Beiträge von Lene95

    Hallo liebes Forum.


    Es ist 6.00 früh und ich weiß nicht, wem ich all das erzählen soll, was in meinem Kopf herumspukt.


    Ich hoffe, es ist okay, euch meine Gedanken mitzuteilen.


    Ich habe das Gefühl, meine Schuldgefühle und Trauer nicht ertragen zu können. Gestern habe ich meinen Rocky gehen lassen und ich weiß im Moment nicht, wie ich gleich auf Arbeit gehen und weitermachen soll. Ich mache mir im Hinblick auf seinen Tod solche Vorwürfe, dass ich glaube, ich verdiene es nicht, nochmal einen Hund aufzunehmen.


    Am 04. Januar adoptierten wir den 14-jährigen Rauhaardackel Rocky aus dem Tierheim zu unserer 7-jährigen Mischlingshündin. Es war schon immer mein Wunsch, alte Hunde aus dem Tierheim zu holen und es war absolut die richtige Entscheidung. Rocky galt als unnahbarer Hund und als nicht ganz unproblematisch.

    Von dem Moment an, als er in meine Wohnung marschierte (ganz dackellike), war ich in ihn verliebt. Er war ein Dackel wie er im Buche steht und er hat uns die schönsten drei Rudelmonate überhaupt gegeben. Er blühte auf, war verkuschelt und stellte seine stereotypen Verhalten aus dem Tierheim (stundenlanges Deckebeißen und Rammeln) ein.


    Nach einer Woche bei uns gingen wir mit ihm zum Hundefriseur für eine nötige "Grundreinigung". Dort bemerkten wir, als er nass war, eine Beule an seinem Oberkiefer sowie einen vergrößerten Ballen am Hinterfuß. Wir gingen gleich zum Tierarzt. Die folgende Diagnose war doch niederschmetternd:

    Bösartiger Tumor im Oberkiefer (erstreckte sich schon über den Gaumen und die linke Seite des Oberkiefers),

    Tumor im Nacken,

    Bluteinlauf im Ballen (konnte leider nicht entfernt werden, da sofort Blut nachschoss)

    und Herzinsuffizienz. Ich habe lange mit dem Arzt geredet und mir wurde erklärt, dass eine weitere Narkose für ihn sehr riskant wäre und es keine Möglichkeit gäbe, die Tumore so zu entfernen, dass es ein Erfolg werden könnte.

    Er bekam Schmerzmittel und Antibiotika (der Tumor entzündete sich leicht) und wir beschlossen, ihm die verbleibende Zeit so schön zu machen, wie wir nur konnten.


    Wir haben wirklich alles für den kleinen Mann getan. Ausflüge, die für ihn nicht zu anstrengend waren, wir haben ihn mit Liebe überschüttet und haben wirklich jeden Tag genutzt. In dieser Hinsicht haben wir alles richtig gemacht und ich würde es jeder Zeit wieder so machen.


    In den letzten Wochen bemerkten wir, wie er immer langsamer wurde. Er schlief den ganzen Tag und trottelte draußen mehr vor sich hin. Ab und an "rannte" er mal ein Stück, das aber eher, wenn er glaubte, den Anschluss zu verlieren. In letzter Zeit habe ich immer ihn das Tempo bestimmen lassen, und da blieb er in seinem Opatrott (was ja auch okay ist!).

    Er hob nur noch selten den Kopf wenn ich seinen Namen sagte, aber wenn er Futter gerochen hat, war er da.

    Der Tumor in seinem Maul wurde immens groß. Er erstreckte sich durch die gesamte linke Seite seines Mauls und war so vereitert, dass er eine grün/gelb/blaue Farbe hatte.

    Der Tumor in seinem Nacken hatte locker Golfballgröße.

    Seine Lymphknoten am Hals schwollen ebenfalls enorm hart und groß an.

    Ich dachte schon längere Zeit, dass er so müde schaut und das Damoklesschwert hing schon lange über uns und wir überlegten schon seit ca. zwei Wochen hin und her, was das beste für unseren kleinen Mann wäre. Ich weinte viel und dachte früh bis spät an nichts anderes.


    Letzte Woche bemerkte ich, dass er Nachts schnell und angestrengt atmete und nachts ab und an hustete. Er kam schlecht zur Ruhe. Ich vermutete sofort das Herz und Wasser in der Lunge und stand am Freitag beim Tierarzt auf der Matte. Rocky wurde dort gründlich untersucht und meine Vermutung bestätigte sich leider.

    Es wurde auch nochmal die enorme Größe der Tumore festgestellt und dass er nicht mehr in der Lage war zuzunehmen und nur noch aus Knochen bestand.

    Die Ärztin war sehr empathisch und teilte mir mit, dass es zu diesem Zeitpunkt ebenso richtig wäre ihn gehen zu lassen wie es nochmal mit Entwässerungstabletten zu probieren. Diese würden uns - wenn überhaupt - nur noch eine kurze Zeit dazuschenken.

    In Anbetracht dessen, dass mein Rocky noch gefressen hat wie ein Scheunendrescher, draußen etwas lief und sonst eben auch ein lebenssturer alter Dackel war, beschloss ich, die Tabletten zu probieren.


