Hund + Baby - bei wem klappte es auch nicht gleich auf Anhieb?

  • Guten Abend zusammen,


    ich habe mich hier neu angemeldet weil ich hoffe ein paar aufbauende Erfahrungen zu finden.


    Mein Mann und ich haben 2 Hunde, einen Jack Russell und einen Labrador, und seit Mittwoch bin ich mit unserem Baby zuhause. Leider läuft es mit unserem Jack Russell gar nicht gut. Ich habe ihn jetzt seit 11 Jahren, es war noch nie einfach mit ihm, er ist ein Angstbeißer. Und momentan habe ich Angst, dass wir es dieses Mal nicht schaffen.


    Er ist zwar schon ruhiger geworden aber sobald unser Baby weint, dreht er durch, hüpft er wie ein Irrer gegen das Bettchen und versucht an den Kleinen zu kommen. Er hat auch schon versucht, als mein Mann ihn hochgehoben hat, nach ihm zu schnappen.


    Wir haben uns auch heute schon mit einer Trainerin in Verbindung gesetzt, ging aber nur per Mail und warten noch auf Antwort.


    Im Internet liest man immer nur, wie toll es bei allen gelaufen ist, daher bin ich wirklich richtig verzweifelt und könnte nur weinen, weil ich Angst habe, dass ich am Ende meinen Hund vielleicht abgeben muss. Und ich liebe meinen Hund sehr, allein der Gedanke, dass das passieren könnte, bringt mich um.


    Könnt ihr mir ein paar Mutmach-Geschichten berichten, wo es am Ende trotz schwierigem Start gut wurde. Er soll den Kleinen ja nicht lieben, aber auch keine Gefahr für ihn sein.


    Viele Grüße

    Hanley

  • als aller erstes würde ich an den Türen Gitter installieren so dass er niemals an das bettchen kann wenn ihr nicht sofort unterbindend einschreiten könnt.


    Im Grunde muss er lernen dass er das nicht darf. Im Idealfall bekommt man es das geschrei so positiv besetzt dass er sich darüber freut. Heisst, ihr müsst sein verhalten umlenken und ihn wirklich massiv belohnen. Ein Körbchen noch in Reichweite des Bettchen in dass er reingehen soll sobald das Kind durch das Schreien das Signal dazu gibt und dann müsst ihr ihn dort eben wirklich hochwertig belohnen (darum in Reichweite des Bettchens) ist natürlich schwierig das hinzubekommen weil ihr ja sicher mit dem Baby eigentlich genug zu tun habt. Aber irgendwie muss es ja.... Zu Beginn beim Üben Hausleine dran damit man ihn nicht anfassen muss sondern einfach da wegnehmen kann. Besser noch er kommt gar nicht erst bis hin zum Bettchen.


    Und herzlichen Glückwunsch zum Baby!

  • Herzlichen Glückwunsch zum Nachwuchs :)


    Wichtig ist das ihr einen kompetenten Trainer zu Rate zieht wenn ihr es selbst nicht hinbekommt bzw. nicht wisst wo ihr ansetzen sollte. Als erstes sollten wirklich Gitter eingebaut werden und strikte Trennung sofern ihr die Situation nicht kontrollieren könnt und das Verhalten unterbinden könnt.


    Bei uns war das erste Jahr schwierig. Bzw. die Zeit zwischen bewegungslos rumliegen und laufen. Lui war ein sehr unsicherer Hund und hat dann geschnappt. Solange meine Tochter nur auf dem Boden lag war alles ok. Krabbelalter war extrem schwierig. War für ihn bedrohlich so von der Höhe her. Als sie laufen konnte und auf ner anderen Höhe war wars wieder ok. Ich habe wirklich immer getrennt wenn ich nicht direkt neben meiner Tochter stehen konnte. Alles andere wäre fahrlässig gewesen.

