Schäferhund will mich seit Vorfall ständig beschützen

  • Hallo und vielen Dank für die schnelle Freischaltung.


    Ich habe einen 2,5 Jahre alten Deutschen Schäferhund namens Charlie. Er lebt seit 2 Jahren bei mir und kommt aus dem Tierheim.


    Eigentlich ist Charlie ein ganz lieber und sehr gehorsamer Hund. Wir hatten in den letzten 2 Jahren keine Probleme. Bis vor 2 Wochen zumindest, denn seit dem hat Charlie eine Macke entwickelt, die mir das Leben schwer macht.


    Man muss wissen, dass ich am Arsch der Welt wohne und gerne nachts nochmal eine Runde mit Charlie drehe. Normalerweise begegne ich dabei nie anderen Menschen. Vor 2 Wochen gab es jedoch einen gruseligen Vorfall. Ich möchte nicht ins Detail gehen, aber ich bin einem Mann begegnet, der es nicht gut mit mir meinte. Normalerweise bin ich eine starke Frau, die nicht schnell Angst hat, aber dieser Vorfall hat mir einen Riesen Schrecken eingejagt. Charlie hat auf meine Stimmung reagiert und gebellt und geknurrt. Ich glaube er hätte den Mann gebissen, wenn ich ihn nicht so fest an der Leine gehalten hätte. In dem Moment war ich froh, weil es den Kerl verjagt hat.


    Leider hat sich Charlie seitdem verändert. Er bellt fremde Menschen an, er knurrt und hat sogar nach einem geschnappt. Das passiert leider auch tagsüber und bei Leuten die er eigentlich schon oft gesehen hat. Hier im Dorf trifft man selten auf wirklich fremde Menschen. In der kurzen Zeit habe ich mir schon einen schlechten Ruf gemacht und Menschen beginnen mich zu meiden. Am Dorf ist sowas sehr nervig.


    Ich bin nicht anders als sonst. Bin nicht ängstlicher und würde sagen, dass ich immer noch gut die Führung übernehme. Aber irgendwas ist in Charlie passiert und er lässt sich nicht mehr von mir lenken.


    Ich habe schon einen Termin mit einem Trainer vereinbart, aber der ist erst Ende Juni. Habt ihr Tipps wie ich das wieder in die richtigen Bahnen lenken kann?

  • Leider hat sich Charlie seitdem verändert.

    Ich wollte Dich erst fragen, ob Du Dich auch geändert hast.

    Ich bin nicht anders als sonst. Bin nicht ängstlicher und würde sagen, dass ich immer noch gut die Führung übernehme.

    Ich will jetzt nicht darauf herumreiten, oder behaupten, daß dies nicht stimmt.

    Nur drum bitten, ganz tief in Dich zu gehen, und ganz, ganz ehrlich zu antworten, ob es wirklich stimmt, oder ob Du Dich quasi selbst belügst. ;)



    Wenn Du Dir 100% sicher bist, nun, eine Idee hätte ich noch:

    Dein Charlie wird so langsam erwachsen. Vielleicht hatte es sich schon länger "nur" angedeutet, und jetzt - eventuell gestärkt durch den Vorfall - ist es endgültig ausgebrochen?


    Ich habe schon einen Termin mit einem Trainer vereinbart,

    Die Idee ist immer gut!

    Vor Ort mit Sicht auf Euch beiden kann ein sehr guter Trainer viel mehr erreichen, als fremde Menschen vor dem PC.

    Man könnte Ideen sammeln, aber dann müßtest Du trotzdem wieder auf Euch zwei "schauen", und wenn es geht, ohne da was zu "übersehen", oder "zu verfälschen" - was nicht immer einfach ist, weil man halt eben zu einer Art Betriebsblindheit neigt ;)

    Das meine ich einfach nicht böse. Ist so. Bei jedem von uns!

  • Tut mir leid was da passiert ist! Du denkst bei dir hat es keine Spuren hinterlassen - vielleicht hat dein Hund die besseren Antennen?

    Für konkrete Tipps wäre es noch gut wenn du dazu schreibst wie du aktuell auf das Bellen und Knurren reagierst und inwiefern sich Charlie nicht mehr von dir "lenken" lässt. Wie viel Abstand muss sein damit er noch ruhig bleibt und nicht reagiert? Versuche ein Gefühl dafür zu bekommen und bleibe erst Mal auf Abstand um Ruhe in's System zu bringen. Kannst du dich mal mit jemandem den der Hund kennt zum Spazieren gehen verabreden, erst mit etwas Distanz zwischen euch und wenn es klappt immer näher damit er sich wieder daran gewöhnt das andere Menschen um dich herum sind? Oder mit so viel Abstand das der Hund nicht reagiert bei jemandem stehen bleiben und sich ruhig unterhalten um ihm die Sicherheit zu geben das nicht jeder etwas böses von dir will?

    Ich würde dir auf jeden Fall empfehlen einen Maulkorb aufzutrainieren für die nächste Zeit, das gibt Sicherheit.

  • Dich hat der gruslige Vorfall verändert!

    Das ist völlig normal und vor allem verständlich :streichel:


    Ein Trainertermin ist top!


    Du kannst für dich selbst aber auch Unterstützung einholen.

