Hallo alle zusammen,
ich habe mich angemeldet, weil wir ehrlich gesagt nicht mehr weiter wissen, und uns über neutrale Meinungen und vielleicht auch Erfahrungen und Tipps freuen würden.
Ich danke allen schon mal im Voraus, die sich nun meinen Roman durchlesen werden:
Okay, los geht’s:
Seit fast 4 Jahren lebt die allerbeste TS-Hündin aus Rumänien bei uns (ca. 10 Jahre alt, knappes Schultermaß von 45cm, 14kg, keine Probleme mit irgendwem oder irgendwas).
Wir haben uns wirklich lange, ca. 2 Jahre, einen Zweithund gewünscht, haben aber abgewartet, bis nun endlich alles stimmte (Job, Wohnung etc.) und seit Mitte Oktober lebt nun ein Junghund (Rüde, gleiche Orga wie die Ersthündin, jetzt fast 1 Jahr alt, ca. 55cm SH, 25kg) bei uns.
Wir haben uns sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt, standen über mehrere Wochen mit der Orga in Kontakt, um einen passenden Zweithund zu finden und haben intensiv gesucht. Wir kennen die Orga, wie gesagt schon von der Ersthündin und auch zwei andere Hunde aus der Familie sind von dort und bisher ist alles immer positiv verlaufen.
Soweit so gut, wir haben viele Male mit den Helfern vor Ort telefoniert, Videos bekommen etc., bis die Wahl dann auf ihn gefallen ist.
Er wurde als sozialverträglich, freundlich und offen gegenüber Menschen und total lieb beschrieben, was die Videos auch gezeigt haben - er lief in den Videos frei in einer gemischten Hundegruppe, war ganz offen gegenüber den Helfern vor Ort - "ein ganz normaler Junghund eben". Das einzige, was wir sonst wussten: er kennt nichts außerhalb der Station, da er im Alter von ca. 4 Wochen gefunden wurde und dort aufgewachsen ist, sprich seine ersten 9 Lebensmonate dort verbrachte.
Und dann kam er an:
Erste Begegnung mit der Ersthündin, kurzes Knurren seinerseits – danach nie wieder irgendwas, beide vertragen sich super, keine Spannungen nichts. Er ordnet sich prima unter und lässt sich von unserer Hündin auch was sagen.
Natürlich kannte er nichts, wussten wir aber schon und ist auch kein Problem: keine Treppen, also ca. 10 Stufen zum Garten rauf und runter getragen, die ersten Tage nur im Wohnzimmer aufgehalten, alles andere war zu gruselig – kein Problem, darauf waren wir eingestellt.
Gegenüber UNS – meinem Partner und mir war er von Beginn an offen und freundlich, kam ohne Angst auf uns zu, suchte Körperkontakt und Streicheleinheiten.
IN der Wohnung schickt er sich auch hervorragend: Er verhält sich wirklich ruhig, keine Futteraggressivität, stubenrein, kann auch alleine bleiben, bellt nicht, hält unsere Regeln ein, zerstört nichts usw. – also eigentlich alles prima.
Eigentlich, denn jetzt kommt unser „Problem“:
Er hat EXTREME Angst vor Menschen, regelrechte Panik bricht aus, er will nur noch weg, egal in welche Richtung, sobald ein Mensch näherkommt, an ihm vorbei geht, egal in wie viel Meter Entfernung. Wir haben nun fast die gesamten 3 Monate gebraucht, bis er sich an unsere Freunde, die im gleichen Haus leben und fast täglich sieht, und an unsere Familie gewöhnt hatte.
Seit Woche 3 gehen wir zur Hundeschule (Junghundegruppe) – dort kam dann der zweite Schock. Er macht richtig Jagd auf andere Hunde – pirscht sich von hinten an, und greift dann an – seitdem darf er dort nicht mehr mitspielen. Er ist nicht sozialverträglich, reagiert aggressiv - er hat bei diesem einen Vorfall wirklich zugebissen, nicht nur geknappt.
Man merkt im an, dass das Training auf dem Platz jedes Mal extrem anstrengend ist und dass er, vor allem aufgrund der anderen Menschen, Stress und Panik hat.
