Bitte um Hilfe! Hyperaktiver Hund schaltet auf Durchzug und verbellt ALLES

  • Hallo ihr Lieben,

    Mein kleiner Chihuahua Mischling Merlin ist jetzt fast zwei Jahre alt und ich bin absolut verzweifelt.

    Im alter von 10 Wochen habe ich ihn bekommen und schon da fingen die Schwierigkeiten an. Allerdings dachte ich, mit genug Erziehung und Konsequenz schaffe ich das schon.

    Wenn ich mit ihm rausgehe und wir in einer ruhigen Umgebung sind, ist eigentlich alles in Ordnung. Erhört auf das, was ich sage und achtet darauf, was ich mache. Sobald irgendein neuer Reiz auftritt (insbesondere andere Hunde) ist damit Geschichte. Wenn er an der Leine ist, bellt er ohne Ende und ist nicht ruhig zu kriegen. Ich habe verschiedene Methoden von Hundetrainern ausprobiert, seit ich ihn habe, aber geholfen hat nichts. Die Hundetrainer haben Unsicherheit und Angst vor anderen Hunden diagnostiziert, aber sobald er im Freilauf ist, ist er wie ausgewechselt. Allerdings blendet er mich komplett aus. Und es müssen nicht nur andere Hunde sein. Bei ungewöhnlichen Dingen wie Kinderwägen etc ist es fast genau so. Insgesamt ist er draußen die ganze Zeit in einer Art Wahrnehmungszwang und sobald etwas da ist, was sein Interesse erlangt hat, ist er nicht mehr ansprechbar. Das einzige, was hilft, ist wenn ich schon vorher vorbereitet bin, ihn sitz machen lasse und ohne Pause anspreche und genug Abstand habe, damit er nicht loslegt. Von außen sieht das Verhalten auch ziemlich aggressiv aus, aber ich bin mir nicht sicher, in es wirklich Aggressionen sind. Wenn ich mit Merlin dann (mit viel Abstand) sitz mache und die Einredeprozedur durchziehe, fällt es ihm dennoch sehr, sehr schwer, nicht zu explodieren und oft jammert er dabei. Das mache ich jetzt seit über einem halben Jahr so und es ist jedes Mal das gleiche. Ich habe absolut keinen Spaß mehr, mit ihm rauszugehen und generell belastet es mich meistens nur noch, dass er da ist. Selbst im Haus macht er das, zwar nicht so schlimm, weil dort weniger Reize sind, aber die Grundvoraussetzung für dieses Verhalten ist dennoch da. Und er ist unglaublich hyperaktiv. Wenn wir im Haus sind, fordert er pausenlos Aufmerksamkeit. Die meiste Zeit verweigere ich ihm diese, denn er muss ja auch irgendwann mal zur Ruhe kommen und schlafen! Aber für ihn ist das nur der allerletzte Ausweg. Sobald ich mich bewege, steht er wieder auf, bringt mir ein Spielzeug oder läuft mir einfach hinter her und wartet darauf, dass etwas passiert. Manchmal setzt er sich auch neben mich und fängt einfach an zu jammern, damit ich was mache. Das ignoriere ich dann.

    Ich frage mich, ob es an der Auslastung liegt. Gewöhnlich gehe ich mit ihm 1,5 - 2 Stunden am Tag spazieren und von der Zeit ist mindestens 1 Stunde Freilauf dabei. Ich habe oft versucht, draußen mit ihm zu spielen, weil es hieß, das könne das Aufmerksamkeitsproblem draußen verbessern, aber das klappt leider auch nur in absolut reizarmen Umgebungen und auf Spielzeuge reagiert er draußen nicht. Im Haus will er dafür die ganze Zeit spielen und fordert es so stark, dass es anstrengend ist.

    Jeder Tag mit ihm ist mittlerweile nur noch dadurch bestimmt, wie ich ihn auslaste und wie ich mit diesen jeden Tag auftretenden Extremsituationen umgehen kann. Es macht einfach keinen Spaß mehr. Ich habe mich an verschiedene Hundetrainer gewandt, die dann sagten, er habe Angst oder es seien die Hormone...

    Hat irgendjemand mal ähnliches erlebt?

  • Beschreib doch mal einen Tagesablauf. Wie viel schläft er?


    Ist er gesundheitlich durchgecheckt? Also hast du zB auch mal ein Schilddrüsenprofil erstellen lassen?

  • Klingt, als wärst du in die Beschäftigungsfalle getappt.

    Je mehr du ihn "auslastest", desto mehr fordert er.

    Richtig wäre: Je weniger du ihn beachtest, desto besser kommt er zur Ruhe.