    Vielleicht hast du Vereine in deiner Nähe (Stichwort Wohnort am Popo der Welt?) in denen Selbsthilfe zur Verteidigung o.ä. angeboten werden.


    Ein gestärktes Selbstbewußt ist immer gut, erst recht nach so einem Vorfall und einem entscheidungswilligen Hund an seiner Seite :gut:


    Alles Gute für dich.

  • Danke für eure Antworten. Verzeiht die verspätete Rückmeldung.

    Für konkrete Tipps wäre es noch gut wenn du dazu schreibst wie du aktuell auf das Bellen und Knurren reagierst und inwiefern sich Charlie nicht mehr von dir "lenken" lässt. Wie viel Abstand muss sein damit er noch ruhig bleibt und nicht reagiert?

    Ich versuche es zuerst mit einem Abbruch, den er kennt und danach mit Umlenkung, ihm also eine Alternative geben z.B. Ein Fuß oder ein Schau. Normalerweise hat das immer gut funktioniert, aber jetzt ist es hoffnungslos.


    Ich reagiere ja schon bevor er sich hineinsteigert. Ich rufe ihn ins Fuß, wenn ich einen Menschen sehe, das klappt auch, aber sobald eine gewisse Entfernung erreicht ist bricht er jedes Kommando selbstständig ab und beginnt zu bellen, knurren und schnappen.


    Ich würde sagen die Entfernung auf die er reagiert ist in etwa 30-40 Meter. Da wird er steif und fixiert. Ab ca. 20 Meter kann ich gar nichts mehr machen.


    Kennt Charlie einen Maulkorb? Ich würde bis zum Trainertermin auf jeden Fall erstmal damit managen.

    Ja, kennt er und trägt er auch seitdem er so ausrastet. Ich will nichts riskieren.


    Ich habe viel darüber nachgedacht und doch, ein wenig verändert hat mich das ganze schon. Ich dachte es wäre gar nicht merkbar. Ich bin jetzt nicht super ängstlich, aber ich merke, dass mir bei gewissen Begnungen innerlich warm wird und ich eine innere Unruhe verspüre. Ich lasse das nach außen nicht zu und versuche für meinen Hund weiterhin die starke und verlässliche Führungskraft zu sein. Aber vielleicht hat es mich mehr mitgenommen als ich selbst dachte.

  • Dummerweise können Hunde uns besser lesen als wir sie und uns selbst.

    Ein bisschen Mentaltraining für Dich wäre bestimmt auch nicht schlecht.

  • Ich rufe ihn ins Fuß, wenn ich einen Menschen sehe,

    Ist praktisch ein Signal an den Hund ;)

    Auch wenn Du es bisher immer so gemacht hast.


    Ich dachte es wäre gar nicht merkbar.

    Doch!

    Hunde riechen das auch.

    Sie spüren es.

    Man kann denen nichts vorspielen! ;)

  • Leider hat sich Charlie seitdem verändert. Er bellt fremde Menschen an, er knurrt und hat sogar nach einem geschnappt. Das passiert leider auch tagsüber und bei Leuten die er eigentlich schon oft gesehen hat. Hier im Dorf trifft man selten auf wirklich fremde Menschen. In der kurzen Zeit habe ich mir schon einen schlechten Ruf gemacht und Menschen beginnen mich zu meiden. Am Dorf ist sowas sehr nervig

    Hast du mit den Leuten gesprochen und ihnen die Situation erklärt? Die sollen froh sein, dass nichts passiert ist und sie nun auch selber besser aufpassen können. Immerhin treibt sich da ein Typ herum, der nichts Gutes im Schilde führt. Und hast du Anzeige erstattet?


    Ich kann jetzt nichts direkt zum Umgang mit deinem Hund beitragen, aber vielleicht kannst du dir vorläufig ein wenig Luft verschaffen, wenn du mit so vielen Leuten wie möglich sprichst und ihnen sagst, warum er sich jetzt so verhält und dass du eh dran arbeitest.


    Und abgesehen davon finde ich es auch großartig von deinem Hund, dass er dich beschützt hat. Es hätte weiß Gott was passieren können, er hat dich davor bewahrt :clapping_hands: die Leute in deinem Dorf können sich glücklich schätzen, dass dein Hund den A... verjagt hat! Der Typ hätte ja auch noch wen anderen angreifen können ...


    Ich drücke dir die Daumen, dass der Trainer euch helfen kann und ihr wieder mehr Gelassenheit findet.


    Alles Gute!

  • Da kommen vermutlich drei Dinge zusammen: 1.)dieser blöde Vorfall - und dein Hund hat dich ja nicht nur beschützt, er hat dich ERFOLGREICH beschützt, also ein ziemlicher Kick für sein Selbstbewußtsein, und 2.) wird er genau jetzt erwachsen, da sitzt so eine Lehre doppelt, und 3.) erlebt er dich jetzt eben doch anders, nämlich hilflos: Du kannst ihn nicht mehr abbrechen wie früher immer. Also übernimmt er komplett und tut eigenmächtig, wozu er ja eigentlich gezüchtet ist.


    Das ist wirklich eine ganz schöne Handvoll, und vermutlich wirst du da wirklich bei dir selbst und deiner Führung ansetzen müssen. Von irgendwelchen technischen Kniffen wird er sich jetzt kaum noch beeindrucken lassen.

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