Sind aktuell natürlich weiter in der HuSchu – allerdings haben wir kaum Fortschritte im Bezug auf die Menschen gemacht und mit den Hunden schon gar nicht. Der Rüde meiner Eltern hat er beim ersten Kennenlernen (neutraler Grund, große Wiese zum freien Lauf) auch heftig gebissen, mittlerweile – nach 5 Treffen ist das aber weg und die beiden können auch im Haus zusammen frei laufen ohne Angriff.
Allerdings bei jedem Spaziergang, bei jedem Mensch, bei jedem "neuen" Hund der an uns vorbei geht flippt er komplett aus, windet sich an der Leine, stellt den kompletten Kamm auf, knurrt übel und würde am liebsten angreifen. Er ist durch nichts aus dieser Situation heraus zu nehmen, wir stellen uns als Puffer vor ihn, wir bleiben stehen und sitzen es aus, bis der andere Hund vorbei ist. Ein vorbei gehen ist derzeit nicht möglich.
Am Anfang haben wir es auf die neue Situation, den Stress vom Transport und auch auf die Tatsache geschoben, dass er vielleicht mit manchen Hunden (Rüden) nicht klar kommt, aber es ist egal, welcher Hund – egal ob groß, klein, weiß oder schwarz oder braun…
Natürlich stehen wir auch in Kontakt mit der Organisation, die erstmal schockiert waren, da er laut den Aussagen dieses Verhalten nie vorher gezeigt hat.
Allerdings sind wir mit unserer Kraft am Ende; wir waren ewig nicht mehr „normal“ spazieren, obwohl das eigentlich unser Ausgleich zur Stadt ist, einfach mal abends noch 1-2 Stunden im Wald runter zu kommen, zu entspannen MIT den Hunden. Nun kommen wir aus dem Wald oder sonst wo her vom Spazieren und sind gestresster als vorher.
Wir sind ernsthaft dabei zu erwägen, mit der Orga einen besseren Platz für ihn zu suchen – raus aus der Stadt, ländlich, eben ohne viele Menschen, vielleicht auch Einzelhund, da wir das Gefühl haben, dass die Stadt aufgrund der Menschenmenge ihn unheimlich stresst und selbst nach 3 Monaten keine Besserung eingetreten ist (teilweise reagiert er auf den Stress mit argem Durchfall).
Trotz der Unterstützung seitens der HuSchu und intensivem Training sind wir am Ende unserer Kräfte angelangt. Wir hatten noch nie mit diesen Problemen und vor allem nicht der Aggressivität gegenüber anderen Hunden zu kämpfen und sind einfach nur frustriert und haben Angst, dass mal etwas schlimmeres passiert.
Und auch wenn sich das jetzt total beschissen (sorry!) anhört und ich Gefahr laufe, jetzt einige unschöne Kommentare ab zubekommen: Wäre uns das vorher bekannt gewesen, hätten wir uns nicht für ihn entschieden, da wir einfach nicht die Erfahrung und das Wissen für solche Probleme haben. Uns wurde von der Orga von den anderen Hund in der engeren Wahl auch abgeraten, weil dieser eher ängstlich auf viele Menschen und auch Geräusche reagierte.
Natürlich muss man immer damit rechnen, dass ein Hund aus dem Tierschutz seine Macken hat und vielleicht nicht so ist, wie er vorher beschrieben wurde, aber ich denke, hier ist es doch etwas anderes, wenn der Hund sich eben genau gegenteilig verhält, zumal die Orga ihn quasi sein ganzes bisheriges Leben lang kannte.
Wir hätten niemals bewusst einem Hund, der panische Angst vor Menschen hat, die Stadt zugemutet, zweitens passt ein nicht sozialverträglicher Hund eigentlich nicht zu unserem Leben und Umfeld, da wir viel mit den Hunden unterwegs sind (auch mit der Familie und den anderen Hunden).
Danke fürs Lesen und ich freue mich über Gedanken, hilfreiche Tipps und konstruktive Meinungen!