Hunderassen, Mythen und Realität

  • Samojede


    Mythos: extrem freundlicher, offener, aber auch sturer Hund der kaum Jagdtrieb und kaum Schutztrieb besitzt und als Wachhund ungeeignet ist. Während dem Fellwechsel zweimal im Jahr viel bürsten nötig.


    Realität: Den eigenen Leuten gegenüber ein Lamm, Freundlichkeit fremden gegenüber hängt sehr von Reaktion von Frauchen ab. Sturheit ist vorhanden. Jagdtrieb war bei unseren immer enorm und Schutztrieb brachten sie auch mit. Sobald zuhause suchten sie sich Plätze an denen man Eindringlinge gut stellen könnte und ließen sich dort nieder. Das gesamte Jahr über am haaren so dass man nie saubere Kleidung haben wird trotz bürsten.

  • Super interessanter Threat.


    Ich finde es aber sehr schwierig klassische Charaktereigenschaften fest zu benennen, denn sowohl die Zucht, als auch die Sozialisierung spielen dabei eine gewichtige Rolle..


    Mythen über DSH wurden ja schon alle genannt.


    Realität:

    1. eigener Schäfi, Rüde - ein in sich ruhender und sehr ausgeglichener und Menschen über alles liebender Hund, ohne spürbaren Schutz - und Wachtrieb (erst im wirklichen Ernstfall), extrem beutetriebig, sozialverträglich aber sehr kontrollierend und territorial bei anderen Hunden (gut lenkbar), arbeitswütig, sehr gehorrsam, aber manchmal auch ignorant, Jagdtrieb, sehr belastbar.


    2. Schäfi, Weibchen - braucht keine fremden Menschen, ausgeprägter Schutz - und Wachtrieb, mittlerer Beutetrieb, bei bekannten Hunden nicht territorial und sozial freundlich, aber ohne Lenkung auch ein Kontrolletti. Jagdtrieb, arbeitswütig und sehr leichtführig, sensibel und nervös.


    Da die ganzen Triebstärken von Menschen durch Zuchtlinien gelenkt werden, fallen mir nur drei Charakter - Grund-Gemeinsamkeiten ein die ich bis jetzt wirklich bei allen Schäfis gefunden habe - ihren Kontrollzwang bei anderen Hunden, den ich aber bei ausreichend Knowhow als leicht lenkbar empfinde, ihre absolute Hingabe mit "will to please" dem HH gegenüber und ihren Beutetrieb.

  • Zum Nova Scotia Duck Tolling Retriever kann ich von meiner Hündin hinzufügen, dass sie in Bezug auf Menschen den Rassestandard nicht gelesen hat.

    Sie liebt jeden Menschen. Aber sie hat als angehender Rettungshund von klein auf gelernt, alle Menschen sind toll

  • Border Collies


    Mythos: Sind sehr leicht zu erziehen, Allrounder und für alle Sparten des Hundesports denkbar, ideale Familienhunde bei geistiger Auslastung, brauchen viel Auslastung bzw. Kopfarbeit, müssen Ruhe lernen, kinderlieb, starker Bewegungsdrang, intelligent, haben einen starken will-to-please, sind tolle Hütehunde, brauchen Schafe, um glücklich zu sein usw.


    Realität: Kann so pauschal nicht beantwortet werden, da die Zuchtrichtungen stark auseinander gehen und sich damit auch die Verhaltensmerkmale und optischen Erscheinungsbilder stark voneinander unterscheiden.

    Man sollte sich wirklich vor der Anschaffung klar darüber sein, was man für einen Border Collie möchte. Braucht man ihn tatsächlich für die Arbeit am Vieh, als Familienhund, als Sporthund usw.

    Border Collies, die für die Arbeit am Vieh gezüchtet werden, finden sich fast ausschließlich in der Hüteleistungslinie bzw. Arbeitslinie, weil die Hunde dort auf diese Fähigkeiten hin selektiert werden. Zwar finden sich auch in den anderen Linien bzw. aus Mischlinien Border Collie, die brauchbar am Vieh sind, allerdings kann man sich beim Kauf dort nicht mehr auf diese Fähigkeiten verlassen bzw. machen sie einem das Training in vielen Fällen deutlich schwieriger.


