Einen Hund aus dem Tierheim aussuchen, worauf soll man achten?

  • Hallo Ihr Lieben,


    ich habe mich zusammen mit meinem Freund entschlossen, einen Hund aus einem Tierheim bei uns aufzunehmen. Mittlerweile waren wir in drei verschiedenen Tierheimen und überall sitzen auch kleinere Hunde, die zu unseren Wünschen passen würden.


    Jetzt die Frage an euch Profis: Worauf sollte man da genau achten? Lässt das Verhalten im Tierheim überhaupt schon Rückschlüsse auf den wahren Charakter des Tieres zu, oder ist das durch die Situation dort alles total verfälscht und unsicher?


    Hintergrund: Der Hund müsste später 4 Stunden allein sein und wir möchten darum einen ruhigen Hund.

    Einer der Hunde die uns gefielen war sehr ruhig in seinem Einzelgehege, hat uns aber interessiert und freundlich angeschaut und leicht gewedelt. Da dachten wir, das könnte bestimmt passen. Der kommt aber aus dem Ausland und richtig viel konnte man uns nicht zu ihm sagen. Vielleicht kennt der nicht mal das Leben im Haus.

    Ein anderer Hund war sehr aufgeregt, kam nach vorn und hat uns zusammen mit seinem Kumpel in dem Doppelgehege angebellt. Das wirkte so, als sei der Hund vom Charakter eher hibbelig als der andere. Aber ist das zwingend so?

    Die Tierheimangestellte sagte dann, der Hund wurde seinem bisherigen Besitzer weg genommen weil der sich nie gekümmert hat und sei ein Angsthund. Das passte aber gar nicht zu seinem Verhalten im Gehege.


    Gibt es irgendwelche Anhaltspunkte, mit denen man ungefähr abschätzen kann, wie der Hund dann hinterher im wahren Leben sein wird?

  • Im Zwinger verhalten sich Hunde natürlich auch mal anders als in einem Zuhause. Manche Hunde haben da großen Stress und tendieren darum z.B zum Anbellen der Besucher. Das heißt nicht zwingend dass der Hund im Alltag bellfreudig ist.


    Normalerweise darf man mit den Hunden eventuell kurz spazieren oder in einen Auslauf gehen, um den Hund ein wenig besser kenennzulernen.


    Außerdem können in einem guten Tierheim auch die Mitarbeiter was zu den Hunden sagen und beraten. Oder zumindest ehrlich sagen, dass sie über Hund X nicht viel wissen, weil der zB ausgesetzt gefunden wurde. Bei Abgabehunden ist ja oft bekannt, ob der Hund bereits alleine bleiben konnte, stubenrein, leinenführig und Co. ist.


    In viele Heime kann man auch mehrmals kommen um einen Hund öfters zu besuchen.

  • Die Tierheimangestellte sagte dann, der Hund wurde seinem bisherigen Besitzer weg genommen weil der sich nie gekümmert hat und sei ein Angsthund. Das passte aber gar nicht zu seinem Verhalten im Gehege.

    Angsthund heißt nicht automatisch, dass die Hunde verängstigt in der Ecke sitzen. Gebell kann man zwar als Freude auslegen kann aber genauso ganz viel Unsicherheit sein wobei Angsthund schon ein Begriff für sich ist. Unsicher ist nicht gleich Angsthund.

    Hintergrund: Der Hund müsste später 4 Stunden allein sein und wir möchten darum einen ruhigen Hund.

    Bei 4 Stunden würde ich mich gar nicht mal so sehr darauf versteifen, dass er Hund jetzt unbedingt der ruhigste von allen sein muss. Auch aktivere Hunde schaffen in der Regel 4 Stunden ohne große Probleme wenn es beigebracht wurde. Man könnte hier zum Beispiel schonmal gezielt nachfragen ob bekannt ist ob der Hund eben auch schon das Allein sein gewohnt war weil Vorbesitzer auch gearbeitet haben.

    Auch beim ruhigsten Hund kanns euch passieren, dass er absolute Schwierigkeiten mit dem Alleinbleiben hat.


