Eure Meinung zu Outcrosszuchten / Rassenerhaltung?

  • Hallo ihr Lieben, ich habe leider keinen Bereich bezüglich Rassen gefunden, also hoffe ich einfach mal dass ich hier richtig bin.


    Wir haben einen Pinscher-Mix-Rüden und überlegen schon lange ob ein Zweithund vielleicht eine Bereicherung wäre. Aber auf ein klares Ja/Nein oder eine Rasse konnten wir uns bisher nicht einigen. Es eilt ja nicht und lieber beschäftige ich mich weit im Voraus mit dem potenziellen Neuankömmling. Darum soll es aber jetzt nicht vorrangig gehen, sondern eher um eine “Rasse” über die ich im Moment sehr viel nachdenke und recherchiere.
    Viel lieber würde ich eure ehrliche und objektive Meinung zu Outcross-Verpaarungen erfahren. Wenn ihr nicht wisst was ich damit meine: Es handelt sich nicht um Hybriden als Designerhunde. Das ganze dient der Rassenerhaltung von Rassen mit einer kurzen Lebenserwartung oder aggressiven Erbkrankheiten. In Deutschland scheint mir das ganze nicht so häufig vertreten, in anderen Ländern scheint es mir aber schon relativ etabliert zu sein.


    Meine Tante lebt in den USA und kennt diverse solcher Projekte. Seit einiger Zeit betreut sie selbst ein vergleichsweise junges Projekt. Hierbei geht es um die Rassenerhaltung des Dobermanns. Unterschiedliche Rassen werden eingekreuzt und nach der F4-Generation wird er wieder als reinrassiger Dobermann bezeichnet. Alle Zuchthunde haben ein etwas höheres Mindestalter und werden sehr aktuell auf alle rassetypischen Krankheiten getestet und nur verwendet wenn alles gesunde Ergebnisse hervorbringt. Ein robuster und gesunder Hund mit seinen ursprünglichen Eigenschaften soll das Ziel sein. Meine Tante selbst besitzt drei Outcross-Dobermänner (einen F1-Rüden 50% Dobermann 50% Cane Corso, einen F2-Rüden 75% Dobermann 25% Rottweiler und eine F2-Hündin 75% Dobermann, 25% Greyhound). So habt ihr auch mal einen Überblick welche Rassen da so in Betracht gezogen werden.


    Ich persönlich empfinde diese Erhaltungsprojekte als positiv und würde es schon in Erwägung ziehen einen Welpen aus einer solchen Zucht zu mir zu holen. Dennoch interessieren mich eure Meinungen dazu, bitte mit Grund. Vielleicht hat der ein oder andere auch schon persönliche Erfahrungen gemacht wie ich, und kann mir berichten. :hundeleine04:



    LG Diane :winken:

  • Guten Morgen,


    ich habe von solchen Bestrebungen gehört, aber hauptsächlich im Zusammenhang mit Frenchies oder Möpsen. Ich glaube im Qualzuchtthread findet man da auch ein paar Informationen zu.
    Mein Problem, das ich mit solchen Programmen habe, ist, dass so etwas nicht "wissenschaftlich" gestützt ist.
    Vielfach sind das irgendwelche Privatleute (Vermehrer), die auf den Zug aufspringen, dass inzwischen die meisten Leute begriffen haben, dass einige Rassen einfach total kaputt gezüchtet sind. Also mixt man irgendwas vermeintlich Gesundes zum kranken Mops und verkauft die Welpen dann für viel Geld als "Neuzüchtung", die natürlich keine einzige typische Rassekrankheit bekommen werden.


    Meiner Meinung nach verschiebt man damit nur die Probleme.
    Dann hab ich einen Mops x Jacky Mix, der hat dann vielleicht etwas mehr Nase, dafür aber Epilepsie oder kaputte Knie - oder alles.
    Oder es werden Rassen gemixt, die optisch zu passen scheinen, aber eben charakterlich überhaupt nicht in einem Hund stecken sollten. Oder der Charakter passt, aber der Körperbau ist dafür nicht ausgelegt.


    In Deinem Beispiel: der Dobermann ist ja relativ zierlich. Der Rottweiler oder Cane Corso eher nicht ... Ist das dann in der F4 tatsächlich ein "reinrassiger" Dobermann?


