Streit zwischen Rüden ohne ersichtlichen Anlass und ohne Auflösung

  • Hallo,

    wir haben auf einen Rüden aus dem spanischen Tierschutz seit dem Welpenalter, inzwischen ist er knapp drei Jahre alt. Ein insegsamt sehr entspannter, umgänglicher und souveräner, wenngleich energiegeladener, kleiner Kerl (ca 9 Kilo). Seit drei Monaten haben wir eine zweiten Rüden, ebenfalls aus dem Tierschutz. Er kam mit geschätzten 5 Monaten zu uns und bis vor einer Woche haben die beiden sich super verstanden, der ältere hat den Neuen scheinbar gut sozialisiert und sie haben alles gemeinsam unternommen. Unser Grundstück hat ca. 4000qm, keine direkten Nachbarn, nur gelegentlich sind auf dem Nachbargrundstück Menschen und und auch mal Hunde, dann sind die beiden auch gemeinsam am Zaun unterwegs. Es gibt also keine läufige Hündin in der Nähe oder ähnliches. Der Ersthund wird zuerst gefüttert und der Neue macht auch keine Anstalten, die Rangordnung in Frage zu stellen. Er ist als Feldwelpe mit sechs Geschwistern ohne Mutter aufgefunden worden und ist insgesamt sehr schüchtern und hat vor allem neuen erstmal Angst. Zuhause ist er inzwischen aber souverän unterwegs und auch bei Besuch nicht mehr wirklich ängstlich. Seit etwa einer Woche kommt es zwischen den beiden aber öfter zu Streitigkeiten, ohne einen erkennbaren Anlass. Der jüngere befindet sich meist in Abwehrhaltung, beispielsweise angelehnt oder unterhalb eines Stuhls oder Tisch, knurrt zwar und stellt sie Nackenhaare auf, weicht aber zurück und bleibt in geduckter Haltung. Der Ältere stolziert währenddessen in voller Körperspannung um ihn herum und knurrt ebenfalls. Nach wenigen Augenblicken geht es dann blitzartig ins Fletschen und Beißen über. Ohne körperliche Verletzungen, dennoch trenne ich die beiden sofort beim ersten Anzeichen. Manchmal geht es aber so schnell, dass sich bereits die ersten Kampfhandlungen abspielen, in denen immer der Ältere den Angriffsmodus einnimmt. Der Jüngere ist anschließend derart verängstigt, dass er sich sofort unter einer Bank oder ähnlichem verkriecht und stundenlang zitternd ausharren würde. Aufgrund seines Wesens kann also im Kommentkampf wohl keine Auflösung des nicht erkennbaren Konflikts zustande kommen. Später sind die beiden wieder völlig entspannt zusammen unterwegs, es wird auch mal gespielt, sie laufen an der Leine beide wie ein Hund nebeneinander her und scheinen keinerlei Probleme zu haben. Manchmal kommt es zum Streit, während sie nach einer halbstündigen gemeinsamen Entdeckungstour nebeneinander Richtung Haus laufen, manchmal auch im Haus. Es gibt dabei aber keinerlei Ressourcen zu verteidigen, ans Futter geht der Jüngere sowieso nur ungern und an das des Älteren niemals. Auch keine Spielzeuge im Umlauf oder sonstiges. Der Ältere gerät aber ziemlich in Rage beim Kampf, während der Jüngere eben stundenlang mental zu leiden scheint, hat der Ältere das Ganze nach Minuten völlig vergessen. Ich kann beim besten Willen kein Muster der Situationen erkennen und weiß nicht, wie ich solche Situationen verhindern kann, mir denen der Jüngere offensichtlich völlig überfordert ist. Beide sind im Übrigen genau gleich groß und schwer.

  • Es ist klar, dass die beiden Rüden zueinander finden müssen. Wenn der jüngere sich nicht wirklich zur Wehr setzen kann, dann gehört er einfach geschützt.


    Rein aus dem Bauch heraus würde ich sagen, dass das niemals eine wirkliche Freundschaft geben wird und rate zur Abgabe des jüngeren Hundes in Einzelhaltung. Er ist einfach zu schüchtern, lässt sich alles gefallen und das scheint der ältere Herr auszunützen. Ob es Sinn macht den älteren Hund zu deckeln?


    Ich würde dem älteren Hund einen Maulkorb anziehen (alleine schon aus Sorge, dass der andere Hund vielleicht irgendwann doch verletzt wird) und die Angriffe des älteren Hundes bereits im Ansatz sanktionieren. Schimpfen und ab ins Körbchen! Tut man nicht!

  • Mein erster Gedanke "der junge Hund wird geschlechtsreif" und das kann schon mal zu Problemen zwischen 2 Rüden führen


    Der Ersthund wird zuerst gefüttert und der Neue macht auch keine Anstalten, die Rangordnung in Frage zu stellen.

    Das hört sich für mich steinzeitlich an, denn wer zuerst frisst, ist nicht der Chef. Meine Rüden werden gleichzeitig gefüttert, denn mit der zeitlich versetzten Fütterung erreichst Du nicht, dass der ältere auch der ranghöchste ist


    Seit etwa einer Woche kommt es zwischen den beiden aber öfter zu Streitigkeiten, ohne einen erkennbaren Anlass.


