Elsa mit dem viel zu großen Herz - die Geschichte meiner Pflegehündin

  • Der Rest vom Dezember 2020 mit Elsa

    Die behandelnde Tierärztin hatte sich Hals über Kopf in Elsa verliebt. Leider konnte sie sie nicht nehmen, Pferde, Tierarztpraxis und ein Pflegefall im Familienkreis ließen nicht genug Zeit übrig für den kleinen Hungerhaken. Sie brachte die Idee des Herzschrittmachers ein, hierfür sollte ich in einer Tierklinik fahren, wo noch mal versucht werden sollte, ob sie auf Atropin reagiert und Chancen einer solchen Operation zu besprechen.


    Inzwischen hatte ich mit Elsa die stille Vereinbarung getroffen, dass "Hühnerfleisch ohne alles" etwas war, was man essen mochte.


    Zuhause wurde die Luft unerträglich dick. Mein Freund war inzwischen nur noch genervt, wir stritten uns ständig und Diskussionen über "das war der letzte Pflegehund!" brachten das Fass mehr als ein mal zum überlaufen. Fahrten zur Tierklinik, die ich alleine nicht machen wollte, weil ich auf Elsa aufpassen wollte, wurden von genervten Halbsätzen und Schweigen begleitet.


    Die Tierklinik Stommeln untersuchte Elsa gefühlte Ewigkeiten, während ich coronabedingt vor der Tür wartete. Irgendwann stand fest, dass die gestellte Diagnose richtig war, die Medikamente so weitergegeben werden sollten, sie auf Atropin nicht reagierte und ein Herzschrittmacher ihre Lebensdauer nicht verlängern würde. Außerdem würde man bei der Operation ein hohes Risiko eingehen, dass sie sie nicht überleben würde.
    Herzwürmer wurden immerhin ausgeschlossen - damit ist Elsa mein erster Pflegi ohne Herzwürmer! Dafür kriegt sie Applaus von mir!
    Die Umfangsvermehrungen im Bauchraum waren weiterhin unklar, klar war nur: die sind sowieso nicht das Problem und operieren können wir eh nicht.

    Dass ich nur Hühnerfleisch fütterte, würde innerhalb von 6 Wochen nicht zum Problem werden, allerdings müsste ich irgendwie versuchen, sie an vollwertiges Futter zu gewöhnen.
    Sehr witzig, Frau Dr. ;)

    Die Tierklinik hat insgesamt einen super Job gemacht und war in der Beratung wirklich sehr hilfreich. Auch für telefonische Nachfragen waren sie immer erreichbar.
    Wir ersparten Elsa und uns allerdings die 3-Monatige Kontrolle, denn es war klar, dass es nicht besser werden würde. Immer wieder einen Herzultraschall zu machen, der die Behandlungsoptionen nicht verändern würde, würde nur weiteren Stress bedeuten, der Erkenntnisgewinn würde immer nur sein "das Herz ist in einem noch schlechteren Zustand". So verabredeten wir, dass ich einfach auf Elsas Atmung achten sollte und wenn ich eine Verschlechterung bemerken würde, sollte ich mich melden.

    Elsa war so kurz hier und hatte schon Unsummen an monetären und emotionalen Kapazitäten verbraucht. Die Tabletten alleine belaufen sich auch rund 100 Euro monatlich. An Tierarztkosten waren wir inzwischen bei 870 Euro. Ich hatte das Trockenshampoo für mich entdeckt und Textilerfrischer. Und dass eine Jogginghose echt viele Flecken haben kann - mit langem Camelhaarmantel darüber sah man die ja gar nicht.

    Ich kaufte ein Kindergitter gebraucht, um die Hundebereiche von einander abzutrennen, aber Sichtkontakt zu ermöglichen. Und das war tatsächlich ein kleiner Durchbruch. Zwar gab es anfänglich noch Geknurre - das legte sich aber nach einigen Tagen. Und - obwohl ich Sorge hatte, dass Ressourcen die Stimmung zwischen den Hunden verschlechtern könnte - begann ich meinen Hunden ab und zu ein Stück Rinderlunge direkt vor der Absperrung zu geben. Das wiederum führte dazu, dass Elsa auch begann, sich für Kauartikel zu interessieren. AHA! Ein Fuß in der Tür zum Fressverhalten!
    Die Fütterung wurde komplett in den Barrierenbereich verlegt, Ressourcenproblematiken hin oder her - Futterneid bringt Futter in den Hund!

