Hüten: etwas für jedermann?? Für Hütefreaks..

  • hallo fories


    seit ich mit mace mit dem hüten begonnen habe und noch viel mehr seit ich mich lukes grundausbildung widme, gehen mir viele gedanken zum hüten durch den kopf.


    ich habe, dank vieler leute, ein paar tolle einblicke ins hüten gekriegt. ich bin vollkommen fasziniert, das ist ja mittlerweile bekannt :wink:
    je mehr einblick ich allerdings von wirklich kompetenten leuten erhalte, desto vielschichtiger sehe ich die ganze sache. und desto mehr frage ich mich: ist hüten wirklich was für jeden? sowohl hund als auch hundeführer?
    versteht mich nicht falsch: ich bin ja eine absolute verfechterin davon, dass ein BC hüten muss. aber irgendwie sehe ich den ansturm der sich da bildet, auch ein bisschen kritisch. für mich ist hüten keine sonntags-nachmittagsbeschäftigung für gelangweilte hunde oder herrchen sondern echte arbeit mit lebewesen, die man so optimal als möglich gestalten soll.


    gut, dieses "optimale" gestalten ist jetzt auch der eigentliche punkt. wenn ich sehe, wieviel es braucht um einen border (=arbeitsborder) wirklich zu führen, dann frage ich mich: wieviele leute können das wirklich und wieviele haben dazu die richtige anleitung? wieviele hunde spulen einfach "ihr ding" ab ohne das zu tun, was man eigentlich von ihnen wollen würde?
    ich baue luke genau in diese richtung auf. und was ich da durch meinen ausbilder alles gelernt habe und auch gesehen habe, wie man es betrachten muss, denke ich immer mehr: es ist echt SCHWIERIG! und ich frage mich immer mehr: sind sich alle darum bewusst, was es braucht um die führung am vieh dann wirklich zu haben? und sind wir das unseren tieren nicht wirklich schuldig? sowohl dem hund mit seiner begabung als auch dem schaf?


    durch mace habe ich diese aufgabe dann wohl nicht "zu verkennen" gelernt und mir die hilfe und unterstützung schon zuvor für luke abgesichert. und darüber bin ich echt froh, denn es macht mir einfach viel spass aber es ist nicht "einfach"!!!
    gehört zum hüten nicht auch eine relativ starke eigene persönlichkeit, um dem hund überhaupt ein akzeptables gegenüber bieten zu können?


    wie seht ihr das, die schon lange hütet? kai, alex, sanny, corinna und alle anderen"hütenden"??
    könnt ihr meine gedanken irgendwie teilen?
    mein posting hat in dem sinn keine "aussage" oder frage. es sind einfach gedanken, die ich immer öfters mal habe und mich einfach dann frage: wird das "hüten" nicht an vielen orten irgendwie zu leger angegangen?
    liebe grüsse
    nadine

  • Hallo Nadine,


    ich hab mir Dein Posting jetzt mehrmals durchgelesen und ich muss sagen, ich verstehe nicht was Du genau meinst?


    Klar, das hüten nicht als Sonntags-nachmittags-Kränzchen abgehalten werden sollte, verstehe ich.
    Was meinst Du aber mit dem "ihr Ding abspulen" und "nicht das tun, was man von ihnen wollen würde"?
    Meinst Du die Hunde tun was sie wollen an den Schafen und der HF lässt sie machen, weil der Hund weiß was er da tut?
    Oder meinst Du, wenn der Hundeführer sehr unerfahren (oder "weich") ist und der Hund, naja, "rallerich"?
    Die lernen doch dann voneinander, gehen aufeinander zu. HF wird erfahrener, weiß wie er den Hund handeln soll an den Schafen, Hund wird ruhiger und auch erfahrener. Klar, geht das am allerbesten mit Anleitung. Da hast Du´s ja richtig gut ;)


    Gib doch mal Beispiele, damit ich Deine Gedanken nachvollziehen kann.


