Allgemein: Hunde über- statt unterfordert?

  • Das Problem verstehe ich wohl durchaus, aber ich glaube nicht, dass man pauschal sagen könnte, dass ein Hund, der zweieinhalb Stunden am Tag an die frische Luft kommt und zusätzlich vielleicht noch etwas mehr macht, zwangsläufig überfordert wäre.


    Ich bin mit meiner täglich mindestens 2 Stunden draußen. Oftmals insgesamt 2 1/2. Sie ist draußen eine Rakete und im Haus ruhig und schläft. Das sicher nicht, weil sie völlig platt sei, nein, sie scheint mir einfach ausgelastet, nicht überlastet.


    Für meinen Hund scheinen diese Zeiten und diese "Bespaßung" exakt das Richtige zu sein. Sie zeigt keinerlei Anzeichen von Hibbeligkeit oder Hyperaktivität. Das Pensum ist normal und hat sich so eingespielt. Sie ist führig und jederzeit ansprechbar.


    Wir waren gerade vier Tage im Urlaub an der Nordsee. Da ist sie zwangsläufig viele Stunden am Tag am Strand rumgelaufen wie eine Irre. Sie hat tatsächlich noch einen ganzen Tag gebraucht, um sich zu erholen, da sie völlig platt war. Würde man so ein Programm nun ein halbes Jahr lang abziehen, hätte sie sicherlich die Kondition eines Dauerläufers und würde die nächste Zeit weiter so viel erleben wollen. Dann könnte es vielleicht sein, dass sie nach dem morgendlichen einstündigen Spaziergang da stehen würde und keinerlei Interesse daran hätte, schon Ruhe zu geben. Mag wohl sein.


    Ein Hund braucht etwa 16 Stunden Schlaf am Tag. Bleiben 8 Stunden, in denen er wach ist. Wie also die Zeit sinnvoll füllen?


    Was ich nicht verstehe:


    Zitat

    Aber überlegt mal, ob es wirklich sein muß, den Hund rund um die Uhr zu bespaßen, nur damit er dann totmüde im Körbchen liegt und euch auch ja nichts weiter abverlangt, außer täglich ausgebrannt zu werden.


    Rund um die Uhr sicher keinesfalls. Meinst du mit ausgebrannt, dass der Hund durch körperliche Aktivität müde gemacht wird und du würdest eher Kopfarbeit bevorzugen?


    Ich verstehe deinen Einwand der Überforderung so mancher Hunde, aber nicht, welchen Ansatz du verfolgst, um deinem Hund eine Aufgabe zu bieten.

  • Zitat

    Das Problem verstehe ich wohl durchaus, aber ich glaube nicht, dass man pauschal sagen könnte, dass ein Hund, der zweieinhalb Stunden am Tag an die frische Luft kommt und zusätzlich vielleicht noch etwas mehr macht, zwangsläufig überfordert wäre.


    Wenn ich das richtig verstanden habe, dann ging es in dem Fall um einen konkreten Hund, der keine Ruhe zu Ruhezeiten findet.


    Viele Grüße
    Corinna

  • Ah so, den Thread kenne ich nicht. Ich mache zwar kein Agility mit meinem Hund, aber bei 2 1/2 Stunden Spaziergang und zuhause ein wenig Kopfarbeit bleiben für meinen Hund noch sehr lange Ruhephasen übrig.


    Grüße
    Elke

  • Zitat


    ganz einfach: damals hatte jeder hund noch seine aufgabe :^^:


    es hielt niemand einen hund, um mit ihm einen hindernisparcour zu laufen oder ihn im rosa plüschtäschchen umher zu tragen - hunde mussten arbeiten, jagen, hüten, schützen, wachen etc.


    ich finde, das ist ein wichtiger Punkt. Früher hat man sich auch die "Rasse" entsprechend dem ausgesucht, was man mit dem Hund vorhatte. Auch Begleithunde gab es ja früher schon, aber es wurden eher keine Jagdhunde/Hütehunde von den feinen Damen zweckentfremdet... Als Beispiel, ich erlebe es auch hier in der Gegend noch öfter, dass Bauern ihre Hofhunde danach aussuchen, wie gute Hofhunde die Elterntiere sind. D.h. Bauer kennt Hund xy, finden den klasse als Hofhund, der hat zufällig mal Welpen --> der neue Hofhund ist gefunden. Nach Gebrauchsfähigkeit halt.
    Aber die meisten Menschen halten sich heute Rassen als Begleithunde, die zu ganz anderem Zweck gezüchtet wurden und dementsprechend Eigenschaften mit bringen. Und gerade auch bei engagierteren Haltern kann dann auch genau das passieren, was flying-paws schrieb: man weiß, der Hund braucht viel Beschäftigung, ohne dass wirklich bedacht wird, welche Art von Beschäftigung der Hund braucht... Man hört es auch im Alltag immer wieder. Ich habe einen Aussie und gerade als der noch Welpe/Junghund war, bekam ich viele "gute" Ratschläge nach dem Motto: der ist aber ein Arbeitshund, mit dem müssen sie dann aber viel Fahradfahren/stundenlang spazieren gehen/Ball werfen etc. Würde ich das in der Form tun, hätte ich hier einen Hochleistungssportler, der überhaupt nicht mehr runter käme...
    Aber ist schon ein generelles Problem. Jeder kommt an jede Rasse dran, aber kaum jemand lastet seinen Hund mit der Arbeit aus, für die die jeweilige Rasse ursprünglich gezüchtet wurde. Es ist damit eigentlich immer irgendwo ein Kompromis.

