Ich würde noch ergänzen wollen um: und warum akzeptieren wir andere Dinge völlig selbstverständlich trotz eines viel höheren Risikos.
Ich weiß jetzt natürlich nicht, welche anderen Dinge du konkret meinst, aber grundsätzlich verstehe ich schon, warum Hunde anders wahrgenommen werden. Autos zum Beispiel sind gesellschaftlich akzeptierte Notwendigkeit, auch wenn von Verkehrsunfällen eine ungleich höhere Gefahr ausgeht. Natürlich können wir jetzt darüber diskutieren, wie notwendig sie tatsächlich sind, aber der breite Konsens ist da.
Hunde wiederum haben - bis auf wenige ganz spezifische Fälle - keinerlei gesellschaftliche Notwendigkeit. Sie bereichern das Leben ihrer Besitzer, aber aus einer externen Sicht gilt das auch für Netflix-Serien, Biberbettwäsche oder Kanarienvögel. Wenn nun die Kanarienvögel (oder die Biberbettwäsche, was das betrifft) hingingen und Menschen umbringen würden, gäbe es auch schnell Rufe nach Verboten. Einfach weil etwas, dem gesellschaftlich kein Nutzen zugesprochen wird, tatsächlich oder gefühlt einen gesellschaftlichen Schaden anrichtet. Ich bin mir nicht sicher, ob es überhaupt etwas so potenziell gefährliches wie Hunde gibt, das großflächig erlaubt ist, ohne dass wir ihm als Gesellschaft einen praktischen Nutzen für alle oder wenigstens die meisten unterstellen.
Bitte nicht falsch verstehen: Ich will Hunde nicht mit Biberbettwäsche gleichsetzen oder behaupten, sie wären sinnlos. Aber es gibt schon einen Grund, warum Hunde rechtlich ähnlich behandelt wären wie Autos (Stichwort: Gefährdungshaftung). Wir alle hier haben naturgemäß einen sehr emotionalen Blick auf das Ganze, aber gerade wenn wir über Risikoabwägung sprechen, müssen wir meines Erachtens schon zugestehen, dass unsere Tiere potenziell mehr Risiko bergen als sie für andere nützlich sind. Und das ist in meinen Augen der Knackpunkt: Akzeptiert werden Risiken, die nützlich oder zumindest bequem sind. Das trifft auf Hunde und insbesondere sogenannte Kampfhunde einfach nicht zu, jedenfalls nicht für jene, die keine Hunde haben und auch keine wollen, also die Mehrheit.