Kastration ja oder nein?

  • Hallo zusammen,


    Mein Name ist Katja und ich habe zwei Mischlinge aus dem Tierschutz.
    Ben und Maja.
    Maja ist jetzt ca 4 Jahre alt, vermutlich ein Schäfi Mix und kastriert.
    Ich habe sie damals kastrieren lassen, weil sie damals sehr oft, kurz hintereinander läufig geworden ist. Also mit knapp über einem Jahr war sie zum dritten Mal läufig.
    Da meinte meine Tierärztin, die eigentlich gegen Kastration ist, dass man sie besser kastrieren lassen sollte.
    Das hat auch alles gut geklappt. Also es gab überhaupt keine Probleme dadurch.


    Jetzt habe ich noch einen Rüden, Ben. Er ist mit ca 4 Monaten zu mir gekommen, jetzt ist er 2 Jahre alt.
    So vom Aussehen würde ich sagen Laika (Mix?). Er ist ca 60cm und hat 33kg.
    Und jetzt stehe ich vor der großen Frage: Kastrieren- ja oder nein?


    Probleme haben wir eigentlich nicht viele.
    Wir wohnen sehr ländlich. Andere Hunde trifft man hier nicht viele. Wenn doch, kann man ihnen gut ausweichen.
    Ben hat von Anfang an sehr gut gehört. Ich hatte befürchtet, dass das in der Pupertät aufhört, hat es aber nicht. Er lässt sich super abrufen, auch wenn Hasen auf dem Feld unterwegs sind. Er würde schon gerne hinterher, aber sein Drang zum Hören ist da anscheinend stärker.


    Mit Maja kommt er gut klar. Am Anfang gab es ein paar Probleme. Maja ist sehr eifersüchtig und fand es nicht so toll, dass da jetzt noch ein anderer Hund ist. Er hat aber von Anfang an akzeptiert, wenn sie ihre Ruhe haben wollte. Sie toben draußen viel. Sie können zusammen alleine bleiben. Also im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden.


    Ich lese hier oft im Forum mit und habe mir auch schon ein paar Tipps hier geholt. Über Kastration habe ich natürlich auch schon gelesen und weiß, dass die Meisten hier dagegen sind.
    Der Grund, warum ich mir überlege ihn zu kastrieren, ist, dass ich das Gefühl habe, dass er manchmal sehr gestresst ist. Also bevor wir spazieren gehen, fängt er an hin und her zu laufen, fiepst rum und markiert natürlich auch viel. Aber ich denke, dass kann ja bei einem jungen Hund die natürliche Aufregung sein.
    Und der zweite Grund ist, dass es mit anderen Hunden nicht so toll klappt. Ich gehe anderen Hunden generell gerne aus dem Weg.
    Früher bin ich mit Maja öfters mit zwei Freundinnen gegangen. Sie haben beide kastrierte Rüden, die eigentlich sehr verträglich sind. Mit Ben hat das am Anfang auch gut geklappt, bis er dann Geschlechtsreif wurde. Da hat er von den Beiden einmal ordentlich einen auf den Deckel bekommen. Er ist dann sofort zu mir gelaufen und wollte mir auf den Arm springen. Die Beiden wurden natürlich direkt angeleint. Also wirklich was passiert ist zum Glück nichts.
    Ben möchte generell keine anderen Hunde in seiner Nähe haben. Also, wenn uns Hunde entgegen kommen, weiche ich aus oder drehe mich um. Wenn sie ihm zu Nahe sind, macht er Theater. Vor allem an der Leine. Ohne Leine läuft er hin, fängt dann meistens auch an zu bellen und läuft weg. Dann rufe ich ihn zu mir und Leine ihn an. Manchmal klappt es auch gut und sie spielen zusammen. Aber das ist eher selten und wie gesagt, vermeide ich es sowieso gerne andere Hunde zu treffen.
    Jetzt sagen mir oft Leute, dass Hunde Hundekontakt brauchen und dass ich ihn einfach Mal machen lassen soll. Die würden das schon untereinander klären. Er ist ja auch nicht aggressiv. Aber ich habe das Gefühl, dass er es auch nicht toll findet.
    Jetzt die Frage: Brauchen Hunde unbedingt anderen Hundekontakt?
    Ich sage immer, die Beiden haben ja sich.
    Und würde das überhaupt durch eine Kastration anders werden?