    Grüssle
    Simone + Erin


  • hallo
    ja ich habs befürchtet, dass es wohl nicht verstanden wird..
    ich versuchs mal:
    ich meine, dass die schwierigkeiten beim hüten nicht wirklich erkannt werden. ich meine, dass es nicht sehr viele BCs gibt, die wirklich FUER ihren menschen arbeiten. auch wenn das oft so aussehen mag.
    aber ich fürchte, ich bin genau jetzt da schon mitten drin. es ist alles sehr viel komplizierter, als es scheint und es wird wohl nichts bringen in einem forum darüber zu diskutieren. wenn es schon so vielschichtig, ist, dann wird es per internet nicht einfacher.. ich glaube ich lass es lieber sein und besprech das dann privat mal mit ein paar leuten von hier.
    nix für ungut.. hätte das sein lassen sollen.
    liebe grüsse
    nadine

  • Ich und lange hüten... *hüstel*... ich bin wohl eher ein Anfänger in dem Bereich!


    Du hast aber recht - je länger ich mich in dieser "Szene" aufhalte, desto mehr Menschen begegne ich, die ich zusammen mit ihren Hunden an den Schafen erlebe. Und bei machen Teams habe ich auch so ein Bauchgefühl, dass mir sagt: Nein - die beiden sollten es lieber lassen. Meist erscheint es mir dann so, als ob der Hundeführer nicht richtig dabei ist... Seltener passiert es, dass ich denke, der Hund ist nicht richtig bei der Sache! Wobei man dabei mein doch noch ungeschultes Auge bedenken sollte :wink:


    Ein bisschen runzele ich auch die Stirn darüber, dass zunehmend mehr Menschen aus anderen sportlichen Bereichen ihren Border Collie "alibihüten" lassen. Nicht falsch verstehen: Solange derjenige richtig bei der Sache ist, und Hund auch, ist das völlig in Ordnung!


    Ich selbst bin auch in vielen anderen Hundebereichen "zu Hause" - wie dem DiscDogging, Agility, Schnüffeln... Nichts von dem, was ich bisher gemacht habe, ist vergleichbar kompliziert wie das Hüten! Das ist eine ganz andere Welt... und in die muss man hinein wollen, wenn man es ernst meint (und das sollte man Hund und Schafen/Vieh zuliebe) - das ist meine Meinung!


    Viele Grüße
    Corinna

  • hallo corinna


    ich meinte eher: die mit leib und seele dabei sind.. :gut:
    und das bist du ja!


    ich glaube aber, dass du einiges verstanden was ich meine :streichel:
    ich bin ja auch sehr gern im agi dabei - genau das meine ich aber. nichts ist vergleichbar mit den anforderungen des hütens und so viele hunde laufen erfolgreich im agi mit ihren herrchen und an den schafen klappt dann gehorsamsmässig nichts mehr..


    liebe grüsse
    nadine

  • Zitat

    ich meine, dass es nicht sehr viele BCs gibt, die wirklich FUER ihren menschen arbeiten. auch wenn das oft so aussehen mag.


    Das ist allerdings eine wirklich interessante Frage, die ich mir selbst auch immer wieder kritisch stelle - arbeiten meine Hunde für mich? Oder tun sie es zu ihrem eigenen Spaß?


    Was denkst Du, woran kann man das festmachen? Oder kann man das überhaupt nicht an äußeren Umständen erkennen?


    Viele Grüße
    Corinna

  • Schwierig, und ich glaub ich habs jetzt auch nicht ganz verstanden!


    Also,
    In der Tat fällt auch mir immer unangenehmer die art des "Alibihütens" auf. Der Deckrüde deckt nur, wenn er auf der HP auch mal schön hinters Schaf geprest wird!
    Dies sehe ich natürlich mit Argwohn!


    Ansonsten bin ich ja klar dafür, das jeder Border seine Chance am Schaf verdient. Mit einer guten Portion enthusiasmus kann man auch dem etwas weniger talentiertem Border Helfen seine Anlagen sinnvoll auszuleben, OHNE das dabei Schafe zu schaden kommen.
    Corinnas Posting hat mir da gut gefallen, in der Tat denke auch ich manchmal es liegt hier eher am Mensch, der kein Sheep sense hat, als am Hund! Nur sollte man diesem Mensch jetzt sagen" geb deinen Hund ab"?
    Nein, sicher der falsche Weg! Hilfe ist von Nöten, und ich denke die bekommt man heutzutage in recht kompetenter Form fast überall angeboten!


