Welpe lässt nicht mit sich kuscheln oder sich hochheben

  • Moin beisammen,

    ich habe einige Probleme mit meinem Welpen und dachte dass das Schwarmwissen hier vielleicht weiterhelfen kann.


    Wir, also meine Freundin und ich, haben unseren Hund jetzt seit gut 3 Wochen und eigentlich macht er sich prima. Wir haben keine großen Probleme mit ihm, außer dass er sehr störrisch ist was das kuscheln und vor allem hochheben angeht.


    Kommen wir aber erst mal zum kuscheln. Unser Welpe hasst es wenn man ihn im Arm hat, auch wenn er selbst sich auf den Schoß legt. Er fängt direkt an zu jaulen und zu knurren. Manchmal schnappt er dabei auch, aber kein richtiges Beißen, sondern eher das schnappen was er auch beim spielen aufzeigt. Er wird zappelig und versucht sich mit aller Kraft aus den Armen zu befreien. Ich habe schon ein wenig darüber nachgelesen, und manche sagen dass es vielleicht noch kommt - ihre Welpen wären genau so gewesen und das hätte sich mit der Zeit auch gelegt. Das Problem hierbei ist jedoch auch dass er das natürlich tut wenn man mal in sein Gebiss gucken muss. Es ist sehr störend. Er hatte mal beim Spielen einen ins Auge bekommen, und wir konnte nur mit 3 Mann nachgucken, weil er sich so extrem gegen das Festhalten gewehrt hat, dass man Angst haben musste ihm dabei das Auge noch mehr zu verletzen.
    Dieses Thema hatten wir bereits mit der Inhaberin unserer Hundeschule angesprochen, und sie sagt dass das daran liegen kann dass der Hund im Stall aufgewachsen ist und die ersten paar Wochen seines Lebens nur sehr wenig Kontakt zu Menschen hatte. Den einzigen Tipp den sie uns gab war es eben ihn auf uns zukommen zu lassen, und vielleicht beim Einschlafen 2-3 mal sanft zu streicheln. Aber der Erfolg ist natürlich dann geschwunden wenn man ihn mal wieder halten muss.


    Damit komme ich dann auch direkt zu zweiten Problem: Das Hochheben. Gleiches Problem wie oben. Zappelig, jaulen und knurren. Das Hochheben ist leider aber notwendig, da wir im 1.OG wohnen, und um mit ihn raus zu gehen die Treppe laufen müssen. Ab und an lassen wir ihn auch selbst runter- und hochgehen, aber auch nicht immer - der Gelenke wegen.



    Ich hoffe jetzt hier vielleicht noch einen weiteren Rat neben dem unserer Hundeschule zu bekommen - vielleicht hat jemand sogar das Gleiche durchgemacht?


    Vielen Dank schon mal im Voraus!

    Beste Grüße blushing-dog-face

  • Mein Hund wurde 15 1/2 Jahre alt.

    Er fand kuscheln immer doof. Streicheln war OK, wenn er sich bewegen durfte.


    Auf den Arm nehmen war auch immer doof. Wir haben es immer ruhig mit Kommando "Arm" gemacht. Er hat gelernt, es hinzunehmen, wenn es eben nötig war.


    Zähne, Augen usw gucken: setzt Euch vor ihm hin, einer von Euch, und übt es ohne Bedrängung und Drüberbeugen, dann wird er lernen Vertrauen zu haben.


    Ansonsten einfach akzeptieren, wenn er nicht der Kuschelhund ist, den ihr wolltet.


    Meiner war seltsam, das tat der Liebe aber keinen Abbruch.

  • Hochheben ist wichtig.

    Fasst du ihn dabei unter den Bauch und lässt den Kopf in der Armbeuge liegen?


    Kuscheln muss er nicht. Das würde ich nie erzwingen.

    Kommt irgendwann von selbst oder auch nicht.

    Anfassen lassen muss er sich für Fellpglege und Gesundheitskontrollen.

    Das kannt du mit Belohnung spielerisch einüben.

  • Es ist ein Hund, kein Plüschspielzeug und kein lebendes Kuscheltier. Und da gibt es nun mal nicht wenige, die dem ganzen menschlichen Gegrabbel und Gekuschel, also dem aufgezwungenen Körperkontakt, nichts abgewinnnen können.


