Aufreiten auf Menschen mit Beißen

  • Hallo Ihr Lieben, ich habe ein Problem. Ich bin öfter mal im Ausland, hier leben viele Strassenhunde. Ein sehr menschenbezogener Rüde hat es mir angetan. Er ist jung, vielleicht 8 Monate alt. Als ich vor 2 Monaten hier war, hat er schon öfter, wenn ich intensiv mit ihm gespielt habe bei mir versucht aufzureiten und wenn ich versucht habe das zu unterbinden hat er nach mir gebissen, sich in meiner Jacke verbissen. Damals war ein Freund mit, er hat mich immer wieder aus der Situation befreit. Ich hab mir damals nichts dabei gedacht, er war ja quasi noch ein Baby, Babygesichtchen, Babyfell.
    Jetzt sieht er schon ganz anders aus, das Babyfell ist fast weg und das Gesicht ist erwachsen geworden. Ich habe überlegt, ihn beim nächsten mal mitzunehmen, sobald er ausreisefertig ist.
    Heute war ich mit ihm lange spazieren, er lief problemlos an der Leine die ich besorgt hatte um das mit ihm zu übern aber als ich dann mit ihm gespielt habe hat er wieder damit begonnen bei mir aufzureiten, richtig wild. Hab mehrfach laut nein gesagt, er wurde immer wilder, hat mich mehrfach in Arm und Bein (Jacke und Jeans, zum Glück nicht so dass es durch ging)gebissen und da ich alleine war hatte ich echt Probleme ihn loszuwerden. hab ihm dann schnell eine Wurst die ich im Rucksack hatte ins Maul gesteckt und konnte mich so befreien. (Ich weiß falsches Verhalten belohnt aber ich wusste mir nicht anders zu helfen) So war er abgelenkt, ich hab Halsband und Leine abgemacht und bin weiter gelaufen. Es dauerte nicht lange und er kam hinterher, als wäre nichts gewesen, war wieder ganz lieb. Auch die ganze Woche zuvor war er lieb, hat viel an mir gekuschelt und es sehr genossen, wenn ich ihn gekämmt habe aber da war ich auch immer nur kurz mit ihm unterwegs.
    Ich frage mich nun, ob es wirklich eine gute Idee ist ihn zu adoptieren. Ich hatte echt Angst, als er mich heute nachmittag so angefallen hat. Bis ich ihn holen könnte müsste er auch noch knapp 2 Monate in einer Pension verbringen, also noch 2 Monate älter bis ich versuchen könnte mit Hilfe eines Trainers das Verhalten abzustellen, ich selbst habe kaum Hundeerfahrung. Ich weiss, wenn er das Verhalten erst Zuhause gezeigt hätte, müßte ich auch damit klar kommen, denn einmal adoptiert ist für mich wieder abgeben keine Option. Ich habe schon mal bisschen nachgelesen, aufreiten alleine ist wohl nicht annähernd so problematisch und einfacher zu beeinflussen, wie beim Menschen aufreiten und dann beißen. Kann man das in den Griff bekommen? Jetzt weiß ich nicht mehr was richtig ist. Hat jemand Erfahrungen damit und kann mir einen Rat geben?



    Viele Grüße
    Anja

  • Hey :winken:


    Erfahrung damit habe ich nicht, aber ich hab angemarkert, was mir aufgefallen ist. Du hast den Hund vielleicht durch deine Spielaufforderung so aufgeputscht, dass er außer Rand und Band war, wie das bei Kindern und Halbstarken auch mal vorkommt, dass sie kein Ende finden.


    Solltest du diesen Hund übernehmen wollen, würde ich als erstes diese Spielaufforderungen sein lassen und diese Situation vermeiden. Der Hund muss lernen, dass er Respekt und Distanz halten muss, dass er dich weder anspringen noch nach dir schnappen darf. Beißen, ob in Kleidung oder in Haut, geht gar nicht. Meine Meinung =) .


    Ist es denn ein Straßenhund, oder befindet er sich in einem Shelter oder Tierheim? Wie sieht er denn aus? Also, was für ein Mix ist er?


    Die Frage ist, kannst du dem Hund helfen, sich hier zurecht zu finden? Kannst du ihm Anleitung, Erziehung, Hilfestellung geben, so dass er es leicht hat, sich hier in D einzufügen?
    Wie gehst du mit Jagdtrieb um? Was machst du, wenn er Angst zeigt vor neuen Dingen? Wenn er nicht allein bleiben kann, wenn du arbeiten gehst?