    Persönlich kann ich sagen, das ich bei allem Humor immer auch versuche den Leuten den Ernst der Lage klar zu machen, und es nicht tolleriere, wenn jemand nur seinen Hund bespaßen will, aber dafür keine Energie aufwenden möchte!


    Die Schafe sind nun mal das A und O! Und als solches sollten sie auch behandelt und "begriffen" werden.


    VG Kai

  • Hi ihr ,
    Ich finde den Denkansatz gar nicht so schlecht ... ehrlich !
    Da mir die 3. Komponente bei dem Ganzen - nämlich die Schafe -
    aus meiner Position am wichtigsten sind , habe ich schon einen etwas
    nüchteren Eindruck in Bezug auf Sinn und Zweck in Sachen Hütehundeausbildung .
    Wird ja jeder wissen , es gibt von 1 - 100 auf der Richterskala talentierte
    oder auch nicht talentierte Hunde - genauso wie Hundeführer .
    Ich habe schon viele wirklich begabte Neulinge gesehen , die in null komma nix begreifen wie man sich bewegen muß , was man wann tut
    und warum .Manche brauchen etwas länger , aber es gibt auch genau so
    viele Menschen denen einfach das Gefühl zum Arbeiten am Vieh fehlt .
    Bei den Hunden läuft es ungefähr genauso . Es gibt welche da bleibt einem
    der Mund offen und bei anderen rauft man sich die Haare . Auch von - bis !
    Hütehunde bildet man nicht von heut auf morgen aus - das dauert Jahre
    bis man wirklich von zuverlässig 100%ig sprechen kann und : ein Hund
    wird nur so gut , wenn er richtig gefördert wird . Das heißt , das der Mensch , um einen Hund zu trainieren ( d.h . lehren ! ) selber wissen muß
    was er wann tun oder sagen muß .
    Wie schnell der Hund lernt und mit was für einer Voraussetzung er startet
    bestimmt die Genetik .
    Auch gibt es einfach Hunde , die von ihrer mentalen Power nicht zu jedem
    passen . Ein sehr kraftvoller Hund wird einfach sein Ding machen , wenn
    ein schüchterner , unsicherer Hundeführer am Pfosten steht .
    Unsichere , weiche Hunde kann ein sensibeler Mensch durchaus
    gut unterstützen und erfolgreich arbeiten .
    Mein Mann z.B. braucht einen völlig anderen Hundetyp als ich ihn brauche . Er legt Wert auf andere Eigenschaften bei seinen Hunden und
    er will einen ganz anderes " Gegenüber " .
    Um zum Thema zurück zu kommen ...
    Es ist natürlich schwierig für jemanden mit EINEM Hütehund zu sagen :
    " Eigentlich ist er mir zu stark , ich sollte es besser lassen - aber ich habe ja nur den einen ".
    Wenn man das Hüten als sein neues ernsthaftes Hobby gefunden hat und
    wirklich am Ball bleiben will - bitte sucht euch Hunde aus , die zu
    EUREM TEMPERAMENT PASSEN !!!
    Lasst euch beraten von den Züchtern und vergleicht ein bisschen .


    Antje

  • Hi Nadine,


    DOCH ….nach unserem langen Gespräch von Sonntag verstehe ich sehr wohl, was Du meinst.


    Auch ich gehöre noch zu den Grünnasen im Bereich Hüten und sammle immer noch jede Menge Erfahrungen und tu mich auch immer noch schwer, sie alle umzusetzen ;-)


    Aber……Indi hab ich nun schon 5 ½ Jahre und ich weiß mehr und mehr, was es bedeutet einen talentierten Hund auch wirklich GUT führen zu können.


    Für erfahrene Leute wie auch Kai ist es um ein Vielfaches leichter, mit solchen Hunden erfolgreich zu sein und deren Stärken und Schwächen zu erkennen und sie entsprechend zu fördern oder in den Hintergrund zu rücken…….


