Für die Leseratten - Der Bücherthread - Teil 2

  • "Schloss aus Glas" klingt ja interessant.



    Habe "Eine Reise zu den Sternen" abgeschlossen.

    Das Fantastische an der Erzählung, das immer wieder auftaucht und die Handlung mal beiläufig, mal maßgeblich beeinflusst, gefällt mir sehr gut. Überhaupt ist alles an dem Roman sehr fantasievoll. (Es hat ja selbst kaum jemand mal einen 'normalen' Vornamen. Das war vielleicht etwas viel. :ugly:) Ich fand die Orte sehr atmosphärisch beschrieben - die Magie der Wüste, die natürlich überdeutlich wird, da Enzo/Loren ab Handlungsbeginn den Großteil seines Lebens dort verbringt, hat mich besonders beeindruckt. Dort konnte ich mich richtig in der Erzählung fallenlassen, hatte fast das Gefühl, selbst dort zu sein.

    Die beiden Protagonisten begegnen im Laufe der Jahre einer Vielzahl an

    unterschiedlichen Charakteren. Man freut sich als Leserin, dank der schillernden Beschreibungen, über jede/n einzelne/n.

    Alles hat eine Bedeutung. Alles in miteinander verwoben. Ich würde sagen, für diese Weltsicht sollte man zumindest offen sein, sonst geht einem das teilweise arg Konstruierte vielleicht auf die Nerven. ;) Obwohl ich die vielen Verbindungen total interessant fand und mich nicht mal die stellenweise alle halbe Seite auftauchenden Stern-Anspielungen (Sirius, der Hundsstern, das Sternen-Amulett, die Sternen-Spinne, sämtliche lateinischen Bezüge zu Sternen, Sternenkleider, -röcke, Tattoos...) gestört haben (im Gegenteil!), ist das mein einziger Kritikpunkt: im letzten Drittel des Romans konzentrieren sich die Erklärungen zu sämtlichen Verwandtschaftsverhältnissen und Intrigen/Feindschaften usw. Diese werden wirklich weit ausholend erläutert, was ich im Gegensatz zum kompletten Rest des Romans ungewohnt theoretisch und ermüdend fand.

    Alles in allem würde ich das Buch auf jeden Fall empfehlen und auch nochmal lesen. Ich lese gerne Bücher wieder und wieder, wenn sie mir gefallen haben. :smile:

  • teilweise arg Konstruierte vielleicht auf die Nerven

    Darauf muss man sich wirklich einlassen wollen- es ist eine phantastische Geschichte, die im Reellen stattfindet und das fand ich so besonders daran. Und ja, die Wüstenszenen habe ich genau so empfunden- magisch irgendwie.

    Beim letzten Teil stimme ich Dir überwiegend zu, aber der erhellt ja auch die Hintergründe.


    Freut mich, dass es Dir insgesamt gefallen hat!

    Ist einer meiner "ewigen" Favoriten.;)

  • Auch abgeschlossen: Juli Zeh - "Unterleuten"


    Fand ich wirklich gut. :bindafür: Ich hatte aufgrund des Klappentextes irgendwie mit was Trockenerem gerechnet, kannte aber auch noch nichts von Juli Zeh (was sich jetzt ändern wird).

    Eine Erzählung über den Plan, einen Windpark in der Nähe des Dorfes Unterleuten zu errichten, aus unterschiedlichen Blickwinkeln verschiedener DorfbewohnerInnen. Und jeden einzelnen Charakter fand ich absolut glaubwürdig und tiefgründig.

    Ungefähr so lief es bei mir: zuerst: Die dämlichen Zugezogenen, wie kann man nur so überheblich sein! :headbash:, dann: Die dämlichen Alteingesessenen, wie kann man nur so festgefahren sein! :headbash: und umgekehrt, plus sämtliche Nuancen dazwischen.

    Es wird wunderbar deutlich, dass jedes Individuum seine Lebensgeschichte und eigene Motivationen hat, und keine ist mehr oder weniger wichtig und/oder 'richtig' als andere.

    Wirklich toll. :nicken:


    Achso: Unterleuten hat mich sehr an "Altes Land" von Dörte Hansen, 2015 erschienen, erinnert.

  • Achso: Unterleuten hat mich sehr an "Altes Land" von Dörte Hansen, 2015 erschienen, erinnert.

    Das ist ja ein interessanter Vergleich.

