Umwerfen, Nackenschütteln und andere Irrtümer...

  • Hallo Ihr Lieben.


    Immer wieder lese ich, daß solche Dinge in der Erziehung gezielt eingesetzt werden, genauso oft lese ich aber auch, daß das totaler Quatsch sei, Hunde und/oder Wölfe untereinander das so nie machen würden..


    Weder das eine noch das andere ist richtig.


    In der Ausbildung hat sowas nichts zu suchen. Da beißt die Maus keinen Faden ab.


    Allerdings benutzen Hunde (Wölfe weiß ich nicht) sehr wohl solche Dinge. Wenn mein Kleiner sich unerlaubt von der Truppe entfernt hat, wird er beim Zurückkommen vom Großen im Nacken geschüttelt und angemotzt. Ebenso, wenn er zu hause zu dreist wird... Wenn der Kleine zu hause nervt, geht der Große ganz langsam hin, nimmt mit den Zähnen die Lefzen von der Kröte und zieht daran, bis der Kleine quietscht... kein schnelles über den Fang fassen, wie es immer beschrieben wird... Auch habe ich schon zig mal gesehen, wie Hunde andere Hunde gewaltsam umgeworfen und nieder gezwungen haben, um ihre Stärke zu beweisen... Auch Hunde haben ihre Lauen, auch Hunde sind inkonsequent..
    Wenn mein Großer schläft und der Kleine nervt, wird der Kleine mal ignoriert, mal zurecht gewiesen, mal läßt der Große sich sogar doch noch überreden zum Mitspielen, mal sucht er sich nen anderen Ruheplatz...


    Natürlich sollten wir niemandem raten, Gewalt gegenüber seinen Hunden anzuwenden, aber meiner Meinung nach gibt es Situationen, wo ein gezielter Nackengriff oder ein Kniff ins Fell die Klärung in sekundenschnelle herbeiführt.. Hunde sind eben irgendwie doch nur Menschen.. Und nein, ich kann nicht einen anderen Hund imitieren, aber das muß ich auch nicht... Mein Stinker kann das in der Regel auch so gut einordnen... Grundlage hierfür ist allerdings wie immer und überall eine ordentliche Vertrauensbasis und eine positive Grundstimmung in der Erziehung und Ausbildung...


    Und nein, mit Dominanz oder Rangordnung hat das Ganze sowieso nichts zu tun, sondern nur mit Grenzen aufzeigen und durchsetzen...

  • Sehe ich sehr ähnlich. Auch wenn ich definitv kein Beführworter des Nackenschüttelns bin :motz: . Nachdem ich eine gefühlte Ewigkeit lang das Leinengerüpel meines "Jungrüden" versucht habe mit Leckerchen und Nein umzulenken und es zwar besser, aber nicht gut wurde habe ich ihn irgendwann "umgerempelt". Ich bin ihm in besagter Situation aus Versehen auf die Pfote getreten. Er quitschte und ich habe ihn dann praktisch nur noch umtippen gebraucht. Dazu ein deutliches "Lass dass". Seit dem sind Leinenbegegnungen problemlos. Er versteht sich nach wie vor ohne Leine sowieso mit jedem Hund und wenn jetzt der passende Hund zum Rüpeln an der Leine ankommt und er anfängt sich groß zu machen reicht ein deutliches "lass dass", dann wird für eine Millisekunde der Schwanz eingezogen und wir können ungestört weitergehen.


    Meine Hunde werden grundsätzlich positiv Ausgebildet, aber auch für mich sind Ausbildung und Erziehung zwei paar Schuhe. Und dieses Umdenken hat für mich auch insbesondere stattgefunden, seit ich zwei Hunde habe und diese im Umgang miteinander beobachten kann. Trotzdem ist der oben beschriebene Vorfall der einzige gewesen. Ich drangsaliere meine Hunde also nicht tagtäglich. :gott:

  • Hallo,


    sehe ich ebenso.
    Wenn mir der Kragen platzt, fühle ich mich berechtigt, meinen Unmut zu zeigen...wie du sagtest: Grenzen zeigen. Hier ist die Grenze, dass ich stinksauer wegen dem Verhalten des Hundes bin und ihn das spüren lasse, schmerzfrei natürlich, aber evt. ruppig!
    Kann Wunder wirken ("Hui, die Alte ist ziemlich stinkig, das war wohl doch zu frech...")
    Mit antiautoritärer Verzärtelung kommt man meist nicht weit.


    Wichtig ist aber, die Situation genau einschätzen zu können, um nicht in den Gehirnzellen des Tieres als ungerechter/unberechenbarer Agressor zu erscheinen.

  • Deine Beobachtungen kann ich in meinem "Weiberrudel" so nicht bestätigen.


    Meine Whippethündin greift meiner Grossen sehr wohl (nur) über den Fang und ist ihr noch nie in den Nacken gegangen. Hier schüttelt auch niemand den anderen zur Massregelung. Es kommt auch nicht zu körperlichen Auseinandersetzungen - es reicht allein schon ein intensiver Blick seitens meines alten Mädchens - dazu muss sie nicht mal knurren - und Bambi wendet sich ab.


    Hunde im Rudel wären ja doof, wenn sie sich dauernd gegenseitig gewaltsam unterwerfen müssten. Das ist doch Stress pur - meiner Meinung nach stimmt dann etwas nicht.


    Die Menschenhand hat für mich nichts im Nackenfell eines Hundes zu suchen, egal was man regeln möchte.