    Ich weiß jetzt auch, wie wichtig die Welpen und Junghundzeit ist, einen solchen Hund adäquat auf die kommende Trainingszeit vorzubereiten…….und ich weiß auch, dass ich immer noch lange nicht in der Lage bin, einen Hund entsprechend seiner Anlagen wirklich gut zu führen, mir fehlt nicht zuletzt auch die wirkliche permanente Arbeitserfahrung am Vieh, die man mit 15 Schafen dann doch nicht bekommt ;-)


    Natürlich ist es schön, einen talentierten Hund zu haben, er wird es einem oft leichter machen, wenn man denn seine Fähigkeiten auch erkennt und weiß, damit umzugehen !!!!!


    Wie oft habe ich mit Indi nun immer wieder von vorn angefangen, weil ich für diesen Hund nicht konstant stark genug bin :-/ …… immer wieder Rückschläge ( und davon nicht wenige privater Natur …. ) und sie wartet dennoch geduldig immer wieder auf die Zeit, wo ich wieder auf der Höhe bin…………………….ein Hund wie Indi verzeiht einem leider keine Fehler und keine Schwächen aber sie ist sofort wieder zur Stelle, so ich mich denn berappelt habe :) ……….. und ist dann auch sofort absolut kooperativ und auf den Punkt da…..


    Liebe Grüße n die Schweiz
    Aex und die Indianheartmädels


    PS: Daher ist nicht jeder Hund mit mega Champion-Arbeitsabstammung der richtige Hund für jedermann und schon gar nicht für jeden Anfänger !!!!!

  • hallo
    danke für eure antworten.
    ich habs begeistert gelesen :gut:


    Corinna: das ist wirklich schwierig. ich selber bin um das zu beurteilen im moment sicher noch nicht in der lage. sehe aber zb. an den hunden meines trainers schon, dass sie voll und ganz für ihn da sind und arbeiten. aus diesem grund wird luke ja auch von anfang an ohne jegliche belohnungen wie leckerli oder spielzeug aufgebaut - er soll nicht dafür etwas tun sondern schlicht und einfach nur für mich und weil ich es will. mal schauen ob es mir gelingt :?:


    kai: du weisst ja, dass ich mit mace einen auch nicht übermässig talentierten border habe. trotzdem möchte ich die hütestunden mit ihr auf keinen fall missen, da ich unheimlich viel gelernt habe und mace auch. klar ist eine gute ausbildung und durchhaltevermögen klasse und so kann man auch arbeiten, ohne irgendwem zu schaden. ich meine mit meinem posting eher die arbeitmässig gezogenen BCs, die man so optimal wie möglich ausbilden will. du hast doch sehr viel erfahrung und im gegensatz zu sehr vielen hier schon zig talentierte border collies ausgebildet. meinst du nicht, dass viele leute diese anspruchsvolle aufgabe unterschätzen? ich habe manchmal den eindruck: "aha linie xy ist der gezogen - gut der macht ja eh alles" (nicht in bezug auf mich - dafür ist luke noch zu jung *GRRR*). ist es nicht gerade eine kunst, einen wirklich starken hund zu führen? also wirklich führen, dass der auch das macht was man selber will und nicht nur zu seinem zweck arbeitet?


    ich bewundere das! ich finde es absolut herrlich, einem starken hund mit fähigem führer zuzugucken. ich bewundere deine arbeit mit heaven, ich verstehe noch nicht so viel, aber was ich von dir und heaven gesehen habe, ist für mich einfach klasse. genau so möchte ich es eines tages hinkriegen! und genau DAS ist aber nicht so einfach, wie es scheint. das ist eigentlich die aussage von meinem ersten posting. und dass ich bezweifle, dass sich jeder der hütet, dieser schwierigkeit bewusst ist und den überblick hat.


    antje: du hast mich wirklich verstanden :freude: alles was du schreibst, genau das meine ich..


    Alex: klasse posting! wirklich toll. finde es super, wie ehrlich du hier eine bilanz ziehst! alles was du schreibst spiegelt meine meinung auch wieder!!
    liebe grüsse
    nadine (die heute gerade die erste intensiv-hütewoche im schwarzwald nächsten juni gebucht hat..)

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