    Zu den Hunden aus der Arbeitslinie kann man sagen, dass sie bei guter Zucht, Aufzucht und Erziehung wesensfest und freundlich sind. In der Regel sind sie sogar sehr entspannt, aber auch sehr reaktionsschnell. Die, die ich bisher kennen lernen durfte, sind alle stabil in ihrem Wesen gewesen. Das heißt für mich, dass sie nicht übermäßig ängstlich, nicht so leicht überdrehen, sich gut an ihren Besitzer binden und ihm vertrauen und zu Menschen (groß und klein) sehr freundlich sind. Die Hunde brauchen in meinen Augen tatsächlich Schafe, um glücklich zu sein. Wobei das Wort "glücklich" beim Hund ja ein dehnbarer Begriff ist. Meine Beobachtung ist, dass durch die regelmäßige Hütearbeit die Hunde nicht mehr so schnell auf Reize anspringen im Alltag. Sie sind ausgeglichener, ruhiger und entspannter im Alltag.

    Leicht zu erziehen sind diese Hunde aus der Arbeitslinie auf der einen Seite durch ihren will-to-please schon. Sie lernen schnell, was man ihnen beibringt, sind aber auf der anderen Seite wiederum schwierig zu erziehen, da sie keinen eingebauten Reizfilter haben und auf vieles anspringen. Daraus können sich Verhaltensauffälligkeiten ergeben bis hin zu Neurosen. Die Welt muss ihnen erst gründlich gezeigt werden und man muss früh problematische Anzeichen im Verhalten erkennen und rasch richtig intervenieren können.

    Diese Hunde sind keine Allrounder, sondern Spezialisten auf diesem einen Gebiet. Ihre "Hütetriebelemente sind so extrem in der Zucht verstärkt worden, die sie sich nicht mit anderen Hunden vergleichen lassen. Im Grunde sind sie derart "pervertiert", dass die Hunde dabei sogar tot umfallen könnten, weil sie auch keinen eingebauten Pausenknopf haben. Ihre Lebenserhaltungstriebe wie Essen, Schlafen, Trinken und Sex sind dabei völlig ausgeschaltet.

    Sie sind auch nicht für alle Sportarten gleich geeignet. Sie sind schnell, reaktionsschnell, leicht zu führen auch bei sehr hohem Tempo. Das ist super für den Hundesport. Allerdings baut sich ihr Adrenalinspiegel bei schnellen Hundesportarten sehr stark auf und kann sich nicht mehr so leicht runterregulieren. Das bedeutet ein sehr hohes Maß an erzieherischen Kompetenzen, Hunde dort adäquat auch in diesen hohen Erregungszuständen führen zu können. Schafft man dies nicht, hat man lauter stark kläffende, total hibbelige und geiernde Border Collies am Rand stehen, die nun alles andere als leichtführig sind. Und auch einen guten Lauf wird man so nicht hinbekommen. Der Border Collie ist also alles andere als per se ein Erfolgsgarant im Hundesport.


    Ihr Bewegungsdrang ist der wie von vielen anderen Hunderassen auch. Mehr und längere Spaziergänge brauchen sie nicht.

    Kopfarbeit ist auch so ein Wort. Ich sehe dabei immer Hunde mit diesen Kongs mit Leckerli drin vor mir. Ähnlich wie bei Affen in einem Gehege, damit sie etwas Beschäftigung haben. Die Besitzer berichten dann von den Hunden immer voller Stolz, sie hätten gerade etwas fürs "Köpfchen" getan. Hält man sich allerdings ihre Zuchtgeschichte und den Hütetrieb vor Augen, erscheint diese Beschäftigung (die ja auch durchaus zwischendurch eine nette Idee ist) als keine adäquate "Kopfarbeit", im Sinne einer guten Auslastung. Hier wird "Kopfarbeit" recht weit ausgelegt.


    Ideale Familienhunde sind diese Hunde aufgrund des oben genannten in meinen Augen auch nicht. Familien können und wollen sicher nicht alle, so genau auf ihre Hunde achten oder den Kindern ständig verbieten, Gegenstände zu werfen. Ambitionierte Viehhalter oder Hundesportler können diese Hunde natürlich auch innerhalb ihrer Familien halten und sie sind dann auch tolle Familienhunde. Aber deshalb pauschal zu meinen, sie seien ideale Familienhunde mit ein bissl Kopfarbeit ist schon sehr "mutig". Da gibt es einfach von Grund auf entspanntere Rassen für.


