Anfang - Mantrailing, Fährte oder erst Anstand ;-)

  • Wir haben seit 2 Monaten eine Vizsla Teenagerin aus dem Tierschutz. Sie ist nun 9 Monate alt. Wir finden, sie hat sich gut eingelebt, ist äusserst menschenbezogen, mag Arbeiten und ihre Nase ist sehr beschäftigt dauernd Futter zu suchen (leider auch Hundekot und Essensreste draussen). Freilauf hatte sie noch nicht, obwohl Rückruf (Pfiff) ohne massive Ablenkung wie Hundespiel oder Tiersichtung/Jagdimpuls super passt. Eben, Kot fressen, bei anderen Hunden gelassen bleiben und nicht ums verrecken hinwollen und Menschen beim Begrüssen nicht ins Gesicht springen sind noch Baustellen. Leinenführigkeit natürlich auch - wird besser und besser, aber sie ist sehr reizoffen und schnell abgelenkt.


    Bisher machen wir Grundgehorsam, ein, zwei Tricks, Welt kennenlernen (Bus, Laden, Kinder...) und verstecken Futterbeutel oder Leckerchen. Findet sie quasi immer, auch wenn sie gern etwas zu schnell sucht und auch mal überläuft. Sonst üben wir viel Ruhe, gehen einmal ca 50 Minuten laufen, einmal etwas kürzer plus halt pinkeln.


    Wie würdet ihr vorgehen? Uns würde Mantrailing oder Fährten interessieren. Mantrailing wird ja oft schon mit Junghunden gemacht. Fändet ihr das bald eine gute Idee oder ist das neben dem Basisprogramm zu viel? Würde ihr das wohl eher helfen oder sie überfordern? Und falls ja zur Jugendarbeit - was macht mehr Sinn? ZOS? Fährte? Mantrailing? Geht das, mit einem Hund der noch nicht gelassen ist wenn andere Hunde da sind?

  • Mir persönlich wäre es zu früh. Lass sie doch erst mal ankommen, die Grundkommandos und Hausregeln lernen und das Leben bei Euch und in Eurer Umgebung.
    Das reicht, zumal Ihr ja auch schon kleine Suchspiele etc. mit ihr macht.


    Ich konzentriere mich die ersten 1-2 Jahre komplett auf die Grunderziehung und wenn die sitzt (Ihr habt ja noch ein paar Baustellen wie Du schreibst), könnt Ihr schauen, was Euch und dem Hundchen Spaß macht. Habt doch noch ein Leben lang Zeit dafür. :smile:

  • Huhu,


    Fährte, Mantrailing, ZOS, sind ja alles auch unterschiedliche Baustellen. Ich selbst bin mit meiner beim BRK als Flächenhundeteam, also auch für echte Einsätze und wir haben auch Mantrailer (das sind nur die Bloodhounds und Schweißhunde). Ich seh es so, es ist für den Hund eine tolle Art, den Jagdtrieb auch einsetzen zu dürfen und die Nase zu trainieren. Schau es dir doch einfach mal an was Dir davon gefallen würde. Ein oder zweimal die Woche reicht ja locker, aber gerade als Vizsla findet man Nasenarbeit sicher cool. Ist auch echt anstrengend fürs Hirn und lastet den Hund mehr aus als lange Gassis.
    Bei uns in der Flächensuche sind die Welpen sofort mit beim Training im Wald und lernen so, Menschen zu suchen (und dabei die coolen Wildgerüche zu ignorieren)

  • Ich würde durchaus schon mit einer Beschäftigungsart anfangen.


    Das klingt nach einem ganz normalen Junghund ohne ernsthafte Probleme. Wenn du erst anfängst wenn sie perfekt erzogen ist kannst du lange warten. :hust:


    Plan- und sinnvolle Nasenarbeit lastet den Hund ganz anders aus als ein Trainingsspaziergang durch die Innenstadt zB. Der Hund ist danach müde, zufrieden und sehr ausgeglichen.
    Gerade für Junghunde finde ich es wichtig, dass sie auch lernen sich mal richtig zu konzentrieren, andere Reize auszublenden und eine Aufgabe zu lösen.


    Was genau ihr machen wollt müsst natürlich ihr entscheiden.
    Ob sie die Nähe anderer Hunde schon ertragen kann ist zumindest beim Mantrailing und beim Fährten völlig egal, da warten die anderen Hunde eh im Auto während einer arbeitet.



    Ich mache es mit meinem Junghund so, dass an Trainingstagen sonst nichts passiert. Das bedeutet die große Runde und sonstige Tricksereien fallen aus, stattdessen gibt es nur kurze Löserunden und sonst viel Ruhe.
    Dadurch bleibt genug Kapazität fürs Training und der Hund wird nicht überfordert.

  • Ich persönlich würde ihr noch Zeit geben.
    ZOS geht super auch zu Hause und auf Spaziergängen.


    Mein Knirps, der im April einzieht, soll mal Rettungshund werden, wenn alles passt.
    Aber erstmal üben wir Alltag, Arbeit und Alltag und Arbeit.
    Die Hunde kommen bei mir mit zur Arbeit.


    Lass sie erstmal richtig ankommen und dann fange an mit ihr zu arbeiten.

  • Meine Maus ist jetzt 10 Monate.
    Wir haben mit ca. 4 Monaten (Lucy war 12 Wochen, als sie zu uns kam) spielerisch mit "Spielzeug verstecken" (anfangs im Haus) angefangen.


