Labrador: Übertriebenes Freuen/Begrüßen

  • Hallo,


    unser Labrador-Rüde ist jetzt fast 2 Jahre alt. Wir haben ihn als Welpen bekommen und hat sich echt super entwickelt. Wir sind wirklich sehr zufrieden mit ihm und ich denke, er mit uns auch :grinning_squinting_face:
    Ein Alltags-Problem bleibt aber noch und wir sind uns unsicher, wie wir damit umgehen bzw. wie wir es vllt. lösen können.


    Er ist halt ein 30kg-Rüde und wir haben das Gefühl, dass er das selbst nicht einschätzen kann :zany_face: In einigen Situationen ist er einfach zu ungestüm/wild. Niemals aggressiv, aber halt sehr aufdringlich. Wir selbst kommen damit mittlerweile klar, wenn wir ihn morgens begrüßen und er sich erstmal vor lauter Freude voll in unsere Beine haut, uns einmal kurz anspringt oder das Maul aufmacht um spielerisch zu zwicken.

    Gewollt ist das aber natürlich nicht und vor allem bei Besuch ein Problem. Anfangs ist er schon beim Klingeln zur Tür gerannt, aber das konnten wir mittlerweile abtrainieren, sodass er wenigstens im ersten Moment auf seinem Platz liegen bleibt. Zwar mega angespannt und lauter Vorfreude, aber immerhin bleibt er.


    Sobald der Besuch dann aber den Raum betritt gibt es meistens kein Halten mehr. Egal wer kommt und egal wie lange er denjenigen nicht mehr gesehen hat, der MUSS begrüßt werden! Begrüßen heißt dann in seinem Fall wie gesagt hinlaufen, Schwanz/Po wackeln vor Freude (?), Streicheleinheiten einfordern durch Anlehnen an die Beine und meistens leider auch kurzes Anspringen. Andersum genau so schlimm, wenn wir irgendwo zu Besuch sind. Schon an der Haustür wackelt der Schwanz und er kann kaum abwarten, dass die Tür aufgeht (egal ob fremd oder bereits bekannt). Wenn die Tür aufgeht, hängt er sich voll in die Leine und er ist quasi nicht mehr ansprechbar.


    Wie gehen wir damit um? In letzter Zeit haben wir den Besuch immer gebeten, so weit es geht den Hund einfach zu ignorieren und nicht drauf einzugehen. Klappt so semi.

    Vielleicht hat ja jemand ähnliche Probleme bzw. Erfahrungen dazu. Er ist sonst im Alltag wirklich ein ruhiger, entspannter, ausgeglichener typischer Labrador eben.

    Danke!

  • Ich würde die Sichtweise etwas ändern wollen ;)



    Was Du da beschreibst, ist wirklich typisch Retriever.

    Das sieht man so oft, oder bekommt es sogar beim Gassi gehen mit dem eigenen Hund mit, wenn ein Retriever dann entgegen kommt.

    Das Hauptproblem dabei ist, daß dieses Verhalten von den Besitzern selbst oft etwas fehlinterpretiert wird. Natürlich ist der Hund nicht aggressiv dabei.

    Aber er ist etwas zwiegespalten mit dem, was er da tun soll, und deshalb kommt er auf die retrievertypische Lösung, nämlich das Anspringen.



    Schwanzwedeln kann Freude anzeigen, ja.

    Aber in erster Linie zeigt es an, daß der Hund (aufg-) erregt ist.

    Es kann auch bedeuten, daß er nicht weiß, was er in der Situation tun soll, und dann kommt die Übersprungshandlung ins Spiel. Bei "guter Erfahrung" mit dem bisher gezeigten Verhalten, wird dies natürlich bestärkt und wieder angewandt.

    Da würde ich ansetzen wollen. Dem Hund mehr helfen, anleiten, zeigen, was als Alternative erwünscht ist, und genau das auch gezielter trainieren.

  • Bei uns hilft das Umleiten der Erregung auf ein heiß geliebtes Spielzeug ganz gut. Mittlerweile sucht unser Senior schon danach, wenn es an der Türe klingelt. An dem reagiert er sich dann ein paar Sekunden ab und schafft es dann, den Besuch ein wenig ruhiger zu begrüßen. Das hat auch den Vorteil, dass er nicht denkt, er müsse immer der Erste sein, der den Besuch begrüßt.

