Hohe Ablenkbarkeit draußen - Pubertät oder "Eingreifen" notwendig?

  • ZOS kann man auch drinnen betreiben, Dummy aber nicht. Mit Ausnahme der allerersten Anfangsübungen: Nehmen. Halten und Ausgeben des Dummys.

    Ansonsten ist Dummytraining ein Draußensport im Gelände. Das stets wechselnde Gelände mit vielfältigen Herausforderungen wie Übergänge, Wasser, Bewuchs, Wetter usw macht auch ganz wesentlich den Reiz der Dummyarbeit aus. Dummytraining auf einem Hundeplatz mit Parkrasen ist öde und sinnlos.


    Bei jeder Nasenarbeit gilt: Der Anfang ist ganz kurz und babyleicht! Die ersten Übungen sind nicht dazu da, den Hund nasentechnisch herauszufordern. Sie dienen vielmehr dazu, zunächst einmal gemeinsame Vokabeln zwischen Mensch und Hund zu etablieren. Was genau soll gesucht werden? (Gegenstände? Menschen? Zielgerüche?) Und wie soll gesucht werden? Stöbernd oder auf einer Spur? Was soll am Ende getan werden? Apportieren? Anzeigen?

    Über all das muß man sich mit dem Hund ja erstmal verständigen.


    Rituale werden etabliert, zB ein bestimmtes Geschirr und ein langer Riemen angelegt, was den Hund dann schon auf eine bestimmte Art der Suche einstimmt, sobald er das Ritual mit der Aufgabe verknüpft hat. Ein bestimmtes Wortsignal gibt ihn dann frei zur Suche und die ganze Situation ist so gestaltet, daß er von selbst das Richtige tut und rasch zum Erfolg kommt.


    Als Beispiel eine allererste Leberwurstschleppe:


    Ich bin ausgerüstet mit einer Tropfflasche, in der sich Wasser mit etwas Leberwurst drin befindet. Cara wird an einen Baum gebunden. Ich lasse sie an der Belohnung schnüffeln, einer Dose mit einigen Brocken Leberwurstbrot und stecke sie demonstrativ in meine Tasche. Sie weiß also schon jetzt, worum es geht und ist heiß drauf.

    Zwei Meter vor Cara markiere ich einen Fährtenabgang und gehe dann mit der bei jedem Schritt in meine Gehspur tropfenden Flasche einige Meter geradeaus. Dort plaziere ich die Dose so, daß Cara sie nicht direkt sieht, also zB hinter einem Maulwurfshügel.

    Nun stecke ich die Tropfflasche weg und gehe in einem weiten Bogen außenrum wieder zu Cara. Ich ziehe ihr das Suchgeschirr an oder ein breites Suchhalsband, lege den langen Riemen hinter ihr aus, löse sie von der Leine am Baum und führe sie an den Fährtenabgang. (Ritual) Dort weise ich sie mit der Hand zum Boden ein und gebe das Kommando "Schleppe" dazu, was sie zukünftig mit genau dieser Suchaufganbe verknüpfen soll. Dann lasse ich Cara den Riemen länger, sie wird sich selbstmotiviert auf die Suche machen, den lecker duftenden Tropfen nach. Erfolg, Futterbelohnung, großes Lob und Geschirr ausziehen - Übung beendet!


    Die nächste Steigerung wäre dann, den Weg nicht ganz geradeaus, sondern im leichten Bogen bis hinter eine Deckung zu machen, so daß Cara das Ende der Spur nicht mehr sieht. Immer noch auf ganz kurze Distanz! Und dann allmählich immer weiter steigern. Nicht nur längere Strecken, sondern auch Winkel und sie sieht mir nicht mehr beim Spurenlegen zu. Nicht alles auf einmal erschweren, sondern immer nur ein Element pro Übung! Man kann auch die Zeit steigern, so daß der Hund wirklich nur auf die Tropfen angewiesen ist und nicht mehr meiner in der Luft hängenden Duftspur folgen kann.


    Das Prinzip der Schleppe oder Tropfspur entstammt dem Jagdhundetraining (Schweißfährte), dort findet du auch Genaueres zum richtigen Aufbau.


    Bei allen anderen Nasenarbeiten geht man aber nach dem selben Prinzip vor, daß man dem Hund zunächst eine Situation vorgibt, in der er 100%ig von selbst tun wird, was er tun soll und schnellen Erfolg hat. Dazu etabliert man ein Ritual und ein Hörzeichen. Die eigentlichen Herausforderungen werden erst dann eingebaut, wenn der Hund durch Ritual und Kommando schon weiß, was und wie er suchen soll.