    Border Collies aus der Showlinie sind da anders. Sie sind aber auch nicht mehr auf den Hütetrieb selektiert worden. Essen, Trinken, Sex und Schlafen stehen da wieder mehr im Vordergrund und sie können davon nicht mehr so leicht abgelenkt werden ;-) Allerdings sind mit diesem Trieb auch der will-to-please nicht mehr wirklich da, die Reaktionsschnelligkeit, die leichte Lenkbarkeit sowie das Feine und Filigrane. Sie wirken in meinen Augen mittlerweile nahezu plump mit ihrem dicken Fell sowie in ihren Bewegungen eingeschränkt. Manche wirken auf mich wie Berner-Sennenhunde. Zudem empfinde ich sie nicht mehr als so wesensfest wie Border Collies aus der Arbeitslinie. Sie haben mitunter ihre Marotten wie Angst, gehen auch schon mal nach vorne, haben mehr Probleme mit Fremden oder Kindern, sind stressanfälliger, ziehen mehr und extrem an der Leine (gut, ist vieles Erziehungssache, allerdings ist die Erziehung hier nochmal eine ganz andere und in meinen Augen auch schwierigere aufgrund der meist recht hohen Unsicherheit von Seiten des Hundes)

    Diese Hunde sind auch nicht mehr so gefragt für den Hundesport, weil sie diese guten Fähigkeiten nicht mehr mitbringen. Dafür sind sie diejenigen Border Collies, die mit ein bissl Kopfarbeit, Spaziergängen, Bällen, Wald- und Wiesenagility tatsächlich auszulasten und zufrieden sind. Am Vieh taugen sie in der Regel nicht mehr.


    Sport- und Mischlinien haben noch viel Arbeitslinienanteil und sind daher gut vergleichbar mit diesen. Allerdings bleibt ein Stück Überarrschungspaket, weil ihre Selektion nicht so klar ist. Bei diesen Hunden sollte man die Zuchten und deren Hunde vorher gründlich studieren, damit man weiß, was man in etwa kriegt. Einige sehen aus wie Windhundmischlinge und einige sollen optisch ein bissl mehr Richtung Showlinie gehen, allerdings mit mehr Arbeitsfähigkeitsanteil.


    Ich finde, dass diese Rasse alleine in ihrer Anschaffung schon große Herausforderungen bereit hält. Von daher ist es gut, wenn man ziemlich genau weiß, was man will. Hat man sich den richtigen Hund für sich herausgepickt, ist er gut gezüchtet, aufgezogen und erzogen worden, dann hat man den besten Freund fürs Leben. Sie sind schon sehr besonders, weil sie einfach alles mitkriegen und man das Gefühl hat, als würden sie einen verstehen.

    LG Maren

  • Chihuahuas sind ja leider verschrien als hysterische Kläffer, Handtaschen-Hündchen ohne jedes Bewegungsbedürfnis und als nicht sehr lernfähig/-willig.


    In Wahrheit sind sie für Hundesport zu begeistern, sehr aufmerksam und gelehrig, aktiv und bei richtiger Haltung auch ziemlich ausgeglichen.

  • Toller Thread, super interessant!!! Danke fürs Aufmachen! Ich finde es total interessant alles zu lesen, nicht nur für jemanden, der auf Hundesuche ist sondern auch ganz allgemein. ich habe bis jetzt schon einiges dazugelernt was ich vorher nicht wusste, Klasse!!!

  • Beagle-Mythos: Laut, fett, verfressen, nahezu unerziehbar, bindungsunwillig, kaum kontrollierbarer Jagdtrieb, kaum ableinbar, stur ohne Ende, machen nur ihr Ding.


    Ich kenne inzwischen ziemlich viele Beagle, die eine gute Figur haben - mehr als zu proppere sogar. Meiner war ein Moppel beim Vorbesitzer (25kg), hat trotz Kastration und Alter noch gut abgespeckt( 17-18kg).

    Dauerkläffer sind hausgemacht, sie fordern gerne lautstark etwas ein, gibt man nach hat man den Grundstein dafür gelegt. Spur und Sichtlaut sind allerdings durchaus gewünscht, kenne viele Beagle die sehr selten bellen, meiner ist sehr ruhig.

    Verfressen stimmt bei den meisten, sie fressen rasend schnell und nahezu alles, glücklicherweise haben sie meist einen robusten Magen. Es gibt aber auch unter den Beagles Mäkler. Meiner wird es nun im Alter. Die Verfressenheit ist typisch bei Meutehunden, wer wählerisch und langsam frisst, geht oft leer aus. Man kann das beim Training allerdings gut zur Motivation und Belohnung nutzen.

    Ich kenne viele recht ordentlich erzogene Beagle, die auch in Wald und Wiesen freilaufen können. Meinen darf ich dazu zählen, er war nie weg und steht selbst altersbedingt taub noch gut im Gehorsam.