    Der Kleine ist momentan noch schüchtern bei Besuch.

  • Wir selbst kommen damit mittlerweile klar, wenn wir ihn morgens begrüßen und er sich erstmal vor lauter Freude voll in unsere Beine haut, uns einmal kurz anspringt oder das Maul aufmacht um spielerisch zu zwicken.

    Tja, woher soll es denn dann der Hund auch können, wenn er sich so respektlos bei Herrchen und Frauchen benehmen darf? Da darf man dem Hund keinen Vorwurf machen.


    Da habt ihr aber Eure Antwort, nämlich genau da müsst ihr anfangen. Wenn er es bei Euch noch nicht einmal schafft sich zurückzunehmen, dann wäre es der Trainingsstart an der falschen Stelle, ihm dieses Verhalten bei anderen Menschen ZUERST abtrainieren zu wollen.


    Mein Retriever war zu Beginn genauso. Da meine Ex-Frau, mein Sohn und ich uns aber einig waren, dass er uns nicht anzuspringen hat, konnte dieses Schema dann auch auf andere Menschen übertragen werden. Jetzt ist er inzwischen 6 Jahre alt und ab und an (ganz selten) packt es ihn doch nochmal, aber er springt dann nur noch VOR einer Person hoch, diese aber nicht mehr an.


    Viele raten ja dazu, das Knie hochzureißen, den Hund entgegenzurempeln. Habe ich anfänglich auch so gemacht, mich aber nie wirklich dabei wohl gefühlt. War mir einfach eine zu aggressive Verhaltensweise meinerseits. Ich bin dazu übergegangen, einen Schritt (im richtigen Moment) nach vorne zu machen, so dass der Hund aus dem Gleichgewicht kommt. Kommt auf ein gutes Timing an und man sieht das Unheil ja auch meistens kommen. Wirkt ziemlich genauso gut. Dann gibt es aber Individuen (oder gleich ganze Rassen wie z. B. den Boxer), der solche Rempeleien einfach geil findet. In solchen Situationen halte ich die Vorderpfoten fest; solange, bis es dem Hund merklich unangenehm wird. Merklich unangenehm heißt, dass ich nicht sofort beim kleinsten Zurückziehen der Pfoten nachgebe, oder auch noch nicht beim ersten kleinen Winseln. Er muss es schon rrrichtig doof finden. Hatte bisher den durchschlagensten Erfolg. Wichtig ist dabei, ein völlig ruhige/neutrale Haltung einzunehmen, ihn auch nicht anzuschauen.


    LG
    Matthias

  • Anspringen kann man durch wegdrehen gut umgehen und abtrainieren. Ist den meisten Hunden zu langweilig, nur den Rücken anspringen zu können.


    Ansonsten:

    Platztraining ausbauen, ggf. dort anleinen.

    Bei mir dürfen die Leute die Hunde nicht begrüßen und die Hunde sind sogar oft durch ein Türgitter getrennt in einem anderen Raum. Die Hunde dürfen nur dabei sein, wenn ich Gäste da habe, die sie wirklich ignorieren. Ich bestärke dann jedes Abwenden des Hundes usw. und schicke die Hunde auch mal weg/auf den Platz usw. Schlafen die Hunde dann und nehmen später Kontakt auf, ist das erlaubt. Solange sie sich benehmen.


    In fremden Häusern ist das Ganze schwieriger, finde ich. Ich lasse meine Hunde ohne Leine reingehen und packe sie dann sofort weg/Leine sie an usw. Auch da werden sie nicht begrüßt. Alles andere pusht unnötig hoch und ist unfair, wenn man vom Hund Ruhe erwartet.

  • Alles andere pusht unnötig hoch und ist unfair, wenn man vom Hund Ruhe erwartet.

    Die Menschen brauchen ein Training, wie man einen Hund vernünftig begrüßt. Ich find's schade, den Hund dahingehend zu konditionieren, dass er irgendwie nicht dazugehört.


    Ich kenne das von meinem Bruder. Der steht bei meinem Hund für Aufregung. Mein Bruder tut aber auch alles dafür, den Hund aufzudrehen, um dann aber nach ca. 10 sec mit lauten Kommandos ( :headbash: ) zu versuchen, den Hund wieder zu beruhigen.


