Studie: Rohfleisch-Fütterung & antibiotika-resistente Keime

  • Ich hörte eben im DLF ein Interview mit Magdalena Nüesch-Inderbinen, die an der Uni Zürich eine Studie zur Keimbelastung von BARF-Rationen für Hunde durchgeführt hat.

    • Das Interview selbst hier.
    • Ich habe außerdem die PM der Uni Zürich gefunden: Voilá.

    Das erstaunliche - oder erschreckende - ist, dass sehr viele (mehr als 60%) der untersuchten Proben ESBL-bildende Bakterien aufwiesen - das sind die antibiotika-resistenten Keime; darunter auch einige Keime, die gegen eines der wenigen Reserveantibiotika, die wir noch haben, Resistenzen ausbilden können. Wie das funktioniert, ist im verlinkten Text gut erklärt.

    Untersucht wurden 51 Rohfutter-Proben von verschiedenen Anbietern in der Schweiz. Ob das alles Fertig-Barf-Menüs waren, weiß ich nicht.

    Ich möchte nicht alarmistisch sein, füttere weiterhin roh, vermute keine Verschwörung "der Industrie" gegen die widerständigen BARFer usw. - fand das aber interessant und bedenkenswert.

  • Das Ganze wirkt so, als wäre Fleisch für die menschliche Ernährung nicht belastet. Und man gewinnt den Eindruck, dass Menschen normalerweise frei sind und fast nur durch ihre Haustiere in Gefahr geraten.


    Als Folgerung drängt sich irgendwie auf, dass die gefährliche Resistenzkette unterbrochen wäre, wenn Haustiere nur Fertigfutter und Gekochtes bekämen. Ich hoffe nur, man vergisst nicht dass das Problem ursprünglich ist, dass soviel Fleisch mit resistenten/multiresistenten Bakterien "produziert" wird.

  • Erschreckend finde ich die Zahlen ebenfalls, allerdings fehlt mir der Hinweis darauf, dass auch multiresistente Keime in der Regel nur für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem problematisch sind. Für mich ist das ein wichtiger Punkt, solange das hier nicht der Fall ist, werde ich entspannt weiter roh füttern. Gerade im Vergleich zu der Menge an Antibiotika, die für die Massenproduktion von Fleisch zum menschlichen Verzehr eingesetzt werden, ist das durch Tierfutter verursachte Problem wahrscheinlich ein Tropfen auf dem heißen Stein. Den typischen Hinweis mir nach jedem Kontakt mit dem Tier die Hände zu waschen finde ich dagegen etwas weltfremd.

  • Das Ganze wirkt so, als wäre Fleisch für die menschliche Ernährung nicht belastet. Und man gewinnt den Eindruck, dass Menschen normalerweise frei sind und fast nur durch ihre Haustiere in Gefahr geraten.

    Nun ja, das "Futter" für die Menschen wird ja erhitzt. Möglicherweise gelten auch andere Vorschriften bzgl. Handling des Fleisches, wenn es als Tier- und nicht als Menschenfutter deklariert ist? So dürfen doch BARF-Dealer ihr Fleisch explizit nicht für den menschlichen Verzehr abgeben.

    Als Folgerung drängt sich irgendwie auf, dass die gefährliche Resistenzkette unterbrochen wäre, wenn Haustiere nur Fertigfutter und Gekochtes bekämen.

    Das wurde in dem Interview keineswegs nachegelgt, das ist deine Interpretation.

    allerdings fehlt mir der Hinweis darauf, dass auch multiresistente Keime in der Regel nur für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem problematisch sind.

    Der Hintergrund der Studie ist zu erforschen, wie sich diese Keime überhaupt verbreiten - nicht die potenzielle Gefahr für den einzelnen BARF-fütternden Menschen. Dass deren zunehmende Verbreitung gefährlich ist, darüber sind wir uns einig, oder?


    Natürlich wird da nur ein kleiner Ausschnitt eines komplexen Themas beleuchtet. Man könnte dann auch fragen, wieso kriegen die Schlachttiere überhaupt so viele Antibiotka usw., wie es Blakkies ja bereits tat. In der Studie ging es nicht um BARF-Bashing, sondern um einen Aspekt des Ganzen. Und den fand ich nicht uninteressant, den ich hatte das bisher nicht auf dem Schirm.