  • Ich hab keine Erfahrung mit Hund und Baby, aber unabhängig von der Situation "Baby schreit - Hund regt sich auf", dazu können andere sicher mehr sagen:


    Ich würde darauf achten, dass der Hund täglich ein paar Stunden Auszeit bekommt, in denen er alleine schlafen kann. Ohne dass er vom Baby oder euch geweckt wird. Da kann er Kraft tanken, was euch in der restlichen Zeit zugute kommen wird. Sonst kann ich mir nämlich vorstellen, dass sich da schnell ein Teufelskreis ergibt. Baby schreit - Hund regt sich auf - Hund hat Stress - Baby schreit - Hund regt sich noch mehr auf, weil er schon gestresst ist - Hund hat noch mehr Stress usw.

  • Meiner Erfahrung nach kommen Hunde mit Änderungen in ihrem Sozialgefüge am besten zurecht, wenn sich mit einem vier- oder zweibeinigen Neuzugang auch gleich die Regeln ändern, d. h. dass dem Hund sofort eine neue Stellung im Sozialverband zugewiesen wird.


    Ich habe es oft genug erlebt, dass die Probleme eigentlich erst dadurch entstehen, dass die Menschen aus einem schlechten Gewissen heraus herumeiern, so nach dem Motto, armer Hund, er wird vernachlässigt.


    Meine Taktik wäre, "das da" ist MEINS, Du hast "es" nicht anzubellen, egal, was "es" für Geräusche von sich gibt, und da gehst Du auch nicht dran, wenn Du Dich nicht benehmen kannst, ansonsten fliegst Du hochkant raus.


    Was aber nur funktioniert, wenn der Hund auch in seiner neuen Stellung mit - wahrscheinlich - eingeschränkten räumlichen Befugnissen seine Grundbedürfnisse nach Zuwendung und Beschäftigung erfüllt bekommt.


    Übrigens: auch von mir herzlichen Glückwunsch zum kleinen Menschlein!


    Caterina

  • Er ist zwar schon ruhiger geworden aber sobald unser Baby weint, dreht er durch, hüpft er wie ein Irrer gegen das Bettchen und versucht an den Kleinen zu kommen. Er hat auch schon versucht, als mein Mann ihn hochgehoben hat, nach ihm zu schnappen.

    Wäre gut möglich, dass das Weinen das Jagdverhalten ankickt und er Beute machen will. Ich gehe davon aus, dass der Hund nicht allein mit dem Baby im Raum ist und wenn, dann gesichert mit Leine und Maulkorb?

  • Das kann ich leider nur unterschreiben und ganz dick unterstreichen. Meine frühere Jack Russell-Hündin war eigentlich die Menschen- und Kinderfreundin schlechthin. Je jünger, desto netter. Um so größer war der Schock, als ein ganz frisches Neugeborenes zu Besuch kam: beim ersten Quäken und Zappeln drehte sie regelrecht durch vor Jagdfieber: Schreien, hektisches Wedeln, Anspringen des Kinderwagens....die ganze Latte. Gottseidank waren das Eltern, die dachten ,ein Hund,der wedelt, ist immer nett. So konnte ich den Terrier diskret an die Leine nehmen und wenigstens ihnen blieb der Schock erspart, der bei mir um so größer war.


    Ich fürchte mal, euer Hund reagiert da ganz ähnlich: klein, unbekannt, seltsame Geräusche und komische Bewegungen = Beute. Also passt um Himmelswillen sehr, sehr auf!!!


    Bei uns regelte sich das übrigens auf "natürliche" Weise: Ein paar Monate später kam dieselbe Freundin mit dem Baby wieder, hatte es aber diesmal aufrecht auf dem Schoß sitzen. Diesmal zeigte der Hund nicht die geringsten Jagdambitionen, sondern schnüffelte kurz, war gewohnt entspannt und freundlich und blieb das auch.


    Das heißt: das aufrecht sitzende Baby hatte sie eindeutig als "Mensch" einordnen können und war entsprechend nett, das seltsame, fremde Neugeborene mit dem noch seltsameren Verhalten eben nicht erkannt - das war Beute.