  • Ne meine Hunde werden auch nicht körperlich. Aber am Anfang hat ein Blick oder Knurren meiner Kleinen nicht gereicht. Sie hat den großen auch nicht umgeworfen, sondern feste an den Ohren gezogen. Er hat sich dann "freiwillig" hingelegt. Ist Bambi schon als Welpe bei euch gewesen? Das ändert die Situation meiner Meinung nach ungemein.

  • Tja.
    Ich habe, wie es einige bezeichen würden, wohl eine "antiautoritäre" Erziehung.


    Keiner meiner Hunde kennt ein "Nein", "Aus", "Pfui" und all das Zeugs.
    Meine Hunde lernen immer nur, was sie stattdessen tun sollen.
    Ist manchmal mühsam und ich wollte auch schon die Flinte ins Korn werfen.


    Ich habe noch nie laut mit meinen Hunden gesprochen.
    Eher im Gegenteil.
    (Mit meinem Mann tue ich das, ist aber ein anderes Thema :D )


    Ich habe noch nie Hand angewendet gegen sie.
    (Leinenruck, Nacken schütteln, sonstwie körperlich bedrohen.)


    Meine Hunde kennen allerdings ein Abbruchkommando, das für Notfälle eingesetzt wird.



    Ich arbeite mit Belohnung und freundlicher Stimme.
    Meine Hunde sind alles andere als perfekt.
    Wir haben Baustellen, aber keine ganz schlimmen mehr.
    Wir sind mehrheitlich alltagstauglich =)



    Erstaunlicherweise reicht aber auch bei uns, ein Blick meinerseits und die beiden Jungs wissen, dass sie das was sie eben tun, besser unterlassen sollen.
    Selbst wenn sich die beiden in der Wolle haben, reicht es, wenn ich mich hinstelle und kurz gucke.


    Für mich stimmt das so.
    Ich möchte meine Hunde nicht anders erziehen, auch wenn mein Mann meint, es wären verwöhnte Gören :D

  • Also, Rüden werfen sich durchaus um.
    Meinem passiert das immer wieder, da er bei anderen Rüden gerne aufmuckt und zeigen will was er für ein tolles Kerlchen ist.
    Meistens liegt er dann kurz im Dreck, von nachgeben keine Spur und tut so als wäre nix gewesen.
    Ist ihm auch schon bei einer Hündin passiert und umgerempelt wird er auch mal ab und an.

  • Nackenschütteln konnte ich bei meinen Hunden noch nie beobachten, allerdings rügt meine Große den Kleinen. Wenn er mal wieder bummelt und meine Hündin und ich warten auf ihn, fängt sie ihn ab und kneift ihm ins Ohr mit ganz viel Gebrumme.


    Allerdings beobachte ich regelmäßig schubsen und rempeln. Diese Freiheit nehme ich mir natürlich auch heraus, wenn meine Herrschaften was machen wovon ich nicht begeistert bin. Ich kneif auch mal und hab dabei kein schlechtes Gewissen.


    Körperliches eingreifen finde ich nicht schlimm, wenn alles mit einem gewissen Maß gehandhabt wird

  • Ich glaube, der wesentliche Unterschied ist, dass ich gar nicht so schnell beobachten und reagieren kann, wie Hunde es können. Ich kann (manchmal) von außen sehen, wann der unterlegene Hund sich "ausreichend" ergibt. Manchmal sehe ich auch von außen nichts, da geht alles viel zu schnell.


    Und meine Körpersprache wird nie auch nur annähernd so genau sein wie die der Hunde untereinander.


    Daher fürchte ich, ich könnte wichtige Signale übersehen und dem Hund "Unrecht tun" wenn ich körperliche Gewalt anwende.


    Allerdings "reden" unsere beiden auch oft aneinander vorbei. Das ist vermutlich auf unterschiedliche Rasse, Persönlichkeit und auch Erfahrungshorizont zurückzuführen. Dadurch ist Trudi ziemlich oft "unfair" zu Lotte. Damit müssen die beiden klar kommen. Aber ich habe an mein Verhalten andere Ansprüche.

  • Zitat

    Wenn mir der Kragen platzt, fühle ich mich berechtigt, meinen Unmut zu zeigen...wie du sagtest: Grenzen zeigen. Hier ist die Grenze, dass ich stinksauer wegen dem Verhalten des Hundes bin und ihn das spüren lasse, schmerzfrei natürlich, aber evt. ruppig!


    Das ist das Einzige dem ich zustimme.


    Etwas nachzuahmen was Hunde machen ist nicht Hundgerecht.


    Beobachtet 20 verschiedene Hundegruppen und ihr werdet unterschiedliche Vorgehensweisen beobachten können. Es kommt auf den einzelnen Hund an wie dieser agiert. Ob ruppig, ob zupackend, ob ignorierend usw..


    Oft gehen vor Zurechtweisungen von uns nicht erkennbare Signale voraus und oft handeln Hunde nach einer Rüge ganz anders als Menschen.


    Situationsbezogen und Charakterbezogen zu agieren ist jedem Menschen möglich. Dazu braucht es keine Hilfsmittel, dazu braucht es nur ein gutes Bauchgefühl und "Ehrlichkeit".


    Ehrlich ist es für mich nicht wenn man einen Hund korrigiert auf eine Art und Weise weil es ein anderer genauso macht bzw. weil es empfohlen wird. Ich würde sagen jeder Mensch ist in der Lage angemessen in der passenden Situation zu agieren.


    Der wichtigste Punkt ist für mich immer nach einer Korrektur nie nachtragend zu sein. Denn mehr als sich zurückzuziehen bzw. zu zeigen das er verstanden hat kann ein Hund nicht.

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