    Ihr Husten wurde zunehmend weniger und Elsa immer agiler. Wenn mein Freund mit unseren "Großen" unterwegs war, durfte Elsa nun die Wohnung durchstreifen, alles abschnuppern und sich umsehen.
    Langsam etablierten wir Spaziergänge mit allen - unsere verließe mit ca einer Minute Vorsprung das Haus, Elsa und ich schlossen dann von hinten auf. Ab und zu gab es ein vorsichtiges Schnuppern an einander.
    Danke Türgitter, du wunderbares Werkzeug.

    So waren wir schließlich am Heiligabend so weit:


    Und am 30. Januar so weit:




    Nach wie vor achteten wir darauf, die Hunde nicht unbeaufsichtigt zusammen zu lassen, des vor allem zwischen den Mädels kam es ca 3, 4 Mal zu Kommentkämpfen. Wir trennen also weiterhin nachts, tagsüber durften sich aber immer öfter alle drei frei in der Wohnung bewegen - unter meinen Argusaugen. Und die Futternäpfe landeten alle im Wohnzimmer, wo alle friedlich nebeneinander fraßen.
    Spazieren gehen mit den dreien gleichzeitig war eine Herausforderung, die eher den Namen Katastrophenmanagement verdient hätte. Dazu hatte Elsa niemals richtig festen Output bishin zu übel stinkender Matsche. Eine Nebenwirkung des einen Medikaments, wie ich mich aufklären ließ.

    Bewerbungen für Elsa gab es keine, die Sinn gemacht hätten. Es gab also keine andere Möglichkeit, als das hier vernünftig in erträgliche Bahnen zu lenken. Und ich bin nach wie vor so froh darüber, dass das geklappt hat.

  • Was für eine Odysee, doch du hast es geschafft, so dass ein einigermaßen normales Leben möglich ist, solange es dauert ... :streichel: Niederschmetternd so eine Chancenlosigkeit ...


    Hat der Verein euch auf den Kosten sitzen lassen?


    Das es wirklich Anfragen gab, spricht für die Menschheit. Was waren das denn für Bewerber?


    Wie stehts mit dem Freund, zieht ihr wieder an einem Strang?


    Ein bisschen Flohsamenschale ins Futter könnte den output etwas aufsammelfreundlicher gestalten und auch das der Hund nicht immer so dieses Durchfallgefühl hat.


    Ich wünsch euch noch viele gute Entwicklungen und innige Momente. Ihr Leben wird kurz sein, aber so innig wie es nur irgend geht, mit der Chance zu wachsen, Herausforderungen zu bewältigen, ein erfülltes Leben zu haben. Das ist der Vorteil, den sie in einem berühmten ruhigen passenden Zuhause ohne jegliche Herausforderungen nicht gehabt hätte. Ich wünsch dir weiter viel Kraft!

  • Sockensucher, nein, der Verein hat alles erstattet. Natürlich ist es manchmal einschränkend, jede Behandlung im Vorfeld abklären zu müssen und nicht selbst entscheiden zu dürfen. Aber bisher hat der Verein immer zugestimmt und jede Rechnung beglichen.
    Bewerbungen gab es anschließend noch 3 vielversprechende, die waren aber noch nicht im Dezember, sondern im März, April und Mai, deshalb erzähl ich davon dann später und versuche ganz brav chronologisch zu bleiben. :) - und oh, ich muss mich ja voll beeilen mit der Aufarbeitung! Ich möchte spätestens am Sonntag mit Elsas Geschichte im "jetzt" angekommen sein. :)

  • Sockensucher, nein, der Verein hat alles erstattet. Natürlich ist es manchmal einschränkend, jede Behandlung im Vorfeld abklären zu müssen und nicht selbst entscheiden zu dürfen. Aber bisher hat der Verein immer zugestimmt und jede Rechnung beglichen.

    Oh, dann ist ja gut, ich dachte schon ... Ich habe eine 12 jährige Hündin als Pflegestelle mit Option genommen, als sie dann einen Kreuzbandriss hatte, die Zähne gemacht werden mussten, wurde ziemlich schnell druck gemacht mich entscheiden zu müssen und einen Kreuzbandriss bei einem sooo alten Hund ....... ich weiß nciht, ob sie es gemacht hätten, wäre ich stur geblieben, aber ich habe sie dann übernommen, um eben nichtmehr dieses Hickhack zu haben.

