Spazieren gehen möchte ich das niemandem antun. Mein Sozialleben leidet außerdem auch stark darunter, weil ich ihr den Stress mit dem allein bleiben nicht antun möchte und ich maximal quasi jemanden zu mir einlade oder jemanden besuche (mit ihr). Gefühlt dreht sich alles nur noch um sie und ich verstehe, dass ein Hund Arbeit bedeutet (die ich bisher unermüdlich reinstecke), aber ich habe mir einen Begleiter fürs Leben gewünscht, so wie ich es früher von unserem Familienhund kannte, und nicht, dass sich mein ganzes Leben nur noch um den Hund dreht und ich alles ausnahmslos nach ihr ausrichten muss.


    Ich weiß ehrlich gesagt nicht einmal, was ich mit dem Beitrag bezwecken möchte. Vielleicht musste ich auch einfach nur mal meinen Frust rauslassen. Wie gesagt, im Freundeskreis versteht mich gar keiner. Als Beispiel wurde ich neulich von einer Freundin gefragt, ob ich mit ins Kino möchte und als ich dann mit Ruby kam, hieß es „naja, aber das sind doch nur 2 Stunden, die wird schon nicht einpinkeln. Und selbst wenn, dann wischt du es halt auf“. Dass 2 Stunden durch die Wohnung tigern und Wolfsgeheul und der damit einhergehende Stress das eigentliche Problem sind, versteht aber niemand. Meine Eltern sind die einzigen, die mich etwas besser verstehen, aber auch da kommt meist ein müdes „Naja, das war dir doch aber vorher alles klar, dass das passieren kann“. Ja, das war es, aber irgendwie hatte ich auch gleichzeitig die Hoffnung, dass sich nicht so viele Probleme ergeben würden oder diese sich zumindest beheben lassen würden. Sie hatten mir dann auch recht schnell angeboten, mir Ruby komplett abzunehmen, sodass ich zumindest wüsste, sie sei in guten Händen. Aber ganz ehrlich: Das möchte ich nicht, dafür liebe ich sie zu sehr und ich möchte ja auch, dass das alles klappt und dass wir das auf die Reihe bekommen. Ich habe bisher noch nicht einmal ansatzweise darüber nachgedacht, aufzugeben und sie wegzugeben. Aber nach mittlerweile 9 Monaten, die sie hier ist und ich kaum Fortschritte sehe, nagt das schon ordentlich an mir. Zum einen, weil ich mich irgendwie wie ein Versager fühle, zum anderen weil mein Leben sich so sehr eingeschränkt hat. Und ich merke wie nun auch bei mir langsam die Geduld nachlässt. Dabei habe ich (meiner Meinung nach) gar nicht so hohe Ansprüche. Ich brauche keinen Roboter, der mir die Wünsche von den Lippen abliest. Ich hätte wie gesagt so gerne einfach einen treuen Begleiter, mit dem ich schöne Spaziergänge und Ausflüge machen kann (dabei wäre mir ein Freilauf und ein Rückruf gar nicht so wichtig, sondern einfach ein entspanntes gehen), einen Hund, den ich gelegentlich 3h abends mal alleine lassen kann und den ich auch mal für 1-2 Wochen in andere Hände abgeben kann, ohne während meines Urlaubs wie eine Helikoptermama ständig am Handy zu hängen (daher sagte ich auch eingangs, dass das Problem auch durchaus bei mir, beim Halter, liegt). Einen neuen Job zu finden, den ich mit ihr in Einklang bringen kann, liegt zu 100% bei mir – ich wollte das Thema nur oben trotzdem aufführen, weil es doch auch etwas ist, was mir aufs Gemüt schlägt und den allgemeinen Zustand nicht zwingend verbessert.


    Nun gut. Vielleicht hat ja jemand ein paar weise Worte für mich. Ich erwarte mir ja auch gar nicht, dass ich hier ein Allheilmittel für Rubys und meine Problemchen serviert bekomme – dafür habe ich die Trainer. Und wenn mit Nummer 3 auch keine Besserung in Sicht ist, dann kommt halt Nummer 4. Wie gesagt: Aufgegeben habe ich noch längst nicht. Aber irgendwie musste alles einfach mal raus.