    Der Jagdtrieb ist unterschiedlich ausgeprägt, bei den meisten aber gut vorhanden - und kontrollierbar. Ich kenne auch Beagle im jagdlichen Gebrauch, die im Alltag ganz normal freilaufen können, Gehorsam und Impulskontrolle sind wichtig. Meiner hat eher weniger Jagdtrieb, ging anfangs aber durchaus mal Spuren eifrig nach oder Wild/Katzen wenn es direkt vor ihm lang huschte. Durch Training konnte ich das bald kontrollieren und umlenken. Er lebte hier frei mit Kaninchen, Hörnchen und Vogel, auch Wildtierpfleglinge akzeptiert er ohne Probleme.

    Stur würde ich Beagle nicht nennen, eigenständig und sehr beharrlich trifft es für mich eher. Sie können sich gut allein beschäftigen und ernähren, es gibt schließlich überall was zu riechen, Müll und Aas, ab und zu auch ne Maus, füllen den Bauch auch gut.

    Ihrem Job, ihrer Bestimmung können sie auch ohne Mensch gut nachgehen.

    Die Beharrlichkeit ist erwünscht, er soll auf der Spur bleiben, egal was da ist, stundenlang auch mit Dornen in den Pfoten. Der profane Hausbeagle zeigt das gern wenn er etwas möchte, aber nicht bekommt. Er kann ewig wieder nachfragen, gibt die Hoffnung nicht auf sein Ziel zu erreichen. Konsequenz, Humor und Durchhaltevermögen können schon nicht schaden als Halter. :roll:

    Beagle muss man öfter mal erinnern, wie die Regeln waren. Als Halter muss man ihn davon überzeugen, dass man auch ein brauchbarer und interessanter Teilnehmer am Gassigang ist, dann kann der Beagle auch die Nase vom Boden bekommen, aufmerksam und willig sein. Sie lassen sich für vieles begeistern, durchaus auch ernsthaften Hundesport, sind für jeden Unsinn zu haben. Geschenkt bekommt man in der Erziehung nix beim Beagle.

  • Ich hab ja nun keine reinrassigen Huskys oder TWH sondern deren Mischung , aber die Mythen/Vorurteile bekommen wir dennoch oft genug zu hören.

    Ich schreib für "Husky", viele Leute erkennen das in meinen Beiden :)


    Husky

    Mythos :

    Die müssen aber am Tag mindestens 20 Km laufen (gerne auch 30...40..oder NOCH mehr Km)


    Realität:

    Sie sind Ressourcenschoner. Gibt es nichts zu tun, liegen sie rum und sparen Energie.

    20 Km und mehr laufen sie, natürlich, aber auch nur wenn sie trainierte Sportler sind, für einen vernünftig gehaltenen und ausgelasteten Husky ist es kein tägliches MUSS.


    Mythos:

    Die armen Hunde, die Sommer hier sind viel zu heiss für sie, sie brauchen Schnee und Eis


    Realität:

    Auch in den Ursprungsländern der Rasse gibt es einen Sommer. Und auch dort wird es in Spitzen mal so richtig heiss!

    Ihr Fell ist im Winter hervorragend geeignet Wärme am Körper zu halten, und im Sommer die Hitze abzuschirmen.

    Kaum ein Hund ist bei 35 Grad Celsius noch superaktiv, egal welche Fellform.

    Sie lieben Eis und Schnee-aber das hat mein Langhaardackel auch :)


    Mythos:

    Sie sind stur und unerziehbar


    Realität:

    Stur? Ja, zumindest meine sind das schonmal, allerdings fordere ich dann meist Dinge die sie in dem Moment als unnötig/lästig ansehen. Mit der richtigen Begeisterung, oder wenn ich "erkläre" das ich das so nun aber genau so und so haben möchte, machen sie sehr viele Dinge doch.

    Sie möchten manchmal überzeugt werden, können dann aber auch Feuer und Flamme sein. (Damon macht zB Agility. Die Trainerin ist immer begeistert das der "Sturkopf" mitmachen WILL)


    Unerziehbar? Nein, absolut nicht. Wenn es Dinge sind die sie leisten können, sind sie mit Herz dabei. Es gibt Dinge, da kommt die Genetik ins Spiel und ich war mir dessen vor der Anschaffung bewusst und komme damit klar.

    Meine sind zB nicht ableinbar wenn wir zusammen unterwegs sind. Einzeln geführt ist die Dynamik direkt eine andere und sie laufen anders mit uns.

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