    Schön, dass sie das übernehmen konnten.

    Bewerbungen gab es anschließend noch 3 vielversprechende, die waren aber noch nicht im Dezember, sondern im März, April und Mai, deshalb erzähl ich davon dann später und versuche ganz brav chronologisch zu bleiben. :) - und oh, ich muss mich ja voll beeilen mit der Aufarbeitung! Ich möchte spätestens am Sonntag mit Elsas Geschichte im "jetzt" angekommen sein. :)

    Erinnert mich an mich, ich wollte auch erstmal chronologisch bleiben, das hat dann gedauert ...

    Habe ja schon einige Videos im Konfliktethread gesehen, freu mich mehr von euch zu hören und wie es jetzt ist.

  • Januar 2021 mit Elsa

    Silvester war der Horror für Elsa. Hier zeigte sich zum ersten Mal, wie schlecht Elsa mit Stress umgehen kann. Ich hatte aber auch den schlechtesten Plan der Welt.
    Mein Plan war, das inzwischen begehrte Futter (Rinti Filetto war das Ding, schlimm!) um kur vor 12 hinzustellen, sodass die Hunde mampfend in die Knallerei abtauchen. Ich war der festen Überzeugung, dass das klappen müsste, zumal ja Böllerverbot war.
    Pustekuchen.
    Die Hunde näherten sich den Näpfen, da kam der erste Knall. Das ganze fiel dann unter den Titel "wie erzeuge ich schnellstmöglich bei den Hunden eine Futternapfhemmung". Elsa geriet fürchterlich in Panik, speicheln, hecheln, kotzen. Und sie erholte sich davon erst am nächsten Tag. Wir saßen die ganze Nacht alle zusammen im Bett und ich hätte am liebsten draußen Ohrfeigen verteilt.
    Erst am Neujahrsmittag konnte Elsa etwas schlafen.

    Nach und nach blühte Elsa auf. Wir konnten nun regelmäßig spazieren gehen und auch kleine Ausflüge zum Rhein waren drin. Und Elsa zeigte immer deutlicher, dass Fremdhunde sie extrem triggerten.
    Der Verein konnte das nicht so recht glauben, da sie sich in Rumänien ja verträglich gezeigt hatte. Aber - wie gesagt - ein Hund, unbeobachtet, in Zwangsgemeinschaft auf engem Raum hat ja auch nicht so gute Chancen sich so zu zeigen, wie er das in häuslichem Umfeld tun würde.

    Und Elsa rastete richtig aus, da gab's kein Drumrumreden.
    Das ging so weit, dass sie die Fährte anderer Hunde aufnahm, die ein paar Minuten vor uns unsere Strecke gegangen waren und in der Leine hing wie nichts Gutes.
    Sie machte regelrecht Jagd auf sie.

    Im Wald trafen wir dann mal alle zusammen auf einen nicht angeleinten und nicht abrufbaren BC, der immer um uns herumrannte, einen Satz auf und zu und wieder zurück machte, wieder einen Kreis zog, mal in einem Gebüsch verschwand und wieder auf uns zuschoss. Da dachte ich, dass Elsa das nicht überlebt. Sie hat nur gekeift und geschrien und keine Luft mehr bekommen. Irgendwann stand sie kurz mit dem Border Nase an Nase - stocksteif. Sie hat ihn nicht gebissen. Die Chance nutzten die hilflosen Halter, um ihr Tier einzusammeln.
    Unser Spaziergang war bis zu diesem Zeitpunkt ca 300 Meter weit. Und dann ging es die 300 Meter zurück ins Auto, mit einer Elsa auf dem Arm, die um Luft rang und einen völlig irren Blick hatte.

    Nun, da wir uns also gerade Spaziergänge erkämpft hatten, wurde klar, dass die Routen und Uhrzeiten noch mal viel bedächtiger ausgesucht werden müssten.

    Da ich die ganze Zeit dachte, dass ein reizärmeres Umfeld für sie einfach besser wäre, setzte ich alles daran, sie besser zu beschreiben, als der Vermittlungstext es tat. Ich machte also ein Vermittlungsvideo, das ich auf Insta und FB postete. Es gab einen unglaublichen Zuspruch und hagelte unglaublich fiese Kommentare, in der Art der Vorwurfs wie "wie kann man denn einen so kranken Hund abgeben? Wie herzlos!" ...einige waren so übel, dass ich sie gelöscht habe, das setzte mir zu sehr zu und auf dem Niveau wollte ich nicht diskutieren. Aber es hat echt weh getan.
    Auch der Verein hat das Video in einer etwas gekürzten Fassung auf youtube gestellt. Aber es kamen einfach keine neuen Bewerbungen für Elsa rein. Nichts tat sich.

