Es hieß ursprünglich "Köfferchen auspacken". Das bedeutet, dass viele Tierschutzhunde durch den Kulturschock und ihr Trauma eingeschüchtert, gehemmt und erst mal sehr angepasst sind. Sie wollen nicht negativ auffallen und gehen erstmal auf Nummer sicher. Nach und nach, wenn sie sich eingelebt haben, Bindung aufgebaut haben und sich sicher fühlen, zeigen sie sich dann so, wie sie wirklich sind. Und dann kommt es halt vor, dass der Hund plötzlich nicht mehr so unkompliziert ist, wie es anfangs schien. Stimmt wahrscheinlich, dass je weniger man einen Hund lesen kann, umso überraschter man dann ist. Ist aber auch so, dass Hunde sich wirklich von Situation zu Situation ganz anders zeigen können.
Ich kenne übrigens auch Direktimporte die total unkompliziert sind.
Ja, das ist ja logisch und mir völlig bewusst. Aber das dann auftretende "komplizierte" Verhalten ist doch immer in Resonanz mit dem (aktuellen) Hundehalter(in)? Der Hund packt das ja nicht im Vakuum aus, sondern immer in Reaktion mit dem "Gegenüber". Und da können ja blöde Verstärkungsreaktionen etc. hervorgerufen werden.
In den Schilderungen klingt es aber immer so, als würde der Halter/ die Halterin alles richtig machen und dann packt der Hund einfach so schlimmste Verhaltensweisen aus.
Klar machen Hundehalter Fehler. Oder das Lebensumfeld ist einfach unpassend. Das Verhalten kann positiv oder negativ beeinflusst werden und je nach Gegenüber halt extrem oder weniger extrem auftreten, sich bessern, verschlimmern, heilen usw..
Aber ein Hund hat ja auch seine eigene Persönlichkeit und seinen Charakter, genau so wie ein Mensch. Und Trauma geht sogar noch über Charakter hinaus, weil es sich auch physisch, im Nervensystem manifestiert, also erst mal vom Individuum gar nicht willkürlich kontrollierbar ist.
Es geht ja darum, dass man den Charakter und das Verhalten des Hundes eben nur bedingt in solchen Extremsituationen wie z.B. Shelter beurteilen kann. Deshalb sollte man schon mit der ein oder anderen Überraschung rechnen und zurechtkommen. Kann sein, muss nicht.
Mein Hund wäre aufgrund seiner PTBS und der ständigen Reizüberflutung in einem städtischen Umfeld niemals glücklich geworden. Er brauchte einfach sehr viel Natur und Ruhe.