Wie muss/kann man reagieren, wenn Hund aus Unsicherheit und Stress knurrt, bellt, angreift?

  • Hallo,


    hatte vor einiger Zeit bereits mal geschildert, dass es Probleme zwischen den Erst- und Zweithund gab.

    Mein Helios ist mittlerweile fast 2 Jahre alt. Wir haben in der Zeit viel trainiert, neues gelernt. Also an der fehlenden Sozialisation liegt es sicherlich nicht. Nur muss ich gestehen, dass sich sein Verhalten in dem letzten Jahr verschlechtert hat. Anfänglich sind wir entspannt mit den Öffentlichen unterwegs gewesen, waren in Cafés, Restaurants, haben viele Hundebegegnungen problemlos überstanden. Das er sich von Fremden nicht streicheln lassen will, gut. Das ist okay. Aber er fing dann irgendwann an, jedem der ihm zu nah kam anzuknurren und anzubellen. Bei Kindern geht er richtig die Wand hoch. Hat auch leider einmal nach einem geschnappt, welches sich, als er mit seinem Kong beschäftigt war, genähert hat. Es ist nichts passiert außer das sich alle unstehenden erschrocken haben, aber das darf nicht nochmal passieren. Wir sind dazu über gegangen uns in die Nähe von Spielplätzen zu setzen und uns alles aus der Ferne anzugucken. Aber selbst da knurrt er, wenn ein Kind langsam in Sicht kommt. Mit unserem Zweithund ging es dann weiter. Fing vor 2 Monaten an. Das vorher rauferische, rüpelhafte Benehmen Von Helios wurde plötzlich ernst. Da ging es dann sogar soweit, dass unser Ersthund auch zurück keifte. Was sonst ja nicht seine Art ist.

    Vielleicht mal eine Situation:

    Beide liegen links und rechts von mir auf der Hollywood Schaukel. 20 min, bis es dem Ersthund zu warm wird und er sich unter den Tisch legt. Helios blieb weiter bei mir. Bis dahin alles okay. Und dann, keine Ahnung warum, fixiert Helios und stürzt sich auf ihn. Habe danach sofort aus gerufen und ihn auf seinen Platz geschickt. Das ist jetzt schon häufiger passiert in den unterschiedlichsten Situationen. Und bei unserem heutigen Spaziergang im Wald kam es dann zur gefürchteten Eskalation. Helios hat den Ersthund über dem Auge erwischt. Das hat geblutet wie Sau. Ich habe ihn nur weggezogen, aber ansprechbar war er da nicht. Also nur angebunden und unseren anderen behandelt.

    Das Problem besteht für mich darin, dass ich nicht weiß wie ich mich in solchen Situationen verhalten soll. Helios auf den Boden zu drücken ist denke ich keine geeignete Lösung. Er nimmt mich da auch nicht für voll. Meinen Vater schon, aber den kann ich als Hilfe auch nicht nehmen, weil bei ihm jeder Hund ohne zu Mucken spurt. Ihm das knurren zu verbieten ist aber irgendwie auch keine Methode im Bezug auf Personen die ihn unsicher machen. Denn dadurch kommuniziert er ja schließlich und sagt: ich warne dich. Aber alle Situationen kann I h auch nicht vermeiden. Der Hundetrainer bei dem wir zur Zeit sind gibt auch nur Ratschläge im Sinne von: da musst du jetzt handeln. Aber wie? Was muss ich tun?

    Ich bin leider auch keine souveräne Hundeführerin. Bin eigentlich immer angespannt innerlich. Nicht nur im Zusammenhang mit Helios. Allgemein. Aber so kann das nicht weiter gehen. Wenn man durch das Gedränge der Massen geht knurrt er nicht. Nur wenn wir stehen bleiben und uns jemand entgegen kommt.

    Ich h hoffe, dass mir in dem Forum jemand helfen kann. Habe auch schon andere Threads gelesen, im Bezug auf (vollständig) unerträgliche Hunde und Themen im Bezug auf Zweithund greift Ersthund an. Diese waren etwas beruhigend, weil man sich nicht ganz alleine fühlt, hoffe hierbei jedoch auf Ratschläge und Tipps, wie ich in den oben geschilderten Situationen handeln soll. Vermutlich gebe ich ihm keine Sicherheit. Deshalb hat er das Gefühl alles alleine regeln zu müssen.

    Bedanke mich ganz herzlich und einen schönen Nachmittag :)

  • Wieso muss ein solcher Hund ueberhaupt in den Kontakt mit anderen/fremden Menschen? Noch dazu ungesichert und mit dir als HH, wenn du von dir selber sagst, dass du nicht souveraen bist? Das kann doch nur in die Hose gehen, sorry!

    Das er in einer Menschenmenge nicht reagiert, heisst nichts. Es gibt sowas wie Flooding. Es koennte sein, dass in der Situation exakt DAS passiert und er einfach gar nicht mehr reagieren kann, weil Hirn aus.



    Hat der Trainer die Situation zw. den 2 Hunden erlebt? Wenn ja, was war seinee Meinung nach die Ursache? Wenn nein, lass das jemanden vor Ort anschauen und einschaetzen.

    Waere es mein Hund, wuerd der einen MK (und ne Hausleine) drauf bekommen und ggf. waere eine Zweitperson beim Gassi dabei, damit ich mich voll und ganz auf den Stinkstiefel konzentrieren kann.

    Ihn auf den Boden druecken o.ae. bringt nix. Erst Recht nicht, wenn er in dem Moment eh 'weg' ist...

  • Maulkorb drauf......


    Mit einem Hund, der so auf Kinder reagiert umgehe ich Spielplätze weiträumig.


