"Hund einschätzen lassen" - Ablauf? Ergebnis?

  • In mehreren Hilfe-ich-habe-ein-Problem-mit-meim-Hund-Threads wird empfohlen, den Hund "einschätzen" zu lassen.

    Ich kenne sowas ausschließlich aus den Medien als behördlich angeordneten Wesenstest, nachdem ein Hund auffällig geworden ist. Da gehts angeblich darum, ob der Hund abgestuftes Aggressionsverhalten zeigt oder sofort eskaliert (wie fair die Wesenstests umgesetzt werden, will ich nicht diskutieren, da hab ich schon komisches Zeug gesehen und gelesen).


    Aber mal zurück zu der Mit-meim-Hund-ein-Problem-Situation, bisher nur im Privatbereich des Hundehalters.

    Wart ihr mal mit eurem Hund "zur Einschätzung"?

    Warum?

    Bei welchem Trainer?

    Wie lief das ab, was hat der Trainer gemacht?

    Was war das Ergebnis der Einschätzung?

    Und wie ging es dann weiter?

  • Ich kenns nur von ein paar Tierheimhunden. Da wurde der Hund durch den Gassigänger präsentiert und ein paar „kritischere“ Alltagssituationen simuliert und bekannte oderpotenzielle Trigger abgefragt. Wesenstest light, wenn man so will.


    Aber darum gehts bei den Empfehlungen zu problematischen Gebrauchshunden nicht, denke ich. Sondern darum, dass diese Hunde von einem wirklich rassekundigem Trainer mit reichem Erfahrungsschatz angeschaut werden - es wird ja nicht von ungefähr gerne Herr Baumann in diesem Zusammengang genannt - der dem Halter in deutlichen und klaren Worten vermittelt, wie der Hund tickt und auf was er sich einzurichten hat. Welche Vorstellungen und Erwartungen er bitte schnell über Bord werfen soll, was an Zielen voraussichtlich erreicht werden kann und was nicht. Und was das für das künftige Leben des Hundehalters heißt.


    Wie es dann weitergeht, muss der Halter entscheiden - aber er kanns dann hoffentlich mit mehr Wissen und Klarheit als vorher.

  • Ja genau, Baumann wird häufig empfohlen, und ich will dem die Kompetenz gar nicht absprechen. Aber warum ist eine einmalige Einschätzung bei einem bestimmten Trainer wertvoll?

    Wenn ich an mir und dem Hund arbeiten will, brauche ich ohnehin einen Trainer, der mir mehrfach zur Verfügung steht.

    Wie konkret sind denn die Einschätzungen, die Trainer nach einmaligem Treffen abgeben?


    Ich möchte verstehen, was das Besondere an manchen Trainereinschätzungen beim einmaligen Treffen sein soll, denn alleine mit Eckdaten, die man telefonisch durchgeben könnte (Rasse, Hundeerfahrung des Halters, Gewichtsunterschied zwischen Hund und Halter), kann man sagen "jo, potentiell gefährlich".


    In diesem Thread z. B.: Mein Hund hat einen anderen gebissen. Bloß ein dummer Unfall oder muss ich mir Sorgen machen?

    Da wurde ein bestimmter Trainer, der offenbar am Telefon unfreundlich gegenüber der Halterin war (den sie deshalb nicht haben wollte), mehrfach eindringlich für die Einschätzung empfohlen.


    Oder auch Thor hat in einem aktuellen Thread Baumann für die Einschätzung eines Welpen empfohlen.


    Wie läuft so eine Einschätzung, speziell eines Welpen, denn ab?

  • Filz was sich ein Baumann speziell anschaut keine Ahnung. Aber er kennt sich halt mit solchen Hunden aus und kann einschätzen, ob Halter zum Hund passt. Und gerade wenn jemand schreibt Hund (Welpe rastet völlig aus/ ich hab Angst) tut so ein Blick schon ganz gut.

  • Thomas Baumann zeigt ja zB bei facebook öfter mal Trainingssequenzen samt Erklärungen, einfach mal durchschauen.

    Ob das nu unbedingt bei nem 10 Wochen alten Welpen sinnig ist, der ja noch gar keine gefestigten Strategien hat, sondern erstmal nur rumprobiert (und das ist rassebedingt nun mal eher nicht ruhig in der Ecke sitzen, sich zurücknehmen und beobachten) wage ich persönlich zu bezweifeln.

    Da kann wahrscheinlich jeder erfahrene Halter oder Züchter der Rasse genauso viel sagen wo die Reise potentiell hingehen kann bei den entsprechenden Rahmenbedingungen und liegt dabei richtig.

  • Thomas Baumann zeigt ja zB bei facebook öfter mal Trainingssequenzen samt Erklärungen, einfach mal durchschauen.

    Ob das nu unbedingt bei nem 10 Wochen alten Welpen sinnig ist, der ja noch gar keine gefestigten Strategien hat, sondern erstmal nur rumprobiert (und das ist rassebedingt nun mal eher nicht ruhig in der Ecke sitzen, sich zurücknehmen und beobachten) wage ich persönlich zu bezweifeln.

