Wir waren ja lange Zeit bei nur positiv arbeitenden Hundeschulen und hatten große Schwierigkeiten, unsere Grenzen abzustecken. Ich merke auch heute noch, wie mir das innerlich nachhängt, weil einfach vieles bei uns als Gewalt bezeichnet wurde und mich das auch nachhaltig verunsichert hat.
Wir haben am Wochenende das erste mal planvoll und bewusst eine positive Strafe im Training genutzt (nur körpersprachlich, kein Wasser oder Ähnliches). Was nicht heißt, dass wir das noch nie gemacht haben, aber noch nie geplant und wenn dann eher „emotional unsouverän“.
Voraussetzung ist für mich natürlich, dass das erwünschte Verhalten ordentlich auftrainiert ist, der Hund weiß was zu tun ist und wie er die Strafe vermeiden kann. Und natürlich, dass man dann in die Wiederholung geht und der Hund es dann richtig machen kann und sich seine Belohnung, Zuwendung, Verstärkung abholt.
Zu sehen, welchen Effekt eine positive Strafe haben kann und wie viel Stress es dem Hund nehmen kann, war ein großer aha-Effekt. Wir haben Situationen, die seit Jahren Stress bedeuten, mit einer Korrektur ganz anders gesehen. Unser Hund hat sich bei Besuch, statt ewig zu fiepen und zu hecheln, freundlich genähert, begrüßt und sich dann unter den Tisch gelegt und geschlafen. Wir haben ihn so noch nie gesehen.
Natürlich hatte er durch die Strafe auch Stress, das will ich gar nicht wegreden. Aber danach auch die Hirnkapazität zuzuhören, es richtig zu machen und sich sein Lob abzuholen. 💡Man hat förmlich gesehen, wie es bei ihm rattert.
Ziel muss natürlich sein, nicht dauerhaft Strafen zu müssen. Für uns war es an diesem Wochenende ein „zuhören ermöglichen“ und wir sind immer noch total geflasht.
Rückblickend hätte ich vieles anders gemacht. Ob die vielen Monate oder Jahre „nur positiv“ wirklich netter waren, wage ich - ausgehend von seinem Stresslevel- rückblickend zu bezweifeln.
Ich denke, die Mischung macht es. Positiv auftrainieren, aber im Zweifel ab einem gewissen Punkt auch wenn nötig durchsetzen.