    Dafür konnte ich nach ca 6 Wochen verzeichnen, dass die Kommentkämpfe ein Ende gefunden haben und die Hunde immer mehr zusammenwuchsen. Nicht reibungslos, Konflikte wurden aber recht nett geklärt und ich musste mir keine Sorgen mehr machen.

    Alma und Bolle haben sich in dieser Zeit allerdings immer mehr von einander entfernt. Ich weiß nicht, ob das normal ist. Vorher lagen sie oft zusammen, nun wurde Bolle immer weniger zum Zentrum Almas Interesses.

    Bolle und Elsa konnten nun gemeinsam auf der Rückbank fahren




    Alma und Elsa konnten das Sofa teilen und Elsa nun endlich auf dem Rücken liegen, ohne Atemnot zu kriegen (und das liebt sie!)



    und Spaziergänge durch den Tiefschnee fanden alle toll. Da sah ich Elsa zum ersten Mal an der Schleppleine rennen.



    Elsas Verdauung wurde leider nicht besser. Langsam wollte ich nicht mehr so recht daran glauben, dass das nur von den Medikamenten kommen konnte. Ich versuche Probiotika, Flohsamenschalen und unbedenkliche Mittel gegen Durchfall, Moor und irgendwelche Kräutermischungen. Ich sah immer nur ganz kurze - und auch keine riesigen - Unterschiede.

    Aber hey, solange matschiger Stinkekot von uns als Problem wahrgenommen werden konnte, wussten wir, dass wir schon ziemlich viel geschafft hatten.

  • Gott ich hab mir gerade alle 3 Seiten durchgelesen und war zwischen heulen und lachen.


    Heulen weil mir die kleine Elsa so leid tut und lachen weil du trotz des traurigen Inhaltes eine tolle Art zu schreiben hast.


    Auf diesem Weg meine aufrichtige Anerkennung, was du und dein Freund da geleistet habt und immer noch leistet ist wirklich wundervoll :herzen1:


    Elsa hat so ein riesen Glück dass sie bei euch gelandet ist und sie ist so unglaublich süß :cuinlove: Das Bild wo sie auf dem Rücken auf der Couch liegt ist so herzig und zeigt dass sie sich in diesem Moment wirklich wohl fühlt.


    Wir sind sehr gespannt wie es bei euch weitergeht!


    Bezüglich des Durchfalls, vielleicht kannst du mal "Morosche-Karottensuppe" versuchen? Das wirkt bei uns Wunder, weiß aber nicht ob das auch geht wenn der Durchfall von Tabletten kommt. Es kann allerdings in keinem Fall schaden und stärkt auf jeden Fall den Darm.

    Alternativ haben wir auch gute Erfahrungen mit "Olewo Karotten Pellets". Suppe falls sie es nicht direkt fressen will mit ihrem normalen Futter oben drauf garnieren, hat bei uns so gut funktioniert dass die Suppe inzwischen auch sehr gerne pur gefressen wird.

    Die Pelletes aufquellen lassen und mit dem normalen Futter vermischen.

  • Silvester war der Horror für Elsa. Hier zeigte sich zum ersten Mal, wie schlecht Elsa mit Stress umgehen kann. Ich hatte aber auch den schlechtesten Plan der Welt.
    Mein Plan war, das inzwischen begehrte Futter (Rinti Filetto war das Ding, schlimm!) um kur vor 12 hinzustellen, sodass die Hunde mampfend in die Knallerei abtauchen. Ich war der festen Überzeugung, dass das klappen müsste, zumal ja Böllerverbot war.
    Pustekuchen.
    Die Hunde näherten sich den Näpfen, da kam der erste Knall. Das ganze fiel dann unter den Titel "wie erzeuge ich schnellstmöglich bei den Hunden eine Futternapfhemmung". Elsa geriet fürchterlich in Panik, speicheln, hecheln, kotzen. Und sie erholte sich davon erst am nächsten Tag. Wir saßen die ganze Nacht alle zusammen im Bett und ich hätte am liebsten draußen Ohrfeigen verteilt.
    Erst am Neujahrsmittag konnte Elsa etwas schlafen.

