Wie geht ihr mit den zusehends auf den Markt strebenden Klinikketten um?

  • Es interessiert mich einfach... was haltet ihr von Anicura, Evidencia und co? Helfen uns diese Ketten, dass tatsächlich "alles besser wird", weil besser vernetzt? Oder gilt mehr und mehr der Grundsatz der Gewinnmaximierung, weil große Konzerne dahinter stecken? Ich verlinke jetzt mal ganz bewusst den Beitrag eines bekannten TA-Bloggers nicht und frage euch nach euren Erfahrungen mit besagten "gekauften" Kliniken/Praxen. Wie seht ihr das? Was kommt da auf uns zu? Wie würdet ihr reagieren, wenn der TA eures Vertrauens an die dividendemachende Klientel verkauft? Oder sehe ich das zu kleinlich?

  • Da ich einen recht guten Einblick habe wie es in Krankenhäusern läuft, die einem nach Gewinnmaximierung strebenden Konzern angehören, meide ich solche Tierkliniken wie die Pest. Daher bin ich auch sehr froh, dass wir die TiHo Hannover in gut erreichbarer Nähe haben.

  • Ich sehe Monopolstellungen grundsätzlich eher kritisch.


    Die Tierklinik in der ich bis hetzt 2x mit meinen Hunden war, gehört auch so einer Kette an. Mir war das bis vor kurzem gar nicht bewusst. Das erste Mal war ich eher zufällig genau dort - bei der anderen TK war nämlich trotz vorhergehendem Telefonat niemand da ubd wir brauchten eine Alternative.


    Ich habe dort gute Erfahrungen gemacht. Das Personal war nett und kompetent, die Begandlung empfand ich als angemessen. Darum bin ich auch wieder dorthin, als mein Zweithund auch mal am Wochenende tierärztliche Hilfe benötigte.


    Allerdings kenn ich einige Leute, die sagen: "Nie wieder", sobald man auch nur den Namen dieser Klinik erwähnt. Von zwei Leuten weiß ich persönlich dass man den Hund direkt operieren wollte, in beiden Fällem lehnten die Tierbesitzer zugunsten einer Zweitmeinung ab, in beiden Fällen stellte sich hinterher auch raus dass eine OP unnötig gewesen wäre. Und auch die Vorwürfe anderer gehen alle so in die Richtung: Jeder Hund kriegt sofort mal 'ne Infusion verpasst, immer soll gleich operiert werden etc. Und angeblich auch sehr teuer. Kann ich nicht so beurteilen, ich hab die Preise zwar auch als eher hoch empfunden, aber Tierarzt ist ja generell nicht günstig und dann noch am Wochenende abends...


    Bin bezüglich dieser konkreten Klinik also etwas hin- und hergerissen. Bei mir war schließlich alles in Ordnung, andererseits sibd all diese Negativerfahrungen schon auch abschreckend. Bei größeren Sachen würde ich darum vermutlich eher anderswohin fahren bzw zumindest eine Zweitmeinung einholen. Davon abgesehen finde ich diese "Marktriesen" eben schon aus Prinzip bedenklich ubd möchte sowas eigentlich auch nicht unterstützen...

  • Ich nehme an, wir sind in der selben Klinik wie tinybutmighty


    Ich war dort noch vor "Kettenzeiten" und lag eher über Kreuz mit dem Klinikchef.

    Das Personal ist weitestgehend das Selbe geblieben und ich empfinde es so, als würd auch noch nach "alten Modalitäten" behandelt.

    Jedenfalls ist mir dort noch nie was aufgeschwatzt worden, stattdessen gab es viel Beratung in komplexen Angelegenheiten, auch telefonisch zu Zeiten, wo einen sonst keiner "einfach" so berät. Ich bin vermutlich mit den Tierschutzwracks und offensichtlich nicht zur ebenfalls dort ein und aus gehenden, betuchten Fraktion oder Prominenz gehörend und da ich sehr klar auch Nein! sage, wenn ich was unsinnig finde (Da kommt einem ein semimedizinischer Beruf entgegen, ich kann mich verhältnismäßig komplex austauschen über manche Behandlungen) bin ich wohl aus marktwirtschaftlicher Sicht generell nicht der Idealkandidat für "Zusatzverkäufe".


    Einzig die Narkosevoruntersuchung stößt mir sauer auf. Die ist mittlerweile quasi Pflicht. Seh ich nicht immer ein und hab ich auch schon verweigert.


    Die Tierärztin ums Eck verlangt mehr für weniger, ist unfreundlich, kann kaum Diagnostik machen und wenn, dann regelmäßig mit unbrauchbaren Blutproben usw. Da ist die Klinik eigentlich ein Gewinn.


    Preislich war bei uns bisher seltenst der volle Gebührensatz ausgeschöpft.


    Trotzdem bin ich skeptisch. Mal sehen, wies zukünftig mit Mitarbeiterfluktuation aussieht, die ist bisweilen ein sehr guter Indikator für schlechtes Klima, schlechte Arbeitsbedingungen und Sonstiges, das nicht so gut läuft.