    Cara ist nur Hobby-Spürhund, aber sie hat im Laufe ihres Lebens einige verschiedene Suchaufgaben gelernt und kann sie unterscheiden:


    Stöbersuche:

    Such Leckerli: nach einer Dose mit Käse,

    Such Dummy: nach Dummys: eigenen und fremden;

    Such Euro: nach Münzen;

    Such mein Zeug: nach Gegenständen, die nach mir riechen;

    Such fremd: nach Gegenständen, die nach anderen Menschen riechen (Geruchsprobe vor der Suche)

    Hölzchen: nach dem einzigen Hölzchen in einer Reihe von Hölzchen, das nach mir riecht (Geruchsunterscheidung im Obediencesport)


    Spurensuche:

    Wo isser: Mantrailing

    Schleppe: Leberwurst-Tropfenspur

    Verloren: Gegenstand auf meiner Rückfährte


    Sieht nach viel aus, aber im Laufe des Hundelebens kann schon was zusammenkommen, wenn der Mensch Freude an der Nasenarbeit entwickelt und sich etwas in dieses Thema einarbeitet. Der Hund hat sowieso Spaß dran! :smile:


    Dagmar & Cara

  • dagmarjung Wow, vielen Dank für die ausführliche Beschreibung! Ich werde mich in das Thema einlesen, im Moment tendiere ich zu etwas wie dem, was du als ‚Schleppe‘ bezeichnest, das wurde ja weiter oben schon ähnlich beschrieben mit Wurstwasser..

    Offensichtlich kommt der Hund für derlei Übungen immer an Geschirr und (Schlepp)leine?

  • So als Faustregel sucht der Hund bei allen Arbeiten auf der Spur (Schleppe, Mantrailing, Fährte) am langen Riemen und am Geschirr oder an einem extra breiten Halsband. Denn er darf dabei ziehen. Aber er soll kontrolliert suchen, nicht zu hastig und der Mensch muß ihm ja auch folgen können. Sowohl in schwierigem Gelände im jagdlichen Einsatz als auch im öffentlichen Raum beim Mantrailing, wo auch mal Straßen gekreuzt werden. Oder auch nur hobbymäßig im Stadtpark will und darf man ja den suchenden Hund nicht aus den Augen verlieren.

    Wenn man den Hund also mit Geschirr und langer Suchleine ausstattet, ist das schon ein wichtiger Hinweis für ihn, was gleich ansteht.


    Im Gegensatz dazu steht die andere Art der Suche, das Stöbern. Da sucht der Hund nicht eine Geruchslinie, sondern er bewegt sich frei ohne Leine im Gelände und sucht nach bestimmten Gerüchen, die ihm in die Nase wehen. ZB der Vorstehhund im Feld sucht nach dem Geruch von Federwild und signalisiert durch Stehenbleiben, daß er gefunden hat. Der stöbernde Jaghund im Unterholz durchkämmt ein Gebiet nach Wild und treibt es aus seiner Deckung. Im Dummytraining durchsucht der Hund einen Geländeabschnitt und apportiert nacheinander alle Dummys, die vorher dort ausgelegt wurden.

    Auch wenn du einen Gegenstand in der Wohnung versteckst, den dein Hund gezielt suchen soll, ist das eine Stöbersuche.

    Die Aufgabe des HF dabei ist nicht, dem Hund auf dem Fuß zu folgen, sondern das Suchgebiet für ihn abzugrenzen und darauf zu achten, daß der Hund keine Bereiche ausläßt. Der Hund arbeitet also frei und auf Distanz, behält aber trotzdem losen Kontakt zum HF und läßt sich einweisen.


    Dagmar & Cara

  • Womit du leicht anfangen kannst ist, die Windbedingungen kennenzulernen und zu beobachten. Das gibt dir etwas von dem ab, wie der Hund die Welt „sieht“.

    Am besten geht das so. Die kleinen Plastikfläschchen, wo Zitronensaft drin ist, die muss man etwas zusammendrücken können.

    Die schön trocknen und mit Babypuder füllen. Und dann draußen immer mal auf Höhe der

    Hundenase ein bisschen Puder in die Luft und schon sieht man wie der Hund. Aber nur einen Moment.

    Jetzt kannst du mal Leckerchen Gegen den Wind werfen und Leckerchen in Windrichtung und dann beobachten wie er sucht.

    Gegen den Wind muss er die Augen benutzen oder ein Strategie entwickeln hinter die Suchobjekte zu kommen und den Geruch vom Wind zugeweht zu bekommen.


    Also einen Gegenstand so legen, dass der Wind zum Hund kommt, ist für den Anfang spannend für den Menschen und gibt dem Hund Erfolgserlebnisse.

    Das wäre jetzt was ganz einfaches zum ausprobieren.

  • Die schön trocknen und mit Babypuder füllen. Und dann draußen immer mal auf Höhe der

    Hundenase ein bisschen Puder in die Luft und schon sieht man wie der Hund. Aber nur einen Moment.

    Wobei ich gerne Seifenblasen verwende (zumindest beim Dummy), weil man da auch sieht, wie die Luft sich auf weitere Strecken verhält.

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