    Ich würde das als einfach respektieren, ihn mit unterwünschtem Geschmuse verschonen und nur das, was wirklich sein muß, geduldig trainieren. Es kann gut sein, dass er seine Meinung im Laufe seines Hundelebens ändert, aber mit zwanghaftem "in den Arm nehmen" macht ihr die Sache eher schlimmer. Das ist ein menschliches Bedürfnis, kein hündisches - das sagt er euch doch ganz deutlich.

  • Wieso bedrängt ihr ihn denn so? Wenn er nicht kuscheln will, dann lasst ihn auch bitte in Ruhe. Grade Welpen sind nicht unbedingt die größten Kuschler, das kommt mit der Zeit und wenn nicht, sollte man auch das akzeptieren. Hunde sind nun mal keine Kuscheltiere. Vor allem in Arm nehmen beim kuscheln ist für viele Hunde einfach sehr bedrohlich. Wenn ihr weiter so macht, kann das zu richtigen Problemen führen, wenn der Hund mal kein Welpe mehr ist.


    Dinge wie ins Maul schauen lassen würde ich ganz langsam und spielerisch aufbauen, vielleicht auch mit Leckerlis. Genau dasselbe beim Treppen tragen.


    Abends beim einschlafen streicheln würde ich sein lassen. Der Hund soll doch irgendwo auch mal Ruhe vor euch haben, wenn er das nicht mal im Schlaf darf... Naja, wie oben schon geschrieben, ihr könntet euch damit viele Probleme heran erziehen. Irgendwann wird euer Welpe nämlich auch wissen, wie er seine Zähne effektiv gegen euch einsetzt, um sich vor euren Übergriffen zu schützen.


    Wenn er sich zu euch legt, ist das doch schon mal super, da braucht ihr doch gar nicht groß an ihm rum grabbeln. Zeigt ihm, dass er sich in eurer Nähe wohlfühlen kann, dafür muss man wirklich nicht körperlich werden.

  • Wenn er generell ein Problem mit kuscheln und Körperkontakt hat, würde ich das auch nicht erzwingen. Es gibt Hunde, die das nicht unbedingt mögen, auch später nicht. Es kann aber natürlich noch kommen.


    Grundsätzlich sehe ich auch ein Problem darin, dass er wohl in der ersten Zeit keinen großen Kontakt zu Menschen hatte. Es sprichts generell nichts gegen Aufzucht draußen, wenn man es richtig macht. Aber die Sozialisierung und Gewöhnung an den Menschen sollte trotzdem stattfinden.


    Stattdessen übt doch mal medical training in aller Ruhe und lasst ihn ansonsten in Frieden. Seid ihr zu zweit? Dann kann z. B. einer den Hund 'ablenken' mit einem ganz besonderen Lecker, dass es dann auch nur dafür gibt und der andere versucht behutsam, mal die Ohren anzuschauen, eine Pfote zu heben usw. Das dauert natürlich seine Zeit, wenn man ein Exemplar hat, dass sowas total doof findet. Macht ganz kleine Einheiten, ein paar Minuten am Tag und spielt danach vielleicht eine Runde oder macht was anderes tolles, für die positive Verknüpfung. Das Ganze und auch anderweitis anfassen natürlich nicht an seinem Schlafplatz oder Rückzugsort, da soll er wissen, dass er seine Ruhe hat.


    Für die Treppen könntet ihr über eine Tragetasche nachdenken, wenn der Hund nicht grade ein Doggenwelpe ist. Meine Hündin lässt sich lieber in ihrer Box/Tasche tragen, als auf dem Arm.

  • Meine Hündin kam von der Straße und war im Umgang mit Menschen ebenfalls eher schüchtern bis abgeneigt. Ich habe ihr den Freiraum gelassen. Sie kam auf Dauer immer mehr von selbst. Zwischen uns hat sich ein "Test" etabliert. Ich streichle und ziehe die Hand zügig wieder zurück. Will sie mehr, drückt sie den Kopf wieder ran, robbt näher oder streckt die Pfote zu mir. Schaut sie weg, schmatzt oder reagiert nicht, höre ich auf. So haben wir über JAHRE "kuscheln" aufgebaut. Jetzt nach 3 Jahren wird sie langsam zur Kuschelmaus.


    Gegenteil dazu: Meine Mutter hatte zwei Katzen. Die eine wollte nix von ihr wissen. Also schnappte meine Mutter sich die Katze einfach immer mal und kuschelte sie durch. Die Katze war dadurch nur noch abgeneigter und drückte bald ihren ganze Körper wehrhaft ab.