  • Ich sehe die Problematik auch tagtäglich im Verein. Da nimmt sich eine (erfahrene !) Hundehalterin nen Mali-Welpen und da das ja ein Mali ist, braucht der den ganzen Tag Action, damit er ausgepowert ist. Jetzt mit 6 Monaten ist der Hund die absolute Katastrophe, hat nie gelernt, mal runter zu kommen, und die Hundehalterin sieht vor lauter Wald die Bäume nicht mehr und meint, sie müßte ihn noch mehr auslasten... :kopfwand:


    Jetzt habe ich ja mit meinen 2 ACD´s auch absolute Workaholics, aber auch ich achte sehr auf die Ausgeglichenheit. Ich mache viel mit ihnen, aber vorallem mache ich alles sehr kontrolliert mit ihnen. Sie sind im Haus total ruhige Hunde, die auch mal gerne schlafen, dösen, der Kleine wurschtelt oft so vor sich hin ( am Kauseil nagen o.ä.). Außenstehende denken auch oft, daß ich viel zu viel mit den beiden mache, die sehen aber nur, was die zwei können, nicht wie wenig (richtiges) Training dafür notwendig ist. Außerdem achte ich darauf, daß immer wieder mal ein Tag dazwischen ist, wo außer Pipi-Kacka gar nix auf dem Programm steht.


    Auch die Wahl der richtigen (passenden) Rasse ist natürlich so eine Sache, aber da redet man ja oft an den Leuten vorbei. Erst wenn es zu spät ist, sehen sie es ein...


    Ich glaube nicht mal, daß das Problem im zu viel an sich liegt, sondern eher im zu viel falsch.


    Es wird nicht einfach nur kontrolliert gespielt, sondern die Dame, die den ganzen Tag arbeitet, meint, sie müßte den Hund mit STUNDENLANGEM Bällchenwerfen auslasten, was den Hund dann nur hochputscht. Die Mali-Besitzerin will Schutzdienst machen und da muß ja der Welpe schon viel und oft "beißen" lernen, was auch extrem aufputscht.
    Clickern macht Spaß, also wird den ganzen Tag Kunststückchen gelehrt. Der Hund steht nur noch mit stierischem Blick rum und bietet eins ums andere mal was neues an -> der Click hat süchtig gemacht.
    Ein anderer hält Unterordnung für extrem wichtig und der Junghund muß unentwegt Sitz, Platz, Fuß üben, bricht mit nem Jahr zusammen, da ist dann auch nicht das Üben an sich falsch, sondern das wie...


    Man sollte es halt einfach wie mit allem halten: mit Maß und Ziel und vorallem mit gesundem Menschenverstand.


    edit: ich finde es gibt eine ganz einfache Möglichkeit festzustellen, ob der Hund richtig gefordert/gefördert ist oder eben unter/überfordert ist :


    Man macht sein normales Programm. Dann schaltet man einen Tag ein, an dem man wirklich gar nix macht. Überhaupt nix. Nur zum Pipi-Kacka raus. Ein Hund, der im richtigen maß ausgelastet ist, wird das Hinnehmen, in dem Wissen, das er schon wieder zu seinem Recht kommen wird. Meine machen dann immer einen totalen faulen Tag. Liegen nur rum, spielen zwischendrin mal kurz miteinander, aber sie schlafen die meiste Zeit, kommen vermehrt kuscheln.
    Wenn ein Hund unter-/überfordert ist, wird er nerven, wird zerstörerisch, launig, unausstehlich sein.
    Will ich jetzt rausfinden, ob er mehr oder weniger Aktion braucht: Überlege ich erst mal. Wenn ich denke, er könnte mehr brauchen, mache ich ca. 2 Wochen mehr Programm und schalte dann wieder einen Nichtstun-Tag ein. Dann siehe oben.
    Denke ich, er braucht weniger Aktion, muß ich über mehrere Wochen oder Monate deutlich zurück fahren, bevor ich eine Änderung bemerken kann. Aber auch da lohnt es sich hart zu bleiben und immer mal wieder einen Prüftag einzuschalten...