    Es hat bei mir auch etwas Übung benötigt, aber ich kann inzwischen Hunde begrüßen und Kontakt mit ihnen aufnehmen, ohne sie aufzudrehen. Wie gesagt: mein Bruder steht bei meinem Hund für Aufregung. Ich will bei allen Hunden für Ruhe stehen.

  • Er ist halt ein 30kg-Rüde und wir haben das Gefühl, dass er das selbst nicht einschätzen kann

    Euer Gefühl täuscht euch nicht: Er kann das nicht einschätzen

    Tja, woher soll es denn dann der Hund auch können, wenn er sich so respektlos bei Herrchen und Frauchen benehmen darf? Da darf man dem Hund keinen Vorwurf machen.

    Das sehe ich genau so. Der Hund kann nicht unterscheiden, bei wem er seine Freude "rauslassen" kann und bei wem nicht


    Ich würde das Deckentraining intensivieren und den Besuch bitten, den Hund nicht zu begrüßen/beachten und wenn der Besuch eine Weile bei Euch ist, der Hund immer noch auf seiner Decke liegt, darf er kommen, denn dann ist die erste Luft raus und Hund wird den Besuch ruhig begrüßen.


    Mein BC Atti hatte dieses Verhalten auch als wir ihn übernommen haben und mit dem Deckentraining war das Problem schnell behoben

  • Die Menschen brauchen ein Training, wie man einen Hund vernünftig begrüßt. Ich find's schade, den Hund dahingehend zu konditionieren, dass er irgendwie nicht dazugehört.

    Ich für meinen Teil kann und will nicht von jedem Besucher erwarten, dass er sich mit der "Hundesprache" befasst, also "schütze" ich meinen Hund, indem er lernt, dass es ihn nichts angeht...


    Hat bei uns natürlich einen etwas anderen Hintergrund aber bewirkt ja das gleiche. Der Hund soll einfach nicht in einen Konflikt geraten und ich tue alles dafür, dass er auf seinem Platz liegen und ruhen kann.


    Etwas ganz anderes ist es ja, wenn ich selbst nach hause komme. Da wird der Hund auch begrüßt, dreht dabei nicht hoch und verteidigt auch nicht sein Haus :D


    In solchen Fällen bin ich auch Freund von gescheitem Deckentraining und wenn die Situation und Aufregung beider Seiten es zulässt, darf Hund dann auch begrüßen, wenn man das möchte.

  • Danke an alle!

    Sieht so aus, als wären wir mit dem Deckentraining schon mal in die richtige Richtung gegangen. Bei bestimmten Besuchern hat es ja auch schon was gebracht. Was sich auch quasi von alleine ergeben hat, ist, dass er sobald er jemanden begrüßen möchte meistens ein Spielzeug oder Kuscheltier ins Maul nimmt und das dem Besucher "präsentiert". Retriever eben. Er behält es im Maul, und fordert dann seine Streicheleinheit... netter Nebeneffekt, dass er dadurch nicht anfängt spielerisch zu zwicken oder die Hände abzulecken.

    Dann werden wir in Zukunft einfach die Decke in den Momenten noch attraktiver machen mit noch besseren Leckerlis, Knochen etc.


    Das Problem bei fremden Häusern etc. bleibt aber... Wie gesagt, er ist dann teilweise gar nicht mehr ansprechbar, erst Recht wenn er das Haus / den Eingang erkennt. Er hängt sich dann voll in die Leine und will losstürmen. Im Moment mache ich immer einen Schritt, und wenn er loswill bleibe ich einfach wie ein Berg stehen und warte, bis er zurück zu mir kommt. Dauert halt immer ewig und wirklich was gebracht hat es noch nicht

  • Warum hilfst Du ihm nicht?


    Sag ihm, was Du haben willst!

    Zeig ihm ein Alternativverhalten, was er statt dessen besser machen kann.


    Dieses "sich zu sehr freuen" kommt aus seiner Not heraus, weil er nicht weiß, wie er richtig reagieren soll.

    Dein Abwarten, bis er sich beruhigt, ist für ihn ja keine Anleitung.

    Also macht er, wie gehabt, eben so weiter.

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