    Du wirst eine Menge Zeit und Geld investieren müssen, um den Hund so weit zu bringen, hier angepasst leben zu können. Ich sage nicht, dass es unmöglich ist, aber es ist ein hartes Stück Arbeit.

  • Es könnte ein Streßzeichen sein, aber sowas ist sehr schwer aus der Ferne zu beurteilen. Wenn er als Straßenhund aufgewachsen ist, kann er durchaus Konflikte im Umgang mit Menschen erlebt haben und unsicher sein. Schon möglich, daß bei Erregung durch Spiel sich diese Unsicherheit durch Aufreiten und Beißen zeigt. Ich würde diese Situationen nicht mehr herausfordern und eher ruhige Such- und Konzentrationsspiele mit ihm machen, um an der Bindung zu arbeiten. Aufgeben würde ich diesen Hund noch nicht, sondern die Zeit bis zur geplanten Ausreise gut nutzen.

  • Für mich klingt das am ehesten nach einem totalen Überdrehen in diesen Momenten - Du beschreibst die Aufreite-Beiss-Anfälle so, als würden die am ehesten nach wildem Spiel oder nach doch noch recht ungewohnten "Tätigkeiten" auftreten. Bei Welpen nennt man das nicht umsonst "Welpenwahnsinn" - da gibt es einige Threads zu hier im Forum, lies da vllt. mal rein, auch wenn Dein möglicher Hund schon aus dem Welpenalter raus ist.


    Für einen Straßenhund ist ein Leinenspaziergang mit anschliessendem Spiel eine ziemliche Ausnahmesituation - da kann ein Hund schon mal vor lauter Überdrehen "blöd" werden.
    Das Beissen, das Du beschreibst, klingt nicht danach, als wollte der Kerle Dir tatsächlich etwas tun. Für den sind Deine Zuwendung und Eure gemeinsamen Erlebenisse einfach absolut toll und dann flippt er halt aus.


    Mit etwas Anleitung für Dich sollte das gut in den Griff zu bekommen sein - in erster Linie müsstest Du lernen, den hund nicht so aufzupushen.

  • Guten Morgen, ich melde mich später nochmal etwas ausführlicher aber jetzt habe ich noch eine kurze Frage. Ich werde heute versuchen eine Situation wie gestern zu vermeiden aber was mache ich, wenn es doch wieder passiert? Habt ihr Tips wie ich ihn dazu bringe mich in Ruhe zu lassen, nicht mehr zu beißen, ohne das unerwünschte Verhalten auch noch mit einer Wurst *belohnen* zu müssen?

  • Ich sehe es auch so, dass der Hund zB durch wildes Spiel überdreht und das Verhalten als Übersprung zeigt. Ist an und für sich nicht ungewöhnlich. Wichtig wãre es, so eine Überforderung schon vorab zu vermeiden, zB durch weniger wildes Spiel bzw rechtzeitiges Aufhören. Da liegt es an dir die Signale des Hundes rechtzeitig zu erkennen.

  • Ich bin auch der Meinung, dass er einfach vor lauter Überdrehtheit durch das Spielen so ausflippt, dass er sich nicht mehr einkriegt.
    Ich finde das "Beissen" in so einer Situation auch nicht ungewöhnlich, vor allem bei einem Hund der nicht gut geprägt wurde bzgl. Beisshemmung beim Menschen.
    Das ist m.E. nur eine stressbedingte Übersprungshandlung.

  • Gehe mit ihm Gassi, aber spiel nicht mit ihm. Mein Kleiner war in dem Alter auch völlig überfordert damit, jedenfalls draussen. Im Haus liess -und lässt- er sich stundenlang beschmusen, aber draussen dreht der völlig hohl wenn ich ihn streichele. Beisst und rammelt zwar nicht, aber springt hoch, schubst etc.


    Einfach ruhiges Gassi gehen.

  • Ganz ehrlich? Ich würde mit Maulkorb üben. Dann hast du die Souveränität, das Unterbinden auch durchzusetzen.
    Aber sonst bin ich sicher, dass du das Problem in den Griff bekommst.

  • Sehe das genauso. Bring Ruhe rein, dreh den Hund nicht hoch, und initiiere vor allem kein körperliches Spiel/Rangeln.


    Maulkorb ist ne gute Idee. Und ne Handvoll Futter, die du hinwerfen kannst, ist auch in Ordnung. Von wegen falsches Belohnen - der Hund ist eh total drüber in der Situation, da machste jetzt auch nicht noch mehr kaputt.

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