    Und dann noch der dritte Grund. Ben ist relativ dünn. Die Tierärztin sagt er ist okay, aber 1-2 kg mehr, könnten nicht schaden. Da Maja und Ben beide nicht verfressen sind, lasse ich beide essen so viel sie wollen. Also hier steht eigentlich immer was, es sei denn ich lasse sie alleine. Die Tierärztin meinte, dass er nicht zunimmt, weil er Stress hat. Wenn er kastriert wäre, würde er von alleine was zunehmen. Gesund ist er auf jedenfall.


    Tut mir leid für den langen Text.
    Danke an diejenigen, die sich das durchlesen und mir sagen können, ob sie kastrieren würden oder nicht.


    Liebe Grüße, Katja, Maja und Ben

  • Ich lese aus deinem Beitrag wirklich nichts heraus, was für mich persönlich für eine Kastration sprechen würde, ganz im Gegenteil.
    Alle kleinen Baustellen hören sich nach Charakter vom Hund und kleinen Erziehungssachen an.

  • Dein Hund hat doch Hundekontakt. Er lebt mit einem anderen Hund zusammen.


    Mehr wollen und brauchen viele erwachsene Hunde nicht. Egal ob kastriert oder nicht.

  • Hallo Katja,
    so wie Du es beschreibst würde ich Ben nicht kastrieren lassen. Den Stress, den er vorm Spaziergang zeigt, kann rassebdingt sein. Ich habe DSH und bei denen ist es genauso. So was würde eine Kastration auch nicht beseitigen. Ebenfalls würde eine Kastra ihn nicht zum Hundefreund machen. Er ist ja von sich aus nicht aggressiv, verteidigt seine Maja auch nicht, sondern hat selbst einen auf den Deckel bekommen. Also sehe ich absolut keinen Grund, ihn kastrieren zu lassen. Obwohl ich nicht zu der Ecke der Gegner gehöre. Aber er hat keine gesundheitlichen Probleme und zeigt auch kein Stressverhalten, wenn irgendwo eine Hündin läufig ist, so wie ich es verstanden habe. Auch kommt er mit Maja gut klar. Es scheint auch nicht so zu sein, daß er Maja versucht zu besteigen, wenn irgendwo eine Hündin läufig ist. Also ist doch alles bestens :applaus: ,freu Dich :D .
    Zum Gewicht: ein großer Rüde mit 2 Jahren ist sehr oft etwas zu dünn und wirkt schlaksig. Das wird sich schneller geben, als Du jetzt denkst. ich würde es weiter so machen, wie Du es ohnehin schon machst, sie fressen lassen wie sie möchten. Sei froh, daß sie nicht verfressen sind, denn von einem übergewichtigen Hund ein paar Kilos runter zu kriegen ist echt nicht einfach.

  • Jetzt sagen mir oft Leute, dass Hunde Hundekontakt brauchen und dass ich ihn einfach Mal machen lassen soll

    Eeeeh, jain. Es gibt Hunde, die Fremdhundkontakt wollen, aber es gibt auch Hunde, die einfach keinen Bock auf (fremde) Artgenossen haben. "Einfach mal machen lassen" ist absolut kontraproduktiv, denn du bestimmst, zu welchen Hunden er Kontakt haben darf. Und du bestimmst auch, wann genug ist bzw. wann er zu unhöflich wird. Von Leuten, die sowas sagen, würde ich mich eher fernhalten xD Denn meistens haben die Leute, die sowas sagen, auch keine Ahnung davon, dass es Mobbing auch unter Hunden gibt. Da ist man dann ganz entgeistert, wenn ein Hund über den Platz gejagt wird und vor Angst zittert wie Espenlaub.