    Oh weh, ihr armen! :streichel: Ja, man ärgert sich über sich selbst maßlos. Ihr habt ja ein Auto. wenn sie gerne Auto fährt, Autobahn in der Zeit, Rastplatz irgendwo.

    Nach und nach blühte Elsa auf. Wir konnten nun regelmäßig spazieren gehen und auch kleine Ausflüge zum Rhein waren drin. Und Elsa zeigte immer deutlicher, dass Fremdhunde sie extrem triggerten.
    Der Verein konnte das nicht so recht glauben, da sie sich in Rumänien ja verträglich gezeigt hatte. Aber - wie gesagt - ein Hund, unbeobachtet, in Zwangsgemeinschaft auf engem Raum hat ja auch nicht so gute Chancen sich so zu zeigen, wie er das in häuslichem Umfeld tun würde.

    Und Elsa rastete richtig aus, da gab's kein Drumrumreden.
    Das ging so weit, dass sie die Fährte anderer Hunde aufnahm, die ein paar Minuten vor uns unsere Strecke gegangen waren und in der Leine hing wie nichts Gutes.
    Sie machte regelrecht Jagd auf sie.

    Jaaa, mein "will mit allen spielen und findet aaallle Hunde sooo tolll" Hund, reagiert ähnlich, nur bei dne Spuren sind Hase und Reh vieeeeel wichtiger! Hundezeitung liest sie kaum ...

    Was für ein Alptraum bei einem herzkranken Hund. :streichel:

    Da dachte ich, dass Elsa das nicht überlebt. Sie hat nur gekeift und geschrien und keine Luft mehr bekommen. Irgendwann stand sie kurz mit dem Border Nase an Nase - stocksteif. Sie hat ihn nicht gebissen. Die Chance nutzten die hilflosen Halter, um ihr Tier einzusammeln.
    Unser Spaziergang war bis zu diesem Zeitpunkt ca 300 Meter weit. Und dann ging es die 300 Meter zurück ins Auto, mit einer Elsa auf dem Arm, die um Luft rang und einen völlig irren Blick hatte.

    Oh man. Und spezielle Hunde sind gerade ein Anziehungspunkt für andere Hunde, ob nun freundlich oder dann auch auf Kampf gebürstet. Ich hoffe Elsa hat da schon Fortschritte gemacht!

    Da ich die ganze Zeit dachte, dass ein reizärmeres Umfeld für sie einfach besser wäre, setzte ich alles daran, sie besser zu beschreiben, als der Vermittlungstext es tat. Ich machte also ein Vermittlungsvideo, das ich auf Insta und FB postete. Es gab einen unglaublichen Zuspruch und hagelte unglaublich fiese Kommentare, in der Art der Vorwurfs wie "wie kann man denn einen so kranken Hund abgeben? Wie herzlos!" ...einige waren so übel, dass ich sie gelöscht habe, das setzte mir zu sehr zu und auf dem Niveau wollte ich nicht diskutieren. Aber es hat echt weh getan.
    Auch der Verein hat das Video in einer etwas gekürzten Fassung auf youtube gestellt. Aber es kamen einfach keine neuen Bewerbungen für Elsa rein. Nichts tat sich.

    Ein schönes Video! Die Angriffspunkte kann ich mir vorstellen, wenn man nur einen Hauch erzählt, dass man Zeit für was anderes braucht, wie du mit deiner berechtigten Erwähnung, deiner beiden anderen Tierschutzhunde. Ist wie Blut ins Haifischbecken. Mach dir ncihts draus, einige durchstreifen der Internet nur um sich dann zu empören, die findet man überall und meistens tun diese Leute genau gar nichts selber und waren nie in einer ähnlichen Situation und suchen sich nur das raus, mit dem sie sich selber am großartigsten fühlen, da gehts nicht um den Hund. :streichel:

    Ein Mensch auf dem sie leben kann und der sie 24 Stunden verwöhnt, wo keine anderen Notwendigkeiten damit kollidieren, ja das klingt perfekt. Aber meistens gibts solche perfekten Zuhause kaum und ob das wirklich das erfülltere Leben wäre, weiß man nicht.

    Dafür konnte ich nach ca 6 Wochen verzeichnen, dass die Kommentkämpfe ein Ende gefunden haben und die Hunde immer mehr zusammenwuchsen. Nicht reibungslos, Konflikte wurden aber recht nett geklärt und ich musste mir keine Sorgen mehr machen.