    Da kann wahrscheinlich jeder erfahrene Halter oder Züchter der Rasse genauso viel sagen wo die Reise potentiell hingehen kann bei den entsprechenden Rahmenbedingungen und liegt dabei richtig.

    Natürlich hast du Recht, aber hier war ja jemand, der Angst vor seinem Welpen bekam, dem gesagt wurde das wird wohl nichts.

    Und deshalb hatte ich zu einem wirklichen Experten geraten.

  • Es geht - gerade bei auffällig schwierigen (oder nur vermeintlich auffällig schwierigen) Hunden um die Erfahrung mit vielen Individuen eines einem bestimmten Typs Hund unterschiedlicher Herkunft und in verschiedenen Lebensstadien. So dass man mit ein wenig mehr Hintergrund an das Individuum herangehen kann, als „Ja, das ist halt ein XYZ, das kann bei der Art halt vorkommen“. Mit einer Vergleichsbasis, was typisch ist, was noch typisch aber schon übersteigert, was aus der Art fällt. Und Erfahrungen damit da sind, was in welche Richtungen laufen kann.


    Dazu viel Erfahrungen mit dem anderen Ende der Leine und der Frage, ob dieses Team miteinander arbeiten kann. Der Fähigkeit (und finanziellen Unabhängigkeit), dem Betreffenden prägnant zu sagen, wo bei ihm die Hemmschuhe sind. Wobei ein gewisser Ruf und ein Renommee des Trainers (ein gewisser Preis übrigens auch) neben der Kompetenz durchaus sehr förderlich dafür ist, dass diese Botschaft gut verarbeitet wird.


    Ich hab bei manchen Threads ja öfter mal einen gewissen Zweifel an der Wahrscheinlichkeit. Aber die Erfahrung, dass ein (mit dem Typ Hund) unerfahrener Halter nicht damit klarkommt, dass die Zusammenarbeit mit dem Vierbeiner so ganz anders ist als die Bilder davon, die man im Kopf hatte, die macht man im Tierschutz häufiger.


    Diese Bilder und die Einschätzung der eigenen Fähigkeiten, die sind natürlich beide sehr stark, da kommt auch wirklich gute Beratung nicht immer gegen an. Man traut sich zu, einen Hund auf eine bestimmte Art auszubilden, hat zum Beispiel schon eine feste Vorstellung davon im Kopf wie man ihn dann später quasi mit zwei Fingern an durchhängender Leine über die Hundewiese führt und dann gemütlich mit dem Vierbeiner unter, Tisch einen Kaffee mit der Freundin trinkt (auch wenns gar nicht der Veranlagung des Hunds entspricht, was.


    Dann wird auch noch verkannt, dass unter Umständen Babyschrittchen für so ein Ziel nötig sind und nicht gesehen, welche Fallstricke es gibt, der Hund wird situativ völlig überfordert und dann geht es schief. Die Reaktion ist enttäuschte Erwartung - und dann muss der Halter den Schritt machen können, nicht zu denken, dass der Hund kaputt ist, sondern dass seine Erwartungen falsch sind und der Realität angepasst werden müssen.


    Und da hapert es. Frag mich nicht, warum - aber das ist für viele Menschen unglaublich schwer. Da ist dann halt eher der Hund ein ganz besonderes, gruseliges Exemplar, oder der Züchter hat Bockmist gebaut, oder der Mann im Park war aber auch gruselig, oder die Nachbarskinder drangsalieren den Hund und deshalb mag der keine Kinder, oder der Halter ist völlig falsch beraten worden - oder man ist völlig verzweifelt und denkt nur noch im Kreis - und, und, und … Auf der Basis kommen aber weder Mensch noch Hund weiter.


    Wenn es da eine anerkannte Autorität in erreichbarer Nähe gibt, die wirklich aus kurzem Kontakt mit dem Welpen (und da braucht mMn gar nichts Hochspannendes oder Außergewöhnliches zu laufen) eine gute Einschätzung von Hund (und Halter und den nötigen Änderungen beim Halter) liefern und die auch noch deutlich verkaufen kann, dann ist das Gold wert. Denn damit kann der Mensch überhaupt erstmal den Punkt erreichen, von dem aus er anfangen kann, wirklich mit seinem Hund zu arbeiten. Bei welchem Trainer (so es ein Guter ist) dann auch immer.


    Oder von dem aus er klar entscheiden kann, dass er es eben nicht kann. Was ich nie schön finde, aber bei der Gefährlichkeit, die in manchen Kombis steckt, leider auch mal nötig. Verraten, verkauft und verheizt ist der Hund. Aber das ist eben manchmal so.

  • Welcher Laie kann denn am Telefon alles genau beschreiben? Keiner! Das faellt selbst Leuten schwer, die Ahnung haben. Zumindest wenn es um den eigenen Hund geht.

