Einführung in das Longieren

  • Longieren mit dem Hund.


    Das Longieren hilft beim Aufbau der Bindung und der Kontrolle auf Distanz.
    Durch Blickkontakt, Körpersprache und nonverbale Zeichensprache wird die Bindung zum HH aufgebaut, verbessert und gefestigt.
    Longieren bedeutet aber nicht nur stupides im Kreis laufen, sondern verlangt eine hohe Konzentration und ein enormes Laufpensum vom Hund. Ein sprintender Hund legt die ca. 60 Meter Laufstrecke in fünf bis sechs Sekunden zurück. Der Hund wird also vom Kopf und körperlich ausgelastet. Aber VORSICHT vor Erschöpfung und Überforderung des Hundes. Wir Menschen haben dieses Laufpensum ja nicht zu bewältigen. Darum ist es sehr wichtig, das Training nicht erst dann zu beenden, wenn der Hund schon anzeigt, dass er nicht mehr kann. Wie bei jedem anderen Training: Aufhören wenn es am „SCHÖNSTEN“ ist. So bleibt die Arbeitsfreude des Hundes erhalten. Es sollte auch nicht länger als 5-10 Minuten am Stück longiert werden.
    Die Größe und die Kondition des Hundes geben die Longierdauer vor, genau wie die Pausen zwischen den Übungseinheiten.


    Was brauche ich zum Longieren?
    Einen Platz auf dem man einen Kreis von min. 10 Meter im Durchmesser abstecken kann. Plastik-Zelt-Heringe und Absperrband. Um einen möglichst gleichmäßigen Kreis abzustecken, nimmt man einen Zelthering, bindet eine 5 Meter lange Schnur dran und steckt den Hering in den Boden. Dann geht man an der gespannten Schnur im Kreis und setzt in gleichmäßigen Abständen die anderen Heringe; um die Heringe zieht man das Absperrband. Die Höhe ergibt sich aus der Größe des Hundes. Für kleine Hunde sollte das Band ca. 20 cm hoch sein, für einen großen Hund ca. 40 cm.
    Das Absperrband ist eine optische Grenze für unsere Hunde, die sie nicht überschreiten dürfen.


    Wie baue ich das Training auf?
    Der Hund kommt an die normale Leine und bleibt außerhalb des Kreises. Der Hundehalter läuft innen.
    Hunde die das Laufen auf der linken Seite des HH schon kennen, sollten auch bei den ersten Übungen im Uhrzeigersinn geführt werden. Die Leine hat man dann in der linken Hand und sie sollte locker durchhängen. Schaut der Hund zum HH bekommte er ein Kommando. Aber nicht das schon bekannte „Fuß“ sondern ein anderes, neues Wort, z.B. „GO“. Gleichzeitig wird mit dem rechten Arm die Richtung angezeigt, dann läuft man los und achtet darauf ob und wann der Hund zu einem aufschaut. Schon der kürzeste Blick des Hundes wird verbal vom Hundeführer bestätigt und dann erst geht der Griff in die Tasche und das Leckerchen wird hervor geholt.
    Wir bleiben die ganze Zeit über in Bewegung, bleiben auf keinen Fall stehen, auch nicht beim Füttern des Leckerchen.
    In der ersten Zeit ist es für viele HH eine echte Herausforderung, das Handling gut hinzubekommen. Aber man lernt es!!!
    Versucht der Hund in den Kreis zukommen, wird er mit einem NEIN oder RAUS daran gehindert in den Kreis zu kommen. Reicht es sprachlich nicht aus, dann drückt man den Hund sachte, aber bestimmt mit dem Bein oder bei großen Hunden auch mit dem Körper nach außen. Der Hund wird auf keinen Fall mit lauter Stimme, oder massiv körperlich reglementiert. Der kleinste Blickkontakt wird immer sofort durch Lob und Leckerchen belohnt.
    Fängt der Hund an zu schnüffeln, bleibt zurück oder läuft vor, wird er mit sanfter, möglichst gleich klingender Stimme oder ruckeln an der Leine korrigiert. Der Hund bekommt aber nie das Hörzeichen „Fuß“.
    Es wird nicht an der Leine gezogen, sondern nur geruckelt oder es wird eine Wendung gemacht.