    Ich finde auch, dass es vernünftige Ansätze braucht, um bestimmte Rassen zu erhalten oder wieder gesünder zu machen, aber das, was ich bisher dazu gelesen habe, wenn "gezielt eingekreuzt" wurde, scheint nur Geldmacherei zu sein, von Leuten, die oft nichtmal in einem der großen Zuchtverbände mitmachen würden, weil ihnen die Auflagen dort zu strikt sind. Unter dem Deckmantel eines solchen Projektes gibt es überhaupt keine sinnvolle Kontrollinstanz mehr (da es de facto eben "nur" Mischlinge sind, auch wenn man es "Outcross" nennt ;) )


    LG

  • ich meine mal vor längerer zeit gelesen zu haben, dass beim IRS versucht wurde, ein IRWS, oder evt auch einen Gordon (ich bin mir echt nicht mehr sicher) mir rein zu züchten, um eben das "Blut aufzufrischen" und ich meine es ging auch um eine bestimmte Krankheit.
    Das wurde vom Verband aber abgelehnt.


    diese damalige Bestrebung fand ich, von dem was ich gelesen hatte, echt gut.
    Aber das was du da beschreibts, ergibt für mich nicht das Bild einer kontrollierten, durchdachten "zucht". Einfach irgendwelche Rassen miteinander zu kreuzen, so wirkt deine Beschreibung mit dem Dobi auf mich, ist für mich nix anderes wie ein Designerdog, nur mit nem anderen Namen.

  • Es kommt immer darauf an, wie "Outcross" durchgeführt wird.
    Es gibt einfach zu viele Menschen die sich in Grüppchen zusammentun, gemeinsam Rassen vermischen und das dann als Zuchtstrategie vermarkten.
    Aber so funktioniert das nicht unbedingt und entweder verläuft das irgendwann im Sande oder es wird eine neue Hybridrasse geboren.


    Ganz gut funktioniert hat das bei den Continental Bulldog.
    Sie wurden aus Englischer und Old Englisch Bulldog gemixt, um eine gesündere Bulldog zu kreieren.
    Das hat auch tatsächlich funktioniert, aber sie wurden dabei von schweizer Kynologen begleitet und beraten.
    Die Rasse bekam den Namen Continental Bulddog und wurde vor noch nicht so langer Zeit vom VDH national anerkannt, auf die internationale Anerkennung durch die FCI wird hingearbeitet.

  • Prinzipiell, wenn es gute Gründe gibt und es durchdacht und fundiert gemacht wird, spricht nichts dagegen.


    Was Du aber über das Projekt, an dem deine Tante beteiligt ist, schreibst, liest sich für mich absolut nicht durchdacht. Was bitte sollen Cane Corso, Rottweiler und Greyhound dabei?
    Ich hätte mir dann eher Rassen gesucht, die von Typ und Rassegeschichte her besser passen.

  • Das ist sicherlich ein guter Ansatz, um die genannten Rassen wieder etwas "gesünder" zu züchten. Inwieweit das funktioniert, weiss ich nicht und werde es auch nicht erleben. Ich frage mich nur, wie man es verstanden hat, einige Rassen so kaputt zu züchten. Der Dobermann war in meiner Jugend keinesfalls zierlich und nervös, er war ein kraftvoller stabiler Gebrauchshund und DCM? Was war das? Gleiches gilt für den Boxer. Wenn man die Boxer aus den 70-ern sieht und mit den heutigen Plattnasen vergleicht, ist das nur schrecklich. Die Deutsche Dogge hatte nicht nur eine Lebenserwartung von 6 Jahren und der Deutsche Schäferhund war ein nervenstarker "Polizeihund" mit geradem Rücken. Wenn man die Bilder von damals und heute sieht, ist das nur schlimm.
    Und was bringt es, die Rassen wieder "zurück zu züchten" - es ist nur eine Frage der
    Zeit, bis sich die Züchter wieder dem oft fragwürdigen Geschmack ihrer Kundschaft beugen. Funktionieren könnte es in Einzelfällen, der Old English Bulldog wurde ja genannt. Das Unberechenbare an dem Projekt ist der Mensch.

