Ich würde gerne nochmal die zwei Teile aufgreifen:
Draußen kann er inzwischen sehr gut entspannen. Anfangs musste er noch alles überprüfen, jeden Zaun, jedes Geräusch usw. Da haben wir dran gearbeitet und es wird akzeptiert, dass das Grundstück zu meinen Aufgaben gehört und er sich um nichts kümmern muss. Seitdem pennt er einfach in der Sonne oder nagt an seiner Rinderkopfhaut rum. Allein bleibt er draußen wenn nur kurz, da ich nicht möchte das er sich wieder um alles kümmern möchte.
Das ist weniger das, was ich mit draußen meinte, aber ein Teil davon ist es auch.
Bestätigt aber meine Vermutung so ein wenig - der Hund ist unsicher, kann sich jedoch auf Entspannungsangebote einlassen, wenn er sich sicher fühlt.
Was ich machen würde, ich persönlich? Ich würde mir zuhause mit dem Hund ein Entspannungssignal erarbeiten. Mein Hund ist auch so ein unsicherer Kandidat, der viel Sicherheit von außen braucht. Einziger Unterschied, er ist sehr gut sozialisiert und das „Problemfeld“ betrifft aufgrund von Beißvorfällen nur andere Hunde. Mailo hat gelernt, dass das Markerwort „Easy“ bedeutet „Habe ich gesehen und als ungefährlich eingestuft. Du kannst dich entspannen, ich regel das für uns.“ Also so ähnlich wie Klick für Blick, aber belohnt wird nicht der Blick zu mir, sondern das einmal durchatmen und ruhig bleiben.
Auf der Grundlage würde ich mich mit dem angeleinten Hund und einer Decke bewaffnet irgendwo auf eine ruhige Wiese setzen und ihn beobachten lassen. In sicherem Abstand. Ruhig auch mit Kaustange, wenn ihm das hilft beim Stressabbau. Mailo liebt zB zu dem Zweck Durafoam Bälle, auf denen er rumknautscht, und sich selbst runter reguliert, bis er teilweise mit dem Ding im Maul einschläft, wie ein Kind mit Schnuller.
Ziel soll sein, dass er zum einen feststellt, dass die Welt nichts von ihm will und dass du feststellst, wo seine Zündschnur beginnt. Gehen 100m? 200m? Sichtkontakt? Wann musst du handeln? Was passiert bei deinem Hund bis dahin?
Zitat
Ausprobiert haben wir folgendes: da auf Grund der Pandemie alles dicht war arbeiteten wir zuerst mit Hilfe von Büchern und Videos u.ä., wir haben online Stunden wahrgenommen und sobald es wieder gelockert wurde mehr Angebote von außen wahrgenommen. Wir haben Familie und Freunde eingespannt, verschiedene Situationen und Begegnungen geübt...wir bereits erwähnt war sein verhalten da irgendwann recht gut, ausbaufähig aber in Ordnung.
Das ist das Zweite, was mir auffällt. Eigentlich schreibst du gar nicht, was und wie ihr geübt habt. Ich lese Bücher, Videos, Online-Stunden. Aber zu welchem Thema? Mit welchem Inhalt?
Dann wurden Freunde und Familie eingespannt und es wurden verschiedene Sachen geübt.
Für einen unsicheren Hund fehlt da die Konstanz und die Struktur. Das wird nicht funktioniert haben, weil ihr zu viel auf einmal wolltet. Sucht euch einen Teilbereich, dröselt den in winzige Häppchen auf, übt diese bis zum Erbrechen und steigert dann die Anforderung. Als Beispiel Fahrrad:
Erst darf er das Ding zuhause stehend als ungefährlich abspeichern. Dann könnt ihr drum herum bisl spielen oder arbeiten. Dann setzt sich mal einer drauf und füttert von da oben. Oder man schiebt im Garten das Rad hin und her. Spaziergang mit nebenher geschobenem Rad. Erweitern kann man das ja endlos, bis ihm irgendwann Räder pupsegal sind, weil die stocklangweilig sind.
Dann kommt erst die nächste Baustelle dran. Und so Thema für Thema. Mischt ihr zu schnell/zu viel oder steigert ihr zu schnell, macht der Hund dicht und ihr erreicht gar nichts.
Nochmal - alles steht und fällt damit, dass euer Hund im Alltag unsicher ist und solange ihr ihm nicht helfen könnt, kann er nicht raus aus seinem Verhalten