  • ich bin eurer meinung! das mal vorab.


    ich denke,man kauft sich heute einfach viel zu schnell ein hund. obwohl man keine ahnung von hunden hat. würde man sich auch ein pferd kaufen, obwohl mal keine ahnung hat? wo macht man den unterschied? nur weils pferd grösser und teurer ist, kauft man sichs ned so schnell. hunde kommen sowas von oft in derart unfähige hände. ich finde den vergleich zum pferd ganz gut. der hund macht in meinen augen mehr arbeit als ein pferd. früher hatte ich ein pony und ein pferd. täglich meine 2-4 stunden dort verbracht. und ich muss sagen,es war halb so streng wie jetzt,mit dem hund. er ist immer dabie, man hat immer ein auge drauf.


    jmd der ein pferd kauft,ohne ahnung von nichts, den verurteilt man. eine hund kann aber schlichtweg jeder idiot kaufen. DAS finde isch schlecht. wobei mir grad jetzt in den sinn kommt, das es ja jetzt das neue hunde gesetz gibt. welches ich verd**** nochmal gut finde!!!!!!!!!

  • Zitat

    wobei mir grad jetzt in den sinn kommt, das es ja jetzt das neue hunde gesetz gibt. welches ich verd**** nochmal gut finde!!!!!!!!!


    In der Schweiz? Was ist das für ein Gesetz?

  • uff ist echt viel!!! kannst mal g***eln!!! jeder neue HH muss prüfungen und mehrere kursebsolvieren, tut er das nicht,und hat trotzdem einen hund, bekommt er ne hohe strafe. finde das gut. bevor man einen hund überhaubt bekommt, MUSS man grundwissen haben. an der stelle : was mein ihr dazu?

  • Hallo nochmals


    Also ich pers. finde dieses neue Gesetz echt toll. Jeder "neue" Hundehalter, welcher sich eine Fellnase ins Haus holt, muss diese Halterprüfung absolvieren. Natürlich wird es nach wie vor schwarze Schafe geben, die einen Weg finden, ohne diese Prüfung durchs Leben zu kommen. Aber ich denke, dass sich Leute, die sich einen Hund ins Haus holen möchten, nun noch mehr Gedanken darum machen, ob sie den "Aufwand" auf sich nehmen möchten. - Wie gesagt, ich befürworte dieses Gesetz absolut und hoffe noch zusätzlich, dass dadurch auch künftig die "ach so süsse" Weihnachtsüberraschung für die Kinder nicht mehr in Form eines Hundes ausfällt.


    Gruss
    Sabine


  • Erstmal, Hunde wurden zum Arbeiten gemacht und nicht als Begleithund geboren. Und auch ein Hund sollte gesellschaftsfähig und erzogen sein.


    Hundesport bietet nun die Möglichkeit, dem Hund Ersatzarbeit anzubieten. In welcher Form man das tut ist eine andere Sache.


    Wichtig ist, dass man einen Hund seiner Natur entsprechend auslastet und auch geistig bewegt. Einem Hund, dem langweilig ist, sucht sich seine Arbeit selber. Er hütet das Haus, Schneeflocken, jagt wie sonstwas, motzt andere Hunde an, verteidigt Herrchen......


    Wenn man nur etwas vernünftig mit dem Hund arbeitet, kann sich das alles schon wenden.


    Dennnoch kann man auch einen Hund kaputt arbeiten, indem man zuviel mit ihm macht. Jeden Tag was anders, der Hund bekommt einen geistigen Kurzschluß. Wie soll er noch alles unterscheiden können. Und wenn man dann einen Hibbel hat und Agility macht, kann das für den Hund Gift bedeuten. Ich habe schon erlebt, dass man täglich einen anderen Sport mit dem Hund macht, vor dem Training noch stundenlang Gassi geht und anschließend der Hund wie tot umfällt. Das ist krank.


    Es ist das Maß aller Dinge, die zu einem zufriedenen Hund führen. Früher hat man keinen Hundesport gemacht? Hunde nicht bespaßt? Ja das stimmt, früher hatte der Hund einen Job und es war nicht nötig ihn zu bespaßen. Er bekam nur unregelmäßig sein Futter. Er musste als Jagdhund, Schäferhund, Rattenhund, Hütehund, Hirtenhund, Herdenschutzhund, Karrenhund.... seinen Dienst tun. Er war also beschäftigt und ausgelastet genug. Und hat er nicht getaugt, dann wurde er gebraten. So einfach war das.


    Ich halte von Welpenkursen sehr viel, auch von Erziehungskursen, besonders für Anfänger. Denn nichts ist schlimmer, wenn der Hund als unerzogener Partnerersatz mit Eiteitei alles tun und lassen darf, was er will und es dann zu Problemen kommt.

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