Beiträge von Golfstrom

    Hallo zusammen,
    Mein Flünz ist ein ehemaliger Straßenhund aus Rumänien. Spielzeug ist ihm dementsprechend fremd und interessiert ihn überhaupt nicht.
    Wir haben es mit Zerrknoten versucht, mit Gummiknochen, quietschenden Geiern und Frisbeescheiben, aber nichts könnte ihn kälter lassen.
    Am liebsten spielt er mit den Extremitäten seiner Menschen: Er schnappt freundschaftlich nach Armen, Fingern, Zehen, und was er sonst noch so erwischen kann, rennt davon, kommt wieder, hüpft wie ein Flummi, bellt ausgelassen, und wälzt sich mit seinem Spielpartner auf dem Boden herum.
    Er ist dabei niemals aggressiv, er knabbert nur freundlich und beisst nie zu, und er schläft dabei auch schon mal mit meinem Daumen im Maul ein :sleep:
    Noch lieber als Menschenfinger jagt er allerdings Heuschrecken, Fliegen, und was sonst noch so kreucht und fleucht.
    Die "Heuschreckenwiese" in unserer Umgebung ist ca. 200m lang, und wir brauchen normalerweise 30+ Minuten, um sie zu überqueren, weil er nach allem schnappt, was ihm vor der Nase herumspringt und selbige nicht vom Boden nimmt, bevor er den Hüpfer nicht erwischt hat.
    Tja, und nun meine Frage: Mit was für einem Spielzeug kann man einem solchen Hund eine Freude machen?
    Mir ist klar, dass er vermutlich als Welpe nur die Balgereien mit seinen Wurfgeschwistern als Spiel kennengelernt hat, und es dann natürlich kein Wunder ist, dass er mit einem quietschenden Stofftier nichts anfangen kann. Und auch wenn er nie (NIE!!) über die Stränge schlägt und auch sofort aufhört, wenn ich es ihm sage: Seine Zähne eben doch spitz, und blaue Flecken kommen dann schon mal vor.
    Hat jemand von euch eine Idee, womit ich ihn auch weiterhin zum fröhlich bellenden, spielenden Flummi machen kann, ohne dass meine Arme hinterher blau sind?


    Danke im Voraus und liebe Grüße aus dem Schwarzwald,
    Marianne und Flünz

    Hallo zusammen,


    Auch wenn ich vielleicht schon ein bisschen spät bin, wollte ich meine Erfahrung doch noch schnell weitergeben:


    Ich hatte ein ähnliches Problem: Ständig wiederkehrende Durchfallattacken ohne Erbrechen und ohne ersichtlichen Grund.
    Unsere Tierärztin ist sehr gründlich, hat Blut und natürlich Kotproben getestet und uns schließlich zu einem Magen-Darm-Spezialisten überwiesen, der bei Flünz nach gründlicher Anamnese und einem Ultraschall IBD (Chronisch-entzündliche Darmerkrankung) diagnostiziert hat.


    Auf Anraten des Arztes füttere ich ausschließlich Hill's Prescription z/d (auch als Leckerli), und wir haben seitdem Ruhe. Der nächste Schritt wäre eine Behandlung mit Antibiotika gewesen, und als letzte Rettung hätte es Kortison gegeben.
    Aber wir haben zu den glücklichen 30% gehört, bei denen eine Nahrungsumstellung alleine ausreicht, das Problem in den Griff zu bekommen.
    Von Zeit zu Zeit hat Flünz zwar noch mal einen kleinen Ausreißer nach unten, aber das ist dann nur punktuell und meistens die Folge davon, dass ich ihn nicht schnell genug wegziehen konnte, wenn er im Gras irgendetwas Interessantes erschnuppert und schneller verschlungen hat, als ich "NEIN" rufen konnte :)


    Wir drücken die Daumen, das es auch bei euch bald besser wird.


