Frage zu "triebigem" Verhalten in der Pubertät

  • Hallo zusammen,


    jetzt habe ich mal eine Frage:


    Wir haben einen kastrierten 10-Jährigen aus dem TS (war schon kastriert) und einen 10 Monate alten Junghund (kleiner Pudel).

    Um den geht es. Er ist also unser erster nicht kastrierter Hund.


    Er fing schon sehr früh an, zu markieren und zu schnüffeln sowie auf läufige Hündinnen mit Winseln zu reagieren. Da war er ca. 5 Monate alt. Da begann es auch mit seinem Vorhautkattarh, der regelmäßig tierärztlich behandelt wird und von uns mittlerweile täglich gespült wird (und trotzdem immer schlimmer wird).


    Seit er eben 5 Monate ist, steigert sich das Leiden, mittlerweile ins Unermessliche:

    Er isst an Tagen, an denen er läufige Hündinnen gerochen / getroffen hat nichts (Beispiel: Gerade ist in unmittelbarer Nähe eine läufig, und er hat in den letzten drei Tagen insgesamt vielleicht 100gr Trockenfutter gegessen). Er jammert, winselt und heult teilweise wie ein Wolf vor dem Fenster.

    Er leckt sich den Penis wund, wirkt desorientiert und "unglücklich".

    In der Hundeschule sind läufige Hündinnen erlaubt, da können wir auch nicht mehr hingehen, weil er vor Stress fast umkommt.


    "Aggressives" Verhalten ggü. Rüden oder uns etc. zeigt er gar nicht. Er markiert auch nicht im Haus oder so. Er ist eigentlich ein wirklich unkomplizierter Hund und - sobald der Duft mal eine Weile weg ist - sofort wieder "da" und sehr lernwillig.


    Uns macht sein Leiden sehr große Sorgen, weil er seit etwa drei Monaten nicht mehr an Gewicht zugenommen hat, weil er eben bei einer Läufigkeit in der Nähe sofort das Essen einstellt. Zur Info: Wir haben auch anderes Futter probiert, aber es ist immer dasselbe. Er lässt in diesen Phasen sogar gekochtes Hühnchenfleisch stehen.

    Man muss auch noch dazu sagen, dass in unserer Straße ca. 10 unkastrierte Hündinnen wohnen, zusätzlich ist direkt hier ein beliebtes Wandergebiet. D.h., er ist den Düften quasi immer ausgesetzt. Seit Februar war fast ohne Pause immer eine läufig.


    Natürlich waren wir (unzählige Male) beim Tierarzt, sogar schon bei verschiedenen.

    Da wird eher gelächelt und gesagt "Wenn Sie ihn kastrieren lassen wollen, kommen Sie halt vorbei".


    Mir geht es hier weniger um das Thema Kastration, da möchte ich kein Fass aufmachen, und dazu gibt es ja schon zahlreiche Threads. Zur Kastration haben wir weder eine kategorisch ablehnende noch eine eindeutig befürwortende Meinung. Wenn, dann käme ausschließlich erst mal der Chip in Frage, aber dafür ist er ja eigentlich zu jung.

    Andererseits denke ich: Da er eh schon so lange zu schlecht isst, ist das Argument, ein Chip / eine Kastration würden seine körperliche Entwicklung bremsen, auch nicht so gewichtig, weil er ja im aktuellen Zustand auch viel zu wenige Nährstoffe bekommt.


    Meine Fragen an Euch:

    1) Gibt es irgendeine Möglichkeit, das Thema zu handeln, sodass der Hund weniger leidet? Außer auf den Mond zu ziehen... Woanders Gassi gehen ist keine wirkliche Lösung, da er ja ZUHAUSE leidet, weil die Düfte ja um uns rum sind und eben quasi immer.

    2) Macht irgendeine Form von "Training" Sinn? Wir versuchen es ja, wenn er gerade in seinem Tunnel ist, dass er ansprechbar bleibt und sich an uns orientiert, aber Fortschritte machen wir da keine. Der Trainer in der Hundeschule meinte nur "Ihr habt die falschen Leckerli!"

    3) Gibt es Hunde, die einfach so heftig reagieren, dass man nur mit (chemischer) Kastration weiter kommt?