    Die erste Nacht schlugen sie an - er schlief durch.

    Ab dann ging es ihm wieder schlechter. In der Nacht von Sonntag zu Montag hat er - und ich auch - erst gegen 4.00 Uhr nachts Ruhe gefunden. Er hustete ab und an, immer präsent war aber so ein Niesartiges Schiefen und er warf sich ächzend hin und her. Er schmatzte dabei fast die ganze Zeit.

    Gestern Morgen lag er völlig fertig in seinem Körbchen und als er aufstand, kam ein Schwall Eiter aus seiner Nase. Dies hörte auch nicht auf. Es war die Seite direkt über dem Tumor.

    Er lief mit eingezogenem Schwanz und - meiner Meinung nach - krummen Rücken.


    Ich fuhr zum Tierarzt und lies ihn gehen. Die Erfahrung war schrecklich. Ich wollte ihn zu Hause gehen lassen aber aufgrund der aktuellen Corona Problematik war das nicht möglich. Außerdem wollte ich ihm schnell helfen, denn das Eiter aus seiner Nase beängstigte mich sehr. Der Tierarzt erklärte mir die Prozedur und es war einfach nur schrecklich. Es wurde im Behandlungsraum nicht nochmal darüber geredet ob es richtig war oder nicht. Es wurde schnell über die Bühne gebracht und mein Partner durfte nicht mit dabei sein. In diesem Moment konnte ich nicht weinen. Ich habe nur meinem Rocky für diese wunderschöne Zeit gedankt und habe schon den Anflug meines schlechten Gewissens gemerkt.


    Seitdem bin ich nicht mehr ich selbst. Ich weiß, dass ich trauern muss, aber ich habe die schlimmsten Schuldgefühle die man sich machen kann.


    Überall lese ich, die Leute erlösen ihren Hund, wenn er nicht mehr frisst. Mein Dackel hat aber trotzdem immer gefressen! Er bekam drei große Portionen am Tag, er konnte nur nicht mehr zunehmen und magerte immer mehr ab. Aber er hat noch gefressen! Wie er das mit seinem Tumor machte, weiß ich ehrlich gesagt nicht, aber es ging.

    Wenn Gassizeit war, ist er - wenn auch sehr schleppend - trotzdem mitgekommen und konnte ab und an sogar noch hoppeln!

    Er hat immer gewedelt wenn er mich gesehen hat.

    Wenn man ihm einen Ball gezeigt hat, ist er so abgegangen, dass man ihn stoppen musste, weil er sich sonst den Tumor aufgebissen hat.


    Ich komme mir vor wie ein Mörder und glaube, ich habe es nicht verdient, je wieder einen Hund zu mir zu nehmen. Ich glaube ich geh kaputt.


    Auf der einen Seite riet mir der Tierarzt schon vor dem Wochenende zur Erlösung, auf der anderen Seite war da Rockys ungebrochener Willen.

    Und ich habe ihn gebrochen.

    Ich werde mir das nie verzeihen können.

    Gestern war ich noch so überzeugt, das richtige zu tun. Aber danach ging es los. Ich habe wirklich das Gefühl, mich zerreißt es. Rocky könnte noch hier sein.


    Ich weiß, dass seine Krankheit rasch fortschritt und keine Besserung in Sicht war. Ich weiß, dass er abmagerte. Ich weiß auch, dass er Luftprobleme hatte.


    Aber er war noch nicht komplett weg. Er war noch da, er war noch stur und er hat mich geliebt und es mir gezeigt. Und ich habe ihn so hintergangen. Vielleicht wollte er noch mehr Zeit mit mir.


    Ich dachte immer ich bin stark und wollte schon immer die Seniorenhunde aus dem Heim zu mir nehmen. Das alles stürzt jetzt gerade zusammen und ich fühle mich, als hätte ich meinen Rocky verraten und mit ihm alle Menschen, die sich in seinem Leben um ihn gekümmert haben.



    Danke euch allen für die lieben Antworten!


    An Arthrose oder andere Schmerzquelle haben wir auch gedacht. Er bekommt seit gestern Schmerzmittel für eine Wucherung am Zahnfleisch, die ihm nächste Woche entfernt wird. Dabei wird er auch nochmal eingehender untersucht. Schmerzen schliessen wir also nicht aus, ich bin deswegen echt vorsichtig.


    Jackyfan, du hast Recht, er dreht immer komplett ab, wenn die Füsse vom Boden abheben sozusagen. Vorher warnt er nur.


    @Dackelbenny ja also das mit den klaren Regeln checkt er immer sofort. Total krass. Den ersten Tag zB ist er noch komplett freigedrehtet als ich ihm das Futter hingestellt habe. Ich hab es dann eben erst freigegeben als er ruhig war. Am nächsten Tag geht er vorm Fressen SELBER in seinen Korb, legt sich hin und legt den Kopf ab. Ich war echt total baff wie schlau der ist.

    Ich werde es jetzt ganz langsam mit Paste probieren.


    Vielleicht habe ich ihm auch zu viel abverlangt gleich am Anfang.