    Liebe Grüße von
    Flünz und Mari

    Hallo an Alle,
    Ihr hattet ja so Recht: Die Zeit, die ich mir und Flünz gegeben habe, hat geholfen!
    Schritt für Schritt sind wir uns näher gekommen und irgendwann habe ich gemerkt, dass die Reserviertheit Flünz gegenüber langsam gebröckelt ist.
    Die kleinen Geschenke von ihm an mich wurden immer häufiger, und je mehr ich mich auf ihn eingelassen habe, desto anhänglicher wurde er.
    Er lernt mit Feuereifer alles, was ich ihm beibringe und er stupst mich an, wenn er spielen oder gestreichelt werden möchte.
    Von Zeit zu Zeit geht er zwar immer noch alleine in den Wintergarten oder in die Abstellkammer, um dort in Sonnenflecken zu schlafen, aber er kommt auch von alleine wieder zurück zu mir und freut sich, mich dort zu finden, wo er mich vermutet hat.
    Beim abendlichen Fernsehen springt er unaufgefordert auf meinen Schoß und schläft dort den ganzen Abend in den meiner Meinung nach ungemütlichsten Positionen :)


    Er hat definitiv gemerkt, das ich mich für ihn geöffnet habe, und das wiederum hat ihn für mich geöffnet.


    Nach 8 Monaten ist er endlich angekommen, und er ist jetzt genauso mein Hund wie ich sein Mensch bin.


    Ich danke euch allen ganz herzlich, dass ihr mir Mut gemacht und von euren Erfahrungen erzählt habt. Ihr habt dazu beigetragen, dass letztendlich mit Flünz und mir doch noch alles gut wurde!


    Liebe Grüße aus dem Schwarzwald senden
    Flünz und Mari

    Hallo an Alle,


    Ein herzliches Dankeschön für eure zahlreichen, wunderschönen und sehr hilfreichen Antworten.
    Ich finde es toll, dass sich so viele von euch die Zeit genommen haben, mir so ausführlich zu schreiben.
    Eure Beiträge haben mich zum Nachdenken angeregt, und es wird mir leichter ums Herz wenn ich lese, dass ich nicht die Einzige bin, die dem neuen Familienmitglied, das man ja selber angeschleppt hat, so kühl und distanziert gegenübersteht.


    Schuldgefühle gegenüber meiner Hündin habe ich nicht, denn ich weiß, dass ich alles für sie getan habe, was ich konnte. Ich hatte immer Zeit für sie (ich arbeite von daheim), ich habe sie nie vernachlässigt, ich habe immer alles stehen und liegen lassen, wenn sie mich zum Streicheln angestupst hat. Und ich weiß auch, dass ich mehr als nur mein Blut gespendet hätte, wenn ich ihr damit hätte helfen können.


    Ich weiß nicht, ob Flünz mir fehlen würde, wenn er nicht da wäre. Die Idee mit dem Hundesitter finde ich klasse. Danke dafür, angel_jyl. Das mache ich auf jeden Fall.
    Flünz ist aus Rumänien. Ich habe ihn über eine Tierschutzorganisation bekommen, die ich schon eine ganze Weile kenne. Sie hatten ein Bild von Ihm auf ihrer Website, ich habe ihn mir ausgesucht, und man hat ihn dann aus dem Tierheim in Rumänien zum deutschen Sitz der Orga gebracht, wo ich ihn abgeholt habe.
    Das Eigenartige ist, dass es sich komisch anfühlt, Flünz auf dem Bild auf der Website in der fremden Umgebung zu sehen, auf dem Arm eines fremden Menschen. Das nehme ich für mich eigentlich als gutes Zeichen, dass da in mir drin doch nicht alles ganz so gefühllos ist, und dass man darauf vielleicht aufbauen kann.


    Ich werde uns auf jeden Fall mehr Zeit geben und ich will versuchen, mich an den kleinen "Geschenken" (wie unser Hundetrainer immer sagt) zu freuen, die ich von Flünz bekomme: Der Blick über die Schulter beim Spazierengehen, ob ich auch noch da bin, oder dass er gestern Abend von alleine von seinem Lieblingsschlaftplaz im Abstellraum zu mir ins Arbeitszimmer gekommen ist.


    Danke, dass ihr mir von euren eigenen Erfahrungen berichtet habt und auch danke dafür, dass ihr mir Argumente für beide Wege gegeben habt. Wie schön, dass ich dieses Forum gefunden habe.
    Ich fühle mich heute weit weniger verzweifelt und hoffnungslos als gestern.