    Wie schon gesagt wurde: Zeige (durch nicht antatschen), dass es bei dir schön ist. Sonst lernst du dem Welpen das Gegenteil und genau so entstehen übrigens Beißvorfälle. Der Hund lernt damit nämlich auch, dass Knurren und Warnen nichts bringt. Er geht irgendwann zum Beißen über und lässt Warnungen komplett sein. Das will niemand.


    Edit: Hochheben und Ohren-Augencheck etc. muss man langsam aufbauen. Mit Leckerchen, in kurzen Phasen. Durch euren 3-Mann-Übergriff habt ihr da sicher schon großes Misstrauen aufgebaut.

  • Erstmal danke für eure Antworten.


    Vorweg: Wir bedrängen den Hund nicht und respektieren auch seine Distanz die er dann zu uns hat! Wie ich oben geschrieben habe kommt dann der erste Schritt von ihm aus, und nicht von uns.


    So, jetzt aber zum eigentlichen Thema zurück: Das mit dem Training für "Inspektionszwecke" werden wir auf jeden Fall mal mit in unser tägliches Training einbauen. Ich hoffe dass dann wenigstens das besser funktioniert, aber am meisten natürlich dass es gar nicht erst sein muss.

  • Er hatte mal beim Spielen einen ins Auge bekommen, und wir konnte nur mit 3 Mann nachgucken, weil er sich so extrem gegen das Festhalten gewehrt hat, dass man Angst haben musste ihm dabei das Auge noch mehr zu verletzen.
    Dieses Thema hatten wir bereits mit der Inhaberin unserer Hundeschule angesprochen, und sie sagt dass das daran liegen kann dass der Hund im Stall aufgewachsen ist und die ersten paar Wochen seines Lebens nur sehr wenig Kontakt zu Menschen hatte.

    Das sind die Schlüsselsätze für Euer "Problem" mit Eurem Welpen.

    Er ist schlicht und ergreifend nicht sozialisiert mit Menschen und weiss nicht, was er von Euch zu erwarten hat, nichts Gutes, denkt er jedenfalls im Moment. Alles was Ihr ihm "mit Gewalt" antut (zu dritt festhalten, um das Auge zu behandeln!!!!) ist der pure Horror für ihn!:shocked:

    Bitte lasst ihn in Ruhe und zeigt ihm so viele positive Erlebnisse wie nur möglich mit Menschen, z.B. auf den Boden setzen und ihm ein kleines Guteli nach dem andern geben ohne ihn zu berühren.


    Ausserdem wäre es gut, wenn Ihr Euch mit dem Thema Clickern und "medical Training" befasst, entweder mit Büchern und Erklärungen oder Videos. Momentan geht es halt nicht, dass Ihr einen Hundetrainer kommen lasst, der Euch das Clickern beibringt, deshalb müsst Ihr Euch selber behelfen.

    Für die Treppe würde ich versuchen, ihn an eine Tasche zu gewöhnen (auch mit Clickern und Gutelis).

  • Ein Hund muss sich begrenzen lassen für Körperpflege, oder um was aus dem Auge zu entfernen, oder um Zecken zu entfernen etc. etc. Er muss sich überall anfassen lassen. Er muss sich festhalten lassen ohne Beisserei. Und ganz oft geht das einher mit dem akzeptieren, dass er jetzt gehandelt wird.

    Das hat nichts damit zu tun, den Hund zum Zwangs Kuscheln zu verdonnern. Aber ein Welpe muss von Anfang an lernen, dass er nett aber bestimmt für kurze Momente festgehalten wird.

    Nur kurz, und immer erst loslassen wenn er einen ganz kurzen Moment ruhig war. Ganz spielerisch aufbauen. Ich halte dich ohne weh zu tun, warte einen Moment und sobald er kurz inne hält, loslassen und gehen lassen. Pfoten angucken üben, Rute anfassen üben, das kann alles spielerisch laufen. Bauch angucken, im Fell ruml pulen etc.

    Muss aber von Anfang an geübt werden. Und der Hund ist jung, da ist das Meiste noch offen und das Blatt praktisch weiss und beschreibbar.


    Ihr müsst lernen, wie ihr ihm das beibringt. Wie ihr miteinander kommuniziert. Auch ihr müsst das lernen.

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