    Generell würde ich sagen lernt den Hund für den ihr euch interessiert einfach näher kennen. Geht öfter mit ihm Gassi, lasst euch die Dinge die bekannt sind soweit mitteilen. Was ich bisher hier im Forum mitbekommen habe zeigen sich Hunde dann im neuen Zuhause wenn sie sich eingelebt haben immer nochmal ein Stück weit anders als zuvor im Tierheim. Die Frage ist ja auch immer in wieweit seid ihr denn auch bereit noch an verschiedenen "Baustellen" zu arbeiten? Wenn die Basis stimmt kann hier und da auch immer noch ein Punkt auftauchen der vielleicht nicht ganz so ist wie erhofft und erwünscht.

  • Hi, bei Gassigängen kann man sich ein wenig

    kennenlernen. Habt Ihr Euch denn bei Euch im Umfeld Mal nach Hundetrainern umgeguckt? Einige bieten eine Übernahmeberatung an. Gassigänger kann man löchern, die den Hund kennen.


    Allerdings wird es immer Überraschungen geben, darauf muss man gefasst sein.


    Zum Verein kann man sich auch schlau machen, wenn man sich so die Infos auf der Website kritisch anschaut.

  • Das heißt nicht zwingend dass der Hund im Alltag bellfreudig ist.

    Das ist schon mal gut zu wissen.


    Das Tierheim mit dem ruhigeren Auslandshund wusste über die wenigsten Hunde wirklich viel, da die sich damit über Wasser halten, dass die fast jeden Monat Hunde aus Spanien importieren. Es hieß, wenn wir den Hund probeweise mit nach Hause nehmen würden wüssten wir danach schon mehr über ihn als sie selbst.

    Das andere Tierheim mit dem lebhafteren Hund wusste auch nicht viel, weil die Vorbesitzer kein Deutsch sprechen.

    Auf uns wirkten beide Hunde aber sehr freundlich, auch der der uns angebellt hat. Das wirkte wirklich mehr wie Unsicherheit als wie Angst.


    An Baustellen arbeiten ist für uns kein Problem, wir rechnen auch damit dass nicht alles schon gleich perfekt läuft.

  • Mit "ruhig" meint ihr also Lautäußerungen, nicht Aktivitätslevel, oder?

    Wir haben mit unserer Hündin einen Probespaziergang gemacht und sie dann 5 Tage auf Probe zuhause gehabt. Das ist bei unserem Tierheim so üblich. Aber auch nach den 5 Tagen (und Nächten) hatten wir nicht die geringste Ahnung davon, dass wie uns da einen für diese Wohnlage vollkommen ungeeigneten Hund holen.

    Ein anderer Hund war sehr aufgeregt, kam nach vorn und hat uns zusammen mit seinem Kumpel in dem Doppelgehege angebellt. Das wirkte so, als sei der Hund vom Charakter eher hibbelig als der andere. Aber ist das zwingend so?

    Die Tierheimangestellte sagte dann, der Hund wurde seinem bisherigen Besitzer weg genommen weil der sich nie gekümmert hat und sei ein Angsthund. Das passte aber gar nicht zu seinem Verhalten im Gehege


    Das andere Tierheim mit dem lebhafteren Hund wusste auch nicht viel, weil die Vorbesitzer kein Deutsch sprechen.

    Auf uns wirkten beide Hunde aber sehr freundlich, auch der der uns angebellt hat. Das wirkte wirklich mehr wie Unsicherheit als wie Angst.

    An welchen Merkmalen machst du denn fest, dass der Hund keine Angst hatte?

  • Mit "ruhig" meint ihr also Lautäußerungen, nicht Aktivitätslevel, oder?

    Beides. Der Hund aus Tierheim 1 lag erst entspannt in seinem Körbchen und kam dann langsam ans Gitter, wo er versucht hat, sich ganz nah an meinen Händen entlang zu drücken, damit ich ihn besser streicheln kann.

    Der Hund aus Tierheim 2 kam halt direkt nach vorn ans Gitter gerannt als er mich sah und blieb dann bellend dort stehen.

    Daraus haben wir den Schluss gezogen, dass der erste Hund insgesamt ruhiger ist.


    An welchen Merkmalen machst du denn fest, dass der Hund keine Angst hatte?