    Es gibt Hunde die Runde um Runde partout nicht zum HH schauen wollen und einfach mit trotteln. Aber auch diese Hunde werden irgendwann ihren Hundeführer anschauen und sich fragen, was ist denn bloß mit Herrchen oder Frauchen los? Schaut der Hund, ist natürlich Party angesagt und es wird gelobt, was das Zeug hält und es darf dann auch schon mal ein Leckerchen mehr sein. Gelobt wird immer nur dann, wenn der Hund sich außerhalb des Kreises befindet. Die Übungseinheit wird immer dann beendet, wenn der Hund einen angeschaut hat. Es wird noch einmal am Absperrband gelobt (Hund außen, HH im Kreis), dann verlässt der HH wortlos den Kreis und der Hund wird außerhalb des Kreises nicht mehr gelobt. Um es noch mal deutlich zumachen, Lob gibt es nur wenn der HH im Kreis steht und der Hund sich außerhalb des Kreises befindet.


    Ziel der ersten Übungen sollte sein:
    Hund versucht immer seltener in den Kreis zukommen.
    Hund läuft immer aufmerksamer auf der Außenseite des Kreises mit.
    Blickkontakt wird vom Hund immer öfter und länger angeboten.
    Schrittgeschwindigkeit wird variiert, ohne dass der Hund es durchschauen kann.


    Haben Hund und HH es geschafft ein oder gar zwei Runden mit Sichtkontakt zulaufen, dann fängt man an kleine Grundkommandos wie z.B. Sitz, Platz oder Steh mit einzubauen. Es sollen auch Kehrtwendungen geübt werden, immer dann wenn der Hund unaufmerksam ist, läuft der HH in die andere Richtung.


    NIE vergessen, bei jeder Blickkontaktaufnahme des Hundes kommt SOFORT Lob und Leckerchen. Gleichzeitig sollte man die verbalen Kommandos durch Sichtzeichen ersetzen.


    Nun kommt der Hund an die lange Leine, die sollte nicht dicker als eine Wäscheleine sein und der Karabiner so klein und leicht wie möglich. Der Distanzaufbau zwischen Hund und Mensch wird nur langsam erhöht. Dazu fängt man an in Bogen/Wellen zu laufen, die ersten Bogen/Wellen sollen nicht weiter als ca. 0.50 m vom Hund entfernt sein. Versucht der Hund dann wieder in Kreis zu kommen, verringert man den Abstand und man drängt den Hund immer wieder aus dem Kreis.


    Wenn man es geschafft hat, dass der Hund auch aufmerksam an der 5 Meter Leine mitläuft, das heißt der HH steht in der Mitte des Kreises und der Hund läuft außen mit, ohne in den Kreis zu kommen, dann kann man anfangen alle Übungen ohne Leine zu trainieren. Der Hund wird dann über Sichtzeichen und Körpersprache des HH geführt. Hat man es geschafft, dass der Hund Runde um Runde mit Blickkontakt zum HH mitläuft, kann man anfangen seine Phantasie spielen zu lassen und auf der Außenbahn, z.B. Hürden aufstellen oder einen Tunnel legen usw. Oder man fängt an das Absperrband Stück für Stück abzubauen, so dass der Hund dann ohne „Kreis“ longiert. Ich habe einen Malirüden gesehen, der dass perfekt beherrscht und da kam schon ein klein wenig Neid bei mir auf, dieser Mali hat soviel Ausgeglichenheit, Spaß und Freude gezeigt, wie ich es selten bei einem Mali gesehen habe.


    Wir longieren immer mit 3-4 Hunden gleichzeitig. Das ist auch überhaupt kein Problem, weil alle Hunde sich so auf ihren HH konzentrieren und nur auf ihn schauen und sich nicht oder nur sehr selten durch die anderen Hunde ablenken lassen. Erstaunlicherweise wird diese Aufmerksamkeit zum HH nach wenigen Trainingseinheiten (3-5 Mal longieren) erreicht. Die Hunde, die schon ohne Longierleine laufen, werden durch Handzeichen an den Hunden die an der Leine laufen vorbei geschickt, entweder durch überholen oder auch den anderen Hunden entgegen laufen und im kleinen Bogen an den anderen Hunden vorbei und es passiert sehr selten, dass die Hunde, die an der Leine laufen sich mal von ihrem HH abwenden und gucken, wer oder was hinter ihnen vorbei flitzt oder ihnen entgegen kommt.


    So das ist erstmal in groben Zügen „Longieren mit dem Hund“.



    Geschrieben von FLUFFY

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!