    Das hat von Anfang an gut geklappt und Lucy hatte schon mit 4 Monaten soooo viel Spaß daran.
    Und danach war sie immer 2 Meter größer und der ganze Hund hat vor Freude gestrahlt :D


    Irgendwann habe ich ein Spielzeug im Garten versteckt und als das auch gleich gut funktioniert hat, habe ich das Spielzeug (draußen ein Tau) mal mit auf den Spaziergang genommen und dort versteckt - erst nur ein paar Meter - und dann immer weiter weg.


    Mittlerweile sucht Lucy relativ große Wiesen/Felder ganz konzentriert ab und ich bin immer wieder aufs Neue fasziniert davon.


    Es ist natürlich eine "laienhafte" Flächensuche und Leute aus dem Rettungshunde-Bereich werden die Hände über den Kopf zusammenschlagen :verzweifelt:


    Aber Lucy hat total Spaß daran - und ich auch. :D




    Natürlich finde ich einen zuverlässigen Rückruf, ruhiges Verhalten bei Hundebegegnungen usw. viel wichtiger, als Suchspiele.


    Aber ich denke, das eine schließt das andere nicht aus.
    Im Gegenteil - ich denke, dass bei uns die Suchspiele schon auch viel zu Lucys Entwicklung beigetragen haben, weil eine zufriedene und ausgelastete Lucy viel besser "handelbar" ist, als eine unausgelastete, überdrehte Lucy ;)


    Ich denke, es kommt auch sehr auf den einzelnen Hund an - bei Lucy (Parson Russell Terrier) merkt man sehr, dass sie eine Aufgabe braucht und darin dann total aufgeht.



    Und ich glaube, neben dann ganzen "ernsten" Sachen, die Welpen und Junghunde lernen müssen, ist es auch schön, wenn man ein gemeinsames Hobby hat, das beiden einfach nur Spaß macht.
    Und somit schließt sich der Kreis für mich wieder - denn je besser die Beziehung, um so besser funktioniert meistens auch der Rest.



    Mantrailing ist natürlich nochmal etwas anderes, als unsere Hobby-"Flächensuche" - aber ich denke, vom Grundgedanken, ab wann man mit dem Hund so etwas machen soll, sind die Gedanken ähnlich, deshalb wollte ich meine Erfahrungen dazu kurz schreiben.




    Viele Grüße
    Sandy

  • Och, ich finde, es spricht nichts dagegen, jetzt schon mal wo reinzuschnuppern. Ich persönlich mag mantrailen total gerne und weiß auch von Hunden, die schon als Welpen angetrailt worden sind. Es ist eine sinnvolle Auslastung für den Hund und macht in der Regel Hund und 2bein Spass :-)


    Ich hab das, gerade auf dem Hundeplatz, oft schon gehört "Wir machen dies und jenes noch nicht, weil wir wollen erstmal Grundgehorsam". Das Eine schließt das Andere doch nicht aus? Gerade beim trailen, wo man lernt seinen Hund zu lesen, der Hund lernt seine Nase sinnvoll einzusetzen und man zusammen arbeitet. Ist doch förderlich für die Beziehung zum Hund?


    Man muss es ja nicht übertreiben und 4 x die Woche wo anders hingehen und trainieren. ;)

  • Kommt darauf an was du lieber magst.
    Trailen und Fährte ist Teamarbeit und bedeutet viel Zeit aufzubringen von der der Hund viel im Auto ist.
    Ich traile auch ca 1x im Monat, das ist allerdings ein Punkt der mich persönlich nervt. Der Kleine hat mit 16 Wochen angefangen zu Trailen
    Von daher stehe ich mehr auf ZOS .
    Und klar kannst du anfangen, der Hund lernt auf diese Art und Weise dass es Spaß mit dir zusammen macht.
    Ich finds überhaupt nicht zu früh.

  • Vielen Dank euch allen!


    Ich sehe, das kann man so oder so sehen. Ich finds schwierig zu sagen - Alltag ist schwierig für sie. In der Wohnung kommt sie immer besser zur Ruhe und schläft auch genug. Nachlaufen muss ich aber verbieten wenn ich das nicht will, sonst ist sie mein Schatten.


    Draussen ist sie halt noch extrem reizoffen und alles neue ist ooohhhhhsoooooospannend und fliegende Blätter, Hunde, Kinder uuuuuuhhh! Die Frage ist halt, hilft ihr das rassegerechte Auslasten um allgemein ruhiger zu werden oder ist es neben der ganzen scchönen neuen Welt too much und noch nicht wichtig.


    Aber da ich mir nun gerade die Hand gebrochen habe, werden wir eh bis auf weiteres bei Zos oder ähnlichem bleiben müssen.

  • Wie gesagt, ich glaube es besteht eine große Chance, dass sie dadurch ruhiger wird.


    Denn "Auslastung" (durch viele Reize zB) und "rassegerechte Auslastung" sind zwei Paar Schuhe und in ihrer Qualität nicht miteinander zu vergleichen.


    Nehmen wir mal einen Tag an dem du den Wocheneinkauf erledigst und das komplette Haus putzt und einen Tag an dem du einen tollen Ausflug mit deiner Familie oder Freunden gemacht hast.
    An beiden Tagen bist du abends müde - aber welche Müdigkeit ist angenehmer? Nach welchem Tag bist du zufriedener?




    Die Reizoffenheit im Alltag wird sich Mantrailing o.ä. nicht weg gehen, aber sie lernt dabei sich trotz der Reize auch mal zu konzentrieren und die auszublenden. Diese Lernerfahrung kann dir dann auch im Alltag nutzen indem du ihre Konzentration anderweitig fesselst.



    Gute Besserung!

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