    Da sich dieses Stressverhalten jetzt allerdings schon 2 Jahre festigen konnte, wirst du vermutlich erstmal ne Art "Entziehungskur" mit ihm machen müssen. Das kann nochmal richtig hart für dich werden.

    Am besten suchst du dir einen kompetenten Trainer.

  • Beschreib doch mal einen Tagesablauf. Wie viel schläft er?


    Ist er gesundheitlich durchgecheckt? Also hast du zB auch mal ein Schilddrüsenprofil erstellen lassen?

    Unser Tagesablauf sieht wie folgt aus:
    Wir (Ich) stehe gegen ca 7 auf, dann bleibt er noch liegen. In der Zeit mache ich mich fertig und frühstücke. Gegen 8 gehen wir raus, so 30-40 Minuten, in denen er auch rennen darf und mit anderen Hunden spielt, die wir morgens am Treffpunkt treffen. Dann kriegt er Frühstück. Danach möchte ich arbeiten (zurzeit Homeoffice) und er sollte sich dann wieder hinlegen, ich ignoriere ihn dann auch. Das macht er aber eher widerwillig und gegen 11 ist er dann spätestens auf den Beinen und fordert Bewegung/Spiel. Je nachdem, ob ich dann schon Zeit habe oder nicht, gehe ich dann mit ihm spazieren oder lasse ihn unbeachtet. Meistens habe ich keine Zeit. Jedoch fängt er ohne Beachtung an, zu jammern oder stellt sich neben meinen Schreibtisch, schaut mich an oder springt mit den Pfoten an meinen Stuhl, wonach ich ihn runter schicke und ignoriere. Wenn ich mit ihm im Büro bin, bellt er zusätzlich, wenn er die anderen Kollegen hört. Daher habe ich schon Angst, dass ich ihn in Zukunft nicht mehr mitnehmen darf, wenn sich das nicht bessert.
    Mittags gehe ich dann nach dem Mittagessen eine Stunde mit ihm Gassi, da darf er dann auch rennen. Nach dem Spaziergang arbeite ich weiter und ignoriere seine "Manieren" auch weitestgehend, aber es stört und es stört eben auch bei der Arbeit. Sobald ich von meinem Stuhl aufstehe und Feierabend mache, ist er auch in Bewegung und folgt mir auf Schritt und tritt. Wenn er sich dann benimmt und quasi aufgibt, spiele ich mit ihm und trainiere mit ihm Sachen, wie einfache Tricks oder mache mit ihm Suchspiele. Wenn er aber nur Aufmerksamkeit fordert, mache ich das nicht. Jedoch fordert er immer extremer, sodass ich mich dazu gezwungen fühle, mich weniger mit ihm zu beschäftigen, um ihn nicht gewinnen zu lassen. Abends gehe ich dann nochmal 20 Minuten mit ihm.
    Und ich merke auch deutlich, dass er abends total kaputt ist, weil er dann wirklich schläft. Wie denn auch nicht, wenn er den ganzen Tag darauf wartet, bespannt zu werden und im Aufpassermodus ist...

    Gesundheitlich habe ich ihn noch nicht durchchecken lassen. Mir wurde von einer Tierärztin nur einmal der Kastrationschip empfohlen, den ich dann auch habe einsetzen lassen. Die Wirkung von dem Ding ist schon wieder vorüber. Mit dem Chip wurde er schon etwas ruhiger, aber eine endgültige Lösung kann das ja nicht sein, oder? Mal abgesehen davon, dass er zu dem Zeitpunkt meiner Meinung nach noch etwas zu jung für so etwas war... Aus Verzweiflung habe ich es aber dennoch versuchen wollen

  • Klingt, als wärst du in die Beschäftigungsfalle getappt.

    Je mehr du ihn "auslastest", desto mehr fordert er.

    Richtig wäre: Je weniger du ihn beachtest, desto besser kommt er zur Ruhe.

    Da sich dieses Stressverhalten jetzt allerdings schon 2 Jahre festigen konnte, wirst du vermutlich erstmal ne Art "Entziehungskur" mit ihm machen müssen. Das kann nochmal richtig hart für dich werden.

    Am besten suchst du dir einen kompetenten Trainer.

    Ich habe eigentlich immer versucht, ihm Ruhe zu gönnen und nicht ständig zu beachten... Möglich, dass es nicht gereicht hat? Er fordert aber leider von jedem Lebewesen so viel. Auch von anderen Hunden. Wenn andere Hunde ihn nicht beachten, ist es am schlimmsten, da er diese dann ohne Pause ankläfft...

  • Ich kann Dir nur das Gleich wie im oben verlinkten Thread empfehlen. Routine, Routine, Routine. Ganz klar strukturierte Tagesabläufe mit festen Zeiten für alles (auch die Dauer).