    Das mit dem Händewaschen ist vermutlich wissenschaftlich korrekt, entspricht aber nicht der HuHa-Lebensrealität. So what.

  • Sehr spannendes Thema, die Zahlen sind wirklich erschreckend hoch, hätte ich nicht gedacht...


    Die ganze Thematik um multiresistente Keime ist höchst brisant und gerade auch bei uns in der Tiermedizin viel diskutiert.

    Natürlich wird da nur ein kleiner Ausschnitt eines komplexen Themas beleuchtet. Man könnte dann auch fragen, wieso kriegen die Schlachttiere überhaupt so viele Antibiotka usw., wie es Blakkies ja bereits tat.

    Schlachttiere haben früher viel zu oft und viel zu schnell Antibiotika verordnet bekommen. Aber der Staat hat reagiert und macht den behandelnden Tierärzten mittlerweile strenge Vorgaben in Sachen Verschreibung von ABs.
    Für näher interessierte, mein Chef hat erst vor kurzem einen Artikel darüber fürs bayerische Ärzteblatt verfasst:
    Anstrengungen der Tiermedizin zur Reduktion von Antibiotikaresistenzen


    Möglicherweise gelten auch andere Vorschriften bzgl. Handling des Fleisches, wenn es als Tier- und nicht als Menschenfutter deklariert ist?

    Soweit ich weiß, darf für Tierfutter nur Fleisch verwendet werden, das von Tieren stammt, die für den menschlichen Verzehr geeignet sind. Allerdings da auch Kategorie 3-Material (das sind die berühmt berüchtigten "tierischen Nebenerzeugnisse"), die zwar auch zum Verzehr durch Menschen freigegeben sind, also nicht gesundheitsgefährdent sind, aber jetzt auch nicht die nährstoffreichsten Teile des Tiers sind :/
    Ob für BARF-Fleisch andere Vorschriften gelten, müsste ich mal genauer recherchieren, vielleicht wissen meine Tierärzte dazu ja was...

  • Der wichtigste Teil fehlt bei der ganzen Geschichte: Die Quelle, wo das Fleisch bzw. die Mischungen herkommen. Also nicht zusammengepanscht werden, sondern wo sie wirklich herkommen. Ich vermute, dass es sich um importiertes Billigfleisch aus dem Ausland handelt ... dort sitzt der Kern des Problems!

  • flying-paws Da geb ich dir Recht, die Infos über die Fleisch-Herkunft sind zu dünn. Andererseits machen sich (vermute ich) viele HuHa darüber keinen Kopp - die bestellen ihr Barf-Menü und fertig.

  • flying-paws Da geb ich dir Recht, die Infos über die Fleisch-Herkunft sind zu dünn. Andererseits machen sich (vermute ich) viele HuHa darüber keinen Kopp - die bestellen ihr Barf-Menü und fertig.

    Nicht nur bei beim BARFEN machen sich viele keinen Kopp. Kauartikel und die Rohstoffe fürs Fertigfutter kommen meist ebenfalls aus nicht so doller Quelle. Klar, das Fertigfutter wird erhitzt und damit sind viele Erreger abgetötet. Aber, dass die in der Produktion auftreten und sich über andere Wege auch verbreiten können, das hat ja keiner auf dem Schirm ...

  • Bin hier auch gerade über den Link gestolpert und wollte einen Thread zu aufmachen:


    https://www.20min.ch/wissen/ne…-mit-Rohfleisch--22200606


    Glaube zwar nicht, dass die Fütterung der Hunde einen zu berücksichtigenden Faktor bei der Verbreitung multiresistenter Keime haben wird (gibt noch ganz andere Keimschleudern), aber interessant fand ich die Studie schon.

  • Mich überrascht das Ergebniss dieser Studie nicht wirklich.

    Natürlich ist rohes Fleisch keimbelastet.


    Das Antibiotikaresistente Keime dabei sind erstaunt ja bei unsere Fleischtierhaltung wohl auch niemand.


    Spannend ist nur das in Fertigfutter ja auch durchaus Keime vorhanden sind.

    Das wird aber meist nicht erwähnt.


    Dazu gab es grad diesen Artikel auf Facebook .


    https://l.facebook.com/l.php?u…Waq-m-WzhBhiVMXSMQfAO6nxQ




    Hoffe darf das hier einstellen und das der Link funzt.

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