    Ich war damals hochgradig schockiert über diese Reaktion und weiß nicht, ob ich an eurer Stelle das Zusammenleben riskieren würde. Auf jeden Fall würde ich die Hündin absichern bis zum Geht-Nicht-Mehr - und ihr dann, mit Netz, doppeltem Boden und ggfs professioneller Hilfe, klarzumachen versuchen, dass sie da einen kleinen Menschen und kein Kaninchen vor sich hat. Aber, wie gesagt: was immer du tust, pass bloß auf!

  • Danke für eure Antworten und Glückwünsche.


    Türschutzgitter haben wir schon angebracht. Alleine kommt er nicht in die Nähe des Kleinen, aber ganz aussperren möchte ich ihn eben auch nicht, er soll ja lernen, dass der Kleine jetzt dazu gehört.

    Meiner Erfahrung nach kommen Hunde mit Änderungen in ihrem Sozialgefüge am besten zurecht, wenn sich mit einem vier- oder zweibeinigen Neuzugang auch gleich die Regeln ändern, d. h. dass dem Hund sofort eine neue Stellung im Sozialverband zugewiesen wird.


    Ich habe es oft genug erlebt, dass die Probleme eigentlich erst dadurch entstehen, dass die Menschen aus einem schlechten Gewissen heraus herumeiern, so nach dem Motto, armer Hund, er wird vernachlässigt.


    Caterina

    ja, das schlechte Gewissen ist momentan mit mein größtes Problem. Gerade noch angefeuert durch die Hormone.


    Im Moment lassen wir die Hunde nachts in ihren Boxen schlafen, leider müssen wir sie zu machen, da sie sonst nachts rauskommen. Das ist natürlich nicht optimal aber ganz aus dem Schlafzimmer wollten wir sie nicht verbannen. Zumindest nicht bis ein Trainer da war. Ich bin halt leider auch noch ans Bett gefesselt, wegen hohem Blutverlust. Mein Mann kümmert sich gerade intensiv um ihn.


    Mein Mann sagt, ich soll mich etwas entspannen und ihm Zeit geben, wir sind ja erst seit Mittwoch daheim, aber ich hab halt Sorge, dass wir jetzt schon Fehler machen und es wirklich gefährlich wird wenn der Kleine mal anfängt zu krabbeln. Mein Hund ist 11, hat also hoffentlich noch ein paar Jahre und die möchte ich ihn ungern rigoros aussperren müssen.


    Wäre gut möglich, dass das Weinen das Jagdverhalten ankickt und er Beute machen will. Ich gehe davon aus, dass der Hund nicht allein mit dem Baby im Raum ist und wenn, dann gesichert mit Leine und Maulkorb?

    Er wird definitiv nicht allein im Raum mit Baby sein, auch unser Labrador nicht.


    Momentan ist glaube das größte Problem mein schlechtes Gewissen, ich mir einredet, dass mein Hund 11 Jahre gut genug war und ich ihn jetzt abschiebe, weil das Baby da ist, was eigentlich totaler Blödsinn ist.

  • Mal was für Dein Gewissen: Wenn eine meiner Hündinnen hier Welpen bekommt, dann ist der Raum für die anderen Hunde Tabu. Da steht dann tatsächlich tot dran. Diese Regel wird von den anderen Hunden gut akzeptiert. Es ist für Hunde also durchaus normal, dass die Mutter eine "Todeszone" um ihren Nachwuchs errichtet und aus Hundesicht verständlich. Ich würde hier deshalb ganz klar schwarz-weiß vorgehen.

  • Es ist für Hunde also durchaus normal, dass die Mutter eine "Todeszone" um ihren Nachwuchs errichtet und aus Hundesicht verständlich. Ich würde hier deshalb ganz klar schwarz-weiß vorgehen.

    Das kann man m. E. gar nicht genug hervorheben.


    Manchmal denkt man als Mensch einfach viel zu komplex.


    Caterina

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