    :party:

    Alma und Bolle haben sich in dieser Zeit allerdings immer mehr von einander entfernt. Ich weiß nicht, ob das normal ist. Vorher lagen sie oft zusammen, nun wurde Bolle immer weniger zum Zentrum Almas Interesses.

    Ich habe durch meine Hunde und einige Hunde, die ich gesittet habe, viele Konstellationen erlet, kann man nie wirklich vorhersagen, wie sich die Beziehungen entwickeln und wer was an wem findet. Meine kleine und meine alte Rumänin ... hatten beide so ihren exclusiv Anspruch auf mich undgerieten deshalb am anfang aneinander und später wars halt ein, okay du bist da, aber bitte nicht zu nah bei mir liegen Danke - Beziehung. Seit die kleine Handgranate da ist, sind sie sehr zusammengerückt und sich sehr einig, wie nervig der Neuzugang ist, gibt gar keine Konflikte mehr zwischen ihnen, kein einziges motzen oder ein genervter Blick.

    Bolle und Elsa konnten nun gemeinsam auf der Rückbank fahren

      

    Bolle wirkt wie so ein ruhiger Pol. Ein ziemlich zurückhaltender kleiner Bursche. Wie kamst du zu ihm?

    Alma und Elsa konnten das Sofa teilen und Elsa nun endlich auf dem Rücken liegen, ohne Atemnot zu kriegen (und das liebt sie!)

    So ein schönes Bild, Wonne Pur.

    und Spaziergänge durch den Tiefschnee fanden alle toll. Da sah ich Elsa zum ersten Mal an der Schleppleine rennen.

    Ach wie schön, Schnee ist noch toller als Sand. :herzen1:

    Elsas Verdauung wurde leider nicht besser. Langsam wollte ich nicht mehr so recht daran glauben, dass das nur von den Medikamenten kommen konnte. Ich versuche Probiotika, Flohsamenschalen und unbedenkliche Mittel gegen Durchfall, Moor und irgendwelche Kräutermischungen. Ich sah immer nur ganz kurze - und auch keine riesigen - Unterschiede.

    Aber hey, solange matschiger Stinkekot von uns als Problem wahrgenommen werden konnte, wussten wir, dass wir schon ziemlich viel geschafft hatten.

    Ah, Flohsamen hast du auch ausprobiert. Das wirkt ja eigentlich nur passiv, also saugt Flüssigkeit auf und macht den Kot deshalb fester. Hats nicht den gewünschten Effekt, kann man etwas mehr geben und kucken. Gegen das ursächliche Problem hilfs einfach nichts, ist nur ein passives aufsaugen von zuviel Flüssigkeit. wo zuviel halt auch festeren Kot machen kann. Ich benutze es bei meinem alten Pony, die öfter mal Kotwasser hat.


    Ich bin so gespannt, wie es jetzt bei euch ist!

  • Ouuu, endlich ein Bild zu deinen Hunden. :herzen1:


    Respekt, dass ihr nicht das Handtuch geschmissen habt. Klingt, als hättet ihr wirklich das beste draus gemacht, dafür meine Hochachtung.


    Bin gespannt wie es weiter geht.

  • Ihr Lieben, ich danke euch sehr für eure Kommentare.
    SweetEmma - ja, die Morosuppe, die gab's hier gefühlte hundert Male. Zwei von drei Hunden finden die super, rate mal, wer der dritte ist! :roll:

    Sockensucher - Wow, danke! Wie viel Zeit du dir genommen hast! Ich muss gleich unbedingt mal in eurem Thread reinsehen und herausfinden, wer dein "Findet alle Hunde toll"-Hund ist und was es da für Stories behind gibt!
    Die Reaktionen auf das Video waren wirklich schlimm. Vor allem bei FB. Du hast komplett recht mit dem Haifischbecken-Vergleich. Wie unfassbar und unnötig bösartig Menschen im Schutze der Anonymität sein können. Wusste ich zwar irgendwie, hat mich in diesem Zusammenhang aber sehr erschrocken.