  • Ich hab Gottseidank hier einen gut ausgestatteten und auch guten Haus-TA und für Specials auch Überweisungspraxen.


    Ich war einmal in so einem (kleineren) Ketten-TA, weil ich Gutes gehört hatte davon, aber ich war da nicht zufrieden. Die waren sehr auf Effizienz bedacht, zum Beispiel durfte ich nicht beim Hund sein während des Blutabnehmens. Meine diversen sachlichen Nachfragen (ich bin kein hysterischer Typ!) haben die auch sichtlich genervt. Die wollten nur schnell ihr Standardprogramm abziehen. Viel günstiger als normaler TA waren die auch nicht. Es war da auch nicht möglich, einen Nachfolgetermin bei der gleichen Person zu bekommen, die haben nur Zeit-Slots vergeben.


    Ich denke, wenn man ländlich wohnt und nicht im Ballungsraum, muss man u.U. mit den Ketten leben, wenn es nix anderes gibt. Es war schon schwer genug, einen guten Haus-TA zu finden. Wie auch Pinkelpirscher ;) sagt, es gibt auch genug Praxen, die nicht so viel können oder/und nur alte Geräte haben. Bei so einem Krauter will man dann ja auch nicht landen.


    Was mir Sorgen macht ist die prognostizierte Kostensteigerung.

  • Wir haben - toitoitoi - dank einer sehr guten Tierarztpraxis noch keine Tierklinik gebraucht. In ziemlicher Nähe (10 bzw. 14 KM) sind 2, beide nicht zu einer Kette gehörend. Eine davon werden wir meiden, die zweite hat einen sehr guten Ruf auch bei Leuten, die sich echt auskennen.


    Ich bin tendenziell gegen Monopolisierung eingestellt wegen der „Zukunftsaussichten“. Aber entscheidend wären für mich Ruf und Erfahrung mit dem Krankheitsgebiet - und der Rat meiner Tierärztin.

  • Meine Tierärzte hier in der Arbeit diskutieren das Thema der Ketten schon länger.

    Die Tiermedizin steht ja vor einem Haufen Probleme und diese Entwicklung war absehbar.


    Immer mehr Frauen werden Tierärzte (ich bin jetzt seit gut 10 Jahren an der Uni und waren Anfangs noch knappe 10% der Studenten männlich sinds mittlerweile in guten Semstern vielleicht 5%, eher weniger) und immer weniger davon wollen eine eigene Praxis eröffnen sondern lieber "sicher" angestellt sein.

    Kleintiermedizin ist absolut nicht lukrativ, ein guter Teil der angestellten Tierärztinnen verdient nach Jahren des Studiums nichtmal den Mindestlohn. Dazu werden Wochenenddienste und 60h Wochen erwartet. Oben drauf kommt noch der Umgang mit manchmal schwierigen und anstrengenden Patientenbesitzern.


    Unternehmerisches Denken wird nicht vermittelt und wenn ich mir anschaue, wie unsere Studenten hier Preise für Medikamentenabgaben berechnen, wird mir schlecht (wie geht nochmal Prozentrechnen?).


    Dazu kommt, dass die Preise eigentlich viel zu niedrig sind. Es ist schwer, damit wirklich wirtschaftlich arbeiten zu können.

    Kleintiermedizin ist was für Idealisten und sehr viele wollen auch nur ein Jahr in dem Bereich bleiben, damits halt im Lebenslauf steht. Dafür eröffnet man keine eigene Praxis. Nachfolger werden überall gesucht, aber es gibt sowieso zu wenige Tierärzte für all die offenen Stellen (und wer die Möglichkeit hat, ins Amt zu gehen, macht das, wenn er nicht gerade zu eben den Idealisten gehört).


    Ich persönlich bin froh, dass wir unsere Haus-TÄ und auch die alteingesessene TK haben, die so schnell wohl nicht aufgekauft werden. Aber wenn ich so in die Zukunft schaue, siehts da mit der Tiermedizin generell nicht rosig aus...

  • Ich hatte vorher noch nie etwas von 'Evidensia' gehört und hab die mal gegoogelt. Dabei musste ich feststellen, dass meine alteingesessene Tierarztpraxis jetzt Evidensia angehört.


    In den letzten Monaten hatte ich nur einige Veränderungen - zum Schlechten - festgestellt, konnte mir aber keinen Reim darauf machen. Und diese Beobachtung war völlig unvoreingenommen, da ich ja keine Ahnung hatte.


    Meine Tierärztin kann ich schon irgendwo verstehen. Nach dem krankheitsbedingten Ausscheiden ihres Partners musste sie die grosse Praxis ganz alleine stemmen und ich hatte mich schon gefragt, wie es wohl weitergeht. Jetzt weiss ich es :( :


    Das muss ich jetzt mal sacken lassen. Ich hatte die letzten Wochen eh über einen Wechsel nachgedacht, da ich nicht mehr so zufrieden war. Wie schade.

  • Unsere TK in Haan wurde auch schon von Anicur aufgekauft. Da ich die Klinik nur selten benutzen, kann ich nicht sagen, wie sich das auswirkt.


    Aber Gutes liest man über die nicht.

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