    Wenn der Hund nicht gerade ernsthaft verletzt hat (da ist mAn einfach jedem klar), geht es bei so Einschaetzungen darum zu schauen, wie weit der Hund geht, wann er ausloest, wie vehement er reagiert, wo seine Grenzen liegen, wie der Mensch darauf Einfluss hat, usw. Dann hat man ein recht klares Bild von dem aktuellen Ist-Zustand und kann gucken, wie man trainieren kann, was man machen muss (z.B. absichern), usw. usf. Damit kann der Halter dann u.a. eine Entscheidung treffen, die mAn deutlich sachlicher getroffen wird/werden kann.



    Wir reden ja nicht von Moechtegern-Experten, sondern von Leuten, die wirklich wissen was sie da tun und Hunde eben sachlich (und fachlich kompetent!) beurteilen koennen.


    Natuerlich ist es damit nicht getan. Ausser das Ergebnis ist die Abgabe des Hundes. Dann kann man dem TH oder wem auch immer aber immerhin sehr deutlich sagen, was fuer einen Hund man da abgibt.



    Fuer den normalen 0815-Hund (das ist keine Abwertung!!!) ist sowas mAn aber voellig uebertrieben.

  • Danke für den Input.


    Ich hatte vor allem Schwierigkeiten mit der Idee, was so EINMALIGES Treffen mit einem ganz BESTIMMTEN Trainer bringen kann.

    Dass man den Leuten, die hier aufschlagen und Probleme schildern, einen "guten" und "erfahrenen" Trainer wünscht, ist klar.


    Der Vorteil bei Einzelterminen ist sicherlich, dass der Trainer größtmögliche Redefreiheit hat. Es steht nicht zur Debatte, einen langfristigen Kunden zu vergraulen.

    Und ja, vermutlich agieren Trainer, die aktuell genug Kunden haben und keinen zusätzlichen unbedingt wollen, tendentiell ehrlicher. ;)

  • Ich denke, nichtsdestotrotz geht es bei diesen "Einschätzungen" nicht immer nur um rassebedingte Eigenheiten, oder ob der Halter den Hund führen kann, sondern auch darum, ob der Hund "sauber" reagiert, oder für immer "nen Schaden weg" hat, mal salopp ausgedrückt. Also eben auch in Richtung Wesenstest. Aber halt, ohne daß das Amt gleich danebensteht.

    Ersteres kann nach anfänglichen Schwierigkeiten gut gehen, wenn man den Halter entsprechend anleitet, und dieser bereit ist, daran zu arbeiten - Letzteres geht halt gar nicht ohne Spezial-Knowhow oder besondere Möglichkeiten (zB den Hund zu sichern o.ä.). Und jemand mit der entsprechenden Erfahrung weiß halt, worauf er gucken muß, welches Ausmaß an Reaktion in Situation x bei einem Hund der Rasse y noch normal ist, und kann dann sagen: "in Eurer Situation (Familie mit Kleinstkind zB) BITTE nicht!"


    Könnte mir vorstellen, daß sowas oft wichtig ist. Denn der Ein oder Andre hält ja schon nen Welpen, der ihn als Beißring benutzt, für gemeingefährlich......


    Eine "Einschätzung" ist halt genau dann hilfreich, wenn er Halter selbst die Situation nicht wirklich neutral bewerten kann, mangels Vergleichsmöglichkeiten, weil Ersthund oder so. Ist ja auch immer so ne Sache, was jemand zB hier im Forum erzählt. Der Erzählende kann ja nur von dem berichten, was ihm selbst aufgefallen ist. Und wenn das NICHTS ist, weil er als Anfänger nicht wußte, worauf er gucken muß, dann beißt der Hund halt angeblich plötzlich "aus dem NICHTS". Während ein Profi halt schon sagen kann - "hey, der versucht seit ner halben Stunde, Dir klarzumachen, daß er mit der Situation überfordert ist." Nur - für solch eine Einschätzung braucht man nicht notwendigerweise einen Baumann oder so (den würd ich selbst jetzt ganz sicher nur bei extremen Problemen zu kontakten wagen), da tuts auch ein normaler guter Trainer. Allerdings: wer ein Solcher ist, kann ein Neuling im Hundebereich natürlich nicht wissen. Also hält man sich für ne "Einschätzung" eines Welpen an einen Baumann o.ä., um auf "Nummer Sicher" zu gehen..... Ist in etwa so, wie wenn ich zum Wischwasserauffüllen oder morgendlichen Eiskratzen am Auto ne Vertragswerkstatt konsultiere..... *ggg Die können das bestimmt. Ginge auch sicher woanders günstiger, schätz ich mal...... *gg Aber: hinterher ist das Wischwasser garantiert perfekt aufgefüllt, und im Spiegel kann ich den rückwärtigen Verkehr der nächsten 7 km wieder deutlich erkennen..... :rolling_on_the_floor_laughing:

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