    Wo Hansen knapp und präzise ist, erschien mir Zeh als zu ausufernd. Ich fand das Buch einfach viel zu lang, simpel gesagt.


    Deswegen empfehle ich Dir nichts weiter von ihr, das können andere hier besser.;)

  • Achso: Unterleuten hat mich sehr an "Altes Land" von Dörte Hansen, 2015 erschienen, erinnert.

    Das ist ja ein interessanter Vergleich.

    Wo Hansen knapp und präzise ist, erschien mir Zeh als zu ausufernd. Ich fand das Buch einfach viel zu lang, simpel gesagt.


    Deswegen empfehle ich Dir nichts weiter von ihr, das können andere hier besser.;)

    Ja das stimmt, es ist wirklich sehr lang. Allerdings empfand ich den Schreibstil einfach als kurzweilig. Ich dachte auch, durch die vielen verschiedenen Blickwinkel 'musste' quasi noch eine Art Abschluss für jeden kommen - sonst hätte mir vielleicht auch was gefehlt.

    Aber ja, Hansen hat tatsächlich präzise Beobachtungen gemacht und ich fand "Altes Land" wirklich super.

  • "Altes Land" wirklich super.

    Entgegen meiner Erwartung (weil der soz. 2. Band mit ähnlicher Thematik derselben Autorin oft schwächer ist), ist

    "Mittagsstunde"

    sogar noch besser. Lakonischer, genauer, präziser und teilweise witzig.

    Fand ich.


    Sie hatte sich richtig viel Zeit genommen, jedenfalls mehr, als man so gewohnt ist.

  • Gut zu wissen, die gleiche Erwartung aus dem gleichen Grund habe ich nämlich bisher auch gehabt, und mich noch nicht dran getraut. :denker: Ändert sich dann jetzt auch!

  • Ändert sich dann jetzt auch!

    :bindafür:

    Tatsächlich freue ich mich auf ihr nächstes Buch- in einigen Jahren. Sie kann es einfach, das Erzählen.

    Außerdem kenn ich die Szenerien so ein wenig, nicht wegen der Gegend , sonderm vom sehr ländlichen Raum.


    Ich kann grad nix beisteuern an neuer Lektüre, sitze sehr auf dem Trockenen, nur Kram und Krempel.|)

  • Von der Juli Zeh gibt es ja auch ein Buch über Hunde, aber ich hab da so meine Zweifel, ob das gut ist.


    Ich fand Unterleuten sehr fesselnd. Als Berlinerin, die auch einige Brandenburger Dörfer (gut) kennt, inkl. des Inventars, fand ich es natürlich ziemlich spannend. Man konnte es schnell weglesen, es kam mir aber literarisch sehr blutleer vor. Also effizient, mit wenig Herz/Erzähl- und Fabulierlust geschrieben, oft die einfallsloseste Formulierung genommen usw. Man sagt ja immer "Show don't tell" - sie macht es leider oft umgekehrt. Trotzdem hatte das Buch einen ziemlichen Sog. Ich habe dann auch noch "Leere Herzen" von ihr gelesen, das mochte ich auch.


    Von Unterleuten gibt es eine großartige Hörspielfassung. Die ist nicht nur kongenial, sondern gleicht meiner Meinung die Mankos (Manki?) des Romans aus. Die Sprecher sind großartig.

    Beim NDR https://www.ndr.de/info/sendun…ten-16,sendung815640.html

    Beim DLF https://www.deutschlandfunkkul…ml?dram:article_id=435130


    Das letzte Buch, das ich gelesen habe, war ein Zufallsfund in einer Zu-Verschenken-Kiste. "Briefe in die chinesische Vergangenheit" von Herbert Rosendorfer. Von dem mochte ich schon "Messingherz" ziemlich gerne. Die Handlung der Briefe ist in den 80er Jahren angesiedelt. Der Protagonist ist ein chinesischer Mandarin, der sich mittels Zeitmaschine 1000 Jahre in die Zukunft (also eben die 1980er) und versehentlich nach München versetzt. Er schreibt Briefe auf speziellem Zeitreisepapier an seinen Freund ins China vor 1000 Jahren. Dadurch, dass das Buch ja nuna uch schon ein bissel älter ist, kommt ene weitere historische Schicht dazu. Ganz amüsant und man muss dann immer rätseln, wer wer ist, z.B. der "meineidige Minister Ci-Ma" (Friedrich Zmmermann), der Komponist Mo-Tsa usw.

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