    Der jüngere befindet sich meist in Abwehrhaltung, beispielsweise angelehnt

    Das wäre für mich schon mal ein Grund. Der junge Hund ist angeleint, kann nicht fliehen, wenn der ältere sich wie ein Gockel um ihn herum bewegt

  • Mein erster Gedanke: ihr müsst sofort anfangen mit den beiden das von euch erwünschte verhalten zu üben und einzufordern. Den einen schützen den anderen eingrenzen. Und beide für angstfreie/aggressionsfreie Interaktion belohnen. Und einander "schönfüttern". Sonst wird das ganz sicher nur schlimmer.

  • Aufgrund seines Wesens kann also im Kommentkampf wohl keine Auflösung des nicht erkennbaren Konflikts zustande kommen.

    Dir ist schon klar, dass Auseinandersetzungen zwischen Rüden nicht dazu dienen, eine Rangordnung zu klären, sondern den Unterlegenen zu vertreiben? Je nach Hund kann das heissen "ich will dich nie mehr sehen" oder auch nur "halte Abstand". Das territoriale Verhalten ist da sehr individuell.


    Meine Interpretation wäre, dass der Ältere dem jetzt geschlechtsreifen jüngeren versucht, klarzumachen, dass er sich zu verkrümeln hat und ihm aus dem Weg zu gehen hat.


    Die von dir gewünschte "Auflösung des Konflikts" bestünde also darin, dass der jüngere auszieht.


    Wenn du möchtest, dass die beiden zusammenleben sollen, dann musst du viel mehr Kontrolle übernehmen und die Hunde nicht einfach ihr Ding machen lassen.


    Der jüngere Hund hat ein Riesenproblem. Der ältere Hund scheint seine Bezugsperson zu sein, mit der er auf Tour geht. Blöd, dass der ältere aber nicht seine Bezugsperson sein kann und will. Das solltet ihr sein!

  • angeleint

    Ne, angelehnt, nicht angeleint. Letzteres sind sie auf dem Grundstück natürlich nicht. Er versucht schon, aus der Bahn zu kommen und sich irgendwo "zu verstecken", aber er dreht auch nicht gleich ab und läuft weg, sondern droht erstmal reflexartig zurück

  • erreichst Du nicht, dass der ältere auch der ranghöchste

    Klar, es geht nur darum, dass ich dem Älteren nicht seinen Rang streitig mache, indem ich den Jüngeren bspw. bevorzugt bahndel. Er sollte also eigentlich keinen Grund für Eifersucht haben. Umso schwerer ist es, die Motivlage zu verstehen.

  • Auseinandersetzungen zwischen Rüden nicht dazu dienen, eine Rangordnung zu klären, sondern den Unterlegenen zu vertreiben? Je nach Hund kann das heissen "ich will dich nie mehr sehen" oder auch nur "halte Abstand". Das territoriale Verhalten ist da sehr individuell.


    Meine Interpretation wäre, dass der Ältere dem jetzt geschlechtsreifen jüngeren versucht, klarzumachen, dass er sich zu verkrümeln hat und ihm aus dem Weg zu gehen hat.

    Da gibt es wohl unterschiedliche Interpretationen, der Kampf ohne Beschädigungsabsicht kann durchaus als Rangordnungs-Instrument verstanden werden. Wäre der Ältere nicht 22 von 24 Stunden völlig entspannt mit dem anderen, egal wo und wie sie zusammen spielen, liegen etc., würde ich das "soll sich verkrümeln" auch verstehen. Aber weder nervt ihn der Jüngere, indem er zu ihm kommt, noch nimmt er ihm was weg. Manchmal reicht es, dass beide mehrfach rein- und rauslaufen und bei einem beliebigen Eintritt ins Haus des Jüngeren gibt´s Ärger ...Es lässt ja auch vorab nichts an Körpersprache o.ä. ausmachen, was mir die Situation erklären und vermeiden helfen könnte

  • Kenne mich mit dem Thema nicht wirklich aus aber meine mal gelesen zu haben -->

    zusammen spielen

    Spiel ist nicht immer spiel. Viele Halter meinen es ist Spiel tatsächlich wird da eigentlich was zwischen den beiden ausgetragen ohne, dass es für Mensch direkt ersichtlich ist.

    liegen

    und liegen ist auch nicht immer Kuschelliegen wie wir Menschen es kennen sondern könnte genauso Kontrolle sein.


    Daher finde ich persönlich, eine Einschätzung ohne die beiden gesehen und erlebt zu haben und eben auch Körpersprache etc. gesehen zu haben sind alles nur Mutmaßungen und nicht wirklich objektive Einschätzungen weil man selbst gern dazu neigt mehr rein zu interpretieren als es eigentlich ist oder Dinge einfach falsch zu lesen. (Ganz ohne Vorwurf, wir lernen selbst noch und den Fehler habe ich bisher auch schon gemacht)

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!