Erstmal ich verstehe Dein Leid sehr gut! Aber ich möchte Dich auch mit einem Positiv-Beispiel aufmuntern!
Ich habe mich nach dem Tod meiner ersten Hündin (Rottimix) für eine blinde Dobidame entschieden, die im April bei uns eingezogen ist. Ich bin also mit Hundeerfahrung an die Sache rangegangen und im Bewusstsein, dass die ersten Monate schwer werden könnten - und es wurde trotzdem härter als erwartet. Auslandsadoption habe ich übrigens bewusst nicht gemacht, weil mir das zu riskant war, da ich ähnliche hohe Ansprüche wie Du an meinen Hund habe (nicht böse gemeint, nur realistisch!). Ich habe mich mit den Vorbesitzern eine Woche intensiv ausgetauscht über ihre Fähigkeiten und Grenzen. Sie kam ursprünglich aus einer Beschlagnahme mit extremem Untergewicht und lebte dann 2 Jahre bei ihren direkten Vorbesitzern, die sich aber etwas übernommen hatten. Stadt kannte sie nicht, regelmäßiges Gassi nicht, Hundeplatz nicht, Fremdhunde nicht (hat aber immer mit anderen Hunden gelebt) etc. pp. Aber eben ein gelehriger, aufgeweckter, aktiver, erwachsener Hund, wie ich es mir wünschte.
Bei uns Zuhause und uns als Menschen fühlte sie sich sofort wohl, aber draußen hatte sie extreme Angst. Die zwei Straßen zum Park waren eigentlich zu viel für sie. Extreme Geräuschangst, besonders bei Autos und Radfahrern, aber auch Kirchenglocken, unerwarteten Geräuschen etc. Die Geräuschangst war jedoch bereits nach schätzungsweise 3 Wochen fast komplett weg. Ich habe jedes unheimliche Geräusch benannt und belohnt. Wir haben unsere Gassiwege ganz langsam aufgebaut und erstmal war da nicht so viel Abwechslung drin. Aus dem Haus, zum Park, Leckerlisuche, mit Frauchen/Herrchen an der Schleppe toben, Leckerlisuche, zurück nach Hause. Hunde waren anfangs noch nicht so ein großes Thema, aber seit sie ihre Angst verloren hat, ist sie extrem auf andere Hunde fixiert. Wir meiden Hundebegnungen auf der Straße, aber haben Kontakte zu einzelnen Hundehaltern aufgebaut und das klappt sehr gut. Mittlerweile kennt sie eine Hand voll Hunde und zwei davon sieht sie wöchentlich. Einzeltraining hatten wir kaum, da die Trainerinnen hier so ausgebucht sind. Ich habe schnell mit Hundeplatz angefangen, nach 5, 6 Wochen?, und auch verschiedene Angebote ausprobiert. Wir machen 2 - 3 x Gruppentraining die Woche. Das ist ein straffes Programm, da muss man gucken, was funktioniert. Teilweise gibt es auch Angebote in sehr kleinen Gruppen. Wir machen z. B. einen Junghundkurs außerhalb vom Hundeplatz, wo wir insgesamt drei Hunde sind. Wir können mittlerweile kleine Runden durch die Innenstadt gehen, ins Auto steigt sie mittlerweile freiwillig ein, sie bleibt derzeit bis zu zwei Stunden alleine, sie hatte schon Hundebesuch Zuhause, sie kann eine Stunde auf dem Hundeplatz arbeiten und bellt dort immer weniger rum, Freilauf in sicheren Gegenden bzw. zu sicheren Zeiten. Beschäftigungen bauen wir parallel auf. Busfahren, Café, Tagesausflüge, das steht auch irgendwo in der Zukunft und wir tasten uns ran Stück für Stück.
Auch wenn das alles so positiv klingt, muss ich auch zugeben, so richtig Freude macht sie mir erst seit ca. einer Woche, davor war es hauptsächlich harte Arbeit. Nun, nach 5 Monaten, kommt endlich der Teil, wo es auch viel Freude macht.
Falls Du Dich entschließt, sie abzugeben, dann bring sie in ein deutsches Tierheim (oder vielleicht kann Dir die Trainerin bei der Suche einer geeigneten Privatperson helfen), aber nicht zu dem Verein. Und falls Du dann nochmal das Projekt Hund wagen willst, dann kann ich Dir nur dringend raten entweder von Privat oder einer Pflegestelle, da erlebst Du den Hund nämlich in einer realistischen Wohnsituation! Das wäre mein Tipp.
Aber für mich klingt es eher so, als würdest Du weiterkämpfen wollen, auch wenn Du gerade auf dem Zahnfleisch gehst. Dazu wurden schon einige tolle Tipps gegeben, einen Gang runter schalten mit dem Hund (was kann ich wann, wo, wie, wie lange mit dem Hund unternehmen?) und eigene Unternehmungen ohne Hund aufbauen.
Alles Gute weiterhin!