    Außerdem würde ich einen Auslauf aufbauen oder das Wohnzimmer mit einem Kindergitter sichern und da kommt er rein, wenn Pause ist. Er wird am Anfang sicher jammern, aber das musst Du ignorieren. Wenn er an Deinem Stuhl hoch hüpft schenkst Du ihm ja doch wieder Aufmerksamkeit. Und wenn Du nur aus dem Augenwinkel hinschielst, Hunde sehen das. Ich glaube da muss wirklich eine Art von Entzug durchgeführt werden, das hört sich alles sehr anstrengend und stressig für Euch beide an.


    Und mit 2 Stunden Gassi und bisschen clickern/Suchspiele sind "normale" Hunde (also keine Gebrauchshunde etc.) wirklich gut ausgelastet. Da musst Du kein schlechtes Gewissen haben.

  • ich finde deinen Tagesablauf ziemlich ok. Etwas Kopfarbeit könnte noch mit rein aber ansonsten schick.


    Aber sag mal wenn du etwas tust und jemand ignoriert dein Verhalten hörst du dann damit auf oder machst du weiter (es ist etwas was dir Spaß macht)? Ich denke du machst weiter mit diesem selbstbelohnendem und inzwischen wirklich etabliertem Verhalten. Du würdest auch nicht aufhören wenn dich jemand mit einer Ich_Botschaft bittet aufzuhören. Aber du würdest es lassen wenn es ein riesen Donnerwetter gibt. Und ganz ehrlich dass würde ich ihm draussen wirklich mitschicken wenn der ausflippt aber so richtig bis er mich stutzig anschaut und in diesem Moment muss man wieder nett sein und dann kannst du dein Alternativverhalten einfordern und das dann auch wirklich großzügig belohnen. Ganz klar schwarz und weiß entweder dir gefällt ein Verhalten gar nicht oder du liebst es. Alle Graubereiche musst du erstmal ausschalten. Das wird anfangs echt schlimm und anstrengend für dich sein denn die Leute sehen sicher nur kleinen süßen Hund und ein explodierendes Fraule aber du wirst sehen nach 2 Tagen hant der schon dass was kommt. Dazu kannst du ja schon selbst wenn du den Auslöser nahen siehst einen Warnton von dir geben. Bei uns war das ein lass es oder auch ein ä-ä. Wird sowas ignoriert gibt es keine zweite Warnung sondern eine Ansage. Man muss es nur glaubhaft tun und immer tun. Und drinnen naja da drafst du halt auch deutlicher werden wenn er dich nervt. Würde ein anderer Hund auch tun.

  • 40 Minuten Stunde Freilauf und Spiel mit anderen Hunden plus 1 Stunde Gassi ist mMn zu viel für einen überreizten Hund. Und dann noch tricksen, üben...ich würde das vorerst deutlich runterfahren! Der Hund hat keinerlei Chance seine Stresshormone abzubauen.

    Versuch doch mal nur EINE große Runde mit ihm zu gehen. Spielen und tricksen würde ich so 2-3 mal die Woche machen und das ansonsten mit "Zeigen und Benennen " ersetzen. Damit dürfte das Köpfchen gut ausgelastet sein.

    Sowas wie auf einer Stelle stehen und die Hunde spielen lassen würde ich gar nicht machen mit so einem überdrehten Kerlchen. Viele Hunde drehen dabei komplett frei.

  • Klingt für mich nach einem Leben, wo den ganzen Tag Halligalli und Bambule ist, wenn man den Menschen endlich wieder dazu angepeitscht hat sich zu bewegen.


    Ich denke, Dein Hund ist ein Junkie. Schon der erste Programmpunkt würde meine Hunde für mehrere Tag platt machen.


    Ich würde den Zwerg mal auf Entzug setzen. Morgens eine Viertelstunde Gassi ohne Hunde zu treffen. (Später würde ich mir für die Mittagsrunde ausgewählte Kumpels suchen, mit denen der Hund nicht durchgängig spielt bzw. am besten gar nicht. Ich vermute, dass das gar kein Spiel ist, was da läuft, denn so hoch kann kein Spielbedürfnis sein, dass ein zweijähriger Hund einer Belgeithunderasse sich jeden Tag so lange damit wegschießt. Vermutlich lebt Dein Zwerg da was anderes aus - Jagdverhalten, soziale Kontrolle ...). Die Mittagsrunde kann man so lassen, da würde ich aber nix machen außer normal Gassi gehen. Das Beschäftigungsprogramm würde ich erst Mal komplett einstampfen, damit da mal eine Basis reinkommt. Abends noch mal eine Viertelstunde. Wenn der Hund müde ist, dann nur pieseln gehen. Später kann man dann gucken, dass man zwei Mal die Woche eine Beschäftigung für 10 bis 15 Minuten macht.

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