    Krambamboli - ja, Handtuch schmeißen... es wäre sicher ehrenwert zu sagen, dass der Gedanke nie da war. War er aber. Es vergeht bis heute kein Tag, an dem ich nicht denke, dass ich Elsa zwar echt lieb habe, dass aber auch alles viel einfacher wäre, hätte ich damals nicht zugesagt. Ich glaube, ich sage ein Mal pro Woche (zumindest sagte das gestern mein Freund zu mir) "Ach, wir hätten Wilma (unsere erste Pflegehündin) behalten sollen. Und dann einfach direkt aufhören mit Pflegestelle." Und dann kriege ich schlagartig ein schlechtes Gewissen, weil das so herzlos klingt.

    Februar 2021 mit Elsa
    Elsa hörte komplett auf zu husten. Wenn man sie jetzt sah, ein Kilo mehr auf den Rippen und agil wie ein Hund ihres Alters halt so sein sollte, konnte man sich absolut nicht vorstellen, dass sie so eine Diagnose im Rücken hat.
    Nachdem ich in der ersten Zeit so häufig dachte, dass dieses fragile Mäuschen nun einfach ihre letzten Wochen bei uns verbringen würde, hatte ich nun das Gefühl, dass sie eine ganz normale Lebenserwartung und muss nun vielleicht doch noch etwas Erziehung genießen.
    Womit ich nicht rechnete: Dieser Hund ist nahezu unerziehbar.

    Sieht man ihr eigentlich auch an.



    Für halbwegs akzeptable Leinenführigkeit brauchten wir tatsächlich bis in den April hinein.
    Platz ist ihr bis heute ein Rätsel.
    Rückruf, leider nein, leider gar nicht.
    Ich will ja nicht spoilern, aber Elsa kann bis heute so gut wie nix.

    Und auch, wenn ich in Erziehungsfragen keine Bombe bin, bisher hat's für akzeptables Benehmen bei allen gereicht. Und in Tricks beibringen bin ich eigentlich echt ganz gut. Elsa kann leider nur Sitz und "aufstützen", also mit den Vorderpfoten auf irgendeine Erhöhung. That's it. Das reicht nicht für Abitur.
    Okay, Abitur - so dachte ich mir - braucht sie ja auch nicht. Solang sie nicht mit Drogen dealt und draußen niemanden verdreschen möchte.
    Mit Drogen dealt sie immerhin nicht.
    Der Fremdhundekontakt wurde aber immer schlimmer. Wir liefen mit den Hunden gefühlt nur noch "Da kommt ein Hund!" rufend von einer Straßenseite zur anderen, wieder zurück, Bögen und Uturns und sahen einfach aus, wie eine Prozessionsgemeinschaft, die gerade dabei ist, die Kontrolle über ihr Leben endgültig zu verlieren.
    Almas Jagdtrieb wurde parallel immer schlimmer. Aber auch sie begann nun vermehrt zu pöbeln. Und selbst Bolle, der nun schon seit einem Jahr und zwei Monaten nicht mehr gepöbelt hatte, sah sich von den Mädels überzeugt, dass man mal ausprobieren sollte, ob ich nicht auch einsteigen würde.
    An schlechten Tagen tat ich das sogar und pampte fremde Menschen an, die ihre Hunde auf uns zudonnern ließen. Ist eigentlich nicht meine Art. Aber so standen wir dann zu viert irgendwo in der Pampa und motzten Fremde an.
    "Die Kleine ist herzkrank verdammt!" wirkte in dem Fall überhaupt nicht überzeugend.

    Immerhin, die Mädels wurden dicker miteinander. Alma zeigte Elsa, das Jagen toll ist, Elsa zeigte Alma, das Pöbeln selbstbelohnend sein kann und beide zeigten sich gegenseitig die besten Schlafplätze.


    März 2021
    Wir arbeiteten jetzt vermehrt mit dem Clicker zur Erleichterung der Lernens. Allerdings erwies es sich als unpraktisch, da ich mit Alma auch mit dem Clicker arbeite und ich ständig reflexartig auf den falschen Clicker drückte, wenn ich irgendein Verhalten bei irgendwem feststellte.
    Alma macht was gut? Klick - Leckerchen im falschen Hund.
    Elsa macht was gut? Klick auf den falschen Clicker.
    Frau gegenüber droht beim Einparken den Baum zu touchieren? Klick!
    Ich will den Feststellknopf der Flexi betätigen? Klick!
    Okay, so läuft das nicht, nicht bei dem Schlafmangel, nicht bei meiner Unfähigkeit, drei Hunde im Blick zu behalten, die völlig unterschiedliche Interessen verfolgen.
    Also Markerwort. Und mit dem Markerwort und einem Haufen Leckerchen, die aus alles bestanden, was ein Hund nicht fressen sollte, waren Hunde auf der anderen Straßenseite für Elsa irgendwann kein Grund mehr für Ausraster.