    4) Beruhigt sich das Verhalten automatisch nach der Pubertät? Muss man also "einfach nur durch", was ja ok wäre. Es ist nicht so, dass wir es uns einfach machen wollen, nur so geht es halt echt nicht mehr lange, weil er bis dahin dann verhungert ist.

    5) Hat jemand aus ähnlichen Gründen doch schon etwas früher als üblich einen Chip setzen lassen?


    --> Sollte das oben beschriebene Verhalten "einfach normal" sein, dann ist das halt so. Nur kommt es mir eben nicht normal vor, und diejenigen aus meinem Umfeld, die auch junge Rüden haben, haben diese Probleme nicht (in dem Ausmaß).


    Danke schon mal für Eure Erfahrungen und Tipps.


    LG

  • Das kommt mir bekannt vor 😅

    Unser Pudel-Mix hatte die selben Probleme. Dem ging es so mies dass wir ihm mit 10 Monaten einen Chip setzen ließ. Was war das für eine Erlösung! Wenige Monate später kamen die Bällchen ab.

    Das ist nun 7 Jahre her und ich habe es nie bereut.

    Unser 2ter Rüde ist intakt und ich würde nie pauschal jede Kastration befürworte. Es gibt aber Rüden für die es so einfach besser ist.


    Teddys Verhalten war unter dem Chip genauso wie später nach der Kastration. Er ist nach wie vor ein Rüde der markiert, scharrt und die Ladys spannend findet. Aber diese ständigen Entzündung, zittern, hungern usw sind nicht mehr.

  • unser damaliger Kleinpudel ( 40 Jahre her ) war mit 10 Monaten so ziemlich ausgewachsen ( eigentlich schon früher ) und sein Leben lang der schlechteste Fresser, den man sich vorstellen kann. Verhungert ist er trotzdem nicht und hatte zum Schluss ansehnliche 17 Jahre auf dem Buckel. Insofern würde ich mir in dieser Richtung weniger Sorgen machen... aber der Dauerstress wegen ständig läufiger Hündinen in der Umgebung ist natürlich sehr nervig. Bei uns war nur eine Hündin, wo man alle 3/4 Jahr wusste, was los ist.

    Wenn er dadurch ständig körperliche Leiden hat, sollte man vielleicht doch eine Kastration ins Auge fassen... und wenn es testhalber nur der Chip ist.

    Unser Hund hatte nur wegen einseitigem Hodenhochstand Krampfanfälle, die mit einer Halbkastration verschwanden... sonst hatte er an seinem "Piepmatz" nie etwas.

  • Sehr interessant zu hören!

    Irgendwie habe ich jetzt schon öfter gelesen, dass Pudel(mixe) so triebig sind. Aber vielleicht war das nur Zufall.

    Danke jedenfalls für Deine Antwort.


    Darf ich noch was fragen: Wie war es vorher / nachher mit dem Thema "Ängstlichkeit"? Unserer war leider als Welpe ziemlich ängstlich, was wir aber gut in den Griff bekommen haben mit ganz viel Geduld.

    Jetzt ist er eigentlich nicht mehr ängstlich, wir haben nur Sorge, dass es durch das Testosteron kommt, das dann ja fehlen würde. Wir würdne ihn ungern von einem Stress in den nächsten jagen...

  • unser damaliger Kleinpudel ( 40 Jahre her ) war mit 10 Monaten so ziemlich ausgewachsen ( eigentlich schon früher ) und sein Leben lang der schlechteste Fresser, den man sich vorstellen kann. Verhungert ist er trotzdem nicht und hatte zum Schluss ansehnliche 17 Jahre auf dem Buckel. Insofern würde ich mir in dieser Richtung weniger Sorgen machen... aber der Dauerstress wegen ständig läufiger Hündinen in der Umgebung ist natürlich sehr nervig. Bei uns war nur eine Hündin, wo man alle 3/4 Jahr wusste, was los ist.

    Wenn er dadurch ständig körperliche Leiden hat, sollte man vielleicht doch eine Kastration ins Auge fassen... und wenn es testhalber nur der Chip ist.

    Unser Hund hatte nur wegen einseitigem Hodenhochstand Krampfanfälle, die mit einer Halbkastration verschwanden... sonst hatte er an seinem "Piepmatz" nie etwas.