  • ich meine mal vor längerer zeit gelesen zu haben, dass beim IRS versucht wurde, ein IRWS, oder evt auch einen Gordon (ich bin mir echt nicht mehr sicher) mir rein zu züchten, um eben das "Blut aufzufrischen" und ich meine es ging auch um eine bestimmte Krankheit.
    Das wurde vom Verband aber abgelehnt.


    diese damalige Bestrebung fand ich, von dem was ich gelesen hatte, echt gut.
    Aber das was du da beschreibts, ergibt für mich nicht das Bild einer kontrollierten, durchdachten "zucht". Einfach irgendwelche Rassen miteinander zu kreuzen, so wirkt deine Beschreibung mit dem Dobi auf mich, ist für mich nix anderes wie ein Designerdog, nur mit nem anderen Namen.


    Interessant eure Meinungen zu lesen. :winken:
    Ganz genau, ich habe es auch schon von einigen anderen Rassen gehört und wollte mich auch gar nicht auf mein Beispiel versteifen.


    Wie ich bereits erwähnt habe werden die Zuchthunde sehr intensiv auf ihre Gesundheit getestet. Aber auch auf Temperament etc. Vom Vermehren würde ich da auf keinen Fall sprechen und ich kenne die Einnahmen und Ausgaben von den Würfen die meine Tante zu betreuen hat. Man macht damit alles aber kein Geld.. Willkürlich irgendwelche Rassen kreuzen ist auch etwas anderes, also auch das Zusammenspiel von zwei Hunden wird deutlich geprüft. Die Würfe wurden schon mehrere Monate/Jahr davor geplant. Die machen schon mehr als ich es von einigen VDH-Züchtern kenne die sich ja auch nicht gerade wenig kümmern. Aber natürlich gibt es genug Menschen die sagen das alles Vermehrer sind sobald nicht in einem Zuchtverband gezüchtet wird. Bei reinrassigen Hunde sehe ich das ja genauso von daher kann ich euch verstehen.
    Und sicher gibt es auch Erhaltungsprojekte wo der Name einfach als Deckmantel für Mischlingszuchten verwendet wird. Ich rede aber wirklich nur davon wenn es (zumindest in meinen Augen) seriös betrieben wird.


    Bei Diskussionen Züchter VS Tierschutz wird auch jedes Mal gennant dass Mischlinge ja so viel robuster und weniger anfällig für Krankheiten sind etc und das wurde mir schon bei meinem ersten Hund vor 17 Jahren ans Herz gelegt und hat sich bis heute nicht geändert. Ob das letzten Endes wirklich stimmt keine Ahnung, da hätte ich zu wenig Hunde um mir ein eigenes Bild zu machen und wissenschaftliche Beweise wären mir darüber auch nicht bekannt.


    Charakter und Aussehen von solchen Mischlingen kann man natürlich nie Vorhersagen aber mit der Erfahrung die sie mittlerweile haben lässt sich da schon einiges in die gewünschte Richtung drehen. F1-Verpaarungen sehen immer wie Mischlinge aus, aber schon bei F2 sieht man ganz deutlich den Dobermann in den meisten Fällen. Ein Hund (Generation F2, 75% Dobermann, 25% Cane Corso) den ich auch selbst kennen gelernt habe sieht zum Beispiel aus wie ein melanistic Black (ich weiß nicht wie man es in Deutsch bezeichnen würde, einfach einfarbig schwarz?) Dobermann. Er hat 73cm und 48kg. Der Dobermann (reinrassig europäischer Dobermann) meines Vaters ist mit seinen 78cm hingegen ein Bulle. Ab Generation F4 gelten sie einfach wieder als “zurückgezüchtet” bzw. reinrassig. Ob sie damit in den Rassestandard passen ist damit nicht gesagt, da habt ihr recht. Aber wie ich es bisher beobachten konnte ist man zumindest nah dran. :smile:

  • Problem bei der Sache ist halt, dass eine Mischung aus zwei kranken Hunderassen keinen gesunden Hund ergibt.


    Mittlerweile sind fast alle Hunderassen irgendwie mit irgendwas vorbelastet und man kann Erkrankungen oder Neigung dazu nicht gegeneinander aufheben.


    Denn dann wäre es ja toll und einfach Rassekrankheiten einfach auszuradieren.


    Für mich ist es Augenwischerei. Ähnlich wie bei der „Hybridzucht“. Lässt sich mittels unhaltbarer Versprechen teuer verkaufen. Mehr leider nicht.

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