    Die würden das schon untereinander klären.

    ... ja, mit ihren Zähnen und Krallen. Nee, würde ich nicht machen, am Ende darfst du sonst die Tierarztrechnung für beide Parteien bezahlen. Muss nicht sein =)

    Und würde das überhaupt durch eine Kastration anders werden?

    Nein. Eher noch schlimmer, schätze ich.
    Ich denke, dass das Hauptproblem von deinem Ben Unsicherheit ist. An der Leine zeigt sich das durch Leinenaggression/"andere Hunde absolut doof finden". Im Freilauf eben durch das Anbellen und Wegrennen, schätze ich.


    Eine Sache machst du schon ganz richtig: andere Hunde vermeiden. Aber das hilft Ben mit seinen Problemen auch nicht wirklich. Besteht die Möglichkeit, dass du dich öfter mit Hunden triffst, die er mag? Einfach nur zusammen Gassi gehen und schnüffeln lassen, mehr muss da gar nicht passieren.
    Bei Fremdhunden würde ich es künftig so halten, dass du ihn auf deine abgewandte Seite nimmst und an den anderen Hunden ruhig, aber zügig vorbeiführst. Kein großes Drama daraus machen, sondern ganz stumpf vorbeigehen. Wenn dir das für den Anfang zu riskant ist, kannst du nach Möglichkeit auch in einem Bogen an dem anderen Hund vorbeilaufen. Das ist eine beschwichtigende Geste, sowas wie "Beruhig dich, ich will nix von dir" und zeigt deinem Hund auch, dass ihr nichts von dem anderen Hund wollt - also muss Ben sich auch nicht aufregen.


    Eine Kastration würde das Gegenteil bewirken und ihm eher nur noch mehr Stress machen. Testosteron ist ein Hormon, das u. A. fürs Stressmanagement zuständig ist. Je mehr Testosteron man (oder Hund) hat, desto weniger anfällig dafür ist man meist. Da kommts natürlich noch auf die Persönlichkeit usw. an, aber die Hormone sind der Hauptbestandteil unserer Reaktionen.
    Wenn Ben jetzt kein bzw nur noch sehr sehr wenig Testosteron produziert, ist er stressanfälliger, wird evtl. noch unsicherer und die Leinenaggression schlimmer. Eine Kastration würde ich wirklich erst dann in Betracht ziehen, wenn er im Dauerstress durch läufige Hündinnen ist und z. B. Fressen und Trinken verweigert.

  • Danke für eure Antworten.

    Aber er hat keine gesundheitlichen Probleme und zeigt auch kein Stressverhalten, wenn irgendwo eine Hündin läufig ist, so wie ich es verstanden habe. Auch kommt er mit Maja gut klar. Es scheint auch nicht so zu sein, daß er Maja versucht zu besteigen, wenn irgendwo eine Hündin läufig ist.

    Also Maja wollte er genau einmal besteigen. Sie hat ihm dann aber ziemlich deutlich gemacht was sie davon hält. Seit dem hat er es nie wieder probiert.
    Läufige Hündinnen treffe ich eigentlich nie. Das ist mir nur einmal passiert, da war er aber zum Glück noch zu jung. Er ist nur sehr interessiert hinter ihr her gelaufen, bis mir die Besitzerin dann Mal gesagt hat, dass ihre Hündin läufig ist. Da war ich dann auch etwas sauer, weil ich eigentlich dachte, dass man läufige Hündinnen nicht überall rumlaufen lässt.