    LG
    Mari

    Hallo liebes Forum,


    Knapp 14 Jahre lang hatte ich die großartigste kleine Hündin der Welt an meiner Seite. Ich habe einige Zeit in Argentinien gelebt, und eines Tages ist sie auf dem Gelände der Schule aufgetaucht, an der ich als Englischlehrerin tätig war.
    Ich habe sie einige Tage gefüttert, und sie schließlich mit mir nach Hause genommen, als ich sie nach Feierabend und als schon alle die Schule verlassen hatten, schlafend unter meinem Schreibtisch vorgefunden habe.
    Wir waren von Anfang an unzertrennlich, und solche Sachen wie Stubenreinheit oder „Komm“ musste ich ihr nicht beibringen: Sie hat mich auf Spaziergängen nie aus den Augen gelassen und kam nie auf die Idee, in die Wohnung zu pieseln.
    Nach 14 wunderbaren Jahren stand mir schließlich die schwerste aller Entscheidungen bevor: Sie hatte akute Nierenprobleme und auch die Bauchspeicheldrüse begann, zu versagen. Sie hat nichts mehr gefressen, konnte kaum noch stehen geschweige denn spazierengehen. Ich habe wochenlang alles versucht, aber dann kam doch der Tag, an dem ich sie einschläfern lassen musste.
    Die Zeit nach ihrem Tod war furchtbar, und auch heute, 6 Monate später, vergeht kein Tag, an dem ich nicht an sie denke oder um sie weine.


    Es war für mich aber auch die ganze Zeit klar, dass ich wieder einen neuen Hund haben wollte, und in den letzten Tagen ihrer Krankheit als immer klarer wurde, dass es keine Rettung geben würde, war der Gedanke an einen neuen Hund so ziemlich mein einziger Trost.
    Tja, und jetzt ist der neue Hund da … und ich empfinde nichts für ihn.
    Er ist freundlich und verspielt, auch er war von Anfang an stubenrein, er ist weder ein Kläffer noch ein Beisser und auch der Rückruf beim Spazierengehen klappt. Er ist insgesamt weniger aktiv, als ich es mir gewünscht hätte, ist relativ „unanhänglich“ und scheint andere Menschen mehr zu mögen als mich (wen wundert’s …).
    Wir waren beim Hundetrainer in Einzelstunden und Gruppenunterricht, wir üben täglich und arbeiten an der Bindung. Und ich empfinde auch weiterhin nichts für ihn.
    Hinzu kommt, dass er, wie vor Kurzem herausgefunden, an IBD leidet und ich mit ihm in den letzten 6 Monaten öfter beim Tierarzt war, als mit meiner Hündin in den 14 Jahren davor.
    Nach (erneuter) Nahrungsumstellung ging knapp 5 Wochen alles gut, bis heute morgen wieder der Durchfall anfing. Und irgendwie war das dann alles zu viel.
    Mir ist jetzt klar, dass ich mir mehr Zeit hätte geben müssen: Erst den Tod meiner Hündin verkraften und dann einen neuen Hund zu mir nehmen. Ich war egoistisch und gedankenlos, als ich glaubte, mein Schmerz würde mit einem neuen Hund schneller vergehen.
    Und jetzt weiß ich nicht, was ich tun soll. Ich gehe natürlich auch weiterhin mit ihm zum Tierarzt, ich füttere ihn, ich bürste ihn, ich gehe mit ihm spazieren und wir gehen auch immer noch zur Hundeschule, aber ich bin unglücklich dabei, und natürlich merkt auch mein Hund, dass ich ihn im tiefsten Inneren ablehne. Einfach deswegen, weil er eben doch nicht meine geliebte alte Hundedame ist und sie auch nicht ersetzen kann.
    Ich fühle mich extrem schlecht mit all diesen Gedanken und habe ein schlechtes Gewissen dem „Nachfolger“ gegenüber.
    War jemand von euch auch schon mal in einer solchen Situation? Weiß jemand Rat, wie ich damit umgehen soll? Habt ihr vielleicht Tipps für mich, wie ich aus diesem schwarzen, emotionslosen Loch wieder herauskommen kann?


    Vielen Dank an alle im Voraus.


    LG
    Mari