    Danke auch für Deine Antwort!

    Unser anderer Hund, ein kastrierter 10-jährige Pudelmix, ist halt der größte Staubsauger, den man sich vorstellen kann. Er würde Pappe fressen. Ich denke, dass dieses riesige Unterschied zwischen den Hunden halt auch noch dazu kommt, dass wir uns Sorgen machen.


    Man muss aber dazu sagen, dass der Kleine wirklich sehr, sehr knochig ist. Das ist nicht normal.

  • Mein Kastrat wird mit fast absoluter Sicherheit von allen unkastrierten Rüden sexuell belästigt. Bei den "jüngeren" bis etwa 3-4 Jahre sieht man den Tunnel richtig heftig.

    Also würde ich nicht davon ausgehen, daß das mit der Pupertät automatisch vorbei ist, nein.


    Goofys Vorhautkattarh war im Übrigen mit der Kastration Geschichte, davor hat nichts geholfen.

  • 4) Beruhigt sich das Verhalten automatisch nach der Pubertät?

    Im ersten Schwung der Pubertät wird der Organismus mit Hormonen quasi geflutet. Später wird die Hormonproduktion auf Normalmaß eingepegelt.

    Insofern ja, das wird auch wieder besser werden. Hilft euch natürlich in der akuten Situation noch nicht.


    Könnt ihr das Wundlecken des Penis eventuell durch einen aufblasbaren OP Kragen unterbinden?


    Laßt ihr das Jaulen am Fenster laufen oder könt ihr es abbrechen? Freilebende pubertiernde Junghunde können sich auch nicht sexuell ausleben, die werden durch den Alpharüden wirksam daran gehindert und müssen und können auch lernen, sich zurückzunehmen. (Vgl Bloch, "Die Pizzahunde")


    Ich würde dazu raten, einen Verhaltenstierarzt ansprechen. Der oder die kennt sich mit den Zusammenhängen besser aus als normale Kleintierpraktiker und kann euch zum Für und Wieder eines Chips sicher am besten beraten.

  • Meine Rüden waren zum Glück alle nicht triebig, ja sogar desinteressiert an läufigen Hündinnen. Dafür hatte ich eine Hündin, die extrem war während ihrer Läufigkeit. Sie bekam eine Pyometra und wurde kastriert. Sie war danach bis an ihr Lebensende entspannt und genoss ihr Leben.

    Wenn sich bei einem Rüden ausschließlich alles nur noch um seine Fortpflanzung dreht und er nicht und nicht zur Ruhe kommt, würde ich zur Kastration raten, für das psychische und physische Wohlbefinden des Hundes.

  • Darf ich noch was fragen: Wie war es vorher / nachher mit dem Thema "Ängstlichkeit"? Unserer war leider als Welpe ziemlich ängstlich, was wir aber gut in den Griff bekommen haben mit ganz viel Geduld.

    Jetzt ist er eigentlich nicht mehr ängstlich, wir haben nur Sorge, dass es durch das Testosteron kommt, das dann ja fehlen würde. Wir würdne ihn ungern von einem Stress in den nächsten jagen...

    Auch das ist ein wichtiger Aspekt, den ihr mit einer Verhaltenstierärztin besprechen solltet.


  • Danke für Deine Tipps!


    Als er die ersten läufigen Hündinnen wahrnahm, ließ er sich sogar sofort abrufen und er kam dann (winselnd, aber zügig) weiter. Jetzt sind seine Reaktionen natürlich stärker.

    Aber auch jetzt noch lässt er sich unterbrechen, wenn er heult, aber: Er leidet dann halt still weiter. Sein Verhalten ist da allgemein meiner Beobachtung nach eher "nach innen" als nach außen gerichtet. Das mag zwar "praktisch" sein für den Halter, aber er leidet eben.


    Bei den Hundeschulbesuchen mit läufigen Hündinnen haben die anderen Jungrüden (Übersprungs-)verhalten in Richtung der Halter und anderen Rüden gezeigt, also heftigstes Anspringen, Anbellen, etc. Das macht unserer nicht. Unserer windet sich, jammert, dreht Pirouetten, leckt sich permanent, und leidet dann halt die nächsten Stunden noch weiter, etc.

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