  • Bei Fremdhunden würde ich es künftig so halten, dass du ihn auf deine abgewandte Seite nimmst und an den anderen Hunden ruhig, aber zügig vorbeiführst. Kein großes Drama daraus machen, sondern ganz stumpf vorbeigehen. Wenn dir das für den Anfang zu riskant ist, kannst du nach Möglichkeit auch in einem Bogen an dem anderen Hund vorbeilaufen. Das ist eine beschwichtigende Geste, sowas wie "Beruhig dich, ich will nix von dir" und zeigt deinem Hund auch, dass ihr nichts von dem anderen Hund wollt - also muss Ben sich auch nicht aufregen.


    Danke.
    Das habe ich dieses Wochenende sogar Mal versucht. Also ich war mit den Beiden in einem Gebiet, wo ich weiß, dass da viele Hunde unterwegs sind. Ich war am Anfang sehr nervös, muss ich zugeben. Aber das hat doch alles besser geklappt als ich dachte. Ich hatte wohl auch Verstärkung dabei, so dass ich nicht beide zusammen halten musste.
    Wir haben viel beobachtet, aus der Ferne, dann was näher. Bis ich gemerkt habe, dass es zu nahe war. Bogen um die anderen Hunde rum gelaufen usw.. Ich glaube das werde ich jetzt auch öfters machen, damit ich dann vielleicht irgendwann Mal wirklich mit beiden entspannt an anderen Hunden vorbei laufen kann.


    Beide sind generell unsichere Hunde, das stimmt.
    Und dadurch, dass ich ja nicht genau weiß was drinnen steckt, ist es für mich schwer einzuschätzen was Charakter ist und was meine misslungene Erziehung ist .


    Die Eier bleiben jetzt auf jedenfall erstmal dran.

  • Und dadurch, dass ich ja nicht genau weiß was drinnen steckt, ist es für mich schwer einzuschätzen was Charakter ist und was meine misslungene Erziehung ist .

    Kenn ich. Du kannst ja mal ein Foto von deinem Hund posten, dann können wir etwas raten =)


    Schön, dass das bisher so gut bei euch klappt und auch die Eier dranbleiben. Das ist die richtige Entscheidung :bindafür:

  • Danke für eure Antworten.

    Also Maja wollte er genau einmal besteigen. Sie hat ihm dann aber ziemlich deutlich gemacht was sie davon hält. Seit dem hat er es nie wieder probiert.Läufige Hündinnen treffe ich eigentlich nie. Das ist mir nur einmal passiert, da war er aber zum Glück noch zu jung. Er ist nur sehr interessiert hinter ihr her gelaufen, bis mir die Besitzerin dann Mal gesagt hat, dass ihre Hündin läufig ist. Da war ich dann auch etwas sauer, weil ich eigentlich dachte, dass man läufige Hündinnen nicht überall rumlaufen lässt.

    Läufige Hündinnen haben genauso das Recht spazieren geführt zu werden, wie alle anderen Hunde auch.
    Es gehört zur Erziehung und zum Erwachsenwerden dazu, dass Hunde lernen, damit umzugehen (beiderlei Geschlechts).


    Ich würde den Rüden aus diesen genannten Gründen nicht kastrieren.

  • Ja, das stimmt natürlich, dass läufige Hündinnen auch spazieren dürfen. Das habe ich mit meiner ja auch gemacht.
    Ich fände das aber nett, wenn man das dann auch sagen würde.
    Ich habe dann immer allen zugerufen, dass sie läufig ist.
    Meine waren an der Leine und die Hündin ist zu uns gelaufen und sie meinte dann, dass ich ruhig ableinen kann. Er war da ca 1 Jahr und hatte keine Probleme mit Hunden. Und erst als ich dann sagte, dass ich es komisch finde, dass er ihr die ganze Zeit hinterher läuft meinte sie: Ja, wahrscheinlich weil sie läufig ist.
    Und das fand ich dann ein bisschen blöd.
    Das hätte ich vielleicht dazu schreiben sollen. Generell habe ich natürlich kein Problem damit, dass läufige Hündinnen auch spazieren gehen ;).


    Ich versuche heute Abend Mal ein Foto einzustellen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!