    Inzwischen hatten sich die perfekten Interessenten gefunden. Sie wohnten nicht allzu weit entfernt, waren damit einverstanden, sich ca tausend Mal mit mir zu treffen und waren Hundekummer gewöhnt. Die hatten von depriviert über einfach ängstlich über jagdpassioniert bis hin zu bissig schon alles an Hunden. Und derzeit hatten sie eine Angsthündin, für die sie eine Gefährtin suchten.
    Wir trafen uns oft und Elsa war von Anfang an absolut höflich zu der Hündin. Sie durfte beim zweiten Treffen sogar mal an Elsa schnuppern. Das war auch insofern ein kleines Wunder, da diese Hündin vor allen Fremdhunden so schlimme Angst hatte, dass sie sich zitternd versteckte. Sie hatte solche Angst vor ihrer Umwelt, dass sie es in den (ich glaube) 8 Monaten bei der Familie nicht ein mal geschafft hatte, sich auf einem Spaziergang zu lösen.
    Die Kombination dieser beiden klang ehrlich gesagt nicht optimal, sie hätten schwer voneinander lernen können, souverän mit anderen Hunden umzugehen. Aber ich fand das insofern gut, da die Leute einfach im Blut hatten, anderen Hunden aus dem Weg zu gehen. Und die Treffen wurden von mal zu mal besser. Selbst ich wäre gern bei denen eingezogen.
    Leider entschieden sie sich irgendwann doch, das Experiment abzublasen, da einfach klar war, dass die Mädels wahrscheinlich nicht von einander profitieren würden. Das waren Leute, denen ich Elsa wirklich anvertraut hätte. Und meine Messlatte lag ganz schön hoch.



    Inzwischen wurde Elsa zuhause immer frecher. Sie ließ sich ja noch nie die Butter vom Brot nehmen, nun entdeckte sie allerdings ihre Gesprächigkeit mir gegenüber.


    Ein Dialog zwischen Hund und Halterin.

    Und sie fand heraus, wie man mich auf jeden Fall in Bewegung versetzen konnte:


    Elsa nervt.



    April 2021
    Frühling. Wir machten eine Woche Urlaub im Sauerland, wo ich ursprünglich herkomme. Keine ungefragten Hundekontakte weit und breit. Es war großartig.
    Auch Elsa und Alma würden diesen Ausflug wohl als erfolgreich bezeichnen, denn sie erlegten dort gemeinschaftlich ein Eichhörnchen.
    Danach war's für mich zappenduster. Jetzt war klar, dass auf jeden Fall getrennt trainiert werden muss. An Eichhörnchen auf dem Friedhof. Am Grundgehorsam. An allem. Ich hatte den Kaffee auf.
    Das Eichhörnchen kam den beiden an Tag 2 von 6 zwischen die Zähne. Das hieß 4 Tage Vollrausch für die Mädels. Und 4 Tage Leinenknast im Garten, auf den wir uns am meisten gefreut hatten - endlich mal alle unbehelligt flitzen lassen.
    Und wieder zeigte sich, dass Alma auf meine Ansprachen besser reagierte, egal wie jagdbesoffen sie war. Zu Elsa konnte ich nie wirklich durchdringen. Während Alma irgendwie verstehen will, was sie soll und was nicht (und dem manchmal nicht entsprechen kann, weil ihr genetisches Programm etwas anderes vorsieht) interessiert Elsa eigentlich gar nicht, was mein Vorschlag zur Situationsgestaltung sein könnte.
    Ich konnte mir nie wirklich was darunter vorstellen, wenn Menschen gesagt haben, dass ihre Hunde "selbstständig" seien. So langsam fiel bei mir der Groschen, dass manche Hunde nicht nur selbst Entscheidungen treffen wollen, sondern die menschlichen Einwände dabei einfach an sich abperlen lassen können.
    Und so perlten meine Vorschläge ab und bildeten die Pfütze meines Hundehalteregos auf dem Boden auf dem Elsa wandelte.
    In Situationen, in denen sie sich ängstigte galt das genau so, wie in Situationen, in denen sie irgendein Bedürfnis befriedigen wollte. Talk to the paw, the face ain't listening.

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