    Ich hab ja nicht gesagt, dass der auf keinen Fall Angst hatte. Das Bellen wirkte nur eher wie ein Unsicherheits-Bellen, und er wirkte insgesamt erst mal nicht besonders ängstlich.

    Einen Angsthund hatten wir in der Familie, da sah die ganze Körpersprache anders aus. Der war auch aus einem Tierheim und hielt da stumm großen Abstand zu allen Besuchern, die an ihm vorbeikamen.

    Wenn der einen überhaupt ansah, dann mit geduckter Haltung, gebeugtem Kopf und angelegten Ohren. Und das auch nach 10 Jahren bei uns noch.

  • Gibt es irgendwelche Anhaltspunkte, mit denen man ungefähr abschätzen kann, wie der Hund dann hinterher im wahren Leben sein wird?

    Nicht wirklich zuverlässig. Man kann natürlich schauen, ob der Hund Menschenbezogen ist und sich generell gern anfassen und streicheln lässt, aber alles andere kann sich in jede Richtung entwickeln die man sich vorstellen kann.


    Ich arbeite auch ehrenamtlich in einem Hundeheim, daher habe ich schon viele verschieden Hunde kennen gelernt und auch deren Entwicklung von der Ankunft bis ins neue Zuhause verfolgen können. Also wirklich sicher kann man nichts sagen.


    Wir haben einen Hund, der macht einen furchtbaren Lärm im Gehege, wenn man vorbei geht. Geht man rein ist der ein totales Lämmchen und macht sich bald ins Höschen.


    Ein anderer steht da total cool und aufmerksam, da darf keiner rein, der hackt nämlich sofort zu.


    Wir haben Hunde vermittelt die waren jagdtriebig ohne Ende, mittlerweile überall Freilauf möglich.


    Die schlimmsten Leinenzieher laufen im neuen Zuhause entspannt an der Leine. usw, usf.


    Man darf auch nicht vergessen, dass die Hunde im Heim auch unterfordert sind. Wenn die mal ein Zuhause habe mit regelmäßigen Gassigängen, Hundeschule und ein bisschen Beschäftigung, erledigen sich viele negative Verhaltensweisen, einfach weil die Auslastung passt.


    Ich würde empfehlen sucht Euch ein gutes Tierheim, lasst Euch beraten, seid offen für Vorschläge und Empfehlungen, geht mit dem Hund Gassi. (auch in fremder Umgebung, da merkst Du schon ob Auto fahren geht, wie in neuer Umgebung reagiert wird, wie laufen Hundebegegnungen)


    Schaut auch weiter entfernt, das kann sich lohnen.


    Seid einfach offen und seid Euch bewusst, dass das erste Jahr oftmals nicht leicht ist. Aber es lohnt sich, es gibt so tolle Hunde im Tierheim. :nicken:

  • Hallo, Anne,

    das würde ich am liebsten zehnmal liken, besser kann man es nicht zusammenfassen!

    Es ist genau, wie Du sagst: ein Hund aus dem Tierheim ist immer ein Stück weit ein Überraschungsei, man muß bereit sein, sich auf den Hund mit seinen evtl. Baustellen einzulassen (die Baustellen zeigen sich manchmal erst, wenn der Hund im neuen Zuhause "angekommen" ist).

    In einem gut geführten Tierheim findet zuallererst ein Gespräch statt, in dem man sich ein bißchen herantastet, wie die Lebensumstände sind, welche Erwartungen der Interessent an den Hund hat usw.

    Dann werden ein (oder auch zwei/drei) Hunde gezeigt, die passen könnten.

    Es ist immer besser, die Hunde einzeln zu holen und vorzustellen, als daß die Interessenten durchs Tierheim laufen wie durch den Zoo. Manche Hunde benehmen sich im Zwinger wie reißende Löwen, so daß ein Interessent gleich abgeschreckt wird. Andere verstecken sich und bekommen dann auch keine Chance.


    @Lya: am besten öfters mit dem Hund spazieren gehen, kennenlernen, so viele Informationen sammeln wie möglich, und zum Schluß aufs Bauchgefühl hören. Die "Chemie" muß stimmen!


    LG,Gisela

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