    Was sind denn das für Hunde? Rasse? Wie alt? Intakt oder nicht?

  • Wir sind gerade dabei Maulkorbtraining zu üben. Er ist nur leider eine echte Mimose. Kann das alles nicht leiden, wenn da was an ihm hängt oder so... Wie gesagt. Waren auch nicht auf einem Spielplatz sondern in der Nähe von einem. Damit er sehen kann, dass da nichts passiert.

    Unser Ersthund ist ein 12 Jahre alter Irish Setter Rüde und meiner ist jetzt fast 2. Ein Königspudel. Alle aus erster Hand. Haben beide von Welpenalter an. Und wir gehen auch seit den neuesten Verhaltensweisen von Helios nur noch zu Zweit raus. Oder getrennt...

    Ob sich Helios jedoch noch mit Kindern anfreundet weiß ich nicht... In Berlin laufen auch echt unmögliche Leute auf den Straßen rum. Da hat eine Gruppe Kinder Steine über unseren Zaun auf Helios geworfen. Da ist er natürlich auch etwas geprägt worden..

  • Da hat eine Gruppe Kinder Steine über unseren Zaun auf Helios geworfen. Da ist er natürlich auch etwas geprägt worden..

    Das kann die Ursache für sein Verhalten Kindern gegenüber sein. Ich würde ihn auch auf jeden Fall mit Maulkorb absichern. Das bewirkt auch, daß Du entspannter bist, was sich dann wieder auf den Hund überträgt.

    Dann holst Du Dir am besten professionelle Hilfe von jemand, der auf Verhaltenstherapie spezialisiert ist.

    LG,Gisela

  • Ich seh es so - und ich hab aktuell einen Hund, der aus Unsicherheit Mensch und Tier schnappt - für Maulkorb ewig auftrainieren ist keine Zeit bei einem Hund, der quasi jederzeit schnappen könnte.


    Ich gehe mit einem solchen Hund niemals ohne Beißkorb vor die Tür. Ohne Theater trotz kein Training. Es gibt schlichtweg kein Leben außerhalb der Wohnung ohne Beißkorb. Ende der Diskussion.


    Leichte Modelle werden leichter akzeptiert. Muss man halt schauen, ob die als Schnappschutz richtig taugen.


    Der Beißkorb soll vorne nicht an die Nase stoßen und nach unten hin relativ tief sein, wegen hecheln.

    Grundsätzlich ist er ein Werkzeug wie Halsband oder Leine auch. Und da zögert kaum jemand, weil...huch...und...ach...und...der arme Hund...und das muss jetzt erst mal 3 Monate kleinschrittig aufgebaut werden.


    Hab ich so noch nie gemacht. Ein Hund, der schnappt odet beißt kriegt Beißkorb rauf, sofort, und geht nicht mehr ohne. Je selbstverständlicher ich das handhabte, umso selbstverständlicher war's für den betroffenem Hund

  • Bei mir käme in einem solchen Fall auch ohne großes Gewese sofort ein Maulkorb drauf - Mimose hin oder her, da geht der Schutz Dritter vor.


    Mit einem Hund, der Kinder nicht mag, würde ich (fremde) Kinder einfach meiden/fernhalten - das wird meist nichts mit Schönfüttern und erhöht eher die negative Fixierung.

    Du hältst Kinder fern, Dein Hund hat sie zu ignorieren und fertig.


    Auf das übrige Verhalten muss jemand live drauf schauen, um das einzuschätzen. Es könnte sein, dass Du die Problematik verstärkst, indem Du Unsicherheit oder Angriffe noch bestätigst und zu wenig führst.

    Mit Pech stimmt aber auch einfach die Chemie zwischen den Hunden nicht, so dass Du dann trennen können müsstest.

  • Ansonsten: Ich würd mich mal mit dem Gedanken auseinander setzen, wahrscheinlich einen angstaggressiven Hund - jedenfalls Menschen gegenüber - zu haben ( Der Konflikt, der scheinbar zwischen Alt- und Junghund schwelt kann eine ganz andere Ursache haben)


    Etwas überraschend und nichtsahnend selbst unlängst einen Menschenzwicker aufgenommen, insofern bin ich wahrlich keine Instanz in Sachen Stress vs. Aggressionsverhalten, sondern selbst am Tüfteln und vorallem einlesen und diesen Hund lesen lernen. Aber das würd ich Dir auch empfehlen. Einlesen.

    Stress/Angst/Unsicherheit und Aggression und wie's zusammen hängt.


    Davon ganz abgesehen: an der eigenen Unsicherheit kann man arbeiten. Am Auftreten, der Präsenz dem Hund gegenüber, der eigen Haltung (körperlich wie gedanklich), der Atmung, den inneren Bildern und dem, was man denkt, dass andere denken könnten.


    Erster Schritt: für passende Ausrüstung sorgen, um sich selbst sicher sein zu können, den Hund sicher zu führen, egal was ist. Wo wir wieder bei Beißkorb wären.

  • Gibt's keinen Grund fuer nen Korb, nehm ich mir alle Zeit der Welt und gewoehn den Hund in Ruhe dran. Gibt es einen Grund fuer den Korb und der Hund kennt ihn noch nicht, laeuft es hier auch ueber 'draufziehen und fertig'.

    Mein Maliruede musste als Junghund ploetzlich einen tragen, damit er kein Gras frisst (das haette ggf. Erbrechen ausgeloest und dadurch haetten die Naehte am Darm und am Magen reissen koennen). Er kannte den Korb zu dem Zeitpunkt nicht und hatte dann eben einfach Pech. Abstreifen wollen o.ae. wurd verboten und fertig.

    Klar, nicht super toll. Aber auch kein Weltuntergang..

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