    Hallo liebes Forum,

    nun bin ich auch Mitglied und traue mich mal, etwas nachzufragen.

    Bei mir lebt seit 2.5 Jahren eine jetzt 7-jährige Mischlingsdame (kastriert) aus dem Tierheim.

    Seit anderthalb Wochen ebenfalls ein 14-jähriger Dackelrüde (intakt).


    Wo fang ich an…

    Der kleine Dackel wurde mir schon als ganz schön heiße Nummer präsentiert. Das Tierheim wollte einfach kein Risiko eingehen und wollte eben, dass ich möglichst genau weiß, was ich mir da „antue“. Dackel wurde mit 13 abgegeben, da die Besitzerin verstorben ist und die Verwandten konnten sich nicht weiter um ihn kümmern und er hat wohl alles und jeden gebissen. Im Tierheim hat er dann von Erzählungen her ganz schnell gelernt, dass er so nicht weiterkommt und hat alles gut mitgemacht. Gebürstet/Tierarzt etc. wurde mit Maulkorb absolviert. Uns wurde von vorn herein gesagt: Platz zuweisen, keine großen Privilegien, klare Struktur, sicheres Auftreten, kein Spielzeug, sehr dosierte Leckerlis und Zuwendung.

    Habe ich verstanden und das Ganze gewagt.


    Seit er bei uns ist läuft alles besser als ich dachte. Die Treppen hochtransportiert wird er in einer Tasche. Er lässt sich ohne Protest auf seinen Platz schicken. Stubenrein. Hat nach wenigen Tagen verstanden, dass er auf sein Futter warten muss und es erst freigegeben bekommt, wenn er ruhig ist. Muckt in der Wohnung nicht auf. Beim Spaziergang ist er stur, grumpelt etwas vor sich hin, wenn man ihn nicht aller halben Meter schnüffeln und pinkeln lässt, akzeptiert aber langsam, wenn man ihm stattdessen Löseplätze zeigt.


    Interessant ist, dass er eine Wirkung auf andere Hunde hat, die ich so noch nie erlebt habe. Er bekommt von nahezu jedem eins auf den Deckel. Im Tierheim wurde er auch kurz vor Übernahme gebissen. Wirklich jeder Rüde, egal ob kastriert oder intakt, rastet ihm gegenüber völlig aus. Der Dackel will eigentlich immer nur an jedem Hinterteil schnüffeln. Kann aber gut sein, dass er – so lustig das jetzt auch klingen mag – eine echt einschüchternde Energie hat.

    Er wirkt auf mich immer sehr entschlossen, willenstark und furchtlos.


    Nun aber zur eigentlichen Problematik und zur Frage, wie ich es angehen könnte: Anfassen.


    Er lässt sich streicheln. Er dreht sich, wenn man ihn zu sich ruft, auf den Rücken und grunzt wohlig vor sich hin. Wenn man allerdings an eine Pfote kommt, zieht er sehr eindeutig die Lefzen hoch. Beim Pfoten und Bauch abputzen nach dem Gassi ist er super angespannt und grumpelt ebenfalls vor sich hin. Es ist noch kein handfestes Knurren aber er ist schon angepisst.

    An Hochheben darf man gar nicht denken. Da knurrt er, wird richtig laut und würde auch beißen.

    Wir waren bereits mit ihm im Hundesalon und haben ihn von all dem Siff und Gestank befreien lassen sowie Augen/Maul freischneiden etc. Dort hat er alles, wenn auch angespannt, mitgemacht und hat sich auch heben lassen. Dort wurde uns dann gesagt, dass wir bei ihm wirklich keine Bedenken zu haben brauchen, er ist doch ganz lieb, es liegt nur an meiner eigenen Unsicherheit etc.

    Er wurde uns vom Tierheim als absolute Granate „verkauft“ und so gehe ich eben teilweise auch ran. Zumindest, wenn ich ihn anfasse. Ich meine, auf Bisse stehen tu ich nun mal auch nicht und unnötig provozieren wollte ich auch nicht.


    Wie würdet ihr es angehen bzw. hattet ihr auch schonmal so einen Kandidaten?


    Würdest ihr auf seine bereits 14 Jahre verweisen und eben akzeptieren, dass er es nicht leiden kann?

    Positiv verstärken und Schritt für Schritt mit Leckerlis/Tube arbeiten, während man die unliebsamen Berührungen durchführt?

    Oder einfach Maulkorb drauf und Prinzip „musste halt durch“?

    (Letzteres war Methode im Tierheim)

    Wie reagiere ich richtig, wenn er Drohverhalten zeigt?


    Denkt ihr, es ist Angst/Unsicherheit oder Dominanz/seinen Willen bekommen und wie kann ich das ggf. feststellen?


    Im Endeffekt ist das alles kein mega Drama. Er macht unseren Alltag nichtsdestotrotz super mit. Trotzdem möchte ich wissen, wie ich mich in der Hinsicht ihm gegenüber verhalten kann, damit wir das Problem vielleicht auch nicht noch größer machen.


    Ich danke euch schon jetzt von ganzem Herzen!